chefinfo 10-22

94 | CHEFINFO | 10/2022 Sie sind für ein Umsatzvolumen von über 16,2 Milliarden Euro verantwortlich: Die Inhaberinnen, Geschäftsführerinnen und Vorständinnen im CHEFINFO Top300-Ranking. Ein gewaltiger Sprung im Vergleich zum Vorjahr, der den Siegeszug von Frauen in die Chefetagen unterstreicht, bei genauer Betrachtung aber nicht zuletzt auf Marietta Schorn zurückgeht. Seit 1. Februar 2022 ist die 38-jährige vormalige Geschäftsführerin im Einkauf der Hofer KG Mitglied des Vorstands von Hofer S/E. Damit steigt der Gesamtumsatz im Ranking der Top-300-Unternehmen, die von Frauen geführt und gemanagt werden, sprunghaft um 4,4 Milliarden Euro an. Im Ranking seit Jahren zu beobachten ist auch der Generationenwechsel in Familienbetrieben. Immer mehr weibliche Familienmitglieder wechseln in die erste Reihe. Doch ist das eine echte Trendwende? Echte Trendwende? An zweiter Stelle in diesem Ranking ist Jutta Rinner zu finden. Die Vorständin der LINZ AG ist seit 2014 für Konzernservice und Verkehr zuständig und war fast so etwas wie eine Pionierin in den Vorstandsetagen. Sie bleibt in puncto „echter“ Wende skeptisch: „Die ersten Schritte sind gemacht, wir befinden uns aber noch eher am Beginn einer möglichen Trendwende. Obwohl viele Unternehmen vom Wettbewerbsvorteil geschlechterausgewogener Führungsteams überzeugt sind und einen höheren Frauenanteil als Ziel definiert haben, ist ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis bei Weitem noch nicht nachhaltig umgesetzt.“ Wirtschaft, die – Substantiv, feminin FRAUEN. Wer die CHEFINFO Top-Rankings über die Jahre studiert, der merkt sofort, dass die Führungsetagen immer weiblicher werden. Noch nie waren so viele Frauen in OÖ im Top-Management präsent wie heuer. TEXT: Jürgen Philipp Über viermal so viele Vorständinnen in Norwegen Noch immer sind in Österreich Frauen in den Vorstandsetagen eher die Ausnahme. In börsennotierten Unternehmen liegt der Frauenanteil bei mageren 9 Prozent. Eine neue EU-Regelung will die Quote bei Vorständinnen und Aufsichtsrätinnen auf 40 Prozent erhöhen. Ein Ziel, das sich Norwegen bereits 2003 gesetzt hat und eine 40-Prozent-Frauenquote in börsennotierten und öffentlichen Unternehmen – rein auf Vorstandsebene – eingeführt hat. Mit 41 Prozent sind die Skandinavier weltweiter Spitzenreiter. Kein Wunder, Norwegen ist auch führend, wenn es um die Rahmenbedingungen wie Kinderbetreuungsplätze geht. Ein zentraler Faktor, der auch für Jutta Rinner die Hürde Nummer eins bleibt: „Um echte Chancengleichheit herzustellen, müssen die bestehenden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen noch weiter verbessert werden. Auf der betrieblichen Ebene gilt Ähnliches. Hier sind die Verantwortlichen gefragt, die entsprechenden Rahmen zu schaffen. Eine grundsätzliche Haltung, die sich weniger an Hemmnissen, sondern mehr am Tun und am Nutzen von Chancen orientiert, muss für alle das Ziel sein.“ Dauerbrenner Frauenquote Auch Frankreich setzt auf eine Quote in den Führungsetagen. Wird die vorgeschriebene 30-Prozent-Quote in Aufsichtsräten nicht erreicht, wird die Prämie ausgesetzt. Das zeigte Wirkung. Jutta Rinner sieht jedenfalls Handlungsbedarf: „Lange wurde beim Vorantreiben von Gleichstellung und bei der Nutzung vorhandener gut ausgebildeter Frauenpotenziale in Unternehmen ausschließlich auf Sensibilisierung gesetzt. Die Ergebnisse waren eher ernüchternd. Die Frauenquote kann durchaus in einigen Punkten kritisch gesehen werden. Eines bringt sie aber sicher, nämlich mehr Geschwindigkeit in der Gleichstellung qualifizierter Bewerberinnen.“ Mit welcher Geschwindigkeit sich der Trend zu mehr Weiblichkeit im Top-Management durchsetzt, lesen Sie in den CHEFINFO Top 300 2023. n Mit Marietta Schorn zog heuer eine Frau in den Vorstand von Hofer S/E ein. Sie „bringt“ im Ranking 4,4 Milliarden Euro Umsatz „mit“. DIE TOP IN OBERÖSTERREICH BUSINESS IN BESTFORM Jutta Rinner Vorständin LINZ AG Die ersten Schritte sind gemacht, wir befinden uns aber noch eher am Beginn einer möglichen Trendwende. LINZ-AG-Vorständin Jutta Rinner sieht die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nach wie vor als große Hürde für mehr weibliche Führungskräfte. FOTO: ©HOFER KG FOTOS: ©LINZ AG Die mehrmonatige Parallel-to-the-Job-Maßnahme zur aktiven Förderung von weiblichen Führungskräften, High-Potentials und Spezialistinnen zeigt eine steile Lernkurve bei Mentees und Mentor*innen über die Unternehmen hinweg. Mentoring ist als Karriere-Turbo Teil der gezielten Personalentwicklungsstrategie und der Führungskultur eines Unternehmens. Absicht ist die Entwicklung weiblicher Führungskräfte mit dem Ziel, den Frauenanteil in den oberösterreichischen Führungsetagen zu steigern, weil verstärkt das Know-how, die Kreativität und die Persönlichkeit von Frauen in Führungsetagen gebraucht werden. Programmleiterin Doris Schulz ermuntert: „Wenn Frauen mehr Führungsaufgaben wahrnehmen sollen, müssen sie auch zum entscheidenden Zeitpunkt ,Ja‘ sagen und dürfen das Rampenlicht nicht scheuen. Dabei begleitet sie persönlich ihr/e Mentor*in und das Crossmentoring-Programm.“ Crossmentoring Anmeldungen der Unternehmen, welche eine Mentee und Mentor*in nominieren möchten, sind bis 15.2.2023 möglich, ein EarlyBird-Tarif wird bis 31.12.2022 gewährt. Informationen unter www.crossmentoring.at und office@crossmentoring.at. Steile Lernkurve durch Mentoring KARRIERE-TURBO. Das erfolgreiche Crossmentoring-Programm ist seit zwanzig Jahren eines der wirksamsten Instrumente zur Karriereförderung in oberösterreichischen Unternehmen und Organisationen. ANZEIGE FOTOS: CLAUDIA ERBLEHNER, SABINE STARMAYR

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