chefinfo 10-22

10/2022 | CHEFINFO | 153 152 | CHEFINFO | 10/2022 BUSINESS IN BESTFORM DIE TOP IN OBERÖSTERREICH Die NEUE WERFT ist ein Paradebeispiel, wie man Neubauten vermeidet, indem man ressourcenschonend Bestandsgebäude adaptiert. Das war ein echter Clash TECH HARBOR. Kann intelligente Infrastruktur gegen Fachkräftemangel helfen, und wie hat New Work Büroräumlichkeiten verändert? Georg Spiesberger, Geschäftsführer des TECH HARBORs, erzählt, wie sich seine Immobilien an modernes Wirtschaften angepasst haben. ANZEIGE FOTO: TECH HARBOR Inwiefern können eine oder – wie in Ihrem Fall – zwei Immobilien, das TECHCENTER und die NEUE WERFT, für Startups und Scaleups den Wandel unserer Wirtschaft erklären? Georg Spiesberger: Als wir vor knapp 20 Jahren das TECHCENTER eröffneten, hießen Startups nochGründer, und denen schien damals klar, dass man eine Garage braucht, um erfolgreich zu sein. Erst mit der Gründerförderung der Stadt Linz, welche die Miete für die ersten drei Jahre gefördert hat, wurde es akzeptiert, in ein echtes Bürogebäude zu gehen. Das war ein echter Clash. Heute verstehen sich unsere Gründer eben nicht mehr als Gründer, sondern präsentieren sich als renommierte Unternehmen. Die anfängliche WGAtmosphäre passt da oft nicht mehr rein. Wie kann das richtige Gebäude im täglichen Business unterstützen? Spiesberger: Indem man die relevanten Player an einen Ort bekommt und ein offenes Ohr für die Mieter hat. Bis tech2b bei uns einzog, gab es noch wenig hochspezialisierte Gründerberatung. Wir haben selbst Businesspläne diskutiert und sogar beim Vertrieb geholfen. Uns wurde auch schnell klar, dass unsere vorwiegend akademischen Gründungen kein Thema mit der Technologie an sich hatten, sondern mit demMarketing und dem Vertrieb. Stand in den Anfangsjahren klar die OÖ Industrie als Kunde im Fokus, denken sie heute viel globaler. Wir waren in vielem Vorreiter, etwa mit dem mechatronischen Labor. Unsere Startups waren in einer Grauzone. Die CAD-Software war oft nicht lizensiert, die Teile für den Prototypenbau wurden irgendwo beschafft. Wir wollten, dass unsere Gründer ihre Projekte legal umsetzen, und waren daher die Ersten, die 2006 Werkstätten zur gemeinsamen Nutzung errichteten. Seitdem gibt es mechatronische Büros, lizensierte Software und Bearbeitungsgeräte. Natürlich sind wir als Technologiehub für unsere Mieter oft auch der erste Kunde. Franz Spindler, der mit dem Variocube eine automatisierte Paketübergabestation entwickelte, installierte 2016 den ersten Prototyp für das TECHCENTER. Heute ist das ein Millionenbusiness. Wir waren auch einer der Ersten, die in der NEUEN WERFT Monitore unseres Startups Elevator View einbauten. Wie kann man eine Immobilie an diese Veränderungen anpassen und inwiefern hat New Work die Arbeit verändert? Spiesberger: Das TECHCENTER wurde als Objekt mit großen Büroflächen geplant. Lustigerweise haben sich die Firmen entschieden, dass sie eher kleinere Einheiten wollen. Dann gab es eine Trendwende wieder hin zumGroßraum, nach Corona wurde alles wieder kleinteiliger. Den Stein der Weisen haben wir noch nicht ganz gefunden. Mit dem Homeoffice und der Art der Kommunikation mit dem Kunden – Videokonferenzen waren anfangs verpönt, weil nur der persönliche Kontakt zählte – veränderten sich die Büros. Dazu kommt der Fachkräftemangel. Unsere Mieter versuchen mangelnde Ressourcen durch neue Prozesse und Infrastrukturmaßnahmen wettzumachen. Zum Beispiel Johannes Sailer mit seinem Startup 7 Hauben, die produzieren Kochvideos für Kurse und mussten bisher immer einen Raumanmieten, hinfahren, aufbauen, drehen und wieder abbauen. Jetzt haben sie bei uns ein fixes Studio eingerichtet und das spart ihnen Zeit und Ressourcen. DemArbeitskräftemangel kann man auch durch intelligente Infrastruktur begegnen. Inwieweit wird Nachhaltigkeit im TECH HARBOR gelebt und wie wirkt sich die Energiekrise aus? Spiesberger: Das Homeoffice bewirkte, dass man überlegt, ob man jeden Arbeitsplatz im Büro auch wirklich braucht, zudem spielt das Thema Mobilität eine Rolle, wenn ich mir Wege ins Büro spare. Auf der Immobilienseite sind wir immer gefordert, Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung mitzudenken. Das geht weit über PV-Anlagen, die wir schon vor der Pandemie installierten, oder die Kühlung mit Brunnenwasser hinaus. Die NEUE BRUNNEN WERFT ist ein gutes Beispiel. Es ist ein altes Bestandsgebäude, das man wegreißen hätte können – oder eben revitalisieren. Es ist ja absurd: Auf der einen Seite essen wir Obst aus der Retterkiste, auf der anderen Seite reißen wir bei Immobilien Eingangsportale raus, nur weil die Lackierung matt wird – das ist weder nachhaltig noch intelligent. Natürlich mussten wir für die NEUE WERFT Lösungen für gewisse Herausforderungen finden, die es bei einem Neubau nicht gibt. Es gab dort keine Möglichkeit für Bodensteckdosen, weil es keinen Estrich gab. Wir haben das Problem gelöst, indemwir einen Spezialteppich einbauten. Man muss halt ein wenig kreativ sein. Der Erfolg gibt uns recht. Die NEUE WERFT war innerhalb von vier Monaten voll ausgebucht, beim TECHCENTER haben wir seit Anbeginn eine Auslastung von 98 bis 100 Prozent. Das TECHCENTER wurde 2003 gegründet und hat sich seitdem kontinuierlich an die Anforderungen der Mieter angepasst. Dem Arbeitskräftemangel kann man auch durch intelligente Infrastruktur begegnen. Georg Spiesberger Geschäftsführer TECH HARBOR

RkJQdWJsaXNoZXIy NzkxMTUy