chefinfo 10-22

10/2022 | CHEFINFO | 67 FOTOS: FOTO LUI, ÖFB WIRTSCHAFT WIRTSCHAFT Stets kühlen Kopf bewahren: Stresspegel wie bei Fluglotsen Agnes Sirkka-Prammer pflichtet ihrem Mann bei: „Manmuss als Referee und auch als Unternehmenslenker wissen, was man kann, dann hat man auch das nötige Selbstvertrauen.“ Und man sollte stehts kühlen Kopf bewahren: „Wenn es eskaliert und gefühlt der ganze Platz auf einen zustürmt, muss man ruhig und sachlich bleiben, nur das hilft in solchen Stresssituationen weiter. Das Schiedsrichtern ist da die perfekte Schule. Man muss immer damit rechnen, dass es in die andere Richtung kippen kann. Passiert das, muss man die Situation wieder einfangen können. So lernt man den Umgang mit schwierigen Situationen und das Entscheiden unter Druck, wie sonst selten wo.“ Schiedsrichter stehen in einem Spiel unter einem Stresspegel, der dem von Fluglotsen gleicht. „Fluglotsen können das geschützt via Simulationen trainieren. Das kann man sich als Normalbürger nicht leisten, bei der Schiriausbildung bekommt man das aber gratis mit.“ Der VAR als „Aufsichtsrat“ Das erlernte Wissen müssen Referees, wie auch Führungskräfte und Unternehmer, antizipieren können. „Wenn ein Schiri nicht auf der Höhe des Spiels ist, verliert er an Akzeptanz. Wenn eine wichtige Entscheidung ansteht, muss er da sein, wie eben ein Top-Manager auch“, schildert Thomas Prammer. Und was wäre dann der Video Assistant Referee (VAR) verglichen mit der Wirtschaft? „Wenn man so will, ist der VAR so etwas wie ein Aufsichtsrat, der greift auch nur bei gravierenden Fehlentscheidungen ein.“ Egal ob am Fußballfeld oder in der Chefetage – 100 Prozent richtige Entscheidungen wird es wohl nie geben. „Will man diese, müsste man ständig Spielvideos analysieren, und das ist nicht im Sinne des Spiels, doch die Diskussion von Schiedsrichterentscheidungen ist nach wie vor das Salz in der Suppe.“ n INTERVIEW. Manuel Schüttengruber ist nicht nur FIFA-Schiedsrichter, sondern auch Unternehmer. Wie man es schafft, dass selbst Ronaldo oder Erling Haaland nach seiner Pfeife tanzen, und was es fürs Unternehmersein bringt, erzählt er im Interview. CHEFINFO: Sie haben eine Gesundheitspraxis und betreiben die Fahrschule fairdrive. Was kann man vom Schiedsrichtern für das unternehmerische Leben lernen? Manuel Schüttengruber: Schiedsrichtern ist eine Lebensschule. Man lernt, Entscheidungen zu treffen, Körpersprache zu lesen und anzuwenden und selbst unsichere Entscheidungen richtig zu verkaufen. Man lernt kommunizieren, Etikette und Benimmregeln und man lernt, mit Kritik umzugehen. Kurzum es hilft, dass einen im Privat- und Berufsleben nichts so schnell aus der Bahn wirft. Etwa eine Entscheidung für eine Investition: Die Eckpunkte oder Vorgaben werden evaluiert und dann kommt die Entscheidung, auch wenn man später weiß, dass diese nicht okay war, aber sie hat getroffen werden müssen. Auch aus Fehlentscheidungen oder Negativem lernt man im Leben oder im Job. Jeder darf Fehler machen. Schiedsrichter und Unternehmer brauchen Selbstreflexion. Man sollte sich selbst kritisch gegenüberstehen. Treffe ich als Führungskraft oder Referee eine Entscheidung und die entpuppt sich als nicht gut, muss ich mich und diese Entscheidung hinterfragen, aufarbeiten und mit dieser umgehen. Wir analysieren vor demSpiel dieMannschaften gut. In der Wirtschaft ist so eine akribische Vorbereitung ebenfalls das Um und Auf, ob in Verhandlungen, Meetings oder Kundengesprächen. Geht man dort unvorbereitet hinein, hat manmit Beginn des Gesprächs schon einen Nachteil oder sogar verloren. Auch beimThema Personalführung gibt es Parallelen: Früher war der Referee der Spielleiter, mittlerweile ist er ein Manager, der schaut, dass er 90 Minuten lang 22 Persönlichkeiten gleichzeitig dirigiert, und aufpasst, dass alles im Rahmen des Erlaubten bleibt. Sie haben Spiele mit Superstars wie Gianluigi Buffon, Ronaldo, Sadio Mané oder Erling Haaland geleitet. Muss man diese anders behandeln? Schüttengruber: Es ist mir völlig egal, wer wer ist, aber man muss wissen, wie man mit Persönlichkeiten umgeht. Führungsspieler benötigt man, um Anweisungen an die Mitspieler weiterzugeben. Ich bin am Feld nur eine Figur, absolut nicht die wichtigste, aber die zu diesem Ablauf einfach dazugehört, und auch wenn das Publikummich beschimpft, sie schimpfen die Figur Schiedsrichter und nicht mich als Privatperson. Man muss sich daher abgrenzen können. Ein Personalchef, der Mitarbeiter kündigen muss, trifft diese Entscheidungen als Personalchef, nicht als Privatperson, auch wenn es noch so schwer ist. Diese professionelle Distanz ist ganz wichtig. Schiris und Unternehmer brauchen Selbstreflexion ZUR PERSON Manuel Schüttengruber (39) kam durch seinen Vater, der selbst Referee war, zum Schiedsrichtern. Dank einer Ausnahmeregelung wurde er bereits mit 13 Jahren Schiedsrichter. Mit 27 gab er sein Bundesligadebüt, seit 2014 ist er FIFA-Referee. Er betreibt eine Gesundheitspraxis und eine Fahrschule. Früher war der Referee der Spielleiter, mittlerweile ist er ein Manager, der schaut, dass er diese 90-Minuten-Aufführung dirigiert, und aufpasst, dass alles fair bleibt. Manuel Schüttengruber FIFA-Schiedsrichter & Unternehmer FIFA-Referee Manuel Schüttengruber sieht viele Parallelen zwischen Schiedsrichtern und Unternehmern bzw. Führungskräften. Thomas Prammer ist Vorsitzender der OÖ Schiedsrichterkommission und im Zivilberuf Richter. Neutral ist er immer. Da fliegt schon einmal der eigene Trauzeuge mit Gelb/Rot vom Platz. Wenn man so will, ist der VAR so etwas wie ein Aufsichtsrat, der greift auch nur bei gravierenden Fehlentscheidungen ein. Thomas Prammer Vorsitzender OÖ-Schiedsrichterkommission und Richter ANZEIGE FOTO: PARTNER BANK VORSORGE. Private Vorsorge ist für die Aufrechterhaltung des Lebensstandards notwendig und rückt in den Fokus der Anleger. Physisches Gold ist ein wichtiger Vorsorge-Baustein sowie Sachwert und hat sich als Anteil im Portfolio bewährt. „Mit einem Goldsparplan der Partner Bank investiert man regelmäßig Kapital in Gold. Um Kursschwankungen entgegenzuwirken und von einem möglichen Cost-Average-Effekt zu profitieren, sind monatliche Goldeinkäufe empfehlenswert. Bei niedrigen Kursen wird mehr gekauft, bei höheren Kursen weniger. Gold als ein Element in der Vorsorge zu haben ist vernünftig. Die Höhe richtet sich nach der individuellen Situation des Anlegers“, sagt Andreas Fellner. GOLDSPARPLAN www.partnerbank.at blog.partnerbank.at instagram.com/partnerbank_ag Andreas Fellner Vorstand Partner Bank

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