9/2023 | CHEFINFO | 49 FOTOS: OBI GROUP HOLDING, ANATOLIY_GLEB / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS WIRTSCHAFT WIRTSCHAFT Natürlich mit unterschiedlichen Botschaften und mit unterschiedlichen Erwartungshaltungen. Dem 70-jährigen Tischler müssen wir nichts mehr beibringen für seine Projekte. Da agieren wir als reiner Händler. Den jüngeren Zielgruppen wollen wir dagegen ganz bewusst DIY näherbringen und ihnen zurufen: Traut euch, macht, verschiebt eure Grenzen! Klingt gut und heißt was? Sgundek: Etwas selber zu planen und zu bauen macht stolz und ermutigt, auch in anderen Lebensbereichen Verantwortung zu übernehmen. Dazu wollen wir gern motivieren. Deshalb war OBI beispielsweise bei den Kaiser Wiesn mit unserem Partner „Acker Österreich“, dem Verein für mehr Wertschätzung für Natur und Lebensmittel, vor Ort. Dort haben wir uns speziell den ganz Jungen zugewandt. Aber wir präsentieren OBI auch auf dem Woodstock der Blasmusik, wo die Zielgruppe logischerweise älter ist. Das Gleiche gilt auch für unsere Recruiting-Strategie: Da, wo es um Ausbildung und duales Studieren geht, präsentieren wir uns anders und in anderen Umfeldern als bei der Suche nach Talenten für unser Store Support Center oder unsere Märkte. Diese Positionen bewerben wir in der Kommunikation durchaus mit einem 60-jährigen Marktleiter oder einer 50-jährigen Kassakraft. Wieso erprobt OBI eigentlich ausgerechnet in Österreich Konzepte, bevor sie in die anderen Länder ausgerollt werden? Sgundek: OBI ist nicht das einzige Unternehmen, das Österreich als erfolgversprechenden Testmarkt erkannt hat: McDonalds, Aldi beziehungsweise Hofer und andere fahren dieses Konzept schon seit vielen Jahren. Das Konsumentenverhalten ist hier vor allem dem in Deutschland sehr ähnlich, das Land aber wesentlich kleiner. So lassen sich Konzepte schnell und agil ausprobieren und bei Erfolg perfekt skalieren. OBI ist nun schon seit vielen Jahren die Nummer eins der österreichischen Baumarkt- und Heimwerkerbranche. Wer oder was könnte an diesem Spitzenplatz rütteln? Sgundek: Wir sind stolz darauf, in Österreich seit vielen Jahren mit Abstand die Nummer eins der stationären Baumärkte zu sein. Dafür arbeiten wir jeden Tag. Aber wie jeder andere Baumarkt und jede andere DIY-Marke konkurrieren wir nicht nur mit dem stationären Angebot des Wettbewerbs, sondern auch mit dem Onlinebusiness. Hier die Nase vorn zu haben ist mit Blick auf reine Onlinehändler natürlich eine ganz andere Aufgabe. Aber wir haben eine ganz klare Strategie. OBI hat seit seinem ersten Tag sehr gute Erfahrung mit Partnerschaften gemacht, so ist das Unternehmen dank Franchising über die Jahre erfolgreich gewachsen. Aus dieser Überzeugung heraus setzen wir jetzt mit Solution Partnering darauf, Partner an unsere Seite zu holen, mit deren Expertise wir die Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden noch besser und vollumfänglicher bedienen können, als wir das je allein könnten. Was bedeutet das in der Praxis? Sgundek: Schauen wir beispielsweise auf solch große Projekte wie Photovoltaikanlagen oder energetische Sanierung mit Fensterdämmung etc. Das ist kein typisches Baumarktthema, aber als OBI können wir mit dem Vertrauen unserer Kundinnen und Kunden in unsere Marke die Brücke zu den Fachbetrieben schlagen und somit letztlich gemeinsam die an uns gestellten Anforderungen erfüllen. Damit erreichen wir ganz neue Zielgruppen außerhalb des klassischen DIY-Business, können die Realisierung größerer Projekte anbieten und somit unsere Marktführerschaft weiter ausbauen. 650 Baumärkte betreibt OBI in zehn Ländern Europas. INS_Chefinfo_EDER_RZ.indd 1 23.10.23 01:54 Einen Wettbewerber zu übernehmen ist das eine, alle neuen Mitarbeitenden an die Kultur des eigenen Unternehmens heranzuführen das andere. Daran scheitern vielen Übernahmen. Mike Sgundek OBI-Österreich-Chef Beim Solution-Partnering setzt der Baumarktriese auf die Zusammenarbeit mit Fachbetrieben. „Hammer“-Stimmung: Bei Sponsoringaktivitäten wie am Wiener Donauinselfest versucht OBI junge Zielgruppen anzusprechen. ZUR PERSON Diplom-Kaufmann Mike Sgundek ist seit Juli 2022 General Manager der OBI Bau- und Heimwerkermärkte Systemzentrale in Wien und damit Landesgeschäftsführer von OBI Österreich. Sgundek begann seine Karriere 1996 als stellvertretender Marktleiter in Borna bei Leipzig und wurde 2006 Vertriebsleiter am Sitz der OBI Group Holding im nordrhein-westfälischen Wermelskirchen. Zuvor hatte der gebürtige Leipziger Wirtschaftswissenschaften an der HHL Leipzig Graduate School of Management studiert. Als Chef von OBI Austria steuert Sgundek aktuell 79 Baumärkte mit einem Umsatz von 870 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2022. Der Familienvater ist damit für die mit Abstand größte Baumarktkette in Österreich verantwortlich. Ô
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