chefinfo 10-22

INDUSTRIELLENVEREINIGUNG OBERÖSTERREICH PRÄSENTIERT DIE D A S M A G A Z I N D E R F Ü H R U N G S K R Ä F T E DEZEMBER 2022 DEZEMBER 2022/32. JG./NR. 10/2,50 EURO, P.B.B. VERLAGSPOSTAMT 4020 LINZ/ERSCHEINUNGSORT LINZ/ZUL.-NR. GZ 02Z031559 M UNTERNEHMEN OBERÖSTERREICHS 2022

Cyrus Rahmat Tel.: 0732 650350-22 | Mobil: 0664 1006505 | E-Mail: cyra@cyra.at Cyra Immobilien GmbH | Berggasse 23 b | A-4040 Linz | www.cyra.at Neuson Real GmbH Zollamtstraße 7 | A-4020 Linz | Tel. 0732 673500 office@neuson-real.com www.neuson-real.com B E R A T U N G | V E R M I T T L U N G | P R O J E K T E N T W I C K L U N G IHRE NEUE IMMOBILIE 2023 Verkauf eines Top-Logistikstandorts neben Autobahn A1 (Abfahrt Oberwang) Hallenbau bis 30 Meter Höhe zulässig. Es sind bereits einige Logistikfirmen vor Ort. Adresse: 4882 Oberwang, Gewerbestraße Größe Grundstück: 16.000 m² + 3.000 m² Modernes Gewerbeobjekt und effiziente Bestandshallen in Neufelden zu vermieten Neubau-Gewerbeobjekt mit Halle über 2 Ebenen Hallenfläche: 4.833 m², Büro: 226 m², 20 Pkw-Stellplätze, Beschickung ebenerdig und über innenliegende Rampe Bestandshallenflächen: 14.400 m² und Büro: 300 m², Beschickung ebenerdig und über innenliegende Rampe, Mietkonditionen auf Anfrage OBJEKT 4 P R O V I S I O N S F R E I F Ü R M I E T E R OBJEKT 3 OBJEKT 2 Moderne Gewerbeimmobilie in Ennser Toplage zu vermieten Adresse: Dr. Theodor Körner Straße 4, 4470 Enns Größe Halle: 1.865 m², Höhe: 8,50 Meter Größe Büro: 560 m², 35 – 50 Pkw-Stellplätze Mietbeginn: 1. März 2023, Mietdauer: 7 – 10 Jahre HWB: 74 kWh/m²a Mietkonditionen: auf Anfrage OBJEKT 3 Attraktive Bürofläche Linz Stadt Lage: 4020 Linz, Raimundstraße Mietfläche: ca. 900 m² Ausstattung: Klima, Qualitätsböden, Lift, Parkplätze, etc. Großraum- oder Einzelbüros – Innenausbau nach Wunsch! Bus und Straßenbahn fußläufig erreichbar Miete: auf Anfrage HWB: 88 kWh/m²a, fGEE 0,93 Ein Campus für innovative Unternehmen Lage: Linz Zentrum vis-à-vis Wifi OÖ, BT2: 400 m² (2023) BT1: 1.600 m² teilbar (ab 2023) BT3 & 4: je 5.800 m² teilbar (ab 2024), MIETERWÜNSCHE können noch berücksichtigt werden! Benefits: Konferenzzentrum, Restaurant, Nahversorger, Kinderbetreuung, Hotel, direkte Anbindung an Straßenbahn, Bus und Autobahn Miete: auf Anfrage, HWB: 16 kWh/m²a, fGEE: 0,78 OBJEKT 1 Büroflächen im TECHBASE LINZ OBJEKT 1 Einzigartiges Stadtdomizil im Herzen von Linz zu verkaufen Adresse: Marienstraße 6,4020 Linz Nutzfläche: 630 m², Wohnfläche: 362 m² Dachgarten mit Pool und Whirlpool, 3 Garagenplätze, hochwertigste Ausstattung und Designs, Klimaanlage, Alarmanlage, elektrische Außenbeschattung, 3 Bäder, 4 Schlafzimmer, Getrennte Wohneinheit, auch als Büro nutzbar, barrierefrei durch Lift in alle Ebenen, Kaufpreis: € 4.500.000,– Bürohaus 1210 Wien, Strebersdorf Erstbezug – Ausbau nach Mieterwünschen Lage: 1210 Wien, Strebersdorf – direkte Autobahnanbindung, Bus, Bahn Mietfläche: ab 670 m² bis 4.800 m²; individuelle Raumaufteilung, top Ausstattung, Klima, Parkplätze Miete: auf Anfrage HWB: 83 kWh/m²a, fGEE 1,51 OBJEKT 4 Gewerbepark Franzosenhausweg Linz Moderne Bürofläche Linz Süd Lage: Linz, Franzosenhausweg Mietfläche: ca. 350 m² ab sofort, hochwertige Ausstattung, Klima, Lift, ausreichend Parkplätze, gute Verkehrsanbindung, Autobahnanschluss, Miete: auf Anfrage HWB: 123 kWh/m²a, fGEE: 2,58 OBJEKT 2 OBJEKT 5 Moderne Büroflächen mit Lagerhalle am Franzosenhausweg zu vermieten Büro: 1.835 m² – teilbar ab 750 m². Halle: 556 m². Parkplätze: 48 Mietkonditionen: auf Anfrage

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6 | CHEFINFO | 10/2022 COVERFOTO: JDAWNINK / GETTY IMAGES FOTOS: SKYNESHER / E+ / GETTY IMAGES (2X), ROSENBAUER Kampf gegen Windmühlen Nichts nervt Unternehmer mehr als der tägliche bürokratische Wahnsinn. Eine Bestandsaufnahme. Verordneter Wettbewerb Warum ausgerechnet freie Marktwirtschaften eine Behörde für mehr Wettbewerb brauchen. 18 32 Wirtschaft Goldenes Handwerk Warum Österreich bei den Berufsweltmeisterschaften regelmäßig so gut abschneidet. Oberösterreicher an der Börse Die KMU-lastige Wirtschaft tut sich traditionell mit der Börse schwer. Dabei böte sie viele Chancen. 50 56 62 148 Entscheider am Spielfeld Was haben Schiedsrichter und Top-Manager gemeinsam? Eine Menge, sagen die besten Schiris des Landes. Die versteckten Champions Oberösterreich hat kaum bekannte globale Marken. Die Weltmarktführer sitzen dafür in den Nischen. 50 62 Inhalt 148 Ranking Das sind die umsatzstärksten Unternehmen Oberösterreichs. 72 Top 300 Unternehmen oberbank.at/unabhaengigkeit Unabhängigkeit ist ein Gut, das man erst richtig schätzen lernt, wenn es verloren geht oder gefährdet ist. Für uns ist sie einfach: der wichtigste Erfolgsfaktor. Keine ferne Konzernzentrale, die uns fremdsteuern könnte. Wir fällen alle Entscheidungen selbstbestimmt und schnell, in der Region für die Region. Genau das hat uns auch zu einer der erfolgreichsten und nachhaltigsten Banken Österreichs gemacht. Dr. Franz Gasselsberger, MBA Generaldirektor Oberbank AG Anders, weil: unsere Unabhängigkeit oft erst verstanden wird, wenn man Abhängigkeit erlebt. Herbert Eibensteiner Vorstandsvorsitzender der voestalpine AG 1 Thomas Saliger Unternehmenssprecher der XXXLutz KG Horst Leitner Generaldirektor der Hofer KG Karl Weidlinger Vorstandsvorsitzender der Swietelsky AG 2 3 4

8 | CHEFINFO | 10/2022 FOTO: WAKOLBINGER Klaus Schobesberger Chefredakteur Ein guter Tag beginnt mit einem Formular k.schobesberger@chefinfo.at Von der Wiege bis zur Bahre: Formulare, Formulare! Für den gelernten Österreicher ist die Bürokratie Teil der DNA und Unternehmer verzweifeln wie Don Quijote täglich imKampf gegenWindmühlen im Land der Tintenburgen. Aber wer denkt, Bürokratie sei nur negativ und ein Phänomen der Verwaltung, sollte vielleicht einmal die Effizienz seiner eigenen Organisation in Augenschein nehmen. Andererseits benötigt ein erfolgreicher Wirtschaftsstandort eine solide arbeitende Beamtenschaft. Wir haben uns dieses Thema in dieser letzten Ausgabe des Jahres jedenfalls ganz genau angesehen und von verschiedenen Seiten beleuchtet. Sogar ein Bürokratieforscher kommt zu Wort. Passend zu diesem Thema führten wir mit der interimistischen Leiterin der Bundeswettbewerbsbehörde ein Gespräch über Fair Play in der Wirtschaft. Manchmal muss der Staat eingreifen, um mehr Wettbewerb zu schaffen. Wir halten in dieser Ausgabe einige interessante Geschichten für Sie bereit. Schwerpunkt ist das Ranking mit den 300 größten Unternehmen Oberösterreichs. Das Jahr 2022 verlief für viele Unternehmen ausgezeichnet. Manche verbuchten Rekordergebnisse. Aber wir stehen zweifellos an einem Wendepunkt. Die letzten Jahre hielten immer „Überraschungen“ parat. Mal sehen, was uns 2023 erwartet. Ihnen wünsche ich ein frohes Fest und erfolgreiches neues Jahr. IMPRESSUM: Eigentümer und Medieninhaber: Zielgruppen-Zeitungsverlags GmbH. Redaktionsanschrift: Zamenhofstraße 9, 4020 Linz, Tel.: +43 (0)50 6964-0, E-Mail: redaktion@chefinfo.at. Herausgeber: Peter Lengauer. Geschäftsführung: Mag. Johanna Lengauer, Hans Huber. Chefredaktion: Klaus Schobesberger. Redaktion: Jürgen Philipp Bakk. Komm. MBA, Mag. Cordula Meindl, Verena Schwarzinger. Verlagsverkaufsleitung: Christian Schüttengruber. Anzeigen: Mirijam Mayer, Isolde Kainz, Roswitha Lang, Romana Gerard, Gerold Rachlinger. Artdirector: Thomas Bruckmüller. Artdirector-Stv.: Cindy Mair. Grafik: Julia Pargfrieder, Julian Kastenhuber, Malina Lahner, Rebecca Falmbigl. Bildbearbeitung: Andrea Laban, Frank Garzarolli. Korrektur: Mag. Dorrit Korger. Druck: Radin print d.o.o., Sveta Nedelja, Kroatien. Abo-Hotline: Tel.: 0506964-4091. E-Mail: abo@chefinfo.at. Internet: www.chefinfo.at. Gültig ist die Preisliste 2022. Im Sinne einer leichteren Lesbarkeit werden geschlechtsspezifische Bezeichnungen überwiegend in männlicher Form verwendet. moments ● CHEFINFO ● WEEKEND MAGAZIN ● Corporate Publishing CHEFINFO IST EIN PRODUKT IM Editorial Porsche Zentrum Oberösterreich Salzburger Straße 292 4060 Linz-Leonding Telefon +43 505 91132 Oliver Hacker, DW 810 Robert Briedl, DW 811 Lars Jussek, DW 812 www.porschelinzleonding.at Taycan Turbo S Sport Turismo – Stromverbrauch kombiniert 22,5 – 24,0 kWh/100 km; CO₂-Emissionen kombiniert 0 g/km. Stand 12/2022. Die angegebenen Werte wurden nach dem vorgeschriebenen Messverfahren VO (EG) 715/2007 (in der gegenwärtig geltenden Fassung) im Rahmen der Typengenehmigung des Fahrzeugs auf Basis des neuen WLTP-Prüfverfahrens ermittelt. Soul, electri ed. Der neue Taycan Sport Turismo.

10/2022 | CHEFINFO | 11 10 | CHEFINFO | 10/2022 FOTOS: VOLKSWAGEN AG, PATRICIA DE MELO MOREIRA / AFP / PICTUREDESK.COM, SUPANTHA MUKHERJEE / REUTERS / PICTUREDESK.COM, PALAIS LINZ, FRETELLO UND VENIONAIRE CAPITAL, GOSTUDENT Radar Endlich zurück am Tanzparkett KV-Ball. Kaufmännischer Verein und WKO Oberösterreich laden nach zweijähriger Pandemiepause am 28. Jänner 2023 unter dem Motto „La Dolce Vita“ zum traditionsreichen KV-Ball. Für musikalische Stimmung sorgen unter anderemHans Peter Gratz & Orchester, die Rockagilly’s, Victors Musikbasar, das Daniel Ecklbauer Trio und DJ Alex. Um Mitternacht treten Sopranistin Ksenia Skorokhodova und Tenor Connor Prendiville von der Bruckneruniversiät und dem OÖ Opernstudio auf. Karten sind erhältlich unter www.palaislinz.at. Florian Lettner Mitgründer von Fretello Das Linzer Gitarrenlern-App konnte Abopartnerschaften mit den globalen Musikgiganten Yamaha und Thomann abschließen. Sebastian Siemiatkowski CEO und Co-Founder Klarna Der Zahlungsdienstleister schreibt nun Millionenverluste, baut 700 Mitarbeiter ab und ist an der Börse um 85 Prozent weniger wert. Felix Ohswald Co-Founder von GoStudent Das Wiener EduTech-Unicorn übernimmt den deutschen Mitbewerber Studienkreis und setzen künftig mehr auf hybrides Lernen. Changpeng Zhao CEO von Binance Der Gründer der größten KryptoHandelsplattform kämpft nach der Pleite des Konkurrenten FTX selbst um Vertrauenswürdigkeit am Markt. TOP DOWN Startups mit einem Erfolgslauf Startups plötzlich unter Erfolgsdruck Hans Dieter Pötsch Aufsichtsrats-Chef der Volkswagen AG „Die Globalisierung hat eine große Zukunft, aber sie wird sich verändern.“ Dahin gesagt WIR MACHT’S MÖGLICH. rlbooe.at In herausfordernden Zeiten braucht es einen verlässlichen Partner in der Nähe, mit internationalem Know-How und einem starken Netzwerk.

10/2022 | CHEFINFO | 13 12 | CHEFINFO | 10/2022 FOTOS: AHMAD GHARABLI / AFP / PICTUREDESK.COM, HERMANN WAKOLBINGER Anders gedacht von Klaus Schobesberger Chefredakteur Eines der treffendsten Bilder über die Weltklimakonferenz in Ägypten machte in den sozialen Medien die Runde. Der Screenshot eines Flug-Tracker-Programms zeigte Hunderte Privatjets, die von Kairo aus in alle Welt abhoben. Ziemlich viel klimaschädlicher Aufwand für das Produzieren heißer Luft bei den zahlreichen Talkrunden im Schatten der Pyramiden. Dieser Aktivismus der Delegierten der Weltgemeinschaft unterscheidet sich in seiner lösungsbefreiten Ineffizienz kaum von jenen Klimaaktivisten, die den Verkehr blockieren und sich in Museen an Kunstwerken festkleben. Fast schon putzig war die Aktion von zwei Vertretern der „Letzten Generation“, die sich im vollbesetzten Saal der Hamburger Elbphilharmonie am Dirigentenpult festgeklebt haben. Weil das Gestänge nicht fixiert war, wurden sie von Saalordnern damit auf den Gang getragen. Linke Fantasien eines antikapitalistischen „Systemwandels“ werden Planeten ebenso wenig retten, wie die Transformation in „saubere Energie“ die Umweltzerstörung verhindern kann. Der neue „grüne“ Raubbau Grüne Politikerinnen wie Eleonore Gewessler blenden konsequent die Geopolitik ihrer schöngefärbten Zukunft aus. Fossile Brennstoffe machen heute etwa 80 Prozent des weltweiten Energiemixes aus. Die globale Umstellung auf erneuerbare Energien bedeutet den Übergang von einer auf fossilen Brennstoffen basierenden Industrie zu einer auf Metallen basierenden Industrie. Allein die Hunderten von Millionen von Elektrofahrzeugen der Zukunft benötigen Batterien, die Nickel, Kobalt und andere seltene Erden enthalten. Dieser Wandel erfordert Bergbau in einem bisher ungeahnten Ausmaß – in den Weiten Afrikas, in den Tiefen des Meeres und unter den Eisschichten der Antarktis. Der Wettbewerb um knappe Materialien hat erst begonnen und wird sich unweigerlich verschärfen. China war in diesem Machtkampf bisher am erfolgreichsten. Ohne militärisches Eingreifen hat Peking heute fast ein Monopol auf seltene Erden und mit seinen Hafenbeteiligungen eine strategisch clevere Lieferkette von Bangladesch bis Hamburg aufgebaut. In Deutschland zeigt sich gerade das ganze Ausmaß des Desasters unüberlegter grüner Initiativen mit Merkels ruinöser Politik: Die zu große Abhängigkeit von Dikator Putin verbunden mit der Stilllegung von Atomkraftwerken führte dazu, dass Kohlekraftwerke wieder in Betrieb genommen werden mussten. Unser Planet behandelt alle mit unparteiischer Gleichgültigkeit. Wir brauchen daher keine Moralprediger, sondern ernsthafte und ehrliche Klimapolitik. n ZUKUNFT. Antikapitalismus, Straßenblockaden und hohle politische Phrasen bringen uns keinen Millimeter weiter. Wir brauchen keine Moralprediger, sondern ernsthafte Klimapolitik INNOVATIVE PIPE SYSTEMS KE KELIT Zentrale, Linz KELOX PROTEC Steckfittings CLIMATEFIX Heiz- und Kühldecken TOP ARBEITGEBER kekelit.com/ karriere STEELOX Flexibles EdelstahlRohrsystem

10/2022 | CHEFINFO | 15 FOTOS: TROGROUP, FACC,/RAMBOSSEK, LENZING AG Wirtschaft Neue Privatbankerin Magdalena Sandra Macurek ist neue Senior Private Bankerin der Zürcher Kantonalbank in Salzburg. Zuvor war sie Privatkundenverantwortliche bei Oberbank und Spänglerbank. Neuer Finanzvorstand Nico Reiner folgt per 1. Jänner 2023 Thomas Obendrauf als CFO bei der Lenzing AG nach. Reiner war zuvor in global agierenden Unternehmen wie z. B. der AL-KO-Gruppe als CFO tätig. Klimaneutral FACC setzt beim Versand von Flugzeugteilen nur noch auf nachhaltige Verpackung. Bei Tausenden Sendungen pro Monat haben Optimierungen einen großen Hebel. Ziel: CO2neutrale Fertigung bis 2040. „Mehr Nachhaltigkeit heißt im besten Fall auch mehr Effizienz“, sagt CEO Robert Machtlinger (im Bild rechts neben Logistiker Gernot Valentin): „Wir haben nicht nur unseren ökologischen Fußabdruck minimiert, sondern auch Kosten eingespart.“ Welser setzen auf Laserquellen Norbert Schrüfer. Die TroGroup mit Trodat (Stempel) und Trotec (Laser) baut mit der Laser Sources Group ein drittes Geschäftsfeld auf. „Wir wollen uns zu einem globalen Player im Bereich Laserquellen entwickeln“, sagt Norbert Schrüfer, CEO der TroGroup. Prozent mehr ist für das Budget des oö. Standortressorts für 2023 vorgesehen. Damit stehen mit fast 425 Mio. Euro rund 60 Mio. Euro mehr zur Verfügung. 16,4

16 | CHEFINFO | 10/2022 10/2022 | CHEFINFO | 17 FOTOS: LAND OÖ/MAYRHOFER, TAGEN IN ÖSTERREICH/MICHAEL KAINZ, DACHSER, EUROTHERMEN FOTOS: MAW/BILL LORENZ, CITYFOTO.AT, REFURBED, LINZ AG/FOTO KERSCHI Neues Konzept für das Linzer „Herberstein“ Die Gastronomen Petra und Thomas Altendorfer gönnten dem „Herberstein“ nach 20 Jahren und einer Pandemie eine Neuausrichtung. So wurde die Bar stärker in den Restaurantbetrieb integriert und Küchenchef Sascha Wurdinger erweiterte das fleischlose Angebot. Wurdinger ist nun Geschäftsführer und am Restaurant beteiligt. Branchen Dachser kauft Softwareanbieter Dachser hat die Mehrheit der kasasi GmbH übernommen. Das Unternehmen mit 50 Mitarbeitern entwickelt innovative Softwareprodukte, die Transportprozesse auf der Straße, der Schiene und auf Gewässern optimieren und transparent machen. Im Bild: Burkhard Eling (CEO Dachser), Markus Lechner (CEO kasasi), Stefan Hohm (CDO Dachser). OÖ Innovationspreis für Software Competence Center Hagenberg (SCCH) und KUK Kinderwunsch Zentrum: Dank verbesserter Qualitätsbewertung von Embryos im Frühstadium durch künstliche Intelligenz steigt die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, deutlich. Im Bild LR Markus Achleitner, Alexandra Halouska (Krone), Markus Manz (SCCH), Thomas Ebner (Kepler Universitäts- klinikum) und LH Thomas Stelzer. MANAGEMENT & ERFOLG redaktion@chefinfo.at Eurotherme spart Wasser mit Rabmer Wie sich Energie- und Wasserbedarf langfristig senken lassen, demonstriert das Eurothermenresort Bad Schallerbach. 200 Duschen wurden mit Umwelttechnik der Rabmer Gruppe ausgestattet. Das Ecoturbino-System spart dem Resort rund 9,1 Millionen Liter Wasser, 370.000 kWh Energie und 120 Tonnen CO2 im Jahr – und das ohne Komfortverlust für die Gäste, freut sich EurothermenChef Patrick Hochhauser. Beliebtestes Seminarhotel Wesenufer Hotel & Seminarkultur wurde bei der Verleihung des Goldenen Flipcharts 2022 zum beliebtesten Seminarhotel in Oberösterreich gewählt. Der Award der Tagungsbranche basiert auf tausenden MICEadvisor-Bewertungen. Hotelleiterin Margarete Durstberger (2.v.r.) freute sich die Auszeichnung. Innovationspreis für Projekt „Schwanger dank KI“ Linz macht Tiefgaragen fit für Elektromobilität Zukunftsgerichtete Kooperation zwischen Linz AG und Neue Heimat: In den nächsten zwei Jahren werden rund 150 bestehende Tiefgaragen mit der E-Lade-Gesamtlösung „Wallbox CitySolution“ der Linz AG nachgerüstet. Damit erhalten mehr als 5.000 Bewohner die Möglichkeit, ein E-Auto zu laden. Ein Gütesiegel soll künftig jene Gebäude auszeichnen, die fit fürs E-Laden sind. Im Bild: Andreas Reinhardt (Linz AG), Bürgermeister Klaus Luger, Robert Oberleitner (Neue Heimat) und Linz-AG-Generaldirektor Erich Haider. GEWERBE & DIENSTLEISTUNG redaktion@chefinfo.at Green-Tech-Firma holt sich Marketing-Profi Der personelle Expansionskurs des Wiener Green-Tech Scale-ups geht weiter. Jonny Ng (38) war zwischen 2018 und 2021 für die globale Marketingstrategie & Kommunikation von Zalando verantwortlich und ist seit September Chief Marketing Officer bei refurbed. In der Branche ist er kein Unbekannter, so hat er in den vergangenen zwei Jahrzehnten für namhafte Marken wie Marks & Spencer, Coca-Cola oder auch Burberry gearbeitet. Staatspreis für OÖ Tourismus Die Kampagne „Drinnen ist nicht draußen“ des OÖ Tourismus erhielt für ihren mutigen und neuen Ansatz den „Staatspreis Werbung“. Preisvergabe in Wien mit Angelika Sery-­ Froschauer (WKO), Andrea Reiter-Kofler, Christina Renauer (OÖ Tourismus), Doris Haas (Fredmansky), Heinz Gressenbauer (OÖ Tourismus) sowie Roland Weinert vom BMAW. n RLB OÖ. Das Market-Institut hat die Raiffeisenlandesbank OÖ mit dem „Market Quality Award“ ausgezeichnet. In der Studie befindet sich die RLB OÖ in den fünf Hauptkategorien als Arbeitgeber jeweils auf einer Top-10-Position und bestätigt damit die ausgezeichnete Performance des Vorjahres. n OBERBANK. Robustes operatives Geschäft der Oberbank in den ersten drei Quartalen im laufenden Geschäftsjahr. Die Beteiligung am Stahlkonzern voestalpine führte jedoch zu einer Wertberichtigung. Der Gewinn nach Steuern sank gegenüber dem Q3 vom Vorjahr um 60,9 Prozent auf 74,1 Millionen Euro. n MOTEL ONE. Der Münchner Pionier des BudgetDesign-Konzepts konnte im dritten Quartal 2022 mit 202 Millionen Euro Umsatz und 71 Millionen Euro Gewinn das höchste Quartalsergebnis in der Unternehmensgeschichte realisieren. Die Hotelkette betreibt europaweit 83 Häuser, davon acht in Österreich. n FRETELLO. Das Linzer Gitarrenlern-Start-up kann eine weitere Kooperation mit zwei Giganten der Musikindustrie verbuchen. Musikinstrumente-Hersteller Yamaha und der weltweit größte Online-Gitarrenhändler Thomann bieten beim Kauf einer Gitarre nun erstmals ein kostenloses Probeabo von Fretello an.

18 | CHEFINFO | 10/2022 COVERSTORY TEXT: Jürgen Philipp BÜROK RATIE Von der zur Bürokratur? ORGANISATION. Die Bürokratie hat keinen sonderlich guten Ruf in der Wirtschaft. Sie gilt oft als Verhinderer und weniger als Ermöglicher. Der Amtsschimmel reitet davon unbeeindruckt weiter durch die Werkshallen und Büros. Doch wie sähe aus Sicht der Wirtschaft und der Wissenschaft eine effiziente Bürokratie aus? Wie kann die Digitalisierung dabei helfen? Würgt die Bürokratie die Energiewende ab? Wo drückt der Schuh in den einzelnen Branchen und was haben die Bremer Stadtmusikanten bzw. Franz Kafka damit zu tun? Ein Streifzug durch verschiedenste Unternehmen bringt einen Einblick über die dringendsten Baustellen und Lösungsansätze. FOTO: CYANO66 / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS

COVERSTORY 20 | CHEFINFO | 10/2022 FOTO: PESKYMONKEY / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS 10/2022 | CHEFINFO | 21 FOTO: HOFMANN PERSONAL COVERSTORY as haben die Bremer Stadtmusikanten mit Bürokratie zu tun? Sie haben ein Problem unbürokratisch gelöst und sind dank Selbstverwaltung in das Haus der Räuber eingezogen. Dieses Märchen hat Prof. Raoul Kneucker, Verwaltungsforscher und einer der führenden europäischen Experten für Bürokratie, in seinem Buch: „Bürokratische Demokratie, demokratische Bürokratie“, verarbeitet. Der 84-jährige studierte und unterrichtete in Deutschland und den USA. „Die Gebrüder Grimm waren Juristen und wussten genau, was sie mit dieser Geschichte erzählen wollten.“ Kneucker nimmt in seinem Buch einige Anleihen aus der Weltliteratur, so auch bei Kafkas Novellen. „Bei Kafka geht es immer um die Grundsatzprobleme der Bürokratie. Seine Novellen bestechen durch absolute Fachkunde. ,Das Schloss‘ etwa bezieht sich auf die K.-u.-k.-Verwaltung.“ Kneucker fand heraus, dass Kafkas Lehrer Alfred Weber der Bruder von Max Weber war. Max Webers Bürokratiemodell wurde zur Basis für die Bürokratie von heute. Für Weber ist sie: „Eine idealtypische Form einer legalen und rationalen Herrschaft.“ Die wichtigsten Eckpfeiler seines Modells: Feste Hierarchien, strenge Zuordnung von Kompetenzen, vorgegebene Rechte und Pflichten der Amtsinhaber, Regeln, an die sie sich halten müssen, und schriftliche Amtsführung (Akten). Was heute selbstverständlich klingt, war damals revolutionär. Die Bürokratie bekam die Funktion einen „starken und unabhängigen Schutzschild gegen eine willkürliche Herrschaftsform“ zu sein. Doch ist sie das heute noch? Bürokratie als Wertschöpfungsvernichter? Eine Studie des Market-Instituts belegt, dass Jungunternehmen im Schnitt einen Arbeitstag pro Woche nur für Bürokratieaufwand (8,33 Stunden/Woche) verlieren. Und auch die Bertelsmann-StifPERSONALWIRTSCHAFT. Befeuert die Bürokratie den Fachkräftemangel? Helmut Herzog, CEO, und Roland Fürst, CFO von Hofmann Personal, kennen die Hürden, haben aber auch Lösungen anzubieten. CHEFINFO: Wo drückt in der Zeitarbeitsbranche in puncto Bürokratie der Schuh? Helmut Herzog: Eindeutig beimThema Arbeitskräfte aus Drittstaaten. Die dürfen wir als Zeitarbeitsnehmer nicht einsetzen, auch keine Ukrainer. In Deutschland dürfen sie das und so kommen viel mehr Menschen schneller in Arbeit. Unsere Branche ist es gewohnt, den sehr komplizierten Ausländerbeschäftigungsprozess zu managen, daher wären wir auch viel schneller. Warum darf ein normales Unternehmen um eine Arbeitsbewilligung ansuchen und wir nicht, obwohl wir die Expertise haben? Zudem dauert es zu lange, um die Aufenthaltstitel zu verlängern. Das bringt uns in Situationen, wo wir den Vertrag eines Mitarbeiters auflösen müssen, weil die Verlängerung so lange dauert, obwohl diese Arbeitskraft einen Job hätte. Sie haben die Vergleiche zu anderen Staaten. Was ist das größte Defizit in Österreich? Roland Fürst: Die Schwierigkeit ist nicht, dass die Bürokratie mehr wird, sondern wie die öffentliche Verwaltung sie umsetzt, da hat Österreich ein riesiges Defizit. In der Schweiz ist die öffentliche Verwaltung ähnlich wie ein Unternehmen organisiert. Unser Steuersystem hingegen ist unattraktiv, auch wird man in Behörden oft im Kreis geschickt, sprich, es ist fallweise frustrierend. Eine schlagkräftige Verwaltung braucht einen Dienstleistungsgedanken. Behörden sollten auch die Möglichkeit haben, unter betriebswirtschaftlichen Aspekten zu handeln. Oftmals ist das Ergebnis eines behördlichen Verfahrens geringer als der Aufwand bzw. die Kosten des Prozesses. Herzog: Auch in Deutschland gibt es Schmerzen in puncto Bürokratie. Dort haben Zeitarbeitsunternehmen sogar mehr Bürokratie als wir in Österreich, vor allem beim Arbeits- und Gesundheitsschutz. Bei uns liegt das größtenteils beim Beschäftiger, in Deutschland beim Überlasser. Der hat damit viel mehr Arbeit. Wie kannman das effizienter gestalten? Herzog: Man muss weiter die Digitalisierung vorantreiben, wenngleich es der Datenschutz in unserem Business nicht leicht macht. Früher habe ich mir einen Lebenslauf schon mal zehn Jahre aufgehoben, jetzt muss ich ihn löschen. Das ist aber ein DSGVO-Thema, also ein europäisches. Wir hatten im Unternehmen einen Workshop unter dem Motto „Painful Day“. Da muss man sich genau anschauen, ob ein Prozess noch funktioniert, und wenn nicht, wird er ersetzt. Fürst: Die vielen „typisch österreichischen Lösungen“ machen es auch den Behörden schwer. Man erinnert sich noch, als in der Gastronomie Raucherbereiche mit Glaswänden um viel Geld errichtet wurden, die dann kurze Zeit später obsolet waren. Würde man so eine Firma führen, würde es die nicht sehr lange geben. „Es braucht Dienstleistungsgedanken“ Helmut Herzog CEO Hofmann Personal Österreich Warum darf ein normales Unternehmen um eine Arbeitsbewilligung ansuchen und wir nicht, obwohl wir die Expertise haben? Roland Fürst und Helmut Herzog sehen, dass sich auch die Behörden mit den vielen „typisch österreichischen Lösungen“ schwertun. Ô

COVERSTORY 22 | CHEFINFO | 10/2022 FOTOS: KERRICK / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, WWW.ROBERTMAYBACH.COM LEBENSMITTELBRANCHE. Kontrollen, Audits, aber auch unterschiedliche Genehmigungsverfahren und Förderrichtlinien in den einzelnen Bundesländern sind für Gerald Hackl, Vorstandsvorsitzender der VIVATIS Holding AG, ein Ärgernis. CHEFINFO: Gibt es aus Ihrer Sicht so etwas wie eine Art Richtschnur für effiziente Bürokratie. Wie viel Bürokratie ist nötig bzw. ab wann ist sie zu viel? Gerald Hackl: Ein gesundes Maß an Bürokratie ist in Ordnung. Es braucht Fairness und Rechtssicherheit. Auch bei uns im Unternehmen ist Compliance wichtig, aber wie vieles im Leben geht es um die richtige Mischung. In puncto Bürokratie schlägt das Pendel in Richtung Überregulierung aus. Wenn sie keinen Nutzen mehr stiftet, ist sie übertrieben. Und Bürokratie hat einen doppelten Kosteneffekt. Gesetze, die geschaffen werden, kosten Geld, und auch uns als Unternehmen kostet dasWertschöpfung. Es bringt einen Verlust an Produktivität und Wettbewerbsnachteile. Was uns massiv trifft, ist, dass wir als einer der größten Lebensmittelproduzenten des Landes jedes Jahr Audits über Audits benötigen und dann auch noch die Auditoren geprüft werden. Vier- bis fünfmal wird dasselbe geprüft. Es wäre einfach, nur ein Audit zumachen, das andere einsehen könnten. Kann eine konsequente Digitalisierung der Verwaltung dieses Problem lösen? Hackl: Wir sind in Österreich in unterschiedlichen Bundesländern tätig und in jedem gibt es andere Vorschriften. Man müsste sich viel mehr vernetzen. Behörden- und Genehmigungsverfahren werden mühsam. Warum schafft man nicht ein zentrales digitales Register? Es gäbe da so viele Möglichkeiten. Es wird fairerweise auch einiges getan und es gibt auch in der Verwaltung Verfechter für mehr Digitalisierung. Es gibt sogar Behörden, die sich proaktiv den Betrieb ansehen wollen. Wenn sie ihn dann gesehen haben, verstehen sie unsere Anforderungen viel besser. Vor solchen Menschen habe ich Hochachtung. Doch andere wiederum interessiert das nicht. Die bleiben stur: „Das sind die Gesetze und nach diesen entscheiden wir, egal ob es Sinn macht oder nicht.“ Schadet die Bürokratie damit unserem Wirtschaftsstandort und hält sie eventuelle Investoren ab? Hackl: Wir haben 25 Gesellschaften und machen mit 3.400 Mitarbeitern rund 1,1 Milliarden Euro Umsatz. Unsere Geschäftsführer sind Gestalter, keine Verwalter. Doch die Bürokratie bremst. Wird etwa eine Investition geprüft, wird ein Gutachten erstellt, folgt dem ein Gegengutachten usw. Das kostet enorm viel Zeit und Geld. Wir wissen lange nicht, ob und was wir dürfen oder nicht. Diese Überregulierung schadet unserer Wettbewerbsfähigkeit. Wir sind stolz, dass wir in Österreich produzieren, Arbeit schaffen und Wertschöpfung im Land generieren. Ich stehe da voll dahinter, aber große Konzerne verlagern ihre Produktion in Länder, wo es einfacher ist. Österreich ist ein kleines Land und nach wie vor ein guter Standort. Wir könnten also klein und fein und damit sehr wendig sein, aber ich hoffe – und glaube dran –, dass sich einiges bei der Verwaltung tun wird. Es bräuchte vor allem ein wenig mehr Geschwindigkeit. „Pendel schlägt in Richtung Überregulierung aus“ Gerald Hackl Vorstandsvorsitzender VIVATIS Holding AG Was uns massiv trifft ist, dass wir jedes Jahr Audits über Audits benötigen und dann auch noch die Auditoren geprüft werden. Gerald Hackl führt einen der größten Lebensmittelproduzenten Österreichs. Für ihn hat Bürokratie einen doppelten Kosteneffekt: Gesetze kosten Geld und die Unternehmen kosten sie Wertschöpfung. tung errechnete, dass rund 12 Prozent der Wertschöpfung eines Unternehmens von der Bürokratie verschlungen werden. Während andere Länder diese Kosten senken wollen und Systeme wie „one in, one out“ – sprich, dass für jede neue Regelung eine alte „rausfliegt“ – etablieren, scheint sich in Österreich wenig zu bewegen. Im Bürokratiekostenindex der Weltbank liegt Österreich auf Platz 44. Die Plätze eins bis drei gehen an Hongkong, Singapur und Überraschungskandidat Georgien. Dahinter folgt, ebenfalls überraschend, das scheinbar starr hierarchische China. Das bestplatzierte europäische Land sind die Niederlande auf Platz sieben. Übrigens: Österreich ist in guter Gesellschaft. Deutschland liegt auf Rang 41 und die als so unbürokratisch gepriesene USA nur zwei Plätze vor der Alpenrepublik. Nicht schon wieder Luhmann Sollten Sie studiert haben, (fast) egal was, werden Sie gezwungenermaßen auf den Namen Niklas Luhmann (1927 bis 1998) gestoßen sein. Luhmann schrieb 1964 das sperrig klingende Werk „Funktionen und Folgen formaler Organisation“. Es war die Grundlage für seine Systemtheorie, in der er vor allem die Bürokratie beschrieb. Luhmann meinte: „Wer ein Verwaltungsgebäude betritt, sieht Leute den Flur entlanggehen, Akten heraussuchen und bearbeiten, telefonieren, auf die Uhr schauen, Butterbrote essen. Die konkrete Lebenswirklichkeit der Verwaltung ist offenbar nicht nur mit Entscheidungen befasst.“ Der Deutsche sah Systeme wie den bürokratischen Apparat, der stark auf sich selbst bezogen (selbstreferenziell) ist – er spricht auch von „Autopoiesis“. Systeme grenzen sich von ihrer Umwelt ab und definieren sich nach ihrer Funktion. Ein berühmtes Zitat von ihm bringt das auf den Punkt: „Gerade Bürokratie ist bekanntlich ein System mit sehr geringer Störempfindlichkeit.“ Ist Bürokratie in diesem Sinne überhaupt reformierbar? Der Journalist und Autor Wolf Lotter unterscheidet in einem Essay in „Der Standard“ unter dem Titel „Die Diktatur des Bürokratiats“ zwischen Verwaltung und Bürokratie. Letztere bezeichnet er als „die böse Schwester der guten Verwaltung“ und meint: „Bürokratie ermöglicht niemandem etwas – außer sich selbst. Ihr Ziel sind der Selbsterhalt und der Status quo … Fail ist die Bürokratie nicht, sie ist sogar fleißig darin, das Immergleiche zu tun. Aber sie löst damit keine Probleme, sie verwaltet sie lieber.“ Warum sind Bürokratiereformen so schwer umzusetzen? Seit 1945 wird die Verwaltung reformiert. Für Prof. Raoul Kneucker ist aber bisher wenig herausgekommen. „In jeder Organisation, das haben wir von der Industrie gelernt, geht man von Visionen, Zielen und Strategien aus. Doch Ziele niederzuschreiben hilft nichts, wenn die Maßnahmen fehlen.“ Er bringt als Beispiel die Migrationspolitik. „Es gibt viele Zielsetzungen, aber es fehlen die Maßnahmen. Man geht daher gleich zu den beste10/2022 | CHEFINFO | 23 FOTO: VIVATIS HOLDING AG COVERSTORY 12 Prozent der Wertschöpfung werden von der Bürokratie verschlungen. Es sind oft die vielen kleinen Nadelstiche, die Betriebe zur Verzweiflung bringen. Doris Hummer Präsidentin WKOÖ Ô Der Bürokratiekostenindex der Weltbank erhebt den Effizienzgrad der eingesetzten Gelder. Hongkong Singapur Georgien China Niederlande* Deutschland USA Österreich Platz 1 Platz 2 Platz 3 Platz 4 Platz 7 Platz 41 Platz 42 Platz 44 *Bestes Land der EU BÜROKRATIEKOSTEN

COVERSTORY 24 | CHEFINFO | 10/2022 FOTOS: NATASAADZIC / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, RAOUL KNEUCKER henden Instrumenten über, etwa Abschiebungen.“ Stattdessen, so Kneucker, wird die europäische Menschenrechtskonvention (MRK) diskutiert. „Jeder weiß, dass es durch eine eventuelle Änderung der MRK zu keiner Lösung der Asylfrage kommen wird. Dazu müssten wir den Rechtsstaat ändern. Die hohen Beamten hüten sich, in eine solche Diskussion einzusteigen. Es werden auf dem Rücken der Bürokratie oft ideologischeThemen geritten, und das zerstört die Bürokratie.“ Ähnliches sieht er in der aktuellen Debatte um das Bundesheer. „Durch den Ukraine-Krieg haben wir Schwierigkeiten, unsere Neutralität zu verteidigen. Alle wollen, dass das Bundesheer diese Aufgabe ernst nimmt. Doch das Erste, was man hört, ist, wir brauchen so und so viele Milliarden, ohne, dass eine einzige Maßnahme am Tisch liegt.“ Es gibt kein Gesetz zur Verbesserung der Verwaltung Kneucker sieht dabei gut gemeinte Ansätze in der österreichischen Bürokratiegeschichte. „In der Monarchie war die Bürokratie eine der wichtigsten Säulen des Staates. Mit der Gründung der Republik hat man darauf aufbauen können, doch sie war überdimensioniert. Es brauchte viele Jahre, um die Zahl zu senken. Der Regierung Schüssel ist es gelungen die Beamtenzahl von 340.000 auf 190.000 zu reduzieren.“ Doch, damals wie heute: „Eine echte Verwaltungsreform bleibt aus, weil es kein Gesetz gibt, das die Verbesserung der Verwaltung regelt, so etwas wie das betriebliche Innovationswesen der Industrie. In der Verwaltung ist das eher zufällig und hängt davon ab, ob es Leute gibt, die das machen.“ So ging der Einführung des elektronischen Aktes eine lange Diskussion voran, und sie wurde von den Sekretariaten befeuert. „Sie sahen, dass der elektronische Akt enorm effektiv ist. Mangelnde Koordination ist das größte Problem in der Verwaltung. Viele Dinge sind von zwei, drei, vier Ministerien zu behandeln und zu entscheiden, die Koordination fehlt aber oft.“ Bürokratie muss den Menschen dienen Von diesem Mangel und die daraus entstehenden Sorgen und Nöten, kann Doris Hummer, Präsidentin der WKOÖ, fast täglich berichten. Hummer: „Es sind oft die vielen kleinen Nadelstiche, die Betriebe zur Verzweiflung bringen. Jeder ‚Fachexperte‘ sieht seinen eigenen, kleinen Bereich, aber unsere Betriebe trifft das bürokratische Gesamtpaket.“ Die Liste an bürokratischen Belastungen sei lang und bunt. „Das reicht von einer unglaublich komplizierten Lohnverrechnung über die Evaluierung psychischer Belastungen der Mitarbeiter, Veröffentlichungspflicht in der Wiener Zeitung, Abfallwirtschaftskonzepte für Betriebe mit haushaltsähnlichen Abfällen, einer Vielzahl von Unterweisungs- und Aufzeichnungspflichten, Begehungspflichten von Arbeitsplätzen ohne Unterscheidung der Risikolage und so weiter und so fort.“ Und sie fordert: „Die Bürokratie muss den Menschen dienen und nicht umgekehrt. Das Grundprinzip lautet: So wenig Bürokratie wie nötig, so viel Freiraum wie möglich.“ 10/2022 | CHEFINFO | 25 COVERSTORY FOTO: OBERBANK/FOTO LUI FINANZWIRTSCHAFT. Franz Gasselsberger, Generaldirektor der Oberbank, über bürokratische Hürden bei der Investitionsförderung, dem Pensionssystem und dem Zugang zum Kapitalmarkt. CHEFINFO: Wo sehen Sie in Ihrem Business die größten bürokratischen Hürden? Franz Gasselsberger: Wir sind als siebtgrößte Bank Marktführer bei der Investitionsförderung. Dabei treten immer wieder Sachverhalte auf, welche die Förderanträge und die Abwicklung erschweren, etwa die Unzahl an Förderstellen. Es gibt Bundes- und Landesförderungen, den ERP-Fonds, AWS und viele weitere Stellen. Es sollte eine Bundesförderstelle geschaffen werden, die zentral verwaltet. Das würde das System verschlanken und dynamischer machen. Dazu wird in diesem Bereich nicht digitalisiert, alles läuft noch in Papierform. Wir sind ja nicht mehr in der Steinzeit. Das zweite große Thema, mit dem wir kämpfen, ist die Pensionsvorsorge. Wir haben drei Säulen, die staatliche, die betriebliche und die private. Die gesetzliche Säule liegt darnieder. Ein Viertel des 100-Milliarden-Euro-Budgets wird aufgebracht, um die Pensionsleistungen zu finanzieren. Es ist aber ein Mythos, dass die Verlängerung der Lebensarbeitszeit sich massiv auswirkt. Ein Jahr länger arbeiten bringt nur eine Milliarde. In anderen Ländern werden die private und betriebliche Säule viel stärker gefördert. In Deutschland gibt es sogar eine Verpflichtung, dass die Betriebe tätig werden müssen. Auch die Mitarbeiter wollen das und es würde die Mitarbeiterbindung erhöhen. Dabei müsste man aber gleichzeitig die Unternehmen bei Arbeitgeber- und Sozialversicherungsbeiträgen entlasten. Nur 25 Prozent aller Arbeitnehmer können auf eine betriebliche Pensionsvorsorge zurückgreifen, weil Personengesellschaften im Vergleich zu Kapitalgesellschaften diese nicht in vollem Umfang absetzen können. Ähnliches bei der privaten Vorsorge. Da spielt die Leistbarkeit eine Rolle. Die Sparquote sinkt, also muss ich Menschen dabei unterstützen, steuerliche Anreize setzen oder Prämien bezahlen. Aber es heißt immer: Die Zeit für eine Pensionsreform ist nicht reif. Der Finanzminister hat einige Reformen zum Kapitalmarkt – Stichwort Behaltefrist – im Auge. Wie stehen Sie dazu? Gasselsberger: Finanzminister Brunner hat angekündigt, den Kapitalmarkt zu attraktiveren. Das ist eine löbliche Aussage. Eine Behaltefrist mit gleichzeitiger steuerlicher Entlastung würde den Markt attraktiver machen. Doch das Thema wurde verschludert. Die Menschen sitzen in der Realwertverlustfalle, dieser müssen sie entkommen. Man muss sie daher vermehrt in den Kapitalmarkt bringen. Doch auch hier hört man die immer gleichen Argumente. Das wäre nur etwas für Superreiche, man kann aber ab 50 Euro im Monat in Fonds investieren. Dann heißt es, das sei nur was für Spekulanten. Nein, ist es nicht, die meisten Trader denken langfristig. Man muss den Kapitalmarkt wieder positiv besetzen und ihn attraktiver gestalten. Die Menschen müssen einen Teil ihres Vermögens in diesen fließen lassen, mit einer Behaltefrist samt steuerlichen Vorteilen würde das gehen. „Wir sind ja nicht mehr in der Steinzeit“ Franz Gasselsberger Generaldirektor Oberbank Es gibt Bundes- und Landesförderungen, den ERP-Fonds, AWS und viele weitere Stellen. Es sollte eine Bundesförderstelle geschaffen werden, die zentral verwaltet. Für Franz Gasselsberger ist die Entlastung von privater und unternehmerischer Pensionsvorsorge ein großes Thema. Aber: „Es heißt immer: Die Zeit für eine Pensionsreform ist nicht reif.“ Ô Es werden auf dem Rücken der Bürokratie oft ideologische Themen geritten, und das zerstört die Bürokratie. Raoul Kneucker Bürokratieforscher

COVERSTORY 26 | CHEFINFO | 10/2022 FOTO: ALPHASPIRIT / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS Mehr digitale Effizienz Doch wo viel Schatten, ist auch Licht. So ist Österreich beimThema E-Government im Vergleich relativ gut aufgestellt. Roland Fürst, CFO von Hofmann Personal Österreich, kann das bestätigen: „Wir nutzen diese Tools sehr umfangreich. Tatsächlich ist das E-Government in Österreich sehr ausgeprägt und es funktioniert auch sehr gut. Der Nachteil ist sicher, dass es bei rasch auftretenden Änderungen wie in der Pandemie, bei der Kurzarbeit und Co. an seine Grenzen stieß. Das war aber eine Ausnahmesituation.“ Noch mehr Effizienz würde aber nicht schaden, meint Hummer: „Das Ziel muss es sein, komplette Verfahren digital zu transformieren. Es geht um einen Datenaustausch und darum, dass mehrere Bearbeiter gleichzeitig an einem Einreichprojekt arbeiten können.“ Das Land OÖ hat dieses Problem bereits erkannt, so die Präsidentin: „Und das Projekt ‚Elektronische Plattform für AVG-konforme Verfahren‘ gestartet. Wir bringen hier die Sicht der Betriebe ein.“ Trotz Digitalisierungsschub: „Die öffentliche Hand muss auf ausreichend Personal achten. Gerade wenn man an die Herausforderung der ökologischen Transformation denkt, sind Fachleute auf Behördenseite wichtig, um die Energiewende möglichst rasch umzusetzen.“ Würgt die Bürokratie die Ökologisierung ab? Genau bei dieser ökologischen Transformation steht die Bürokratie massiv in der Kritik. Genehmigungsverfahren, etwa für PV-Anlagen, dauern lang und sind mühsam. Auch davon kann Roland Fürst aus erster Hand berichten. „Das Fördersystem ist für eine rasche Energiewende nicht sehr hilfreich.“ Hofmann Personal musste den Antrag gleich dreimal stellen. „Wir haben ein sechsstelliges Investment geplant, das rund ein Drittel unserer Standorte in Österreich mit Strom versorgen soll. Im Frühjahr wurde es geplant und die Förderung beantragt. Man muss angeben, wie viel Förderung man möchte. Wir gaben 180 Euro an, der Maximalbetrag lag in diesem Förder-Call aber bei 179 Euro pro kW Peak. Wir sind dann mit dem geforderten Betrag runtergegangen und wurden ohne Begründung wieder abgelehnt.“ Danach startete der Personaldienstleister den dritten Anlauf. „Der Prozess läuft nun schon neun Monate. So kann man die Energiewende abwürgen. Übersehen wurde dabei, dass die Preise für Module und Speichersysteme enorm gestiegen sind. Je länger der Prozess dauert, desto höher das Investment. Man fühlt sich an der Nase herumgeführt, das Ganze wirkt lächerlich. Man nimmt schließlich viel Geld in die Hand, um einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten.“ Dauerbaustelle Förderungen Die Bürokratie rund um Förderungen ist ein echtes Reizthema der Wirtschaft. Hummer: „Bei vier Förder-Calls pro Jahr nach dem First-come-first-servedPrinzip waren Schwierigkeiten vorprogrammiert. Also ein Projektstau bis zum Förderstart, Tausende Anträge binnen weniger Minuten, die Ablehnung vieler Anträge und ein weiterer Projektstau. Wir brauchen eine ausreichende Dotierung eines Förderbudgets mit fortlaufender Einreichmöglichkeit oder zumindest eine Entspannung der Lage durch mehr Förder-Calls.“ Ein Beispiel für die verwirrende Fördergestaltung in Österreich bringt Gerald Hackl, Vorstandsvorsitzender der VIVATIS Holding AG: „Wir haben Standorte derselben Gesellschaft in bis zu vier Bundesländern. In allen gelten andere Kriterien. Wenn wir in Oberösterreich bauen, gibt es andere Vorschriften als in Kärnten.“ Auch bei den Landesförderungen: „Man steht als Unternehmer oft da und weiß nicht, ob man sie überhaupt beantragen kann. Bekommt man eine Zusage, dauert es ewig, bis es zu Auszahlungen kommt.“ Für Hackl fehlt die Kommunikation über diese Förderrichtlinien. „Größere Betriebe wie wir halten das aus, aber kleinere Betriebe tun sich schwer. Sie brauchen Planungssicherheit.“ Hackl fordert wie viele eine zentrale koordinierende Stelle, dazu brauche es auch RessourDie Bürokratie muss den Menschen dienen und nicht umgekehrt. Das Grundprinzip lautet: So wenig Bürokratie wie nötig, so viel Freiraum wie möglich. Doris Hummer Präsidentin WKOÖ Ô 10/2022 | CHEFINFO | 27 COVERSTORY FOTO: CHRISTIAN HUBER INDUSTRIE. Axel Kühner, CEO der Greiner AG, lobt die regionalen Behörden, sieht aber viel Potenzial bei Effizienz, Digitalisierung und Geschwindigkeit. Ein Vorbild könnte der „digital first“-Ansatz Estlands sein. CHEFINFO: Wo drückt in Ihrer Branche der Schuh in puncto Bürokratie? Axel Kühner: Viele bürokratische Hürden entstehen, weil die Behörden einerseits zu wenig personelle Ressourcen für die Verfahrensbearbeitung aufbringen können und andererseits weil das Potenzial für digitale Behördenwege noch nicht ausreichend ausgeschöpft ist. Es gibt durchaus Programme und intelligente Algorithmen, welche die Behörden entlasten könnten. Außerdem glaube ich, dass wir nicht jede Richtlinie brauchen, sondern manchmal eben weniger doch mehr ist. Wo wir sicher einen Mangel haben, sind amtliche Sachverständige, die etwa für Betriebsanlagengenehmigungen notwendig sind. Aus Sicht von Greiner funktioniert die Zusammenarbeit mit den regionalen Behörden aber gut. Eine zentrale Forderung ist der Ausbau der Digitalisierung. Wo sehen Sie Potenzial und gibt es für Sie einen europäischen Benchmark in diesem Bereich? Kühner: Bisher mussten Einreichunterlagen in Oberösterreich in mehrfacher Ausführung an die Behörde gesendet werden. Nun kommt endlich der digitale Akt, aber leider auch wieder nicht in allen Bezirken. Papier hatte aber auch seine Vorteile: Man kann schnell mehrere Seiten überfliegen und vergleichen. Auch Pläne sind so manchmal besser zu lesen als digital. Als europäische Benchmark wird sehr oft Estland genannt. Für alle Behördenwege gilt das Prinzip „digital first“ und sämtliche Anträge werden über ein zentrales Onlineportal abgewickelt. Aktuell ärgert viele Unternehmer die Dauer einer Förderzusage für die Errichtung von PV-Anlagen. Können Sie das bestätigen? Kühner: Module und Wechselrichter sind derzeit oft schwer lieferbar und die Fördertöpfe wurden in der Zwischenzeit ausgeschöpft – und natürlich muss auch der Netzausbau mit dem Photovoltaiktrend mithalten können. Die Netzanbieter sind mit dem Ansturm an Anträgen für Zählpunkte derart überfordert, dass es teilweise Monate dauert, einen Einspeisepunkt zu bekommen. Man hat dort die Zeichen der Zeit leider übersehen und versäumt, hier Personal aufzustocken, um die Flut der Anträge abzuarbeiten. Auch nach der Errichtung der PV-Anlage kann sich die Inbetriebnahme und Vernetzung mit dem Energiebetreiber über Wochen hinauszögern. Was wären Ihre zentralen Forderungen bzw. Vorschläge, umdie Bürokratie effizienter zu gestalten? Kühner: Die zentralste und wahrscheinlich beste, aber auch gleichzeitig unrealistische Forderung wäre ein „Systemneustart“ der Verwaltung, sodass von vorneherein effiziente Strukturen geschaffen werden, bei denen es klare Zuständigkeiten und keinerlei Doppelgleisigkeiten gibt. Was sich noch verbessern ließe, ist die Sprache, in denen Bescheide und Anträge verschriftlicht werden. Die Formulierungen sind teilweise etwas unverständlich, was manchmal für Verwirrung und leider auch zu unnötigen Verzögerungen sorgt. Was bereits gut läuft, ist der sogenannte „Behördensprechtag“ für größere und anspruchsvollere Projekte. „Weniger kann oft mehr sein“ Axel Kühner CEO Greiner AG Die zentralste und wahrscheinlich beste, aber auch gleichzeitig unrealistische Forderung wäre ein ,Systemneustart‘ der Verwaltung. Axel Kühner sieht auf der einen Seite zu wenig personelle Ressourcen für die Verfahrensbearbeitung, auf der anderen, dass das Potenzial für digitale Behördenwege noch nicht ausgeschöpft ist.

COVERSTORY 28 | CHEFINFO | 10/2022 FOTO: ALPHASPIRIT / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS cen für fachspezifische Themen. Franz Gasselsberger, Generaldirektor der Oberbank, pflichtet dem bei und er sieht ein weiteres Problem in der Koordination von Förderungen: „Es sind verschiedene Ministerien zuständig, welche die Richtlinien und die Dotierung von Jahresförderprogrammen aufstellen. Die Förderperiode startet bei uns aber nicht mit 1.1., sondern erst im April. Keiner weiß, wie diese dotiert sind. Warum ist es nicht möglich, zu Jahresbeginn die Förderungen zu veröffentlichen? Das würde den Unternehmen viel mehr Orientierung bringen.“ Die vielen Paradoxa der Bürokratie Für den Bürokratieforscher liegt der Hund in den Paradoxa der Verwaltung begraben. „Ab einer gewissen Größe wird bürokratisiert. Organisationen und auch Selbstverwaltungen werden bürokratisch, obwohl das gar nicht notwendig wäre.“ Die öffentliche Verwaltung lernt, so Kneucker, zwar von der Industrie, etwa bei der Serviceverwaltung, aber „leider nicht richtig“. Und auch hier sieht er ein Paradoxon: „So wie sich Serviceverwaltung in der öffentlichen Verwaltung langsam ausdehnt, hat sich die Bürokratie in der Industrie breitgemacht.“ Eine echte serviceorientierte Verwaltung ist für Doris Hummer jedenfalls die zentrale Vision, die es umzusetzen gilt: „Jeder ‚Bürokratieproduzent‘ sollte sich in sein Gegenüber hineindenken und überlegen, womit dieser insgesamt bereits belastet ist. Und erst dann überlegen, ob es noch weitere Melde-, Prüf-, Aufzeichnungs-, Aufbewahrungs-, Unterweisungs-, Veröffentlichungs-, Genehmigungs-, Begehungs- und Belehrungspflichten wirklich braucht.“ Von einer solchen Serviceverwaltung ist die Republik aber noch weit entfernt. Bürokratie als organisatorische Notwendigkeit Dennoch bleibt Kneucker beim Thema „schlanker Staat“ und Selbstverwaltung skeptisch. „Marx etwa glaubte, dass mit dem Absterben des Staates die Bürokratie absterben wird. Doch die Vorstellung, dass der Staat ersetzt werden kann, ist eine Illusion. Marx hat gehofft, dass der bürgerliche Staat verschwindet und durch Selbstverwaltung ersetzt wird. Diese Vorstellung mag ideologisch liebenswürdig gemeint sein, doch es ist so nicht möglich. Nach der Oktoberrevolution hat Lenin den Staat sogar ausgebaut.“ Die Sowjetunion ist das beste Beispiel dafür, dass der Staat keine bürgerliche Erfindung ist, sondern „eine organisatorische Notwendigkeit“. Für Kneucker besteht die einzige Hoffnung darin, dass die Bürokratie menschlicher, sparsamer und effizienter werden könnte und dass die Beamten „so erzogen werden, dass sie mit den Kunden so umgehen, wie sie es selbst gerne hätten, wie mit ihnen umgegangen wird. Das ist ein hohes Ziel.“ Doch der Professor macht sich wenig Hoffnungen: „Menschen in Machtpositionen verlieren oft die Augenhöhe. Im Verfahrensrecht der Verwaltung haben wir den Hinweis, dass der Kunde, die Partei, anzuleiten ist, wenn er sich nicht auskennt, aber das muss man können und nicht der Böswilligkeit opfern.“ Plädoyer für eine effiziente Verwaltung Wie in den Interviews ersichtlich, läuft auch einiges in die richtige Richtung und selbst der Forscher hält die Bürokratie in Österreich für unterschätzt. „Das Allgemeine Verwaltungsgesetz AVG ist ein echter Benchmarkt. Auch werden einige Justizgesetze wie das Konkursverfahren oder das Grundbuch international gelobt und hervorgehoben.“ Dennoch ist das Image imKeller: „Es gibt nach wie vor das unausrottbare Klischee der Bürokratie als starres Monster. Sie ist angstbesetzt und dem kann man mit politischer Kommunikation begegnen.“ Und natürlich mit Reformen und Taten. Und was bleibt als Conclusio? In den Interviews aus den verschiedensten Branchen werden immer zwei zentraleThemen angesprochen: Der Mangel an Koordination und Kommunikation. Zu diesen gesellt sich eine gewisse Intransparenz. Vielleicht könnte sich die Bürokratie da etwas von den Bremer Stadtmusikanten abschauen. Sie haben miteinander kommuniziert, einen klaren, transparenten Plan geschmiedet und koordinativ ein hocheffizientes Ergebnis erzielt – sprich: die Räuber verscheucht. Ohne gute Abstimmung verscheucht die Bürokratie in diesem Lande aber nur die Unternehmen. n Eine echte Verwaltungsreform bleibt aus, weil es kein Gesetz gibt, das die Verbesserung der Verwaltung regelt, so etwas wie das betriebliche Innovationswesen der Industrie. Raoul Kneucker Bürokratieforscher Die italienische Kultmarke Pomellato feiert mit den neuen Nudo- Kreationen die Faszination schillernder Farbedelsteine. Eine mittlerweile ikonische Schmuck-Kollektion wird damit um einige bezaubernde Preziosen reicher. Die neuen Kreationen Die jüngsten Neuzugänge in der NudoFamilie verbinden die Reinheit des NudoStils mit der Raffinesse des Clessidra-Schliffs. Die neuen Nudo-Anhänger setzen leuchtende Edelsteine in Szene, die von einem Rondell aus Diamanten gekrönt werden und den Schmuckstücken ein funkelndes Finish verleihen. Zum ersten Mal in seiner Designgeschichte präsentiert Nudo doppelreihige Ohrringe, die der Kollektion einen Hauch von opulenter Eleganz verleihen. Die Ohrringe sind gegliedert und haben gefasste Diamanten in den Haken, die mit jeder Bewegung ihrer Trägerin leuchtend strahlen. Die Philosophie von Nudo Mit der Einfachheit des Nudo-Konzepts – ein nackter Stein, der von einer zarten Fassung gehaltenwird–hat PomellatoMaßstäbe gesetzt. Seit der Markteinführung im Jahr 2001 wurden in der Nudo-Kollektion 35 verschiedene Edelsteine verarbeitet, von denen viele in derWelt des feinen Schmucks seltenzufindensind.DieSinnlichkeitunddas großzügige Volumen des Clessidra-Schliffs in Kombination mit der Wahl der Pastellfarben sorgt für einen sehr femininen Look, ohne dabei Nudos typische Kühnheit zu verlieren. Eine der wohl charismatischsten Farben der legendären Nudo-Kollektion ist das Blau. Bei den beiden Blautönen verleihen zwei Topase – entweder in himmelblauem oder in Londoner Blau – den Schmuckstücken eine verführerische Farbintensität. Die vielen weiteren umwerfenden NudoKreationen stellen wir Ihnen gerne in unserem Geschäft vor. High Jewelry GLAMOURÖS: Die immer originelle Nudo-Kollektion, die vor 20 Jahren ihre Reise antrat, blüht weiter und bietet eine besonders stilvolle Möglichkeit, Individualität durch italienisches Flair auszudrücken. 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