Chefinfo Magazin 3-23

ist für den Normalbürger kaum leistbar oder machbar, weil etwa Lademöglichkeiten fehlen. 80 Prozent der Anmeldungen neuer E-Autos gehen auf die Kappe von Unternehmen und Selbstständigen. Private Besitzer von Tesla & Co wohnen in guten und exklusiven Wohngegenden. Nicht selten stehen zwei oder mehr Pkw bereits in der Garage. Gekauft werden Elektroautos überwiegend von Männern zwischen 35 und 59 Jahren mit hohem Sozialstatus. Diese Daten stammen aus einer Untersuchung, die das deutsche Kraftfahr-Bundesamt zusammengetragen hat und die auch für Österreich anwendbar sind. Die Befürchtung, dass Elektroautos für viele Luxusgut bleiben wird, teilen viele aus der Branche. „Mobilität wird insgesamt teurer werden“, ist Christoph Günther vom Linzer Autohaus Günther überzeugt. Hang zum Verbrenner Aktuelle Zahlen zeigen, dass die Bevölkerung sowohl in Deutschland als auch in Österreich einen Hang zum Verbrenner hat. 55 Prozent der Deutschen sind gegen ein Verbot des Verbrennermotors ab dem Jahr 2035, nicht einmal jeder Vierte unterstützt es, hat das Institut für Demoskopie Allensbach erhoben. Ähnlich sind die Umfragedaten in Österreich: 56 Prozent vertrauen nach wie vor traditionellen Verbrennungsmotoren. 18 Prozent können sich vorstellen, ein Hybrid- oder Elektroauto zu kaufen. Mehr als ein Drittel würde sich für einen Benziner und ein Viertel für ein Auto mit Dieselmotor entscheiden. Das Mobilitätsverhalten will künftig nur ein Fünftel der Befragten ändern. Interessant dabei ist, dass vor allem unter 30-Jährige kein E-Auto kaufen wollen, sondern knapp 80 Prozent zu klassischen Verbrennungsmotoren tendieren. Alternative Antriebsarten wie Hybrid oder Elektro werden von 49 Prozent der Generation 50+ bevorzugt. Das ergab eine Onlineumfrage unter 1.000 Österreichern im Auftrag der Wiener Städtischen. FOTOS: VKULIEVA / PSYCHOBEARD / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, KAY NIETFELD / DPA / PICTUREDESK.COM, WAKOLBINGER COVERSTORY COVERSTORY 3/2023 | CHEFINFO | 21 20 | CHEFINFO | 3/2023 POLITIK. Verkehrslandesrat Günther Steinkellner (FPÖ) elektrifiziert die Bahn, sieht aber mit dem fossilen Verbrenner-Aus Europa auf der Verliererstraße. CCHEFINFO: Sie bauen Radwege, loben Mobilitätspreise der Zukunft aus und setzen sich für die Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs ein: Wie grün ist der blaue Landesrat Steinkellner? Günther Steinkellner: Selbstverständlich ist es sinnvoll, dass wir klimaneutral, CO2-reduziert oder CO2frei im Individualverkehr oder mit Öffis unterwegs sind. Wir bauen in Oberösterreich den öffentlichen Verkehr aus. Das ist gelebter Klimaschutz. Die geplante Regio-Stadtbahn ist das Jahrhundertprojekt für Oberösterreich. Wir elektrifizieren alle Bahnen und machen sie damit klimaneutral. Das ist ein unglaublich großer Fußabdruck, wenn man es so sagen möchte. Grün, zukunftsorientiert, weil es Sinn macht. Aber genauso baue ich Straßen. Denn so lange das Beamen nicht erfunden wird, benötigen wir Lastkraftwagen, Autos, Motorrad und Fahrrad. Tempo 100, Autos raus aus den Städten oder Verbrennerverbot, da können Sie nicht mehr mit? Steinkellner: Der Verbrennungsmotor ist der effizienteste und am weitesten ausgereifte Motor. Was spricht dagegen, E-Fuels oder Methan zu verwenden? Ideologische Zwänge in der Verkehrspolitik, die zu einem Verzicht führen und unseren Wohlstand in Europa gefährden, sind der falsche kommunistische Weg. Wenn im Jahr 2035 kein Verbrennungsmotor in Europa mehr vom Band rollen darf, verkauft man sie halt in anderenWeltregionen. Die Welt wird nicht besser, wenn wir uns wohlstandsmäßig mit Amerika und Asien nicht mehr messen können. Die Autoindustrie ist unverdächtig, kommunistische Ideologien zu unterstützen. Die meisten Hersteller haben sich weltweit auf E-Mobilität festgelegt. Steinkellner: Und der Strom kommt aus der Steckdose. Ich habe die Johannes Kepler Universität beauftragen lassen, eine Bedarfsanalyse für die E-Mobilität und den dafür notwendigen klimaneutralen Strom zu erstellen. Wir werden etwa sieben Terrawattstunden (TWh) für die E-Mobilität benötigen. Das ist mehr Strom, als derzeit in Landwirtschaft, Haushalten und Dienstleistungen verbraucht wird. Was vergessen wird: Der Strombedarf in Oberösterreich wird sich bis ins Jahr 2040 auf über 30 TWh verzweifachen. Mit den geplanten Kapazitäten kommen wir auf 17 bis 18 TWh erzeugten Strom. Nur auf die Batterie zu setzen ist kurzsichtig, da kann ich nur den Kopf schütteln. Wir werden Strom importieren müssen. Ich verstehe, dass die französische Atomlobby jubelt. Werden Sie sich einen Dienstwagen mit E-Antrieb zulegen? Steinkellner: Dafür sehe ich keine Veranlassung. Eventuell ein Hybridfahrzeug. Ich brauche eine Reichweite von 1.000 Kilometern. Wenn ich gestresst bin, will ich nicht noch eine halbe Stunde auf der Tankstelle verbringen. „Das ist der falsche kommunistische Weg“ „So lange das Beamen nicht erfunden wird, benötigen wir Lastkraftwagen, Autos, Motorrad und Fahrrad. Günther Steinkellner Verkehrs-Landesrat Günther Steinkellner Verkehrs-Landesrat 80 Prozent der Österreicher unter 30 bevorzugen kein E-Auto, sondern Verbrenner. Kontrahenten im Deutschen Bundestag: FDPChef und Porsche-Fahrer Christian Lindner (li.) mit dem grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck. Ô

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