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48 | CHEFINFO | 10/2022 WIRTSCHAFT sport mehr, dennoch sind die Skigebiete voll und die Buchungen sehr gut. Leodolter: Wir sehen einen Shift hin zu Winterrad, Winterrunning und Nordic Sports. In Norddeutschland ist Winterbiken ein großer Trend. Dafür braucht es warme Bekleidung sowie Regen- und Windschutz. Unser Fokus liegt auf funktioneller Sportbekleidung und das kommt uns bei diesen Trends entgegen. Löffler produziert in Ried und bekennt sich zum Standort Österreich in einer Industrie, die hierzulande fast schon ausgestorben ist. Spielt Ihnen das Thema Deglobalisierung in die Hände? Leodolter: Wir produzieren jährlich rund 1,5 Millionen Teile, das können wir in Österreich allein nicht bewerkstelligen. Wir haben neben Ried ein großes Werk in Bulgarien und produzieren damit zu 100 Prozent in der EU. Das kommt beim Kunden zwar gut an, aber der Preis spielt nach wie vor eine große Rolle. Auch wenn viel die Rede von einer Deglobalisierung ist, muss man ein bisschen aufpassen. Wir haben in Europa nicht diese Riesenfabriken wie in Asien. Es gibt schon einen leichten Trend zurück in die EU, aber der ist aufgrund der Kapazitäten limitiert, nicht zuletzt wegen fehlender Fachkräfte. Die Textilindustrie ist immer noch sehr manuell geprägt, es kann nur wenig computergesteuert bearbeitet werden. Allerdings glaube ich persönlich, dass vor allem die Klimadiskussion die High-Speed-Mode reduzieren wird. Global gefragt: Wie behauptet man sich in diesem stark konzentrierten und globalisierten Sportartikelmarkt? Föttinger: Bei Fischer haben wir zwei große Divisionen: Alpin und Nordisch. Beide Felder sind etwas anders gelagert. Was wir bei beiden gleich machen, ist, unsere Marke über den Rennsport zu kommunizieren. Im Bereich Nordisch sind wir Weltmarktführer und die dominante Marke im Spitzensport. In diesem Feld sind wir eher in einer Verteidigungsposition. Der Alpinmarkt ist viel stärker umkämpft und wesentlich größer. Den Rennsport als Tool einzusetzen ist da ungleich herausfordernder. Es gibt viel mehr, vor allem globale Player und Marken in großen Firmenverbünden, die richtig viel investieren können. Wir sind ein mittelständischer Player und Familienunternehmen. In unseren Kernmärkten, dem Alpinraum und Deutschland, sind wir in einer sehr guten Position, weil wir unser Leistungsversprechen halten, sehr guten Service und gute Qualität bieten. Deshalb sind wir im Handel gut platziert. Wo wir uns schwertun, sind etwa die USA, da sind wir noch nicht stark präsent. Leodolter: Es gibt keinen einzelnen Trick, wie man in einem solchen Haifischbecken überlebt, aber Löffler hat Otto Leodolter Geschäftsführer Löffler Wir haben in Europa nicht diese Riesenfabriken wie in Asien. Die Textilindustrie ist immer noch sehr manuell geprägt, es kann nur wenig computerge- steuert bearbeitet werden. Löffler-Geschäftsführer Otto Leodolter setzt auf „made in EU“, produziert wird in Ried und in Bulgarien. Nachhaltigkeitsphilosophie und EU-Lieferkettengesetz sind weitere Booster für diese Strategie. FOTOS: FISCHER SPORTS, LÖFFLER eine 49-jährige Geschichte undThemen wie Lieferperformance, Qualität und Funktionalität, dazu leben wir Nachhaltigkeit. Das alles macht uns beim Kunden sehr glaubwürdig. Wir haben nicht erst in den letzten zehn Jahren gelernt, wie wir vorsichtig mit Ressourcen umgehen. Wenn man in Österreich bzw. Europa produziert, braucht man einen ganz anderen Zugang zur Textilproduktion als in Asien. Diese gelebte Nachhaltigkeit hilft uns am Markt. Inwiefern hilft Ihnen das EU-Lieferkettengesetz? Leodolter: Wir beschäftigen uns seit jeher mit der Lieferkette und können sie bis zum letzten Garnfaden abbilden. Wenn man Lieferanten aus der EU an Bord hat, kann man ganz anders agieren und kommunizieren als in Asien, wo die Lieferkette sehr weit weg ist. Es ist aber auch mit Aufwand verbunden, bis zum letzten Farbstoff, Reißverschluss, Knopf, Garn, Drucke hinterfragen zu müssen, ob es den ökologischen und sozialen Standards entspricht. Das wird nicht einfach, aber ich finde es richtungsweisend. Wenn das Gesetz nicht zahnlos sein soll, werden die Großen, die sich nicht daran halten, ordentlich gestraft werden müssen. Fischer betreibt eine Skifabrik in der Ukraine, die 2020 abgebrannt ist. Wird dort wieder produziert und wie ist die Lage? Föttinger: Die Fabrik ist wieder in Betrieb. Es war ein Megaprojekt, zuerst Corona, dann der Krieg. Es war extrem herausfordernd. Das Werk liegt 40 Kilometer von der ungarischen Grenze entfernt, also in einem Gebiet, das von den Kriegswirren nicht betroffen ist. Das Leben dort ist mehr oder weniger normal. Auch von Problemen mit der Energieversorgung sind wir bis dato verschont geblieben, aber wir wurden aufgefordert, Energie zu sparen und Energiespitzen zu vermeiden, das heißt wir produzieren zeitverzögert. Wir glauben an den Standort und wollen auch weiter investieren. n 10/2022 | CHEFINFO | 49 Von einzigartigen Pflanzgefäßen über Hydrokulturen bis hin zu künstlichen oder stabilisierten Pflanzen – Innergrün gestaltet grüne Oasen im Büro, Geschäftslokal oder zu Hause. grünverliebt

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