Chefinfo Magazin 3-23

3/2023 | CHEFINFO | 71 70 | CHEFINFO | 3/2023 GESUNDHEIT GESUNDHEIT FOTOS: SABINE STARMAYR, SDOMINICK / E+ / GETTY IMAGES, CYANO66 / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) verzeichnete 2022 mehr als sechs Millionen Krankenstandsfälle. Summiert auf Krankenstandstage lagen wir bei 77,3 Tagen. Tendenz steigend. Mitte März dieses Jahres lagen wir bereits bei 1,5 Millionen Fällen. Psychische Erkrankungen waren im Jahr 2021 für 3,2 Prozent der Krankenstandsfälle, aber für 11,4 Prozent der Krankenstandstage verantwortlich. Besorgniserregende Entwicklung In Österreich leiden derzeit 5,1 Prozent der Bevölkerung an einer behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankung. Als Hauptgrund nennen 40 Prozent der Erkrankten den Druck und Stress in der Arbeit, gefolgt von finanziellen Sorgen und Suchtproblemen mit je 14 Prozent. Immer mehr Arbeitnehmer klagen über krank machende psychische Belastungen am Arbeitsplatz. Die Krankenstandstage aufgrund psychischer Erkrankungen haben sich seit Mitte der 1990er-Jahre von einer Million Tage mit mittlerweile über vier Millionen mehr als vervierfacht. 41,3 Prozent der 18- bis 24-Jährigen und 23,7 Prozent der Erwachsenen klagten über depressive Verstimmungen und über 40 Prozent der Invaliditätspensionen sind durch psychische Störungen bedingt. Hinzu kommen psychosomatische Erkrankungen wie Herzbeschwerden, Verdauungsprobleme oder Kopfschmerzen, und auch körperliche Erkrankungen wie Muskel- oder Skeletterkrankungen bis hin zum Herzinfarkt können die Folge von krank machenden Belastungen am Arbeitsplatz sein. Starker Zeitdruck, Arbeitsüberlastung, schlechte Kommunikation und Mobbing begünstigen zudem gewisses Suchtverhalten und führen zu erhöhtem Nikotin-, Alkohol- und Medikamentenkonsum. Überlastungsstörung Lange wurden depressive Erkrankungen ausschließlich in biologische, psychologische oder soziologische Modelle kategorisiert. Mittlerweile gilt dieser Ansatz nicht nur als veraltet, sondern auch als obsolet. Die Entstehung psychologischer Störungen wird heute als multifaktorielles Geschehen betrachtet, welches durch neurobiologische, psychische und soziale Faktoren in komplexenWechselwirkungen beeinflusst wird. „Der private und dienstliche Druck ist in den letzten Jahren sicher größer geworden. Selten ist es jedoch der Job allein, der krank macht. Ausschlaggebend sind oft private Probleme wie Geldsorgen, familiäre Schwierigkeiten oder Krankheiten, die hinzukommen“, weiß Erhard Prugger von der WKO Oberösterreich, Abteilung Sozial- und Rechtspolitik. Während in den Fachdisziplinen Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie sehr umfangreiche Modelle bestehen, gibt es hingegen nur wenige soziologische Ansätze, die sich mit dem Thema befassen. Warum gerade junge Arbeitnehmer immer mehr unter psychischem Stress am Arbeitsplatz leiden, führt Prugger unter anderem auf die zunehmende Digitalisierung zurück. „Junge Menschen sind praktisch durchgängig online, was sich während der Pandemie noch einmal verstärkt hat. Viele haben kaum noch persönliche Kontakte, wodurch ihre sozialen Fähigkeiten verkümmern. Wenn Jugendliche nie gelernt haben, was Empathie bedeutet, wie man sich in einem Gespräch ausdrückt und Beziehungen zu Mitmenschen aufbaut, werden sie auch in der Arbeitswelt Probleme haben, ihre Anliegen und Bedürfnisse zu formulieren“, sagt er. Dadurch fühlen sie sich amArbeitsplatz schnell unverstanden und der Frust Hilfe zur Selbsthilfe DEPRESSION. Die gesamtwirtschaftlichen Kosten der aus psychologischen Störungen resultierenden Krankenstände wird auf rund 3,3 Milliarden Euro geschätzt. TEXT: Kerstin Reitterer ÜBERFORDERUNG. 40 Prozent der Betroffenen nennen Druck und Stress in der Arbeit als Hauptgrund für ihre Erkrankung. Ô Die Sicherheit und das Wohlbefinden unserer Mitarbeiter haben bei uns seit jeher höchsten Stellenwert. Wolfgang Rapberger GM BRP-Rotax

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