chefinfo 10-22

ANZEIGE FOTO: © IV OÖ/ROLAND PELZL n ressourceneffizientere Produkte zu entwickeln, da ein Großteil der Umwelteffekte während der Nutzung anfällt, wie im Automobilsektor oder im Maschinenbau. In anderen Branchen ist es wichtiger, Produktionsprozesse effizienter zu gestalten, etwa bei der Lebensmittel-, Papier- oder Metallindustrie. Welche Hürden gibt es auf dem Weg zur Green Transition zu überwinden? Haindl-Grutsch: Am Beispiel der Energiewende zeigt sich, wie systemische Zusammenhänge und Pfadabhängigkeiten als Hemmnisse für die Transformation in Industrieunternehmen wirken können. Da geht es nicht nur um den Ersatz einzelner Technologien, sondern von Infrastrukturen und damit zusammenhängenden Wirtschaftsbereichen. Es werden Wechselwirkungen sichtbar, die verdeutlichen, dass die Transformation auf vielen Ebenen gleichzeitig angegangen werden muss, und es dafür die notwendigen Rahmenbedingungen braucht. Dies betrifft nicht nur die Energieversorgung aus erneuerbaren Energiequellen, sondern gilt insbesondere auch für grünen Wasserstoff mit seinen Erzeugungs-, Verteilungs- und Speicherinfrastrukturen. Eine weitere Hürde stellen der Reifegrad und die Marktfähigkeit von Schlüsseltechnologien wie etwa der Produktion von grünem Wasserstoff, Verfahren zur Abscheidung und Nutzung von CO2 (CCU und CCS) oder für Kreislaufprozesse und Recycling dar. Dazu braucht es Planungssicherheit und ein Umfeld, das Investitionen in grüne Technologien unterstützt. Wie kann man kurzfristig die Energiekrise lösen und wie kann sich Europa langfristig in diesem Spannungsfeld aus Chancen und Herausforderungen im Wettbewerb gegenüber China und den USA behaupten? Engelbrechtsmüller-Strauß: Die dramatischen Folgen der Energiekrise machen kurzfristige Maßnahmen auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene zur Abfederung der enorm gestiegenen Energiepreise erforderlich. Neben der Unterstützung der Bevölkerung geht es auch darum, die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts OÖ sicherzustellen. Längerfristig muss die grüne Transformation so umgesetzt werden, dass sie zur Chance für die heimischen Betriebe wird. Es darf keinesfalls dazu führen, dass Europa sich von einer Abhängigkeit bei russischem Gas in die nächste begibt – beispielsweise bei Rohstoffen für Batterien aus China oder aufgrund der angekündigten massiven Förderprogramme für Produktionsanlagen in den USA. Die grüne Transformation muss europäische Wertschöpfung generieren und darf nicht zur Deindustrialisierung unseres Kontinents führen. Die Zukunft des Industriestandorts Oberösterreich und damit der Wohlstand unseres Landes hängen davon ab. Die grüne Transformation muss europäische Wertschöpfung generieren und darf nicht zur Deindustrialisierung unseres Kontinents führen. Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß Vizepräsidentin IV OÖ statt INDUSTRIE STAND DORT INDUSTRIE STANDORT ZUKUNFT GESTALTEN EXPLODIERENDE ENERGIEPREISE BEDROHEN TAUSENDE ARBEITSPLÄTZE! Jetzt handeln, sonst heißt es bald: „Die Industrie stand dort“. INDUSTRIELAND OBERÖSTERREICH industrieland-oesterreich.at 20 Prozent vom gesamten Energiebedarf sind derzeit elektrischer Strom. Durch die zusätzliche Elektrifizierung wird der Strombedarf weiter steigen. 70 | CHEFINFO | 10/2022 Elisabeth Engelbrechtsmüller- Strauß sieht große Chancen für die heimische Industrie, wenn die grüne Transformation gelingt. Dazu braucht es aber einen klaren politischen Willen.

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