Chefinfo Magazin 9-23

BILDUNG UNIVERSITÄT IM STARTUPMODUS STEFANIE LINDSTAEDT POLITIK EINE STADT WIE EIN MANAGER FÜHREN KLAUS LUGER STEUERN ARBEIT MUSS ATTRAKTIVER WERDEN KLAUS LOBMAYR DAS MAGAZIN DER FÜHRUNGSKRÄFTE NOVEMBER 2023 NOVEMBER 2023/33. JG./NR. 9/2,50 EURO, ÖSTERREICHISCHE POST AG, GZ 02Z031559 M, ZIELGRUPPEN-ZEITUNGSVERLAGS GMBH, ZAMENHOFSTRASSE 9, 4020 LINZ FLIXBUS VOM KLEINEN STARTUP ZUM MONOPOLISTEN Frust & Lust der Gründer ENTREPRENEURE Junge Menschen und ihr Weg zum eigenen Unternehmen ÖSTERREICH ARBEITEN IM URLAUBSLAND WASSER PRICKELNDE GESCHÄFTE Philipp Schreyer Gründer Ackerbürger Bräu Handels e.U.

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Klaus Schobesberger Chefredakteur Auskenner-GmbH k.schobesberger@chefinfo.at Österreich ist ein Labyrinth, in dem sich jeder auskennt. Das Zitat von Helmut Qualtinger hat ewige Gültigkeit. Nur Unternehmensgründer müssen erst mal den Eingang in das Labyrinth finden. Das kann auch im Jahr 2023 noch zur Herausforderung werden. Auf welchem Schwierigkeitslevel man startet, hängt ganz von der Branche, vom zuständigen Bezirk und vom Goodwill der Beamten ab. Manchmal drohen sich aber auch Auskenner im Labyrinth zu verirren. Bei der Recherche zur neuen Gesellschaftsform FlexCo, eine flexible Kapitalgesellschaft für Startups, wurden fünf verschiedene Meinungen zu einer Frage zu Protokoll gegeben. Dennoch ist Expertenrat gut und wichtig. Gründen in Österreich ist ein Wagnis, da sollte man – bildlich gesprochen – nicht über die eigenen Schnürsenkel stolpern. Die meisten vermeidbaren Fehler liegen in steuerlichen und rechtlichen Bereichen. Wir haben dazu mit verschiedenen Experten gesprochen, um uns im Labyrinth besser zurechtzufinden. Viel Gewinn beim Lesen dieser Ausgabe wünscht Ihnen Editorial IMPRESSUM: Eigentümer und Medieninhaber: Zielgruppen-Zeitungsverlags GmbH. Redaktionsanschrift: Zamenhofstraße 9, 4020 Linz, Tel.: +43 (0)50 6964-0, E-Mail: redaktion@chefinfo.at. Herausgeber: Peter Lengauer. Geschäftsführung: Mag. Johanna Lengauer, Hans Huber. Chefredaktion: Klaus Schobesberger. Redaktion: Jürgen Philipp Bakk. Komm. MBA, Michael Schwarz BA, Friederike Plöchl, Melanie Aprin. Verlagsverkaufs- leitung: Christian Schüttengruber. Anzeigen: Mirijam Mayer, Isolde Kainz, Roswitha Lang, Romana Gerard. Artdirector: Thomas Bruckmüller. Artdirector-Stv.: Julia Pargfrieder. Grafik: Vanessa Modandell, Malina Lahner, Rebecca Falmbigl. Bildbearbeitung: Andrea Laban, Frank Garzarolli. Korrektur: Mag. Dorrit Korger. Druck: Radin print d.o.o., Sveta Nedelja, Kroatien. Abo-Hotline: Tel.: 0506964-4091. E-Mail: abo@chefinfo.at. Internet: www.chefinfo.at. Gültig ist die Preisliste 2023. Im Sinne einer leichteren Lesbarkeit werden geschlechtsspezifische Bezeichnungen überwiegend in männlicher Form verwendet. moments ● CHEFINFO ● WEEKEND MAGAZIN ● Corporate Publishing CHEFINFO IST EIN PRODUKT IM 70 84 Auf der Überholspur Flixbus schaffte es innerhalb eines Jahrzehnts vom Startup zum Börsenkandidaten. Beim Ersten am schwersten Anwalt Johannes Wolfgruber über die rechtlichen Hürden beim ersten Mitarbeiter. 54 64 FOTOS: DIAMOND DOGS, XAMTIW, XEBECHE, MONSITJ / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS / COURTNEYK / E+ / GETTY IMAGES / OBI GROUP HOLDING COVERFOTOS: HERMANN WAKOLBINGER / BNP/MICHAEL WITTIG / JORJ KONSTANTINOV / KLAUS LOBMAYR FOTOS: HERMANN WAKOLBINGER / ILYA LUKICHEV / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS / LICHTSPIELER, FLORIAN NEUMÜLLER Wirtschaft 40 64 84 Inhalt Finanzen Management Die Leiden(schaft) der jungen Gründer Was treibt junge Selbstständige an? 14Coverstory Startup-Modus Stefanie Lindstaedt im Interview über Lehrpersonal, Lehrplan und Spaß am Lernen. Linz bleibt Industriestadt Bürgermeister Klaus Luger erklärt im Gespräch, was Linz besonders macht. Prickelnde Geschäfte? Wie positioniert sich die Mineralwasserbranche und welche Innovationen kommen bald? Besser als der Markt OBI-Österreich-Chef Mike Sgundek über derzeitige Herausforderungen. 28 34 40 46 Arbeiten im Urlaubsland Warum so viele deutsche Fachkräfte langfristig in Österreich arbeiten. KI versus Fotografie Wie bleibt die Berufsfotografie zwischen KI-Kunst und Handykamera relevant? 46 98 101 104 KI und Musik Darf KI Ihre Stimme verwenden und kann die „Unvollendete“ von Schubert nun vollendet werden? Work smart, not hard CHEFINFO testete das Speech-toText-Programm des österreichischen Startups AudioIndex. Mental-Realismus Mario Hutters Werke polarisieren. Gegenüber CHEFINFO öffnet er seine Gedankenwelt. IT & more Lifestyle 104 98 Mike Sgundek OBI-Österreich-Chef 9/2023 | CHEFINFO | 5 4 | CHEFINFO | 9/2023

9/2023 | CHEFINFO | 7 6 | CHEFINFO | 9/2023 FOTOS: EHSTOCK, DIY13 / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS / ALEXANDERFORD, AGROBACTER / E+ / JOEL SAGET / AFP / PICTUREDESK.COM / JUNGK, WERNER / LOOKPHOTOS / PICTUREDESK.COM Radar Kulturhauptstadt 2024 Kaiservilla. Bad Ischl und das Salzkammergut sind bereit fürs Kulturhauptstadt-Jahr 2024: Erstmals in der Geschichte der Europäischen Kulturhauptstadt schließen sich 23 Gemeinden zur Fest-Region zusammen, um die Vielfalt aus historisch verwurzelter und zeitgenössischer Kunst und Kultur zu präsentieren. Intendantin Elisabeth Schweeger steht vor der Herausforderung, mit einem vergleichsweise geringen Budget von 27 Millionen Euro – Linz09 hatte mehr als doppelt so viel Geld zur Verfügung – ein umfangreiches Angebot zu schaffen. Apotheker: 96 % Pharmazeuten genießen laut einer Gallup-Umfrage das höchste Vertrauen. Nur knapp dahinter liegen Krankenschwestern, Ärzte und Ingenieure. Social-Media-Influencer: 11 % Es gibt offenbar kaum jemanden, der sich nicht über Kim Kardashian und ihre nervigen Schwestern echauffiert. Wahrscheinlich steckt einfach purer Neid dahinter. Meteorologen: 81 % Das ist ein überraschend hoher Wert. Denn nicht wenige Vertreter dieser Zunft sind das personifizierte schlechte Gewissen in Klimafragen. Vermieter: 39 % Niemand leidet mehr unter dem schlechten Image als die Vermieter selbst. Es mag ein schwacher Trost sein, dass Politiker und Werber noch schlechter abschneiden. TOP DOWN Berufsgruppen mit hohen Vertrauenswerten Berufsgruppen mit geringen Vertrauenswerten Christine Lagarde, EZB-Chefin, über steile Lernkurven „Ich hätte mutiger sein sollen.“ Dahin gesagt Woran arbeiten Sie gerade? Carina Schmidseder hat mit ihrer Onlineagentur Gamelab die insolvente Rudy Games übernommen. Rudy Games ist ein Startup, das eine zweite Chance verdient hat. Mit der Übernahme durch Gamelab erfolgt nach der Insolvenz im Frühjahr nun mit Adaptionen im Geschäftsmodell der Neustart. Die Assets der Rudy Games GmbH von Gründer und Ex-CEO Manfred Lamplmayr wurden im April des Jahres in die neu gegründete Gamelab eingebracht. Carina Schmidseder bringt mit „offisy“, einer kostenlosen Registrierkasse, Startup-Erfahrung mit ein. Der Schwerpunkt von Rudy Games bleibt bei GamificationProjekten für Unternehmen. Unter den Neukunden ist SK Rapid. ZAHL Quelle: BBC Online Prozent der heimischen Bevölkerung erhalten laut Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO unterm Strich mehr an staatlichen Leistungen, als sie selbst in das System einzahlen. Best of 80 Nachgefragt Alles Mäci, oder was? CHEFINFO-Gastkommentar: Wenn Wirte verschwinden, bröckelt der Mittelstand. Das Lokal „Zur Liesl“ in der Linzer Tabakfabrik ist das perfekte Wirtshaus. Rustikale Einrichtung, volle Bude, tolle Stimmung, lässige Kellner und gute Küche. Das Sahnehäubchen als Zugabe ist die Indoor-Brauerei, mit mehreren Sorten Craft Beer im Angebot. Das heimelige Lokal hat bloß einen Haken: Es ist „nur“ eine Simulation eines echten Wirtshauses. Betrieben wird es nämlich vom Wiener CateringUnternehmen Don. Hut ab vor dieser Leistung. Man fragt sich aber beizeiten: Wo sind all die Wirte hin verschwunden? Burger oder Pizza. In manchen Gegenden sind sie schon so rar geworden, dass man mit dem Auto einige Kilometer zurücklegen muss, um einen zu finden. In Linz geht man sonntags lange auf die Suche – um dann zwischen Burger, Kebab oder Pizza wählen zu dürfen. Die Systemgastronomie ist im Vormarsch. Das ist nicht der Untergang des Abendlandes, aber jener der mittelständischen Gasthauskultur. Die erfolgreichen Gastronomen haben Teile der Systemgastronomie in ihr Unternehmen integriert oder betreiben selbst Filialen. Das ist eine Entwicklung, die einem nicht egal sein kann. Ich wünsche mir Lokale, wo der Wirt noch Wirt ist. Wenn die Politik das auch will, sollte sie nachdenken, wie man eine Wirtshauskultur wieder etablieren kann. Auch im Sinne der Menschen, die gutes Essen schätzen. Ihr Anonymus Anonymus Sebastian Kurz Ex-Kanzler Der frühere ÖVP-Superstar ist tief gestürzt. Vor drei Wochen begann der Prozess wegen Falschaussage. „Kriegst eh alles, was du willst“, wird sich der Richter wohl nicht zu Herzen nehmen. René Benko Immobilien-Mogul Zu spät schaltete Benko in seinem Immobilienreich von Wachstum auf Erhalt um. Jetzt wird die Lage prekär und es zeigen sich Risse im Beton. Erstes Opfer: Signa Sports United (SSU) ist pleite. Markus Braun Ex-Wirecard-CEO Beim Wirecard-Prozess steigt die Temperatur. Ein Kronzeuge wirft Braun das Zünden von Nebelkerzen vor. Indes leitet Braun seine MillionenAnwaltsrechnung an die Versicherung weiter. KURZ-SCHLUSS Showdown in Politik und Wirtschaft BETON-RISS TRICK-KISTE FOTOS: ROBERT JAEGER, GEORG HOCHMUTH / APA / PICTUREDESK.COM / MATTHIAS BALK / DPA / PICTUREDESK.COM / GAMELAB

8 | CHEFINFO | 9/2023 FOTOS: WESVANDINTER / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS Anders gedacht von Klaus Schobesberger Chefredakteur Wir leben in Zeiten, wo jeder eine Meinung, aber keiner eine Ahnung hat. Wer meint, das sei zu sehr zugespitzt, dem empfehle ich, eine Expedition ins Reich der sozialen Medien zu unternehmen. Hier tummeln sich Universalgelehrte aller Art, die blitzschnell vom Pensionsexperten zum Wissenden in Fragen der nachhaltigen Mobilität umschalten oder zum Insider von Waffengattungen bei den Konflikten dieser Welt mutieren. Nun sollte man ja Auswüchse kollektiver Ignoranz verdrängen, wenn es da nicht auch eine gefährliche Komponente gäbe. Wenn nicht nur grundlegendes, auf breiter Basis akzeptiertes Wissen, sondern auch allgemeine Werte des Zusammenlebens in der Gesellschaft verloren gehen, haben in dieser Orientierungslosigkeit Marktschreier, Ideologen und Menschenfänger leichtes Spiel. Einen ersten Vorgeschmack des Wahnsinns haben wir in der Pandemie erlebt. Nicht wenige Menschen glaubten lieber den verrücktesten Verschwörungstheorien als der Mehrheit der Wissenschaftler. Mehr als Faktenwissen Wir brauchen nicht mehr künstliche, sondern mehr natürliche Intelligenz. Dazu zählt nicht nur Faktenwissen, sondern Zusammenhänge erkennen, geschärftes Gewissen und auch dem Bauchgefühl zu folgen. Zum Glück gibt es das noch. Als im Oktober der offizielle SPÖ-Account auf X (Twitter) forderte, die Inflationsrate verfassungsmäßig zu begrenzen, meldete sich ein ehemaliger Wirtschaftssprecher der Partei entsetzt über den Unsinn zu Wort. Es braucht Aufklärer Wenn politische Parteien glauben, sich konsequent über ökonomische Gesetzmäßigkeiten hinwegsetzen zu können, braucht es Widerspruch, um gefährlichen Nonsens zu entlarven. Ein Rufer in der Wüste, der es auch wagte, ein Sakrileg wie das österreichische Pensionssystem regelmäßig zu hinterfragen, ist der Wirtschaftssprecher der Neos, Gerald Loacker. Natürlich muss man ihm nicht in allen Fragen zustimmen. Aber der Anspruch, über Fehlentwicklungen im Land die Bevölkerung aufzuklären, muss eine der zentralen Aufgaben eines (Oppositions)Politikers sein. In einem seiner jüngsten Facebook-Posts schrieb er, dass er das Thema Pensionen öfter zum Thema gemacht habe, als es Kollegen lieb war. „Aber heute weiß jeder, was das schwedische Modell ist.“ Loacker hat übrigens auch bekanntgegeben, nach zehn Jahren in der Politik einen Schlussstrich zu ziehen. Diese Entscheidung hat übrigens auch etwas mit natürlicher Intelligenz zu tun. Denn Berufspolitiker enden nicht selten als hemmungslose Opportunisten. n ORIENTIERUNG. Zusammenhänge erkennen und wirtschaftlichen Unsinn entlarven wird immer wichtiger. Mehr natürliche statt künstliche Intelligenz, bitte! GEPLANT & GEFERTIGT MIT LEIDENSCHAFT www.schwingenschuh.at Schwingenschuh GmbH |Tischlerstraße 2, 4542 Nußbach | +43 7587 8214 | office@schwingenschuh.at Alles aus einer Hand. Professionelle Planung und Umsetzung von Einrichtungskonzepten seit 1957

9/2023 | CHEFINFO | 11 FOTOS: PALFINGER, FESSL/KIRCHDORFER, KAZUHIRO NOGI / AFP / PICTUREDESK.COM, TGW LOGISTICS Wirtschaft Hoch hinaus Andreas Klauser freut sich über Rekordgewinne des Kranhebelhersteller Palfinger. Gegenüber der Vorjahresperiode stieg der Konzerngewinn von 53,2 Mio. auf 90,9 Mio. Euro. Starkes Fundament Roland Kammerhuber übernimmt die Werksleitung des Kirchdorfer Zementwerks. 1992 trat er als Lehrling in das Unternehmen ein. Seit 2008 ist er in Führungspositionen. Elektroautos auf der Überholspur Der Markt für Elektroautos wächst mit rasanter Geschwindigkeit. Der Marktanteil steigt laut PwC-Studie in Österreich beinahe auf 50 Prozent der Neuzulassungen. Außerdem erleben Plug-in-Hybride derzeit einen zweiten Frühling. Auch wegen der Diskussion um das Aus für staatliche Förderungen ab 2024. Einen Vorsprung verschaffen sich derzeit chinesische Hersteller wie BYD mit neuen Lithium-Eisenphosphat-Akkus. Neuer CEO bei TGW Logistics Henry Puhl übernimmt ab Februar 2024 die Leitung des Intralogistik-Experten TGW Logistics. Zuletzt war Puhl CTO der Kion Group. Der bisherige CEO Harald Schröpf wird sich auf eigenen Wunsch aus dem Unternehmen zurückziehen und in den Ruhestand treten. n WKOÖ. Die Exportstatistik Oberösterreichs zeigt, dass 2022 ein weiterer Umsatzrekord aufgestellt wurde. 53,2 Mrd. Euro Exportumsätze konnte die oberösterreichische Wirtschaft erzielen. Jedoch muss bedacht werden, dass das Exportwachstum auch inflationsbedingt gestiegen ist. DATA DRIVING YOU CRAZY? Wir lösen endlich Ihre Datenprobleme. www.dataspot.at 9 von 10 Kunden empfehlen dataspot. dataspot. bietet eine Lösung für Data Governance und Metadatenmanagement sowie Beratung und Schulung für Data Excellence an. Unsere dataspot. Software ist eng mit dem Data Excellence Framework© abgestimmt, das Organisationen dabei hilft, ihre Daten – und damit die Grundlage für ihr Business – in Ordnung zu bringen.

9/2023 | CHEFINFO | 13 12 | CHEFINFO | 9/2023 Nachhaltigkeitspreis für die AMAG Die AMAG erreichte den ersten Platz beim Austrian SDGAward. Die Nachhaltigkeitsziele der UN setzt das Unternehmen bereits seit einem Jahrzehnt um. Dieses Engagement wurde nun geehrt. Jakob Zeilinger, Marlis Zöhrer und Geschäftsführer Gerald Mayer nahmen den Preis im Nationalratssaal des österreichischen Parlaments entgegen. Branchen Priglinger Holding ausgezeichnet Die beiden Eigentümer von Biohort und Ascendor Josef und Maximilian Priglinger wurden in der Wiener Hofburg von einer unabhängigen Fachjury als „Entrepreneur of the Year“ ausgezeichnet. Erich Lehner, CEO EY Österreich, überreichte feierlich den Preis. „Die Auszeichnung gebührt auch allen Mitarbeitenden“, betonten die beiden Geehrten. Mit 6.000 Quadratmetern Größe wird der Solarpark in Schallerbach die größte Parkplatz-Photovoltaikanlage Oberösterreichs. Die Anlage soll künftig den Stromverbrauch von 550 Haushalten decken können. Landesrat Markus Achleitner freut sich über das Projekt. 3.200 Tonnen CO2 können dadurch künftig eingespart werden, so Eurothermen-Geschäftsführer Patrick Hochhauser. MANAGEMENT & ERFOLG redaktion@chefinfo.at Kurier hilft beim Auskurieren Im Herbst ist die Nachfrage nach Medikamenten besonders hoch. Damit sich Patienten nicht in die nächste Apotheke schleppen müssen, bietet Foodora mit CEO Herbert Haas in größeren Städten einen Medikamentenlieferservice. B&R erhält klimaaktiv-Preis Mitte Oktober wurde der klimaaktiv-Preis von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler an Robert Perperschlager und Franz Baischer übergeben. B&R gilt nach dem Erdgasausstieg als Vorzeigeprojekt der heimischen Industrie. Baubeginn für den Eurothermen Solarpark Wasserstoff-Convention Wasserstoff spielt am Weg zur Klimaneutralität für das Industrieland Oberösterreich eine bedeutende Rolle. Aus diesem Grund werden zukünftig bei der H2 Convention Entscheidungsträger und Experten jährlich zusammengebracht, um sich mit den Herausforderungen entlang der Wertschöpfungskette zu befassen. Im Vorfeld wurden die Ziele der Veranstaltung Ende November angekündigt. Dabei waren Landesrat Markus Achleitner, Bürgermeister Klaus Luger, Linz-AG-Vorstandsdirektor Josef Siligan und Franz Helm von Verbund AG. redaktion@chefinfo.at Eine Brücke über die Pensionslücke Die Oberösterreichische Versicherung stellte ihre fondsgebundene Pensionsvorsorge „Fonds4Life“ vor. Vorstandsdirektorin Kathrin Kühtreiber und Generaldirektor Othmar Nagl heben die Vorteile hervor, die vor allem für Eltern bestehen, die aufgrund der Kinderbetreuung Lücken bei der Beitragszahlung haben. Ötscher erhält Auszeichnung Ötscher-Berufskleidung ist der erste österreichische Betrieb in seiner Branche, der die OEKOTEX-STeP-Zertifizierung auf dem höchsten Level führen darf. Geschäftsführer Thiemo Götzl und Prokuristin Ditha Götzl-Guthrie nannten die Ehrung einen „Meilenstein für das Unternehmen“. Das Zertifikat zeugt von einer nachhaltigen und ethischen Herstellung. n STERN-GRUPPE. Die Stern-Gruppe feiert ihr 140-jähriges Jubiläum. Die Vision des Gmundner Mobilitäts- und Technologiekonzerns ist, bis 2030 komplett CO2neutral zu sein. Schon jetzt setzt man auf PV-Anlagen und nachhaltige Gebäudetechnik. Vor allem die nachhaltige Schifffahrt schlug in den Medien Wellen. n FACC. Beim kroatischen Werk des Rieder Luftfahrttechnik-Unternehmens FACC erfolgte der Spatenstich zum Werksausbau. Bereits im Juni 2024 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Durch den Ausbau wird die Produktionsfläche zur Fertigung von Hightech-Komponenten verdreifacht werden. n IV OÖ. Laut Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung gehen große Betriebe von keiner unmittelbaren Besserung der wirtschaftlichen Lage aus. Überdurchschnittliche Energie- und Lohnkostenentwicklungen drücken die Stimmung. Joachim HaindlGrutsch warnt vor sinkender Wettbewerbsfähigkeit. n ÖKOFEN. Die Heizungs-App des Weltmarktführers für Pelletheizungen wurde mit dem Top App Award der Deutschen Gesellschaft für Verbraucherstudien ausgezeichnet. Grund waren die guten Bewertungen von beinahe 100.000 Nutzern. Bis zu 10 Prozent Energiekosten können mit der App gespart werden. GEWERBE & DIENSTLEISTUNGEN FOTOS: LEADERSNET.AT / K. SCHIFFL, ÖTSCHER, OBERÖSTERREICHISCHE VERSICHERUNG, LEONIE GRUBER FOTOS: POINT OF VIEW, PETER GRIESSER, ANDREAS MARGINGER, NINO MANUGUERRA

COVERSTORY FOTO: DIAMOND DOGS / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS 14 | CHEFINFO | 9/2023 8/2023 | CHEFINFO | 15 GRÜNDEN 2.0. Was treibt junge Menschen an, sich selbstständig zu machen? Welche Chancen haben sie? Ist Österreich ein Enabler oder Verhinderer von unternehmerischem Erfolg? Wie sehen die Rahmenbedingungen aus? Die Leiden und Freuden, die Gipfel und Ab„gründe“ von Jungunternehmern zeigen vier Beispiele auf, die unterschiedlicher nicht sein könnten und die dennoch eines vereint: Echte Begeisterung überwindet alle Widerstände. TEXT: Jürgen Philipp Die Leiden(schaft) der jungen COVERSTORY Gründer

CHEFINFO: Wie kamen Sie auf die Idee, eine Brauerei zu eröffnen? Philipp Schreyer: Ich arbeitete als Controller bei einem großen Fleischverarbeitungsbetrieb, als ich einen Betriebsrat gründen wollte, kam die Kündigung samt dreimonatiger Gehaltsnachzahlung. Ich hatte also Zeit und Geld und überlegte, was ich nun machen würde. Bier hat mich immer interessiert, also begann ich mit einer Hobbybrauerei. Ich wollte das Märzenbier neu interpretieren. Die meisten Märzenbiere heute sind eine Abart von bayrischem Hellen. Ich tüftelte also und fand meine Rezepturen, von Anfang an und aus Überzeugung in Bioqualität. Der erste Sud erfolgte am 18.03.2018 im Keller unseres denkmalgeschützten Hauses am Stadtplatz in Grein, alles noch semiprofessionell. Ich war entfesselt, rüstete die Anlage auf, machte den Bier- und Diplombier-Sommelier. Ich hatte gute Rohstoffe, ein großartiges Produkt, und ein Alleinstellungsmerkmal. Es folgte damit zwangsläufig der Schritt, das gewerblich machen zu wollen, und dann begann eine regelrechte behördliche Tortur. Es war zum Mäusemelken. Welche Tortur? Schreyer: Ich war im Mai 2019 bei einer Sprechstunde der BH Perg. Es hieß: kein Problem. Es reicht, wenn du uns eine simple Skizze im Word zeichnest, und damit wir uns was vorstellen können, beschreib ein bisschen, was du machen willst – alles ganz easy. Ich war überrascht, dass es so einfach wäre. War es aber nicht. Als ich alles abgegeben habe, hieß es, wir brauchen einen neuen Plan nach der oberösterreichischen Bauordnung, das sei jetzt Vorschrift. Egal – gesagt, getan. Plötzlich kam ein neues Thema auf. Ich habe eine Polsinelli-100-Brauanlage. Ein italienischer Top-Hersteller. Diese ist mit Gas befeuert. Im Hobbybereich ist das egal, aber im gewerblichen wird das schwierig. Schwierig heißt für mich, nicht unmöglich. Ich musste auf einen Rundkocher aus Spanien umsteigen, der für den Innenbereich zugelassen ist. Derweilen hieß es, die Einreichpläne seien nicht normgerecht. Sie wurden dann von einem Baumeister neu gemacht. Dann wieder wollte die BH die Betriebsanleitung der Polsinelli auf Deutsch, die gab es nur auf Italienisch. Ich meinte, sie sollen sie durch den Google-Translator laufen lassen, aber das galt nicht. Der Hersteller musste die Übersetzung liefern. Dann passte plötzlich die CEKennzeichnung der Maschinen nicht. Die hatten zwar alle meine Maschinen, da es aber keine Gesamtanlage ist, sondern aus einzelnen verschiedenen Komponenten besteht, brauchte es für jede einzelne eine Konformitätserklärung. Dazu wurde noch ein Befund bzgl. Flüssiggasverordnung verlangt. Das lieferte ich gleich nach, doch es hieß, es sei das falsche Formular. Jeder dieser Schritte, und das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, passierte nicht digital, sondern musste auf Papier jeweils viermal ausgedruckt werden. Und es gab noch Dutzende anderer Dinge. Am Ende habe ich dann ein Ingenieurbüro beauftragt, das mir bestätigt hat, dass alles okay ist bzw. eigentlich schon immer okay war. Dennoch haben Sie Ihr Bier auf den Markt gebracht. Wie ist das gelungen? Schreyer: Ich habe das Rezept, alle Rohstoffe, bis auf das Wasser natürlich, und mein Design an die Loncium Brauerei in Kärnten geschickt, die es für mich lohnfertigt. Das nennt man Gipsy Brewing. Dazu gründete ich im März 2023 die Handelsfirma. Es gab einen kurzen Widerspruch, ob ich mich Ackerbürger Bräu nennen dürfte, weil ich in unserem Haus – das Ackerbürgerhaus in Grein – ja nicht brauen würde. Es ging aber als Markenname durch. Kurz danach war mein Bier da. Mittlerweile habe ich rund 3.000 Liter verkauft. ACKERBÜRGER BRÄU. Philipp Schreyer hatte einen Traum, den Traum vom eigenen Bier. Eine „Tour de Farce“ durch den Behördendschungel hätte fast ein kleines Bierjuwel verhindert. Grein an der Donau. Ein Juwel im Strudengau dessen Namen sich von „Grin“, also Gebrüll, ableitet. Zum Brüllen zumute war einem Einwohner der Stadt, als er sich vor fünf Jahren entschloss, eine Brauerei zu gründen. Sein Name passt dazu: Philipp Schreyer. Gleich gegenüber dem 1791 gegründeten Stadttheater, das älteste erhaltene bürgerliche Theater Österreichs, liegt das denkmalgeschützte Ackerbürgerhaus im Familienbesitz. Auch hinter dessen Mauern gab es ein Theater, genau gesagt eine Posse, die den Kampf und Krampf mancher Gründer mit Behörden beschreibt. Wenn Leidenschaft Leiden schafft Philipp Schreyer spielte nicht nur in einer Punkband und ist Gemeinde- bzw. Stadtrat in Grein, er studierte vor allem Unternehmensführung und E-Businessmanagement und machte seinen Master in Management mit Spezialisierung auf Controlling in Krems. Eine scheinbar perfekte Basis, um ein Unternehmen zu gründen, und genau das war sein Plan. Er wollte seine Leidenschaft zum Bierbrauen zum Geschäft machen und eine Brauerei gründen. Der heute 35-Jährige kreierte vor fünf Jahren daher seine „Interpretation von Märzenbier“, entwickelte eine Rezeptur, baute seine Brauanlage aus und war bereit loszulegen: „Ich habe gesehen, es funktioniert. Wenn ich zwei Chargen à 1.800 Liter pro Monat verkaufen würde, könnte ich theoretisch davon leben. Als Akademiker hat mich das Handwerkliche immer gereizt.“ Doch dann kam die Behörde, und es startete eine wahre „Tour de Farce“ (siehe Interview), die sich mit Unterbrechungen über drei Jahre lang hinzog. Berge von Akten – die ganze Verfahrensdokumentation wurde nicht digital durchgeführt, sondern musste auf Papier viermal ausgedruckt werden – zeugen davon. Nachdem er von der BH Perg im Kreis geschickt wurde, die Lebensmittelbehörde grünes Licht gab und alle technischen Anlagen nach einem Spießrutenlauf abgenommen wurden, kam es zum Lokalaugenschein und zur Bauverhandlung, mehr als drei Jahre nach seinem ersten Vorstelligwerden. Ein reiner Formalakt? 28 Nachbarn waren dazu eingeladen, nur wenige kamen. Seitens der Behörde kamen ein Beamter, eine Protokollantin und ein Techniker. „Der Techniker meinte die Raumhöhe sei zu gering. Sie müsste 50 cm höher sein. Ich meinte: Das ist ein denkmalgeschütztes Haus, ich darf hier keine Umbauten vornehmen, soll ich etwa in die Tiefe graben?“ Dazu beanstandete er eine Malzmühle, die nicht im Innenraum stehen dürfte, weil sich das Malz selbst entzünden könnte. „Ich schrote 20 kg Malz, was soll sich da entzünden? 9/2023 | CHEFINFO | 17 FOTOS: HERMANN WAKOLBINGER, KERRICK / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS Jeder dieser Schritte, und das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, passierte nicht digital, sondern musste auf Papier jeweils viermal ausgedruckt werden. Philipp Schreyer Gründer Ackerbürger Bräu Handels e. U. Es heißt immer: Gründet Jungunternehmen und Startups, aber mit diesem Amtsdeutsch und Bittstellertum werden viele Gründungen im Keim erstickt. Philipp Schreyer Gründer Ackerbürger Bräu Handels e. U. „Es war zum Mäusemelken“ Philipp Schreyer investierte viel Geld in eine Brauanlage, die er dann behördlich nicht in Betrieb nehmen durfte. Warum, fragt er sich bis heute. Er fühlt sich als hilfloser Bittsteller. Ô

Ich nehme das Ding einfach, trage es nach draußen und nach 15 Minuten ist der Schrotdurchgang beendet, wo ist das Problem?“ Dann wurde ein fehlendes Gasflaschenlager bemängelt. „Der Techniker verwechselte dabei Propangasflaschen mit Kohlensäure, das war nur mehr kurios. Schließlich meinte er: Das ist eh nur zusammengekauftes Zeug, und der Herr von der BH meinte: So viel wird das nicht gekostet haben. Ich habe mich so was von verarscht gefühlt.“ Für das „zusammengekaufte Zeugs“ musste Schreyer 15.000 Euro investieren, mit all den behördlichen Auflagen und Nachbesserungen, die schon vor dem Lokalaugenschein immer wieder gefordert wurden, kostete ihn die Brauanlage, die er gewerblich nicht in Betrieb nehmen durfte, mehr als das Dreifache. Kosten, auf denen er sitzenblieb. „Ich habe 50.000 Euro investiert, ohne ein einziges selbst gebrautes Bier verkauft zu haben.“ Zum „Schreyen“ Schließlich ließ er sein Märzen in Lohnfertigung bei Loncium in Kärnten brauen und kann es heute als Handelsfirma vertreiben. „Es heißt immer: Gründet Jungunternehmen und Startups, aber mit diesem Amtsdeutsch und Bittstellertum werden viele Gründungen im Keim erstickt. Man redet immer gerne über die Erfolgsstorys, aber nie über das Scheitern. Ich bin genug gescheitert und habe mich selbst oft hinterfragt. Jetzt habe ich trotzdem mein eigenes Bier.“ Wenn er nun bei seinem Lieblingswirt in Grein sein Ackerbürger Bräu Märzen trinkt, vergisst er die Leidensgeschichte. „Meine Freundin hat mich psychisch unterstützt und mir geholfen, meinen Traum zu verwirklichen, denn ich war wirklich fertig.“ Unterstützung bekam er auch von der WKO. „Die haben das auch nicht mehr verstanden. Ich hätte Franz Rummerstorfer von der Bezirksstelle in Perg früher ins Boot holen sollen. Er hat mich sehr unterstützt, aber natürlich kann auch er nicht auf die Behörde einwirken.“ Schreyer versteht heute noch nicht, was das Problem bei der Zulassung seiner Brauanlage war. Ein Knackpunkt war die Befeuerung der Anlage mit Gas. Trotz Nachrüstung auf eine Gasbefeuerung, die für den Innenraum zugelassen ist – mit weiteren nicht unerheblichen Kosten verbunden –, blieb es beim „Njet“ der Behörde. „Der Hammer ist ja der, dass etwa die Befeuerung von Brauanlagen mit Gas in den Bezirken unterschiedlich geregelt ist. Ein Braukollege in Steyr darf das in geschlossenen Räumen, in Perg darf man das nicht. Das ist einfach ein Wahnsinn.“ Nach drei Jahren sind noch acht von zehn aktiv Auch wenn er kurz davorstand, hat Schreyer nicht aufgegeben. Laut dem Global Business Report von „Utility Bidder“ sind in Österreich 85,7 Prozent aller neu gegründeten Unternehmen nach dem ersten Jahr noch am Markt. Das ist Rang sieben in der EU. Alexander Stockinger vom WKOGründerservice kennt die Langzeitbetrachtung: „Nach drei Jahren sind noch 80,6 Prozent, nach fünf 69,4 Prozent am Markt.“ Gründe fürs Aufge18 | CHEFINFO | 9/2023 COVERSTORY 85,7 Prozent aller neu gegründeten Unternehmen sind nach einem Jahr noch am Markt. Ich stecke mir für jedes Jahr ein Umsatz- und ein projektbezogenes Ziel. Langfristig ist es mein Plan, meine Projekte regulär ins Kino zu bringen. Daniela Six Inhaberin Filmdosis e. U. FOTOS: FILMDOSIS Ô CHEFINFO: Sie schreiben auf Ihrer Homepage, Sie hätten Ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Wieso haben Sie Ihren alten Beruf verlassen und sich für die Selbstständigkeit entschieden? Daniela Six: Mein gelernter Beruf ist Sozialarbeiterin mit Schwerpunkt auf Strafvollzug und psychisch kranken Straftätern. Später arbeitete ich dann mit Jugendlichen. Ich habe bemerkt, dass mein Beruf hauptsächlich mit reden zu tun hat, und das war mir zu wenig kreativ. Ich habe in meiner Freizeit immer etwas Kreatives gemacht, gezeichnet, fotografiert oder Spaßvideos gedreht. Ich ging in Bildungskarenz, bewarb mich an der FH St. Pölten für Film, TV & Media Creation and Distribution und wurde genommen. Anfangs dachte ich noch, ich müsse das neue Wissen in meinen Job als Sozialarbeiterin einbringen. Während des Studiums bekam ich immer wieder kleine Aufträge für Pro Mente plus und FAB. Danach versuchte ich, einen Job in einem Filmunternehmen zu bekommen. Ich war wohl nicht mehr so jung und unbedarft und bekam keinen Fuß in die Branche. Ich stand vor einer geschlossenen Tür und habe bemerkt, dass ich sie selbst aufmachen muss. Jetzt läuft es richtig gut. Ich habe nicht das Gefühl, dass es eine Arbeit ist, die mir jemand anschafft. Wie fühlten Sie sich auf die Selbstständigkeit vorbereitet? Six: Ich besuchte das Kreativwirtschaftscoaching C hoch 3 der WKO und das war richtig gut. Wir wurden auch zu den Themen Steuern und Sozialversicherung gut geschult. Nichtsdestotrotz braucht man unbedingt einen Steuerberater. Man glaubt am Anfang, man kann alles alleine machen, aber das geht sich nicht aus. Ich habe mir anfangs auch bei der Preisfindung schwergetan und mich zu Beginn eher unter Wert verkauft. Das erzählt dir auch keiner, weil sich niemand in die Karten schauen lässt. Mittlerweile habe ich einen ersten fix angestellten Mitarbeiter für Schnittarbeiten. Das war am Anfang mit sehr viel Druck verbunden. Es kamen einige Fixkosten auf mich zu, mit denen ich nicht gerechnet habe. Doch ich bekam eine Förderung des AMS und vom Land Oberösterreich. Die Initiative 1PLUS1 fördert Lohnkosten für den ersten Angestellten. Jetzt passt das perfekt. Ich kann langfristiger Projekte planen, und wenn ich krank werde, kann mein Mitarbeiter die Kunden betreuen. Es hängt nicht mehr nur an einer Person. Wie unterscheiden Sie sich von anderen Film- und Videoproduzenten? Da gibt es ja einige. Six: Während C hoch 3 habe ich bemerkt, dass es zwar viele Filmproduktionsfirmen in Linz gibt, aber keine den Fokus auf Soziales legt. Das ist meine Nische. Im Mittelpunkt meiner Filme stehen immer Menschen. Meist war es so, dass Videos oder Spots von Sozialeinrichtungen immer ein wenig selbstgemacht aussahen, während Werbung für irgendein Produkt in höchster Qualität produziert wird. Ich habe den Anspruch mein Produktions-Know-how dafür einzusetzen, dass diese hohe Qualität im Bereich der Wirtschaft sich auch im Sozialbereich fortsetzt. Die Herausforderungen sind dabei andere. Sie wollen nicht, dass ihre Leute vorgeführt werden, die Thematik ist sensibler. Es braucht also Vertrauen. Da ich die Branche kenne, genieße ich dieses Vertrauen. FILMDOSIS E.U. Für Daniela Six war es fix: Ihr alter Beruf entsprach zu wenig ihrem kreativen Talent. Das lebt sie nun mit ihrer Filmproduktionsfirma aus. Die Skills ihres alten Jobs halfen, eine Nische zu finden. 9/2023 | CHEFINFO | 19 Ich stand vor einer geschlossenen Tür und habe bemerkt, dass ich sie selbst aufmachen muss. Daniela Six Inhaberin Filmdosis e. U. „Ich habe nicht das Gefühl, dass es Arbeit ist“ Daniela Six dachte erst an Selbstständigkeit, als sie bemerkte, dass ihre kreativen Fähigkeiten einen Markt haben und Nachfrage auslösen. Daniela Six wusste anfangs nicht, wie sie einen Fuß in die Filmszene bekommen sollte, bis sie sich auf ihre Stärken und ihren beruflichen Background besann.

ben kennt der Steuer- und Unternehmensberater Bernhard Ditachmair aus seiner Praxis: „Viele kleinere Dienstleister, vor allem aus dem Gesundheitsbereich oder der Kosmetik, hören relativ rasch wieder auf, weil ihnen die Kunden fehlen.“ Dass dennoch so wenige scheitern, erklärt sich Dietachmair auch mit erhöhter Sensibilität seitens des Finanzamts: „Einzelunternehmer müssen etwa das Formular Verf24, Kapitalgesellschaften Verf15 und Personengesellschaften Verf16 ausfüllen. Verf24 ist ein standardisierter Fragebogen, der erhebt, ob Verluste oder Gewinne erwartet werden. Wenn Verluste erwartet werden, schaut man sich die Ausgabenstruktur an.“ Verluste, die sich bei Tätigkeiten, die einen Gewinn erwarten lassen, über drei Jahre erstrecken, können vom Finanzamt als Liebhaberei deklariert werden. „Der Zeitraum kann bei plausibler Gewinnprognose verlängert werden. Liebhaberei ist steuerlich nicht gegenrechenbar und man bekommt auch keine Vorsteuer zurück.“ Generell rät Ditachmair daher schon beim Antrag auf eine Steuernummer, einen Steuerberater ins Boot zu holen. „Gründer müssen vorsichtig agieren. Am besten haben sie einen Finanzplan, der dann mit dem Steuerberater gecheckt wird. Der Steuerberater ist schließlich auch so etwas wie der erste Unternehmensberater.“ Junge Gründer sind besser vorbereitet Alexander Stockinger sieht vor allem bei jungen Gründern einen klaren Plan. „Junge sind tendenziell besser vorbereitet. Sie recherchieren mehr und bereiten ihre Pläne gut auf. Das ist ein Unterschied zu Älteren, die teilweise komplett blank sind.“ Und die Gründer werden generell jünger: „Das Alter sinkt: Vor ein paar Jahren lag das Durchschnittsalter bei 39, jetzt bei 37 Jahren. Stockinger erklärt sich den Trend unter anderem mit mehr Sensibilisierung für Unternehmertum durch Schulen und Medien, dazu kommt der Drang nach mehr Selbstbestimmung und dass es mehr Rolemodels gibt. Zudem helfen „Förderungen und Betreuungseinrichtungen in der unternehmerischen Anfangszeit“. Die beliebtesten Branchen für Neugründungen sind übrigens: „Seit Jahren die Personenbetreuer auf Platz eins“, Platz zwei geht an UBIT „mit Schwerpunkt IT“ und auf Platz drei liegen die persönlichen Dienstleister, „hier fallen etwa die Energetiker hinein“. Mit viel Energie gründete auch Daniela Six. Filmreife Karriere Es geht von Grein stromaufwärts nach Linz. Die 36-jährige Daniela Six kann auf eine deutlich positivere Gründungserfahrung zurückgreifen als Philipp Schreyer, und das obwohl ihr Selbstständigkeit lange gar nicht in den Sinn kam (siehe Interview). Dennoch wurde aus der Sozialarbeiterin eine Unternehmerin und Filmemacherin, die mit Filmdosis e. U. nun alten und neuen Job verbindet. Ihre Spezialität: Filme für den Sozial- und Gesundheitsbereich. Erst mit der Zeit erkannte sie diese Nische, die sie nun mit Leidenschaft ausfüllt. „Ich habe 2019 gegründet, die ersten Aufträge waren für 2020 geplant und dann kam Corona. Doch ich hatte Glück im Unglück, denn es rief mich das Ordensklinikum Linz an. Sie benötigten verschiedene Videos, in dem Krankheiten erklärt werden, weil das Personal keine Zeit hatte, Patientengespräche zu führen. Mit dem Medium Film hat man diese Lücke behoben.“ 20 | CHEFINFO | 9/2023 Ich möchte ein gutes Leben leben. Mir geht es nicht darum, reich zu werden, sondern Spaß daran zu haben, mich weiterzubilden und vor allem, die Kunden zufriedenzustellen. Tanja Steiner Inhaberin Barberellas Barbershop, Aschach Ô CHEFINFO: Wie kamen Sie als damals 21-Jährige auf die Idee, einen Barbershop aufzumachen? Tanja Steiner: Ich habe, ganz konventionell, Damen- und Herrenfriseurin gelernt, bekam dann aber Probleme mit meinen Handgelenken. Das trat vor allem beim Föhnen, Färben und Frisieren von langem Damenhaar auf. Dafür hatte ich ein ärztliches Attest und wollte den Beruf schon aufgeben. Ich wollte mich zur Bürokauffrau umschulen lassen. Das AMS meinte aber, dass das nicht geht, weil es meine Arbeit als Friseurin zwar erschwert, aber nicht unmöglich macht. Als Übergangslösung arbeitete ich in einem Schichtbetrieb, bis ich hörte, dass der Barbershop in Eferding Leute sucht. Ich habe zwei Jahre lang dort gearbeitet. Mein Freund meinte schließlich, ich solle mich selbstständig machen. Er hat mir gut zugeredet, ich würde viel und gerne arbeiten, und er steht hinter mir. Im Herbst 2019 begann ich dann mit dem ÖSB-Gründerprogramm. Hat das Programm geholfen bzw. gab es Hürden auf dem Weg zur Selbstständigkeit? Steiner: Ich musste in diesem Programm alles parallel machen. Man hat dafür neun Monate Zeit. Man muss in der Zeit einen Laden suchen, Prüfungen und Ausbildungen machen. Plötzlich hieß es, dass ich den Meister nachmachen müsse, sprich die gesamte Meisterausbildung, auch Damen, samt Kosmetik und Maskenbildnerei. Das war extrem zeit- und kostenintensiv. Ich hatte die Theorie bestanden, die Unternehmerprüfung auch, hatte also vier von fünf Modulen, bin aber beim Praxisteil durchgefallen. Genau dann, als ich fast alles fertig hatte, hieß es: Sie können ja eine eingeschränkte Gewerbeberechtigung nur für Herren machen. Da war ich extrem sauer und bin es teilweise heute noch. Ich habe mich vorher intensiv erkundigt, bekam aber die falsche Auskunft. Da hätte ich mir mehr Kompetenz erwartet. Die eingeschränkte Berechtigung kostete 600 Euro, der Meister rund 5.000 Euro. Dazu kamen die ganzen Utensilien, die ich als Herrenfriseurin nicht brauche. Das hat mich viel Zeit, Nerven und Geld gekostet. Am Ende habe ich dann doch den Meister fertiggemacht und bin jetzt froh, dass ich ihn habe. Haben Sie die Entscheidung dann bereut oder war der Weg trotzdem der richtige? Steiner: Ich habe keinen Tag bereut, aber hätte ich gewusst, was auf mich zukommt, hätte ich es nicht gemacht. Ich bin kein risikobereiter Mensch. Normalerweise ist bei mir immer alles geplant. So musste ich mich aufgrund der Umstände anfangs ein wenig durchwursteln. Doch der Job macht Spaß und das Geschäft läuft so gut, wie ich es mir nie erträumen hätte können. Ich habe keinen Chef, kann meine Öffnungszeiten gestalten, wie ich es will, und auch das Administrative taugt mir. Ich habe gerne den Überblick über alles. Denken Sie daran, sich zu vergrößern und Mitarbeiter anzustellen? Steiner: Mitarbeiter anzustellen war mal ein Gedanke, aber es ist mir zu kompliziert und zu unkalkulierbar. Allerdings kann ich mein Unternehmen nicht vergrößern, wenn ich alleine arbeite, und ich bin schon am Limit meiner Kapazitäten. Sag niemals nie, vielleicht passt es irgendwann einmal. BARBERELLAS. Fast hätte sie ihren Beruf an den Nagel gehängt, doch Tanja Steiner startete durch und gründete ihren eigenen Barbershop. Ein Karriereweg, der über unnötige Stolpersteine zum Erfolg führte. 9/2023 | CHEFINFO | 21 FOTOS: BARBERELLAS BARBERSHOP ASCHACH Ich habe mich vorher intensiv erkundigt, bekam aber die falsche Auskunft … Das hat mich viel Zeit, Nerven und Geld gekostet. Tanja Steiner, Inhaberin Barberellas Barbershop, Aschach „Ich habe keinen Tag bereut“ Tanja Steiner beschloss mit 21, sich selbstständig zu machen. Hätte sie gewusst, was auf sie zukommt, hätte sie die Pläne verworfen. Doch sie meisterte alle Hürden und bereut heute keinen einzigen Tag. Tanja Steiner, Inhaberin von Barberellas Barbershop, saß einer Falschinformation auf, die einen langwierigen Umweg einbrachte. Heute ist sie als Unternehmerin dennoch restlos happy.

„Zuerst die Arbeit, dann das Spiel, gilt nicht mehr“ Aktuell arbeitet sie das erste Mal als Produzentin für die Doku „Stand your Ground“. „Ich kümmere mich um das Rundherum, die Kommunikation, Vermarktung, Sponsoren und Finanzierung.“ „Stand your Ground“ beleuchtet den Frauenfußball am Beispiel der Spielgemeinschaft Union Kleinmünchen/­ Blauweiß-Linz. Finanziert wird er über Sponsoring und einer Crowdfundingkampagne und soll nächstes Jahr auf internationalen Festivals laufen. „Dokus sind meine Leidenschaft. Das Ziel von ,Stand your Ground‘ ist es, dass der Film von so vielen Menschen wie möglich gesehen wird.“ Ziele, die sie sich auch als Unternehmerin setzt: „Ich stecke mir für jedes Jahr ein Umsatz- und ein projektbezogenes Ziel. Langfristig ist es mein Plan, meine Projekte regulär ins Kino zu bringen.“ Auch wenn sie meist hinter der Kamera steht, hat sie ihre Hauptrolle als Unternehmerin gefunden. „Bei allem, was man tut, unterscheidet sich die Arbeit komplett zu vorher. Zuerst die Arbeit, dann das Spiel, gilt nicht mehr.“ Fehlinformation zum „Haareraufen“ Nur rund 27 Kilometer von Daniela Six’ Büro in der Linzer Grillparzerstraße, wieder donauaufwärts, liegt Aschach. Ähnlich malerisch wie Grein und ähnlich sagenumwoben – angeblich ließ Dr. Faustus vom Teufel in Aschach eine Bowlingbahn auf der Donau errichten. Und es gibt auch ein bisschen Ähnlichkeit mit der Gründungsstory des verhinderten Bierbrauers Philipp Schreyer bei jener von Tanja Steiner, die direkt bei der Aschacher Kirche ihren Barberellas Barbershop betreibt. Die heute 25-Jährige musste ebenso Umwege gehen, bis sie sich ihren Traum erfüllen konnte. Trotz bester Vorbereitung bekam sie eine Fehlinformation. Sie müsse den Friseurmeister nachholen, und zwar für Damen und Herren, obwohl sie sich als Barbershop-Inhaberin ausschließlich auf Herren konzentriert. Ein Umweg, der sie viel Geld und Zeit kostete, wie sie im Interview verrät, und mit einer eingeschränkten Gewerbeberechtigung endete – sprich: nicht nötig gewesen wäre. 2019 kam sie in ein Gründungsprogramm, 2020 fand sie in einem ehemaligen Blumenladen in Aschach ihren heutigen Firmensitz auf willhaben. „Es war das Erste, was ich mir angesehen habe, und es hat sofort gepasst.“ Im Juni 2020 – inmitten von Corona – unterschrieb sie den Pachtvertrag. Und eben jene Pandemie sollte ihr und dem ganzen Gewerbe zu schaffen machen. Die Kosten liefen, Hilfen waren für die Jungunternehmerin kaum gegeben, also hielt sie sich mit mobilem Friseurservice über Wasser. „Die Regeln haben sich für uns fast ständig geändert.“ Was blieb, waren die laufenden Kosten und die nötigen Investitionen in die Einrichtung ihres Ladens. Sie musste improvisieren und hatte Glück. „Ein Bekannter von mir hat einen alten Stadel abgerissen und ich konnte das Holz verwenden. Der Shop ist also mit 150 Jahre altem Holz verkleidet. Dazu gab er mir einen alten Schlitten mit, der nun als Garderobe dient.“ Barberella: Alles Scheitel Wonne Ende gut, alles gut? „Ja“, meint die Feldkirchnerin, die sich wünscht, dass alles so bleibt, wie es aktuell läuft. „Ich möchte ein gutes Leben leben. Mir geht es nicht darum, reich zu werden, sondern Spaß daran zu haben, mich weiterzubilden und vor allem, die Kunden zufriedenzustellen.“ Friseure gelten als glücklichster Beruf, weil man Menschen viel Freude bereiten kann. „Vor Kurzem hatte ich einen Kunden, der meinte: Es hat 43 Jahre lang gedauert, bis jemand meine Haare so schneidet, wie ich es will. Von solchen Komplimenten zehrt man lange.“ Mittlerweile hat sie fast 90 Prozent Stammkunden. „Dass so viele wiederkommen, ist das allergrößte Kompliment für meine Arbeit.“ 22 | CHEFINFO | 9/2023 COVERSTORY 37 Jahre sind Gründer im Schnitt, vor einigen Jahren lag das Durchschnittsalter noch bei 39. Ô CHEFINFO: Wie kommt man auf die Idee, ein nachhaltiges Katzenhaus zu bauen? David Bader-Egger: Das ist ganz einfach entstanden. Immer wenn meine Freundin etwas online bestellt hat und die Packerl kamen, haben es sich unsere Katzen auf oder im Karton gemütlich gemacht. Katzen lieben Karton. Meine Freundin fand das super, nur sieht halt ein Karton nicht besonders gut aus. Also baute ich eine Art Katzenburg im Ritterstil. So wurde das Projekt immer konkreter. Im April 2023 haben wir dann unsere GmbH gegründet. Eine GmbH bot sich an, weil wir drei Gründer sind und sie besser schützt bzw. das Risiko begrenzt. Da das nicht meine erste Gründung ist – ich hatte bereits mit 18 Jahren eine Firma –, wusste ich, was auf uns zukommt. Sie gründeten schon mit 18 ein Unternehmen, hatten also schon Erfahrung. Was sind aus Ihrer Sicht die größten Hürden beim Gründen? Bader-Egger: Beim ersten Mal musste ich mir einen Überblick verschaffen. Es gibt viele verschiedene Stellen, zu denen man gehen muss. Man stolpert von einer Info zur nächsten, bis man alles beisammenhat. Das ist ein Punkt, wo schon viele aufgeben. Gründen hat aber in erster Linie mit Mindset zu tun. Man gründet nicht einfach eine Firma und ist dann schlagartig erfolgreich. Am Anfang gibt es fast nur Kosten und hohen bürokratischen Aufwand. Die größte Hürde liegt für mich aber im Schulsystem. Wir bilden fleißige Arbeitskräfte aus, die nicht viel nachfragen. Das Unternehmer-Mindset muss man sich hingegen selbst beibringen. Bei mir begann das, als mir mein Vater das Buch „Tour des Lebens“ von Lance Armstrong zu lesen gab. Da kam ich drauf: Es gibt mehr. In der Schule wird das nicht vermittelt, da heißt es: Schreib gute Noten, dann hast du auch einen guten Job. Wenn man schon in der Schule hört: Ihr könnt auch Unternehmer werden, und man ein wenig darauf vorbereitet wird, wäre die größte Hürde beseitigt. Natürlich gibt es auch die Bürokratie, aber die hat ja auch eine gewisse Berechtigung. Wie kommen Sie zu Kunden? Die Kundenakquise gilt als eine der größten Challenges von jungen Unternehmen. Bader-Egger: Mit organischem Wachstum geht bei einem Onlineshop heute nichts mehr. Wir haben einige Petfluencer engagiert, das brachte aber nicht viel. Die meisten Kunden bekamen wir über bezahlte Werbung bei Google oder Meta. Da fließt viel Geld hinein. Wir bekamen aber eine Internationalisierungs-Förderung des Landes Oberösterreich und der WKO. Diese ist daran gebunden, dass man in einen neuen Markt, ein neues Land, investiert. Wir gaben 15.000 Euro für den deutschen Markt aus und bekamen die Hälfte wieder zurück. Gibt es ein konkretes Ziel für DoPetMe? Bader-Egger: Wir wollen auf jeden Fall im ersten Quartal 2024 bereits 250.000 Euro Umsatz schaffen. Der Haustiermarkt ist riesig. Wir sind sicher, dass wir das schaffen, denn wir haben zwei sehr erfahrene Handelsvertreter im Boot, die unsere Produkte in den stationären Handel bringen. Dazu suchen wir immer Kooperationen, etwa mit einem Tierpharmaunternehmen. DOPETME. Ein Dreiergespann will mit nachhaltigen Katzenhäusern den Haustiermarkt erobern und etwas für den Tierschutz tun. Katzenjammer bei der Gründung gab es nicht, sondern stets ein klares Ziel. 9/2023 | CHEFINFO | 23 FOTOS: DOPETME Die größte Hürde liegt für mich im Schulsystem. Wir bilden fleißige Arbeitskräfte aus, die nicht viel nachfragen. David Bader-Egger Geschäftsführer DoPetMe „Unternehmer-Mindset muss man sich selbst beibringen“ DoPetMe-Co-Founder David Bader-Egger gründete mit 18 sein erstes Unternehmen. Mit seinem Buch „Es liegt an dir“ bringt er Gründergeist auf den Punkt. David Bader-Egger, Teresa Stockinger und Marco Benhammadi verbinden mit DoPetMe Nachhaltigkeit und Tierschutz. Es ist nicht meine Welt, 40 Jahre lang in einem Job zu sein und sich 40 Jahre darüber zu beschweren. Ich will Selbstbestimmung statt Jammern. David Bader-Egger Geschäftsführer DoPetMe

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