Chefinfo Magazin 3-23

D A S M A G A Z I N D E R F Ü H R U N G S K R Ä F T E A P R I L 2 0 2 3 KREBSHILFE KOMPETENT HELFEN DANK SPENDEN MARIA SAUER VERSORGER ENERGIEWENDE ALS KRAFTAKT FÜR ALLE LEONHARD SCHITTER BANKEN WACHSEN MIT NEUEM AUFTRITT MARKUS AUER APRIL 2023 / 33. JG. / NR. 3/ 2,50 EURO, ÖSTERREICHISCHE POST AG, GZ 02Z031559 M, ZIELGRUPPEN-ZEITUNGSVERLAGS GMBH, ZAMENHOFSTRASSE 9, 4020 LINZ MANGELBERUFE Ohne Arbeitsmigration droht Wohlstandsverlust NEW WORK WAS BRINGT MEHR DEMOKRATIE IN UNTERNEHMEN? Mobile Zukunft ELEKTRO-SCHOCK. Das Auto zwischen Luxus & Burn-out. AUTOBRANCHE SCHONFRIST FÜR UNSERE ZULIEFERER FORMEL 1 BOLIDEN AN DER BÖRSE Robert Reindl RR Motors

Cyrus Rahmat Tel.: 0732 650350-22 | Mobil: 0664 1006505 | E-Mail: cyra@cyra.at Cyra Immobilien GmbH| Berggasse 23 b | A-4040 Linz | www.cyra.at Neuson Real GmbH Zollamtstraße 7 |A-4020 Linz | Tel. 0732 673500 office@neuson-real.com www.neuson-real.com B E R A T U N G | V E R M I T T L U N G | P R O J E K T E N T W I C K L U N G IHRE NEUE IMMOBILIE 2023 Ein Campus für innovative Unternehmen Lage: Linz Zentrum vis-à-vis Wifi OÖ, MIETERWÜNSCHE können berücksichtigt werden! Freie Raumplanung • Individuell gestaltbare Büroflächen vom klassischen Einzelbüro bis hin zum Großraumbüro • High-End-Ausstattung: Klima, Doppelböden, Akustikdecken, hochwertige Böden/Beleuchtung, Befeuchtungsanlage, uvm. • Innovative Gebäude-/Haustechnik: Fernwärme und Fernkälte (betriebskostenschonend), modernste Raum- und Steuerungstechnik, High-Speed-Datenleitung • Benefits für alle am Campus: Konferenzzentrum, Restaurant, Nahversorger, Kindergarten und Hotel • Tiefgarage: gesamt 1.040 Stellplätze, E-Ladestationen (optional) P R O V I S I O N S F R E I F Ü R M I E T E R Gesamt ca. 8.000 m² Nutzfläche Letzte freie Bürofläche: ca. 1.600 m² teilbar, Bezug Ende 2023, Miete auf Anfrage, HWB: 86 kWh/m²a, fGEE: 1,23 Gesamte Nutzfläche: ca. 13.500 m² BAUTEIL 1 Das TECHBASE LINZ bietet heute schon die Büroqualität der Zukunft! Gesamt: ca. 7.380 m², freie Bürofläche: ca. 5.860 m² teilbar (ab 2024), Miete: auf Anfrage, HWB: 18 kWh/m²a, fGEE: 0,73 Bürofläche: ca. 5.740 m² teilbar (ab 2024), Stand-alone-Objekt, Miete auf Anfrage, HWB: 18 kWh/m²a, fGEE: 0,73 BAUTEIL 3 BAUTEIL 4 TECHBASE LINZ TECHBASE LINZ TECHBASE LINZ TECHBASE LINZ VERMIETET E BAUTEIL 2 Verkauf eines Top-Logistikstandorts neben Autobahn A1 (Abfahrt Oberwang) Hallenbau bis 30 Meter Höhe zulässig. Es sind bereits einige Logistikfirmen vor Ort. Adresse: 4882 Oberwang, Gewerbestraße Größe Grundstück: 16.000 m² + 3.000 m² Modernes Gewerbeobjekt und effiziente Bestandshallen in Neufelden zu vermieten Neubau-Gewerbeobjekt mit Halle über 2 Ebenen. Hallenfläche: 4.833 m², Büro: 226 m², 20 Pkw-Stellplätze, Beschickung ebenerdig und über innen liegende Rampe Bestandshallenflächen: 14.400 m², und Büro: 300 m², Beschickung ebenerdig und über innen liegende Rampe, Mietkonditionen auf Anfrage OBJEKT 4 OBJEKT 3 OBJEKT 2 Moderne Gewerbeimmobilie in Ennser Toplage zu vermieten Adresse: Dr.-Theodor-Körner-Straße 4, 4470 Enns Größe Halle: 1.865 m², Höhe: 8,50 Meter Größe Büro: 560 m², 35–50 Pkw-Stellplätze Mietbeginn: 1. März 2023, Mietdauer: 7–10 Jahre HWB: 74 kWh/m²a Mietkonditionen: auf Anfrage OBJEKT 1 Schwerlasthalle in Top-Gewerbegebiet von Linz zu vermieten Adresse: Wahringerstraße 34, 4030 Linz Größe: 4.170 m², Höhe: 20 Meter, 2 Deckenkräne mit 70/35 Tonnen und 32/12 Tonnen 2 Seitenkräne mit 5 Tonnen Traglast Freilager: 3.120 m² mit 32-Tonnen-Kran Kleinteilelager, Sozialräume, Büroflächen, Parkplätze Mietkonditionen: auf Anfrage OBJEKT 5 Moderne Büroflächen mit Lagerhalle am Franzosenhausweg zu vermieten Büro: 1.835 m² – teilbar ab 750 m². Halle: 556 m². Parkplätze: 48 Mietkonditionen: auf Anfrage

3/2023 | CHEFINFO | 5 4 | CHEFINFO | 3/2023 FOTOS: PAUL CAMPBELL / CHESKY_W / VKULIEVA / PSYCHOBEARD / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, DAIMLER AG, WAKOLBINGER (2X), JELINA PREETHI / ISTOCK / GETTY IMAGES COVERFOTOS: FREDMANSKY, WAKOLBINGER (2X), SABINE STARMAYR FOTOS: SDOMINICK / E+ / GETTY IMAGES, THINKHUBSTUDIO / ISTOCK / GETTY IMAGES Fahrt ins Ungewisse Was wird aus der Zulieferindustrie nach dem EU-Entscheid zum Verbrenner? Steiniger Erfolgsweg Strasser Steiner baute das weltmodernste Produktionswerk seiner Branche. „Keine Entwarnung“ Der neue Vorstandschef der Energie AG, Leonhard Schitter, im Interview. 26 30 32 Wirtschaft Boliden an der Börse Die Formel 1 hat sich quasi neu erfunden. Seither läuft das Geschäft für alle prächtig. Signal des Wachstums Warum sich die VKB für ein neues Corporate Design entschieden hat. 40 42 Mehr Demokratie wagen Warum Unternehmen ihr Entscheidungssystem überdenken sollten. Soziales Gewissen Die neue Geschäftsführerin von SOS Menschenrechte im Interview über ihre Arbeit. 48 72 26 42 48 Inhalt Finanzen Management Klaus Schobesberger Chefredakteur Unwürdiges Schauspiel k.schobesberger@chefinfo.at Es ist ein unwürdiges Schauspiel, das Ende März über die Bühne ging. Gemeint ist nicht der Beauty-Contest, den die Bundes-SPÖ veranstaltet, um ihren Parteivorsitzenden zu küren, sondern das „Rat Race“ für stinknormale Bürger, die auf der Internetseite für Sonnenstromförderung um ihr eigenes Steuergeld rittern müssen. Motto: Wer um Zehntelsekunden zu spät kommt, den bestraft das Leben – oder genauer Frau Ministerin Leonore Gewessler. Die beschwört zwar regelmäßig die drohende KlimaApokalypse und ruft zum raschen gemeinsamen Handeln dagegen auf. Auf der anderen Seite tut ihre Bürokratie beim Ausbau der Photovoltaik in Österreich alles, damit es im Schneckentempo weitergeht und motivierte Bürger frustriert und ratlos zurückbleiben. Das Fördersystem mag vor einem Jahrzehnt sinnvoll gewesen sein, heute gehört es ersatzlos gestrichen. Ihnen wünschen wir jedenfalls einen frustfreien April. Viel Gewinn beim Lesen dieser Ausgabe wünscht Ihnen Editorial IMPRESSUM: Eigentümer und Medieninhaber: Zielgruppen-Zeitungsverlags GmbH. Redaktionsanschrift: Zamenhofstraße 9, 4020 Linz, Tel.: +43 (0)50 6964-0, E-Mail: redaktion@chefinfo.at. Herausgeber: Peter Lengauer. Geschäftsführung: Mag. Johanna Lengauer, Hans Huber. Chefredaktion: Klaus Schobesberger. Redaktion: Jürgen Philipp Bakk. Komm. MBA, Kerstin Reitterer. Verlagsverkaufsleitung: Christian Schüttengruber. Anzeigen: Mirijam Mayer, Isolde Kainz, Roswitha Lang, Romana Gerard. Artdirector: Thomas Bruckmüller. Artdirector-Stv.: Cindy Mair. Grafik: Julia Pargfrieder, Julian Kastenhuber, Malina Lahner, Rebecca Falmbigl. Bildbearbeitung: Andrea Laban, Frank Garzarolli. Korrektur: Mag. Dorrit Korger. Druck: Radin print d.o.o., Sveta Nedelja, Kroatien. Abo-Hotline: Tel.: 0506964-4091. E-Mail: abo@chefinfo.at. Internet: www.chefinfo.at. Gültig ist die Preisliste 2023. Im Sinne einer leichteren Lesbarkeit werden geschlechtsspezifische Bezeichnungen überwiegend in männlicher Form verwendet. moments ● CHEFINFO ● WEEKEND MAGAZIN ● Corporate Publishing CHEFINFO IST EIN PRODUKT IM Zukunft der Mobilität Luxus ist gefragt und Autos bleiben Statussymbol. 14 Coverstory 56 62 70 Kochers Liste Warum die jährlich veröffentlichte Liste der Mangelberufe Potenzial mit (stiller) Sprengkraft hat. Drehscheibe am Markt Personaldienstleister haben ein gutes Gespür für die Konjunktur, Chancen und Herausforderungen. Hilfe zur Selbsthilfe Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz – und was Arbeitgeber dafür tun können. Personal Gesundheit 70 56 32 Leonhard Schitter CEO Energie AG

3/2023 | CHEFINFO | 7 6 | CHEFINFO | 3/2023 FOTOS: LAND OÖ/MAYR, BUGATTI, FERRARI, MITSUBISHI MOTORS, DACIA, FABRICE COFFRINI / AFP / PICTUREDESK.COM FOTOS: POP_JOP/GETTY IMAGES, VICTOR METELSKIY / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, ELMAR KONRAD-POROD, TREVOR LEIGHTON / AFP / BRIAN ACH / RICHARD SHOTWELL / AP/ PICTUREDESK.COM Radar Land der Sonne Energiewende. Das Land OÖ gibt „Gas“ bei der Energiewende, das Thema des „Zukunftsforum Oberösterreich 2023. 2021 wurden bereits 71 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energieträgern gewonnen, nun will man deutlich nachlegen. Neue PV- und Windkraftprojekte sollen den zusätzlichen Schub bringen. Acht bis zwölf neue Windkraftanlagen werden bis 2030 imKobernaußerwald entstehen, beimWindkraft-Ausbauprojekt Sternwind in Vorderweißenbach weitere vier. Die Energie AG will den Anteil an Sonnenenergie verzehnfachen und bis 2030 200 GWh zusätzlichen Sonnenstrom erzeugen. Bugatti Sie lesen richtig: 10 Mio.+ Das teuerste Auto, das derzeit in Österreichs Onlinebörsen zu haben ist, ist ein Bugatti Chiron Supersport 300+ um: 10,402.020 Euro. Mitsubishi Space Star Ein 991stel Bugatti Inflation lässt grüßen: Es gibt keinen Neuwagen mehr unter 10.000 Euro. Mit 10.490 Euro ist der Mitsubishi Space Star zumindest knapp dran. Ferrari Halber Bugatti Fast um die Hälfte „billiger“ ist ein 2013er Ferrari LaFerrari V12 um 5,840.000 Euro (im Bild: Ferrari 90 Stradale). Dacia Sandero Ein 508tel Ferrari Einen glatten Tausender mehr kostet das Basismodell des Dacia Sandero. Mit 11.490,01 Euro können Sie sich 508 Dacias zum Preis des LaFerrari kaufen. TOP DOWN Die teuersten Autos in Österreich Die günstigsten Neuwagen Österreichs Thomas Jordan Präsident Schweizer Nationalbank im Jahr 2012 „Um Staaten und Steuerzahler aus der Geiselhaft von Großbanken zu befreien, gibt es große Fortschritte zu verzeichnen.“ Dahin gesagt Woran arbeiten Sie gerade? Daniel Erlinger, CFO von hali in Eferding, über einen Kulturbruch nach 80 Jahren, Outdoorarbeitsmöbel und eine neue Großinvestition. Büromöbel von hali gibt es seit 80 Jahren. 2022 beschloss man, auch Outdoormöbel ins Programm aufzunehmen. Im Frühling 2023 geht es nun los. Hochwertige Tische, Stühle und Loungemöbel werden gefertigt, allerdings keine reinen Freizeitmöbel, sondern für den Arbeitsbereich im Freien. „Büroarbeit kann auch im Freien stattfinden. Attraktiv gestaltete Rückzugsräume werden dabei zu kleinen Wohlfühloasen“, so CFO Daniel Erlinger. Doch auch im angestammten Produktbereich tut sich einiges, so wurden 1,8 Millionen Euro in eine neue Kantenanleimmaschine investiert. ZAHL Quelle: BBC Online Prozent der 58.000 Privatjetflüge in Deutschland legen Strecken von unter 300 Kilometern zurück. Best of 60 Nachgefragt Es ist alles sehr kompliziert Der CHEFINFO-Gastkommentar über die Mitgliederbefragung der SPÖ. Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie an Fred Sinowatz denken? Wohl unweigerlich ein Zitat des 2008 verstorbenen Exkanzlers: „Es ist alles sehr kompliziert.“ Ein Satz, den er vor exakt 40 Jahren tätigte und der ihn überlebt hat. Damals gab es keine Inszenierung, keine PR-Dramaturgie, keine Spindoktoren, kein Framing. Framing, ein Begriff aus dem NLPBaukasten, wurde von Jörg Haider als Erstes eingesetzt, und er brachte damit politische Gegner sprichwörtlich ins Schwitzen, wie 1995 bei einer TV-Konfrontation mit Viktor Klima. Haider änderte die Regeln. Sebastian Kurz setzte später einen neuen NLP-Professionalisierungsstandard. Glaubt man aber den Umfragen, fordern die Wähler jedoch authentisches, „uninszeniertes“ politisches Personal. Auch die Social-MediaWelt spricht ständig von „Authentizität“, um genau das zu konterkarieren. Wo sind also die authentischen Politiker? Wird es gar die SPÖ-Mitgliederbefragung sein, die diese Frage beantwortet? Alle Menschen, die ich kenne, die Pamela Rendi-Wagner persönlich kennen, sprechen von ihr als unglaublich authentische Frau, doch sobald die Kamera läuft, zeigt sich ein anderes Bild. Kann sie sich von dieser „Vercoachung“ befreien? Wird Hans Peter Doskozil seiner Hemdsärmeligkeit gerecht oder wird gar Andreas Babler zum Gamechanger? Es bleibt spannend, denn eines ist sicher: Inszeniert ist dieser Basisentscheid garantiert nicht, sondern wohl eher „sehr kompliziert“. Ihr Anonymus Anonymus Ronstadts Song „Long Long Time“ erschien 1970 und galt als vergessenes kleines Meisterwerk, bis die Macher der Videospiel-Adaption „The Last of Us“ den Song wiederentdeckten. Der verzeichnete auf Spotify USA ein Plus von 4.900 Prozent. Das britische Stimmwunder wurde 1973 von PinkFloyd-Gitarrist Dave Gilmour entdeckt. 1985 folgte der Durchbruch unter anderem mit „Running Up That Hill“, Nr. 1 in UK. Dort kehrte sie 37 Jahre später dank der Serie „Stranger Things“ wieder zurück. Der Partyknaller von 1981 „Don’t Stop Believin’“ (Bild: Exsänger Steve Perry) ist Stammgast jeder Ü50-Party. Das auch deren Kinder den Song wiederentdeckten, ist Serien wir „Scrubs“, „Glee“, „Sopranos“ oder „CSI“ zur verdanken. LINDA RONSTADT Zweiter Frühling: Alte Songs feiern ein Revival KATE BUSH JOURNEY

8 | CHEFINFO | 3/2023 FOTOS: BERND VON JUTRCZENKA / DPA / PICTUREDESK.COM Anders gedacht von Klaus Schobesberger Chefredakteur Ein Marketingverantwortlicher eines Unternehmens für Unterhaltungselektronik erklärte mir einmal, dass das Interesse für technische Details in Europa sehr unterschiedlich ausgeprägt ist. Während den designverliebten Italienern genauer Schalldruck und Impedanz bei einem Kopfhörer ziemlich egal sind, deckt sich der deutsche Konsument vor dem Kauf mit Fachzeitschriften ein und informiert sich bei der Stiftung Warentest. Daran wurde ich erinnert, als mir auf den sozialen Medien Teile der heftig geführten „Heizungsdebatte“ ungefragt in die Timeline gespült wurden. Da ging es beispielsweise um die Frage, ob der Einbau von Wärmepumpen in einem Berliner Altbau möglich und ohne Fußbodenheizung überhaupt sinnvoll ist. Machbarkeitsstudien und Berechnungen von Energieexperten sollten die jeweils eigene Position untermauern. Hintergrund ist das vom deutschen Minister Robert Habeck initiierte Gebäudeenergiegesetz, mit dem Öl- und Gasheizungen ab 2024 durch klimafreundliche Lösungen ersetzt werden sollen. Grünes Mikromanagement „Alle elf Sekunden verliebt sich ein Grüner in ein Verbot“, schrieb ein FDP-Politiker in Anspielung auf den Slogan eines Dating-Portals. Ganz unrecht hat er ja nicht. Das Problem der Grünen ist ihr Hang zum Mikromanagement, analysierte die „Neue Zürcher Zeitung“. Das zeigt der Heizungsstreit sehr gut, mit dem mit einem Wust von Geboten und Verboten in das Leben der Bürger eingegriffen wird. Weil aufgrund der gesetzlichen Vorgaben de facto nur Wärmepumpen infrage kommen, wurde Kritik an der Machbarkeit wegen fehlender Fachkräfte und Materialmangels laut. Habeck gab daraufhin einen „Werkstattbericht“ in Auftrag, wo Ausnahmen, Übergangslösungen und -fristen formuliert wurden. Mit einem Wort: Das nächste Bürokratiemonster ist bereits im Anmarsch. Politik zum Abgewöhnen Die Grünen tun sich mit ihrem Mikromanagement nichts Gutes – und dem Klima auch nicht. Denn mit mehr schrillen Apokalypsebotschaften und einer steigenden Zahl an Verboten werden selbst Wohlmeinende abgeschreckt. Mit ihrer Ablehnung zur Technologieoffenheit zeigen viele, dass ihre Haltung zur Wissenschaft ideologiegetrieben ist. Warum sollten GeoEngineering und die Einlagerung von CO2 nicht dem Klima helfen? Selbst bei Wasserstoff oder E-Fuels kann heute niemand genau sagen, welche Fortschritte die Forschung in einem Jahrzehnt gemacht haben wird. Ideologie ist halt ein mieser Berater, schlecht für die Zukunft und unseren Wohlstand. n KLIMAPOLITIK. Ideologie ist ein mieser Berater, schlecht für die Zukunft und unseren Wohlstand. Warum Technologieoffenheit besser ist als mehr Verbote FOTOS: XXXXXXXXXXXXX 5 moments 1/2023 www.peter-affenzeller.at A U F I H R E N B E S U C H F R E U T S I C H ERLEBNIS- & GENUSSWELT DER TOP AUSFLUGSTIPP IM MÜHLVIERTEL Tauchen Sie ein in die Welt des Whiskys und buchen Sie eine unvergessliche Führung in der Whiskydestillerie von Peter Affenzeller im idyllischen Alberndorf in der Riedmark. Vor Ort erfahren Sie alles über den gesamten Herstellungsprozess vom Getreidefeld bis zum fertig abgefüllten Genuss. Die Destillerie bietet einen umfangreichen Einblick von der Produktion bis hin zum Fasslager, welcher mit allen fünf Sinnen wahrhaft erlebt werden kann. Zum Abschluss der Führung genießen Sie eine Verkostung ausgewählter Spirituosen aus dem Hause Affenzeller.

3/2023 | CHEFINFO | 11 FOTOS: REINHARD WINKLER, HELMUT FOHRINGER / APA / PICTUREDESK.COM, FACC/BARTSCH, PORSCHE HOLDING Wirtschaft Im Aufwind Robert Machtlinger, CEO der FACC AG, konnte den Vorjahresumsatz um 22 Prozent auf 607 Mio. Euro dank höherer Fertigungsraten im Kurz- und Mittelstreckensegment steigern. Gut unterwegs Hans Peter Schützinger, CEO der Porsche Holding Salzburg, kann sich über mehr Umsatz im Jahr 2022 freuen. Erstmals wurde die 25-MilliardenMarke beim Umsatz geknackt. Grüner Stahl Es sei das größte Klimaschutzprojekt der Republik, sagt voestalpine-CEO Herbert Eibensteiner. 1,5 Milliarden Euro werden bis 2027 in Linz und Donawitz investiert. An beiden Standorten wird je ein Elektrolichtbogenofen errichtet, dazu ein Eisenschwammlager, ein Schrottplatz und eine 220-kV-Leitung. Damit sollen 2,5 Millionen Tonnen Stahl klimafreundlich hergestellt werden – in Zukunft durch grünen Strom aus Wasserstoff. Sparte IC wuchs stark 2022 Christoph Schumacher. Überdurchschnittlich stark ist die Sparte Information und Consulting mit 8,5 Prozent in Oberösterreich im Vorjahr gewachsen, sagt Obmann Schumacher. Derzeit sei die Nachfrage schwach, negativ wirken sich Bürokratie und Verwaltung aus. nFINANZ. Die Lohnsteuereinnahmen sind in den ersten beiden Monaten langsamer gestiegen als Inflation und Umsatzsteuer. Der Budgetvollzug bis Ende Februar zeige erste Auswirkungen der Abschaffung der kalten Progression sowie inflationsbedingter Mehrauszahlungen. RUN JETZT ANMELDEN UNTER business2run.at/ events/plus-city PARTNER ABLAUF UND DETAILS TEAM-WERTUNG 3er-Teams – Frauen, Männer, Mixed (pro Firma sind mehrere Teams möglich) ANMELDESCHLUSS 3. Juli 2023 um 23.59 Uhr Nachnennung von 4.–6. Juli 2023 START/ZIEL Start: 19.15 Uhr Pluskaufstraße (Brücke) Warm-up: 19.00 Uhr Ziel: PlusCity, Palmenplatz STRECKENLÄNGE 5,9 km um und in der PlusCity LEISTUNGEN Personalisierte Startnummer mit Einweg-Chip, Starter-Bag, Labe-Stationen, Finisher-Medaille, Pokale für Sieger-Teams, Duschmöglichkeiten in der Fit Fabrik in der PlusCity AFTER-PARTY IM SKYBEACHCLUB Mit Weißwurstparty und Getränken GUT ZU WISSEN Jeder Teilnehmer hat die Chance, einen Cityflitzer zu gewinnen! Teilnehmer-Namen können bis zur Nachnennung selbstständig im Anmeldesystem geändert werden! Die Abholung der Startnummern ist am Do, 6. Juli von 13.00 Uhr bis 18.30 Uhr bei Machsport, Neubau EG. Nach dem Lauf gibt es Getränke und Obst im Zielbereich. Alle Infos auf www.business2run.at for your Team! PLUSCITY | DO. ,06. JULI 2023 NENNGELDSPRUNG € 120,– (01.06.–03.07.23) NACHNENNUNG € 140,– (04.07.–06.07.23) (Preise jeweils pro Team und zzgl. 20 % USt) NENNGELDER EARLY BIRD SPECIAL € 80,– (01.04.–14.04.23) NORMALPREIS € 100,– (15.04.–31.05.23) Pasching - Linz - Perg

3/2023 | CHEFINFO | 13 12 | CHEFINFO | 3/2023 Hermann-Bio setzt Fake-Meat ein Ende Hermann und Thomas Neuburger revolutionieren die Welt der Fleischalternativen. Statt wie bisher auf Würstel & Co. setzt das Vater-SohnDuo aus dem Mühlviertel ab sofort auf das Fungi Pad. Das Produkt aus selbst gezüchteten Kräuterseitlingen ist keine weitere Fleischalternative, sondern verfolgt ein neues Konzept und ist nun in der Kühl- und Tiefkühlabteilung zu finden. Branchen AVORIS rettet Gastronomiebetrieb in Rohrbach Der Kauf der B34-Liegenschaft durch den Immobilienentwickler sichert den Fortbestand des Traditionsgasthauses. Bürgermeister Andreas Lindorfer, Restaurantchef Roland Feyrer Schwarz und AVORIS-Gründer Christian Sageder zeigen sich erleichtert. Franz-KirchgattererWirtschaftspreis 2023 Nachdrei JahrenPausezeichnetederSWVOÖ wieder Unternehmer aus den Bezirken Wels, Grieskirchen und Eferding aus. Der Preis wurde von SWV-Präsident Manfred Zaunbauer an NizamettinGökbel (Maßschneider für Herrenanzüge), Margit Emrich (Chefin von Partyrent), WolfgangMader (GF McDonalds Wels) und Bürgermeister Norbert Höpoltseder übergeben. MANAGEMENT & ERFOLG redaktion@chefinfo.at Newcomer of the year 2023 Bereits vor der Eröffnung im Dezember 2023 erhielt das Alpinresort TRIFORÊT HINTERSTODER auf der diesjährigen ITB Berlin seine erste Auszeichnung. Hoteldirektor Paul Schwaiger freut sich über die Würdigung. Spitz erweitert Geschäftsführung Martin Forster stieg mit Jahresanfang intern auf und ergänzt als CTO damit das Führungsteam um CEO Walter Scherb, CFO Günther Hofer und COO Harald Doppler. Die neue Viererspitze soll das oberösterreichische Lebensmittelunternehmen in eine agile Zukunft führen. Zukunftsforum Oberösterreich 2023 „Die Transformation von Energie, Mobilität und Arbeit – und wie wir sie erfolgreich gestalten“ war das Thema der zweitägigen Veranstaltung, an der unter anderem Wirtschafts- und Forschungslandesrat Markus Achleitner, Geschäftsführer Business Upper Austria Werner Pamminger, Arbeiterkammerpräsident OÖ Andreas Stangl, Landeshauptmann Thomas Stelzer, Präsidentin der Wirtschaftskammer OÖ Doris Hummer und Franz Gasselsberger, Generaldirektor der Oberbank, teilnahmen. GEWERBE& DIENSTLEISTUNGEN redaktion@chefinfo.at 1,168 Mrd. Umsatz bei VIVATIS Das Unternehmen mit Sitz in Linz erwirtschaftet im Jahr 2022 erstmals über eine Milliarde Euro. Die Konzernleitung blickt aber vorsichtig auf die kommenden Jahre. Für 2023 rechnet Gerald Hackl, Vorstandsvorsitzender der VIVATIS Holding AG, mit Mehrkosten in Höhe von rund 150 Mio. Euro, 80 bis 90 Mio. davon allein für Rohstoffe. Nachfrage am Baumarkt steigt wieder Nach den Turbulenzen des letzten Jahres scheint sich die Situation in der Baubranche wieder zu entspannen. „Man spürt deutlich, dass am Markt wieder mehr Zuversicht und Optimismus einkehren“, berichtet Walter Eder, Geschäftsführer der Ziegelwerke Eder. Mit Standorten in Peuerbach, Weibern, Kallham, Schärding, Aurolzmünster und Mining erwirtschaftet das Unternehmen einen jährlichen Umsatz von rund 60 Mio. Euro. n ARBEITSKRÄFTEMANGEL. Die Industriellenvereinigung OÖ zeigt sich ob der veralteten Rahmenbedingungen für Arbeit und Leistung besorgt. Anhand von zehn Punkten zeigt sie den Reformbedarf auf und betont die Dringlichkeit einer Modernisierung und die Notwendigkeit der Schaffung von Anreizen. nRÜCKLÄUFIG. Im Jahr 2022 wurden in Österreich 22.658 Unternehmen gegründet und damit um4,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Mit minus 10,4 Prozent verzeichnet OÖ dabei den stärksten Rückgang. Die Gründe dafür liegen vermutlich an der abgeschwächten Konjunkturdynamik im zweiten Halbjahr. nPILOTPROJEKT. Das BMW Group Werk Steyr will sich künftig auf die Produktion von E-Antrieben konzentrieren und hat erstmals einen voll elektrischen Lkw für den regionalen Transport im Einsatz. Damit zahlt es in die Verpflichtung der BMW Group zum 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens ein. nVOLLVERSAMMLUNG. Seit Februar führt Marie-Louise Schnurpfeil den Tourismusverband Linz als Geschäftsführerin, sie folgt damit auf Georg Steiner. Jetzt wurde auch der Aufsichtsrat neu gewählt. Manfred Grubauer legt seine Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender nieder und wird durch Dieter Recknagl ersetzt. FOTOS: NEUBURGER FLEISCHLOS GMBH, CITY-FOTO / ROLAND PELZL, ZIEGELWERK EDER, VIVATIS HOLDING AG FOTOS: WAKOLBINGER/AVORIS, ARCONA HOTELS & RESORTS, SWV OÖ, SPITZ

FOTOS: PAUL CAMPBELL / CHESKY_W / VKULIEVA / PSYCHOBEARD / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS COVERSTORY COVERSTORY 3/2023 | CHEFINFO | 15 14 | CHEFINFO | 3/2023 Luxus Zwischen Burn-out und TEXT: Klaus Schobesberger AUTO-ZUKUNFT. Mit dem fossilen Verbrenner-Aus stellt sich die Branche ganz auf E-Mobilität ein. Aber ist es wirklich sinnvoll, dass jeder elektrisch fahren soll? Wo soll der Strom dafür herkommen und bleibt die Emotion auf der Strecke? Wir fragten bei Experten, Unternehmern und der Politik nach. Luxus ist gefragt und Autos bleiben Statussymbol, aber die Mobilität verändert sich dennoch radikal.

Der Komplexitätsforscher Luca Dellanna hat vor Kurzem einen interessanten Vergleich zum festgesetzten Verbot von fossilen Brennstoffen für Neuwagen im Jahr 2035 in Europa gezogen. Der Wissenschaftler findet die Idee umweltfreundlicher Autos zwar gut, ist aber von einer schnellen und vollständigen Umstellung nicht angetan. Er bringt die Olympischen Sommerspiele als Metapher ins Spiel – eine Megaveranstaltung, deren Budget regelmäßig um durchschnittlich 213 Prozent überschritten wird. Sie sind das einzige infrastrukturelle Megaprojekt, bei dem es aus einem einzigen Grund zu Kostenüberschreitungen kommt: Unausweichliche Fristen. Sie führen zu überstürzten Handlungen und damit zu Kostenexplosionen. Dellanna fürchtet, dass ein künstlicher Termin für die Dekarbonisierung der Mobilität ein ähnlich teures Chaos bei der Stromversorgung verursachen könnte. Und nicht nur in diesemBereich. Man kappt die Lebensadern einer ganzen Zulieferindustrie und nimmt in Kauf, dass eine gesamte Raffinerie- und Tankinfrastruktur verkümmert. Warum muss jeder unbedingt ein Elektroauto haben? Warum sollte eine wertvolle Batterie an jemanden verschwendet werden, der nur 100 Kilometer pro Woche fährt? Und kann es nicht sein, dass aufgrund dieser Gesetzgebung EU-Bürger länger an ihren alten Autos festhalten, was für Umwelt und Klima negativer ist, als wenn sie die Möglichkeit hätten, effizientere konventionelle Autos zu kaufen? Besser technologieoffen Das sind Fragen, mit denen sich Gerhard Meister, Vize-Chef der Elektrifizierungssparte bei AVL List, auseinandersetzt. Das Unternehmen entwickelt für Automobilhersteller Antriebssysteme, deren Komponenten und integriert sie in Fahrzeuge. Früher standen nur Verbrenner im Zentrum, heute FOTOS: KOLONKO / VKULIEVA / PSYCHOBEARD / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, AVL GRAZ COVERSTORY 16 | CHEFINFO | 3/2023 TECHNIK. AVL List beschäftigt 11.200 Mitarbeiter und erarbeitete sich mit Motorenoptimierung sowie der Entwicklung von Antriebstechnologien globale Kompetenz. CHEFINFO: Wie wichtig ist der Bereich E-Mobilität bei AVL und womit beschäftigen Sie sich in diesem Bereich? Gerhard Meister: Die E-Mobilität deckt mittlerweile die Mehrheit unseres Geschäfts ab und es zeichnet sich hier starkes weiteres Wachstum ab. Somit haben sich die E-Mobilität und alle weiterenThemen rund um erneuerbare Energieerzeugung und Umsetzung mittlerweile zum Kerngeschäft entwickelt. Mit 2.200 lebenden Patenten gehört AVL zu den österreichischen Innovationsführern. Bei zwei Drittel der Neuanmeldungen 2022 handelt es sich um Entwicklungen im Bereich Elektrifizierung. Die traditionelle Autoindustrie stellt in einemKraftakt die Produktion auf E-Antriebe um. Wie beurteilen Sie deren Fortschritt? Meister: Es ist auch im Bereich der E-Mobilität ein globaler Wettbewerb entstanden. Im Gegensatz zu den konventionellen Antrieben hat hier Europa verspätet gestartet. Manmacht mittlerweile große Fortschritte, aber kostenseitig ist noch aufzuholen. Auch das Thema der Abhängigkeit von Rohstoffen gilt es konsequent zu managen. Dieser Kraftakt muss von wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Regularien begleitet sein, die diese Transformation unterstützen. Es steht hier sehr viel am Spiel für die gesamte Industrie. Nachdem es hier um das ultimative Ziel der Nachhaltigkeit geht, können wir es uns nicht leisten, in dieser Entwicklung zurückzufallen. Namhafte Experten sehen die E-Mobilität als ein vorübergehendes Phänomen. Sie auch? Meister: Es gibt zu diesemThema viele Stimmen und Meinungen, die sich auch auf durchaus fundiertes technisches Verständnis stützen. Nichtsdestotrotz ist die Effizienz der batterieelektrischen Antriebe, wo wir vom Strom aus – hoffentlich – nachhaltiger Erzeugung bis zum Rad einen Wirkungsgrad von 70 bis 80 Prozent darstellen können, ungeschlagen und um ein Mehrfaches besser als bei allen Alternativen. Das bedeutet, dass man dort, wo das möglich ist, diese effiziente Antriebsform nützen sollte, da sie den Bedarf an Strom aus der so wertvollen Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen am wenigsten belastet. Welche Bedeutung hat der Softwarebereich für AVL? Meister: Das Thema Software spielt im Fahrzeug eine gewaltige Rolle. Fortschreitende Vernetzung und der immer weiter wachsende Umfang an elektronischen Funktionen einschließlich Fahrassistenzsystemen eröffnet neue Möglichkeiten zur Wertschöpfung. Wir bewegen uns in die Richtung des funktions- bzw. softwaredefinierten Fahrzeugs mit hochintegrierten elektrischen und elektronischen Systemen. Bei AVL stellt Software eine der wesentlichsten Säulen der Wertschöpfung dar, da die Vielzahl von Fahrzeugfunktionen eine entsprechende Steuerungssoftware benötigt. Wir beschäftigen mehrere Tausend Mitarbeiter weltweit im Bereich der Softwareentwicklung. Die Vernetzung des Fahrzeugs und moderne Fahrassistenzsysteme sind aber nicht abhängig vom Antriebssystem. „E-Mobilität ist mittlerweile unser Kerngeschäft“ COVERSTORY 3/2023 | CHEFINFO | 17 Es steht hier sehr viel am Spiel für die gesamte Industrie. Nachdem es hier um das ultimative Ziel der Nachhaltigkeit geht, können wir es uns nicht leisten, in dieser Entwicklung zurückzufallen. Gerhard Meister Vice President Electrification AVL Graz Gerhard Meister Vice President Electrification, AVL List 19 Prozent der im Februar neu zugelassenen Pkw in Österreich sind E-Autos. 1.500 E-Ladestationen will die Asfinag an den heimischen Autobahnen bis 2035 bereitstellen. 15.663 E-Ladepunkte sind österreichweit bereits jetzt im Einsatz. Ô

sind es Hauptkomponenten wie Batterien, E-Motoren, Leistungselektronik, Brennstoffzellen, Thermalmanagement- und Fahrerassistenzsysteme. Der Weltmarktführer agiert technologieoffen – ein Wort, das zum politischen Kampfbegriff rund um die Zukunft des Autos geworden ist. Während die grüne Umweltministerin Leonore Gewessler ausschließlich auf E-Mobilität setzt, will Bundeskanzler Karl Nehammer an E-Fuels festhalten. „Wasserstoff oder nachhaltig erzeugte synthetische Treibstoffe, E-Fuels, eignen sich wesentlich besser für langfristige Energiespeicherung oder den Transport über weite Strecken. Für den Verkehr in urbanen Gebieten ist das batterieelektrische Fahrzeug die beste Option“, sagt Meister. Der Experte gibt zu bedenken, dass es dabei nicht nur um die Umstellung des Verkehrs geht, sondern auch um alle anderen Energieverbraucher wie die gesamte Industrie und Heizungsbranche. „Kurz gesagt, wir werden aus heutiger Sicht unterschiedliche Energieträger benötigen, um eine vollständige Dekarbonisierung erreichen zu können. Luxus E-Mobilität? Derzeit kann die Autoindustrie nicht klagen. Sie fährt Rekordumsätze und -gewinne ein. Alle namhaften Autohersteller haben Zeitpunkte für den endgültigen Umstieg von Verbrenner auf E-Mobilität bekanntgegeben. Das Problem: Das Geschäft mit den Elektroautos rechnet sich bei vielen noch nicht. Die Milliardenumsätze liefern im Moment noch die VerbrennerSUVs, die damit die Transformation in Richtung Elektromobilität finanzieren. Spätestens bis zum Ende des Jahrzehnts wollen Hersteller wie Mercedes Gewinne mit ihren Modellen einfahren. Derzeit zeigt sich: E-Mobilität FOTOS: VKULIEVA / PSYCHOBEARD / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, HOBO_018 / E+ / GETTY IMAGES, AUTO GÜNTHER LINZ COVERSTORY COVERSTORY 3/2023 | CHEFINFO | 19 18 | CHEFINFO | 3/2023 AUTOHANDEL. Christoph Günther, Chef eines Traditionsautohauses, stellt sich mit seinen „Smart Rent“-Modellen auf die Zukunft ein. CHEFINFO: Wie wird sich die Mobilität verändern? Christoph Günther: Zum einen: Individuelle Mobilität wird teurer und damit weniger leistbar werden. Andere, die es sich leisten könnten, wollen für ein Auto nicht mehr so viel Geld ausgeben. Und damit werden alternative Mobilitätsangebote interessanter. Das Nutzen wird wichtiger als das Besitzen. Besitz stresst viele Leute. Denken Sie nur an den Wertverlust. Zum anderen steht das eigene Auto zu 80 Prozent herum. Wir haben darauf reagiert und bieten unter dem Stichwort „Smart Rent“, ein Auto auf Mietbasis von sechs bis 24 Monaten an. Die Miete, andere nennen es Abo, deckt alle Kosten von der Versicherung bis zur Kfz-Steuer ab. Für Händler ist das nichts Neues, weil der Ersatzwagen im Grunde auch ein Mietwagen ist. Neu ist nur die Laufzeit von sechs bis 24 Monaten. Dass Österreicher ihr Auto nicht mehr besitzen wollen, ist nur schwer vorstellbar. Günther: Es findet ein langsames Umdenken statt. Der Österreicher streichelt schon gerne sein Auto und poliert die Stoßstange, das stimmt schon. Auch wenn einige ihr Verhalten nie ganz ablegen werden: Die Emotion rund ums Auto wird weniger. Der Stammkunde einer Marke nimmt ab, die Wechselbereitschaft wird höher. Der nächste große Schritt, der ziemlich sicher kommen wird, ist das autonome Fahren. Das wird die individuelle Mobilität noch einmal verändern. Viele werden vom Kauf Abstand nehmen, wenn sie nur Mitfahrer sind. Wie lautet antriebsmäßig Ihre Prognose? Günther: Der Elektroantrieb allein wird nicht die Lösung sein. Es wird ein Mix aus allem sein. Ob sich dann Wasserstoff oder andere Technologien, die wir noch gar nicht kennen, bis 2035 durchsetzen, wird sich zeigen. Bei Feststoff-Akkus gibt es riesige Forschungsanstrengungen, da wird es noch einige Neuerungen geben. Reichweite und fehlende Ladepunkte halten Kunden vom Kauf eines E-Autos ab. Der öffentliche Ladebereich ist teuer. Hier gibt es politischen Handlungsbedarf, einheitliche Regelungen zu schaffen. Das würde die Akzeptanz der E-Mobilität erhöhen und die Angst des Konsumenten mindern. Wie sieht die Zukunft der Händler aus? Günther: Die Anzahl der Autohäuser wird sinken, weil E-Autos weniger Reparatur- und Servicebedarf haben. Standorte werden verschwinden, übrig bleiben werden größere Einheiten. Beim Vertrieb stellen Hersteller zunehmend auf das Agenturmodell um. Dabei tritt der Händler nicht mehr als Verkäufer des Fahrzeugs auf, sondern nimmt gegen eine Provisionszahlung die Rolle des Vermittlers ein. „Das Nutzen wird wichtiger als das Besitzen“ Die Emotion rund ums Auto wird weniger. Der Stammkunde einer Marke nimmt ab, die Wechselbereitschaft wird höher. Alternative Mobilitätsangebote werden interessanter. Mieten statt kaufen liegt im Trend. Christoph Günther Auto Günther Linz, Wels, Urfahr Christoph Günther Gesellschafter Auto Günther 5,15 Millionen Pkw sind in Österreich angemeldet, Tendenz steigend. Carsharing-Modelle, Mieten oder AutoAbos: In Zukunft soll der Besitz eines Autos nicht mehr dieselbe Rolle spielen wie heute. Auch weil es für viele unleistbar wird. Ô

ist für den Normalbürger kaum leistbar oder machbar, weil etwa Lademöglichkeiten fehlen. 80 Prozent der Anmeldungen neuer E-Autos gehen auf die Kappe von Unternehmen und Selbstständigen. Private Besitzer von Tesla & Co wohnen in guten und exklusiven Wohngegenden. Nicht selten stehen zwei oder mehr Pkw bereits in der Garage. Gekauft werden Elektroautos überwiegend von Männern zwischen 35 und 59 Jahren mit hohem Sozialstatus. Diese Daten stammen aus einer Untersuchung, die das deutsche Kraftfahr-Bundesamt zusammengetragen hat und die auch für Österreich anwendbar sind. Die Befürchtung, dass Elektroautos für viele Luxusgut bleiben wird, teilen viele aus der Branche. „Mobilität wird insgesamt teurer werden“, ist Christoph Günther vom Linzer Autohaus Günther überzeugt. Hang zum Verbrenner Aktuelle Zahlen zeigen, dass die Bevölkerung sowohl in Deutschland als auch in Österreich einen Hang zum Verbrenner hat. 55 Prozent der Deutschen sind gegen ein Verbot des Verbrennermotors ab dem Jahr 2035, nicht einmal jeder Vierte unterstützt es, hat das Institut für Demoskopie Allensbach erhoben. Ähnlich sind die Umfragedaten in Österreich: 56 Prozent vertrauen nach wie vor traditionellen Verbrennungsmotoren. 18 Prozent können sich vorstellen, ein Hybrid- oder Elektroauto zu kaufen. Mehr als ein Drittel würde sich für einen Benziner und ein Viertel für ein Auto mit Dieselmotor entscheiden. Das Mobilitätsverhalten will künftig nur ein Fünftel der Befragten ändern. Interessant dabei ist, dass vor allem unter 30-Jährige kein E-Auto kaufen wollen, sondern knapp 80 Prozent zu klassischen Verbrennungsmotoren tendieren. Alternative Antriebsarten wie Hybrid oder Elektro werden von 49 Prozent der Generation 50+ bevorzugt. Das ergab eine Onlineumfrage unter 1.000 Österreichern im Auftrag der Wiener Städtischen. FOTOS: VKULIEVA / PSYCHOBEARD / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, KAY NIETFELD / DPA / PICTUREDESK.COM, WAKOLBINGER COVERSTORY COVERSTORY 3/2023 | CHEFINFO | 21 20 | CHEFINFO | 3/2023 POLITIK. Verkehrslandesrat Günther Steinkellner (FPÖ) elektrifiziert die Bahn, sieht aber mit dem fossilen Verbrenner-Aus Europa auf der Verliererstraße. CCHEFINFO: Sie bauen Radwege, loben Mobilitätspreise der Zukunft aus und setzen sich für die Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs ein: Wie grün ist der blaue Landesrat Steinkellner? Günther Steinkellner: Selbstverständlich ist es sinnvoll, dass wir klimaneutral, CO2-reduziert oder CO2frei im Individualverkehr oder mit Öffis unterwegs sind. Wir bauen in Oberösterreich den öffentlichen Verkehr aus. Das ist gelebter Klimaschutz. Die geplante Regio-Stadtbahn ist das Jahrhundertprojekt für Oberösterreich. Wir elektrifizieren alle Bahnen und machen sie damit klimaneutral. Das ist ein unglaublich großer Fußabdruck, wenn man es so sagen möchte. Grün, zukunftsorientiert, weil es Sinn macht. Aber genauso baue ich Straßen. Denn so lange das Beamen nicht erfunden wird, benötigen wir Lastkraftwagen, Autos, Motorrad und Fahrrad. Tempo 100, Autos raus aus den Städten oder Verbrennerverbot, da können Sie nicht mehr mit? Steinkellner: Der Verbrennungsmotor ist der effizienteste und am weitesten ausgereifte Motor. Was spricht dagegen, E-Fuels oder Methan zu verwenden? Ideologische Zwänge in der Verkehrspolitik, die zu einem Verzicht führen und unseren Wohlstand in Europa gefährden, sind der falsche kommunistische Weg. Wenn im Jahr 2035 kein Verbrennungsmotor in Europa mehr vom Band rollen darf, verkauft man sie halt in anderenWeltregionen. Die Welt wird nicht besser, wenn wir uns wohlstandsmäßig mit Amerika und Asien nicht mehr messen können. Die Autoindustrie ist unverdächtig, kommunistische Ideologien zu unterstützen. Die meisten Hersteller haben sich weltweit auf E-Mobilität festgelegt. Steinkellner: Und der Strom kommt aus der Steckdose. Ich habe die Johannes Kepler Universität beauftragen lassen, eine Bedarfsanalyse für die E-Mobilität und den dafür notwendigen klimaneutralen Strom zu erstellen. Wir werden etwa sieben Terrawattstunden (TWh) für die E-Mobilität benötigen. Das ist mehr Strom, als derzeit in Landwirtschaft, Haushalten und Dienstleistungen verbraucht wird. Was vergessen wird: Der Strombedarf in Oberösterreich wird sich bis ins Jahr 2040 auf über 30 TWh verzweifachen. Mit den geplanten Kapazitäten kommen wir auf 17 bis 18 TWh erzeugten Strom. Nur auf die Batterie zu setzen ist kurzsichtig, da kann ich nur den Kopf schütteln. Wir werden Strom importieren müssen. Ich verstehe, dass die französische Atomlobby jubelt. Werden Sie sich einen Dienstwagen mit E-Antrieb zulegen? Steinkellner: Dafür sehe ich keine Veranlassung. Eventuell ein Hybridfahrzeug. Ich brauche eine Reichweite von 1.000 Kilometern. Wenn ich gestresst bin, will ich nicht noch eine halbe Stunde auf der Tankstelle verbringen. „Das ist der falsche kommunistische Weg“ „So lange das Beamen nicht erfunden wird, benötigen wir Lastkraftwagen, Autos, Motorrad und Fahrrad. Günther Steinkellner Verkehrs-Landesrat Günther Steinkellner Verkehrs-Landesrat 80 Prozent der Österreicher unter 30 bevorzugen kein E-Auto, sondern Verbrenner. Kontrahenten im Deutschen Bundestag: FDPChef und Porsche-Fahrer Christian Lindner (li.) mit dem grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck. Ô

Bytes statt Benzin Wie groß der Wandel in der Automobilindustrie ist, zeigt sich an der steigenden Bedeutung des Softwarethemas. Das „digitale Auto“ wird inzwischen auf der Consumer Electronic Show (CES) in Las Vegas präsentiert und es braucht eine 5G-Datenautobahn, um schnell unterwegs zu sein. Das einzelne Fahrzeug wird ein Datenpunkt im Worldwide Web und kann jederzeit mit neuen Updates versorgt werden. Derzeit gibt Tesla den Ton in diesem Bereich an: Deutsche Hersteller geben unumwunden zu, dass die Amerikaner einen Vorsprung von fünf bis sieben Jahren bei der Software haben. Bis zum Ende des Jahrzehnts hoffen BMW, VW und Mercedes, dass sich ihre Digital- und Softwarearchitekturen durchgesetzt haben. Neue Driver-Experience Im Bereich Elektronik geben die E-Modelle bereits den Takt vor. So kommen wichtige Elemente des voll digitalen Cockpits im neuen Porsche Cayenne direkt vom Elektrosportwagen Taycan. Auch die „In-CabinExperience“ wird immer wichtiger – vor allem in Asien wollen Leute im Auto Karaokesingen oder mit ihrem Avatar reden. Apropos Porsche: Der Sportwagenbauer hat im Vorjahr ein Rekordergebnis erzielt und will den 911er so lange wie möglich mit Verbrenner bauen. In Chile arbeitet das Stuttgarter Unternehmen daher an einer Fabrik für synthetische Kraftstoffe. Mit massenhaft Windstrom von der Magellanstraße soll der synthetische Sprit produziert werden und dafür sorgen, dass Verbrennerautos dann doch noch eine Zukunft haben – aber eben klimaneutral betrieben. Für Freunde des luftgekühlten Boxermotors gibt es offenbar in Zukunft keine echte Emotion ohne die Kraft von acht Zylindern im Rücken. FOTOS: VKULIEVA / PSYCHOBEARD / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, SCIENCE PHOTO LIBRARY / PICTUREDESK.COM, HELMUT LEITGEB / MARXRIESER COVERSTORY COVERSTORY 3/2023 | CHEFINFO | 23 22 | CHEFINFO | 3/2023 DIENSTLEISTER. Thomas Marxrieser betreibt zwei Reifen- servicebetriebe sowie zwei Autowerkstätten. Der Unternehmer macht sich Gedanken über Europa und Nachhaltigkeit. CHEFINFO: Sie haben vor einem halben Jahr bereits Ihre Zweifel an einem „Burn-out“ des Verbrenners auf Ihrer Homepage angemeldet. Thomas Marxrieser: Heute werden meine Fragezeichen in den Medien als Überraschungen präsentiert, als ob einem das nicht der Hausverstand sagt. Denn eigentlich gibt es mit dem Zugeständnis für E-Fuels kein Verbrenner-Aus. Was mir Sorgen bereitet, ist nicht mein Betrieb. Wir sind klein und wendig genug, dass wir uns an die Veränderungen schnell genug anpassen können. Was mir Sorgen bereitet, ist die Frage: Schafft es Europa, ein Kompetenzzentrum für Elektromobilität zu werden, oder wird diese Chance wieder vermasselt? Letztlich geht es doch um Nachhaltigkeit, oder? Marxrieser: Genau das ist es ja, das mir sauer aufstößt. Wir reden immer von Nachhaltigkeit und meinen: „Hinter mir die Sintflut.“ Es ist ein schönes Wort, das die Leute entweder nicht verstehen oder sie verbiegen es für ihre Zwecke. Nachhaltigkeit hat für mich drei Säulen: ökonomisch, ökologisch und sozialverträglich. Spätestens beim letzten Punkt geht es sich nicht mehr aus. Die breite Masse kann sich die E-Mobilität in der Form, wie sie uns heute vorgegaukelt wird, nicht leisten. Die Anschaffungskosten sind zu hoch. Das ist nicht sozial nachhaltig. Und ist es wirklich ökonomisch, wenn ganze Industriezweige abgedreht werden und nichts mehr entwickeln können? Wird sich das E-Auto durchsetzen? Marxrieser: Alle, die daran zweifeln, unterliegen demselben Irrtum, wie jene Leute, die vor 30 Jahren gesagt haben, das Internet sei nur eine vorübergehende Erscheinung. Ich bin kein Pessimist. Die Technologie wird besser, die Reichweite größer. Aber wer kauft sich aktuell in Österreich ein E-Auto? Nahezu ausnahmslos Personen, hinter denen Firmen stehen, die einen steuerlichen Vorteil generieren. Privatpersonen kann ich an einer Hand abzählen. Der Kipppunkt, an dem das E-Auto massentauglich wird, kommt sicher. Was wird Ihrer Meinung nach aus dem Werkstättengeschäft? Marxrieser: Das wird diesen Umfang nicht mehr haben. Man wird die Dienstleistung an den Kunden vermehrt in den Vordergrund stellen müssen. Wenn schonWerkstatt, dann einen möglichst bequemen Aufenthalt bieten. Von Hol- und Bringservice bis zur Aufbereitung. Die Probleme um die gesamte moderne Elektronik, die in einem E-Auto verbaut ist, werden nicht weniger werden. Es wird andere Techniker brauchen: in Hochvolttechnik ausgebildete Diagnostiker statt Schrauber in ölverschmierten Overalls. Ja, es wird anders, aber ich mache mir keine Sorgen um meine beiden Betriebe. „Meine Betriebe bereiten mir keine Sorgen“ Schafft es Europa, ein Kompetenzzentrum für Elektro- mobilität zu werden oder wird diese Chance wieder vermasselt? Thomas Marxrieser Unternehmer Thomas Marxrieser Unternehmer 6,8 Milliarden Euro Gewinn erzielte der Sportwagenbauer Porsche im Vorjahr. Entwicklungsteam bei einem E-Auto. Derzeit sind die meisten E-Autosparten der einzelnen Hersteller nicht profitabel und müssen vom Verbrenner gestützt werden. Ô

LUXUS. Robert Reindl ist einer der größten Sportwagenhändler Österreichs. Der Verbrenner sei durch nichts zu ersetzen. Das Geschäft läuft blendend. In Unterweitersdorf, im Bezirk Freistadt, ist die Autowelt noch in Ordnung. Neugierigen Besuchern steigt beim Betreten des „The Candyshop“ der unverkennbare Duft von Benzin in die Nase, Kenner würden ihn vielleicht als Super Plus Oktan 98 identifizieren. Jenen Treibstoff, der für das Befeuern hochgezüchteter Motoren großer Marken wie Porsche, Ferrari oder Lamborghini gerade gut genug ist. In zwei Hallen steht wahrscheinlich die größte Auswahl an gebrauchten Super- und Luxussportwagen in Österreich. „Mit Sicherheit zählen wir zu den top drei Anbietern“, sagt Robert Reindl, der vor zwölf Jahren mit RR-Motors klein angefangen hat. Heute verkauft er im Schnitt jährlich 200 Autos, im Vorjahr waren es 223 Boliden. Die letzten Jahre waren eine gute Zeit für Händler rarer und teurer Autos. „Es war die Zeit der „Wir verkaufen pure Emotion“ COVERSTORY COVERSTORY 24 | CHEFINFO | 3/2023 Investoren. Ein Kauf bei RR-Motors hat oft mit Wertanlage und Werterhalt zu tun. Bei Banken gab es wegen der niedrigen Zinsen für Anleger nichts zu holen, daher haben wir gute Geschäfte gemacht“, sagt Reindl. Früh vom Autovirus angesteckt Die Kunden kommen aus ganz Österreich und es sind nicht nur Männer jenseits der 50. Unter den Käufern sind Menschen aus fast allen Gesellschaftsschichten und Altersklassen. „Vom Enthusiasten, der 20 Jahre auf einen Porsche gespart hat, bis zum Millionär ist fast alles dabei“, erzählt Reindl. In gewisser Weise ist es ein Stammkundengeschäft, weil Käufer nicht selten Sammler sind und Autos aus ihrer Kollektion wieder verkaufen. Klassische Fahrzeuge sind neben den Sportwagen ein Teil des Konzepts, „alles, was Emotion auslöst“. Emotion ist das Autovirus, mit dem Robert Reindl selbst früh angesteckt wurde. Seine ersten Erinnerungen sind Ausfahrten mit dem Vater in dessen BMWAlpina. Bereits in Kindheitstagen lasen er und sein jüngerer Bruder Lukas, der heute Prokurist der Firma ist, intensiv Autozeitschriften. Aus der Faszination wurde Realität: Der Selfmademan ist heute stolzer Besitzer eines Porsche 911 Cabrio Turbo S und eines Ferrari 458 Spider. „Das sind die beiden Marken, die mich am meisten faszinieren.“ Seinen Traum verwirklicht Die Geschichte des 37-jährigen Unternehmers klingt nach amerikanischem Traum, verwirklicht mitten im Mühlviertel. Gelernt hat er Automechaniker, danach holte er die Matura nach, studierte kurz Immobilienwirtschaft und ging auf Reisen. „Das mit den Autos hat mich nie losgelassen. Irgendwann habe ich mir gesagt, ich möchte mich selbstständig machen und mit Autos handeln. Das Geschäftsmodell des An- und Verkaufs von Automobilen klingt simpel. Aber das Gegenteil ist der Fall: Es ist sehr schwierig, an seltene und limitierte Autos heranzukommen“, sagt Reindl. Die Besitzer wissen, was sie haben, jeder kennt die Marktlage. Aber wir haben es auch mit Realisten zu tun, die es wertzuschätzen wissen, keinen Aufwand mit dem Verkauf zu haben. „Lästige Probefahrt-Touristen am Samstag hat er nicht mehr, das ist dann unser Thema. Deshalb lässt er uns auch ein bisschen Luft beim Preis – und der Verkäufer bekommt sofort sein Geld.“ Einkaufserlebnis pur Die Idee zur Bezeichnung „The Candyshop“ stammt von den Kreativen rund um Ino Karning. „Ziel war es, aus RR-Motors eine Marke zu machen. Der Candyshop soll die Emotion verstärken. Die Autos sind die Candys und die Kunden quasi die Kinder, die mit großen Augen vor der Auslage stehen. Mit dem Projekt wurde die gesamte Firma umgebaut. Ziel war es, ein Einkaufserlebnis wie in einer Boutique von Yves Saint Laurent in Paris zu schaffen“, sagt der Geschäftsführer der Kreativagentur Fredmansky. Im Mittelpunkt der Marke steht Robert Reindl selbst. „Ich denke, es ist wichtig zu wissen, wie das Geschäft funktioniert. Es ist ein starkes Netzwerk, das Reindl überblickt. Er hat sich das alles mit seiner authentischen Art und Weise aufgebaut. Es ist inzwischen so, dass die Leute auf ihn zukommen und sagen: So ein Auto hätte ich gerne, und wenn du eines bekommst, melde dich bitte. Das ist inzwischen fast schon eine Stammkundenservicierung“, sagt Karning. Elektrobetriebene Autos hat Reindl kaum auf Lager. „Die Emotion bei Elektroautos ist gleich null“, sagt Reindl. Es werde nie passieren, dass in seinem Candyshop nur E-Autos stehen, weil sie niemals sammelwürdig werden. „Wir verkaufen pure Emotion und das soll auch so bleiben.“ n Robert Reindl RR-Motors, Unterweitersdorf Die Emotion bei Elektroautos ist gleich null. FOTOS: VKULIEVA / PSYCHOBEARD / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, FREDMANSKY Unser Ziel war es, ein Einkaufserlebnis zu schaffen, wie in einer edlen Boutique von Yves Saint Laurent in Paris. Ino Karning Geschäftsführer Fredmansky Ino Karning von Fredmansky kreierte für Robert Reindl den „The Candyshop“ – ein einzigartiges Einkaufserlebnis für Autoenthusiasten.

3/2023 | CHEFINFO | 27 26 | CHEFINFO | 3/2023 zum E-Motor investiert, der ab 2025 produziert werden soll. Ein Zukunfts- und Standortsicherungsprogramm, wie es aus München hieß. Leoni: Pierers Husarenstück? Dass ausgerechnet ein Unternehmen, das auf Zukunftstechnologien wie Konnektivität setzt, in Schieflage geriet, verwundert. Die deutsche Leoni AG, an der Stefan Pierer 20 Prozent der Anteile hält, betreibt Werke in aller Welt, in denen Kabelbäume und Bordnetze für Automobile gefertigt werden. Das Unternehmen gilt als systemrelevant, hat zahlreiche bahnbrechende Verfahren entwickelt und schleppt dennoch seit 2015 Schulden mit. Schulden, die mittlerweile auf 1,5 Milliarden Euro anwuchsen. Pierer will die Hälfte der Verbindlichkeiten übernehmen und 150 Millionen Euro frisches Kapital ins Unternehmen pumpen. Der Sanierer sieht bei Leoni auch einige strategische Fehler, wie etwa die Produktion von Teilen, die man „in der Zukunft nicht braucht.“ Pierers Plan: Leoni von der Börse nehmen und zu einem schlagkräftigen Unternehmen umbauen. Derzeit hat der Zulieferer 100.000 Mitarbeiter in 28 Ländern. „Sozialökologische Konversion“ zu spät? Tatsächlich, so berichtet auch die BCG in ihrer Analyse, könnte der Umbau der Systemlandschaft vor allem den großen Automobilherstellern nützen, die Zulieferindustrie würde davon wenig profitieren. Österreich besitzt, außer KTM, keinen Hersteller von Gesamtfahrzeugen. Zwar werden bei Magna in Graz Automobile gefertigt, die Entscheidungen liegen aber in den Konzernzentralen. Das Projekt CON-LABOUR der Universität Wien beschäftigte sich bis Ende 2020 mit dem Umbau der österreichischen Automobilzulieferindustrie weg vom Verbrennungsmotor oder der „sozialökologischen Konversion“. Schon damals war klar, dass die Verbrennerabhängigkeit zu groß sei. Ein Viertel des Gesamtumsatzes der Branche werde mit Verbrennungsmotoren und Getriebeteilen erwirtschaftet. Und CON-LABOUR untersuchte, ob das Auto an sich – egal welche Antriebsart – weiterhin so relevant bleibe. Wie viele Autos werden wir künftig noch brauchen? Mario Herger, Österreicher, der seit 2001 im Silicon Valley lebt, bringt seine These zum Autobesitz der Zukunft bereits in seinem Buchtitel auf den Punkt: „Der letzte Führerscheinneuling ist bereits geboren.“ Herger sieht Mobilität „as a service“, also nicht mehr als Besitz oder gar Objekt der Begierde. Autonome Robotertaxis, wie sie kürzlich in Peking zugelassen wurden, werden vor allem im urbanen Bereich allgegenwärtig. Das würde die Gesamtzahl der Automobile drastisch kürzen, denn immerhin steht ein Auto im Privatbesitz mindestens 23 Stunden pro Tag ohne Nutzung. Herger spricht daher gerne von „Stehzeug“ statt Fahrzeug. Gelingt es, dieMobilitätsbedarfe der Menschen intelligent abzudecken, könnte sich, Studien zufolge, der Absatz von Fahrzeugen um zwei Drittel reduzieren. Ob das in Regionen wie dem Mühl- oder Waldviertel so schnell passieren wird, bleibt abzuwarten. Vor allem wenn Bundeskanzler Karl Nehammer Österreich als das Autoland schlechthin bezeichnet. Seit November 2022 läuft im selben Werk die Produktion des voll elektrischen Fisker Ocean. Laut Gründer Henrik Fisker: „Das nachhaltigste Auto der Welt.“ FOTOS: DAIMLER AG, KTM, LEONI AG, FISKER WIRTSCHAFT Das Veto kam aus Deutschland und Österreich, und das wohl nicht ganz ohne Kalkül. Beide Länder verfügen über zahlreiche mittelständische und große Zulieferunternehmen. Klaus Rosenfeld, der Vorstandsvorsitzende der deutschen Schaeffler Group, einem der größten Zulieferer Europas, warnte in einem Interview mit der Welt am Sonntag vor einem zu schnellen Umstieg. „Aktuell bauen wir vor allem Bereiche zurück, die Teile für Verbrennungsmotoren entwickeln und herstellen.“ Das heißt im Klartext: 1.300 Jobs werden gestrichen. Sich komplett vom Verbrenner zu verabschieden kommt für ihn jedoch nicht infrage: „Das Verbrennergeschäft wirft im Moment Geld ab.“ BCG: Verbrenner hat keine Zukunft Die Boston Consulting Group (BCG) sieht aber trotz Technologieoffenheit Wachstum fast ausschließlich bei den Bereichen E-Mobilität, autonomes Fahren, Software und Verkehrsdienstleistungen. Mittelfristig rechnen die Analysten mit einem Wachstum von 6 Prozent. Der Umbau zu klimafreundlicher Mobilität ist derzeit im Gange und würde hohe Anstrengungen benötigen, die sich aber auszahlen sollen. Und der BCG-Bericht ist schonungslos: Vor allem kleinere Zulieferer, die nach wie vor auf Verbrennertechnologie, inklusive Hybride, setzen, hätten keine Zukunft mehr. Wie schizophren die Debatte ist, zeigt ein Beispiel. Bei Magna Steyr in Graz wird seit 1979 der Mercedes G gebaut. Der kantige Ur-SUV, der in der AMG-Version bis 585 V8-PS mobilisiert und 19 Liter Benzin pro 100 Kilometer benötigt, ist so beliebt wie noch nie. Gleichzeitig montiert Magna Steyr in Graz den voll elektrischen Fisker Ocean, das nach dem dänischen Firmengründer Henrik Fisker „nachhaltigste Auto der Welt“. Die Kunststoffteile stammen aus recyceltem Plastik, das aus dem Meer gefischt wurde, und es gibt eine Solaranlage am Dach. Magna Steyr ist also breit aufgestellt, so wie es alle Zulieferer sein sollten, die flexibel auf den Technologiechange reagieren. Apropos Steyr: Auch BMW Steyr scheint vorbereitet zu sein. Eine Milliarde Euro wurde für den Umstieg Ein Werk, zwei Welten: Seit 1979 wird in Graz die MercedesG-Klasse hergestellt. Ein Traumauto für Benzinbrüder. Ausgepufft? AUTOZULIEFERER. In den letzten Wochen überschlugen sich die Ereignisse: Das EU-weite Verbrenner-Aus 2035 wird nun doch nicht kommen, man bleibt „technologieoffen“. Eine Schonfrist für heimische Zulieferbetriebe? TEXT: Jürgen Philipp Stefan Pierer will die deutsche Leoni AG komplett übernehmen und daraus einen schlagkräftigen Konzern machen. Bald rot-weiß-rot? Die deutsche Leoni AG beschäftigt 100.000 Mitarbeiter in 28 Ländern. Sie sind Experten bei Kabelbäumen und Bordnetzen. Ô

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