Chefinfo Magazin 3-23

44 | CHEFINFO | 3/2023 FINANZEN FOTOS:HERMANN WAKOLBINGER, ISTOCK / THINKSTOCK Klaus Schobesberger Porsche AG Der Sportwagenhersteller hat 2022 ein Rekordergebnis hingelegt: Mit 6,8 Milliarden Euro lag der Gewinn vor Zinsen und Steuern um 27,4 Prozent über dem Vorjahreswert. Die Investoren danken es dem Börsenneuling mit einer Topbewertung. Ferrari S.p.A. Auch Ferrari hat das Jahr 2022 mit einem Rekordgewinn von 833 Mio. Euro abgeschlossen, was einem Plus von 13 Prozent gegenüber 2021 entspricht. Der Umsatz stieg um 19,3 Prozent auf 5 Mrd. Euro. 13.221 Autos wurden abgesetzt, ein Plus von 18,5 Prozent. Schattenarbeit Der Rückgang der Arbeitsproduktivität in der westlichen Welt ist ein Rätsel. Eine mögliche Erklärung dafür wird selten angeführt: die Zunahme der Schattenarbeit. Gemeint ist nicht der Pfusch, sondern die unbezahlte Arbeit, die Unternehmen auf ihre Kunden abwälzen. Die Liste ist lang. Sie reicht vom Ticketkauf am Flughafen über die Geldgeschäfte und Überweisungen am Smartphone bis zum Scannen der Artikel an der Selbstbedienungskassa. Mag sein, dass dieser Trend die Preise niedrig hält. Aber ist es wirklich sinnvoll, wenn wir so viel Zeit damit verbringen, Aufgaben zu erledigen, die früher viel besser von Berufsanfängern, die den Arbeitsplatz brauchten, durchgeführt wurden? Indem wir ihre Aufgaben übernehmen, sorgen wir dafür, dass unsere eigenen weniger produktiv sind. n KRAFT HEINZ. Der US-Lebensmittelkonzern verkauft sein Geschäft mit Babynahrungsmitteln in Russland. Käufer ist der Getränkekonzern Chernogolovka, der schon das Geschäft von Kellogg übernahm. n GOLDFUND. Ein Hobbygoldsucher fand in der australischen Provinz Victoria ein 4,6 Kilogramm schweres Nugget mit stolzen 2,6 Kilogramm Gold. Aktueller Wert: umgerechnet rund 160.000 Euro. 120 107,5 92,5 77,5 03.10.2023 01.12.2023 03.04.2023 KURSENTWICKLUNG 01.02.2023 260 225 190 155 01.04.2022 01.09.2022 03.04.2023 KURSENTWICKLUNG 01.12.2022 Stand: 03.04.2023 Stand: 03.04.2023 Märkte Kurzmeldungen Kommentar 3/2023 | CHEFINFO | 45 FINANZEN FOTOS: PATRICK T. FALLON / AFP / PICTUREDESK.COM Mit dem Fall der Silicon Valley Bank (SVB) und der systemrelevanten Großbank Credit Suisse in der Schweiz wurden Erinnerungen an die Finanzkrise von 2008 wach. Seit dem Crash wurden Banken strengen Regeln vor allem bei den Eigenkapitalvorschriften unterworfen. Die Institute sollten in plötzlich auftauchenden Krisen über genügend große Geldpuffer verfügen, um für Stabilität zu sorgen. Trotzdem hat der Untergang einer bis vor Kurzem nur wenigen bekannten kalifornischen Bank, die ungefähr halb so groß war wie die Erste Group, Investoren, Notenbanker und Politiker in Europa nervös gemacht. Warum? Weil keine andere Branche derart verwoben ist wie die Banken untereinander und vom Vertrauen lebt, dass es sie auch morgen noch gibt. Ist dieses Vertrauen weg, fürchten Kunden und Anleger um ihr Geld und ziehen es gleichzeitig von ihren Konten ab. Dieser sogenannte Bank Run besiegelte das Schicksal die SVB. Die Besonderheiten der SVB Die SVB ist ein besonderer Fall, analysiert Christian Nemeth, Vorstand der Zürcher Kantonalbank Österreich. Sie hat sich als Spezialinstitut auf die Finanzierung im Technologie- und StartupBereich konzentriert. Gründer und Risikokapitalgeber hatten dort ihre Konten. Nemeth ortet Probleme im Risikomanagement. „Viele Banken betreiben das, was man im Fachjargon als Fristentransformation bezeichnet. Das heißt, man nimmt kurzfristig Gelder hinein und legt diese langfristig an, etwa in sehr sichere hochliquide Staatsanleihen. Wenn ich zur Unzeit gezwungen bin, Anleihen zu verkaufen, etwa weil es durch die Marktentwicklung zu größeren Abflüssen von Kunden kommt, dann geht sich das finanziell nicht mehr aus.“ Das Problem waren nicht die Anleihen, sondern die steigenden Zinsen, die den Wert des anleihenlastigen Portfolios drückten. Bankeinlagen sind nur bis zu einer Höhe von 250.000 Dollar staatlich versichert, während die Einlagen der SVB von Geschäftskunden mit Konten in Millionenhöhe stammten (mindestens ein Kunde hatte 3,3 Mrd. Dollar bei der SVB geparkt). Damit war der relativ kleine Kundenstamm (38.000 Konten) de facto unversichert, was die SVB sehr anfällig für einen Bank Run machte, sobald die Kunden das Vertrauen verloren. Panik auf Twitter Hinzu kommt eine weitere Besonderheit: „Niemand ist ein größeres Herdentier als ein Risikokapitalgeber aus dem Silicon Valley“, sagt Analyst Matt Levine von Bloomberg. Das Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 zeigte das eindrücklich. Und schließlich wurde das Social-Media-Risiko komplett unterschätzt. Auf Twitter rief der Investor Peter Thiel zum Bank Run auf die SVB auf. Die Silicon Valley Bank war sicher in Schieflage, aber zu Fall brachte sie die Panik in den sozialen Medien. Die Forderung, dass Banken ihre Geschäfte künftig auf sozialen Medien transparenter gestalten sollen, ist daher sinnvoll. n Taumelnde Banken können dem Normalbürger nicht egal sein. Die letzte Finanzkrise hat das gezeigt. Im Fall der SVB war die Ansteckungsgefahr jedoch gering. Herdentrieb BANKPLEITE. Die Silicon Valley Bank machte Fehler im Risikomanagement, aber ihren Untergang besiegelte eine sich rasant ausbreitende Panik unter Investoren in den sozialen Medien. TEXT: Klaus Schobesberger 42 Milliarden Dollar Kundengelder flossen an einem Tag bei der Silicon Valley Bank ab.

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