chefinfo 10-22

10/2022 | CHEFINFO | 51 WIRTSCHAFT Calgary, Kanada, Schauplatz der Berufs-WM (WorldSkills) 2009. Die Schweizer Delegation sitzt mit sieben Goldmedaillen im Gepäck im Flieger nach Hause, als man in den Luftraum der Heimat eintrat, stiegen zwei Schweizer Jagdflugzeuge auf. Nicht aus Sicherheitsgründen, sondern um die Berufshelden in der Heimat zu empfangen, zu eskortieren und ihnen Respekt zu zollen. Würde das auch bei österreichischen Delegationen so sein, wären unsere Flieger oft in der Luft. Österreich zählt bezogen auf die Einwohner zu den erfolgreichsten Ländern der Welt, wenn es um Berufsweltmeisterschaften geht. In der Berufs-WMGeschichte durfte Rot-Weiß-Rot bis dato insgesamt über 86 Gold-, 68 Silber- und 73 Bronzemedaillen jubeln. Bei den vor Kurzem zu Ende gegangenen WorldSkills 2022, die in 15 Ländern ausgetragen wurden, weil Ursprungland China im Lockdown war, kamen noch fünf Goldene, zwei Silberne und drei Bronzemedaillen dazu. Zwei Goldene für Oberösterreich Oberösterreich liegt mit Vorarlberg an der Spitze, heuer durften zwei weitere Berufsweltmeister im Hoamatlaund empfangen werden: Anna Karina Feldbauer aus Aistersheim wurde Weltmeisterin der Steinmetze in Bordeaux. „Plötzlich hieß es, dass ich Weltmeisterin bin. Ich habe das zuerst gar nicht glauben können. Dieses Gefühl war einfach der Wahnsinn – und ist es immer noch. Dieser Lehrberuf hat mir schon jetzt so viele Türen geöffnet. Ich kann jedem nur empfehlen, auch Teil von ‚Skills‘ zu werden. Es ist einfach ein Megaerlebnis, ein Megafeeling.“ Mega fand es auch Alexander Gfellner aus Eschenau im Hausruck. Er holte den Titel bei den Fliesenlegern. Gfellner, der mit einem 40-köpfigen Fanclub in Bozen antrat, ist überglücklich: „Es ist ein cooles Gefühl, Fliesenleger-Weltmeister zu sein. Die letzten paar Tage waren richtig lässig, aber auch sehr, sehr anstrengend. Uns wurde in den vier Wettbewerbstagen wirklich alles abverlangt.“ Kein Wunder: Bis zu 80.000 Zuschauer schauen ihnen genau auf die Hände. In der Halle herrscht ein dementsprechender Lärmpegel. Zu allem handwerklichem Können braucht es daher jede Menge Konzentration. Übrigens, das Höchstalter beträgt 22 Jahre. Wie verändern sich Berufsbilder? Einer, den die Erfolge besonders freuen, ist Stefan Praschl vom Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft. Er ist seit 2003 Technischer Delegierter des Team Austria und Board Member Competitions der WorldSkills. Zudem ist er auch mit der Weiterentwicklung von Lehrberufen befasst. Im Interview erzählt er mehr. Ô Alexander Gfellner aus Eschenau im Hausruck darf sich über die 90. Goldmedaille Österreichs bei WorldSkills freuen. Er ist Weltmeister im Fliesenlegen. WELTMEISTERLICH. Bei den WorldSkills, der Berufsweltmeisterschaft, ist Österreich Dauergast in der Weltspitze. 2022 gab es fünf Goldene, zwei davon gingen nach OÖ. Erfolge, die Fragen zum Image der Lehre aufwerfen. Wird unser weltmeisterliches duales System unter Wert geschlagen? TEXT: Jürgen Philipp Goldenes Handwerk WIRTSCHAFT FOTOS: SKYNESHER / E+ FOTOS: ©SKILLSAUSTRIA 50 | CHEFINFO | 10/2022

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