Chefinfo Magazin 3-23

78 | CHEFINFO | 3/2023 Stadt knapp 20.000 Einwohner plus 2.000 Studenten der Fachhochschule. Die Kassenstellen sind nach wie vor bei acht, wovon aber nur sechs besetzt sind. Anfang 2022 gab es in Österreich 19.285 niedergelassene Ärzte. Davon hatten nur 8.342 einen Kassenvertrag. Zehn Jahre davor waren es noch 8.431 Kassenvertragsärzte. Die Schere zwischen Vertrags- und Wahlärzten wächst ständig an. So stieg die Anzahl der Wahlärzte von rund 8.000 im Jahr 2011 auf bereits 11.000 im Jahr 2021. Wohingegen die Zahl der Kassenärzte bei etwa 8.300 stagniert. Auch im niedergelassenen Bereich praktizieren immer mehr Wahlärzte. Besonders deutlich ist der Anstieg der Wahlärzte in der Kinder- und Frauenheilkunde. Das stellt Patienten vor die unangenehme Wahl – zahlen oder warten. Patientinnen und Patienten, die es sich leisten können, weichen immer häufiger zu Wahlärzten aus, viele können es sich aber einfach nicht leisten. Die Österreichische Ärztekammer fordert deshalb von der Politik eine flächendeckende Versorgung durch das Kassensystem und als Konsequenz österreichweit zusätzlich 1.300 Kassenstellen. Neue Kassenverträge für OÖ Seit der von der Kurz-ÖVP vorangetriebenen Zusammenlegung der Sozialversicherungsträger war die Beziehung zwischen der ÖGK und der Ärztekammer OÖ eher angespannt. Die neuen Verhandlungen gestalteten sich deshalb zwar schwierig, waren aber dennoch erfolgreich. So einigte man sich nicht nur auf eine Tariferhöhung, sondern auch auf ein Maßnahmenpaket zur Verbesserung der vertragsärztlichen Versorgung in Oberösterreich. Aufgehoben wurden unter anderem die Honorarabschläge für Kassenärzte, die sehr viele Patienten behandeln, und auch der verpflichtende Bereitschafts- und Notdienst wird neu strukturiert. „Angesichts der bevorstehenden Pensionierungswelle ist es sehr wichtig, dass Kassenverträge gerade für junge Kolleginnen und Kollegen attraktiv sind“, erklärt der oberösterreichische Ärztekammerpräsident Peter Niedermoser. „Ich hätte schon dieses Jahr in Pension gehen können“, sagt Dr. med. Wolfgang Auer, praktischer Arzt in Linz-Ebelsberg. „Dann würde es aber in meiner Region wieder einen Kassenarzt weniger geben. Hier im Süden von Linz fehlen mittlerweile sieben praktische und zwei Kinderärzte“, ergänzt Auer. Oft behandelt er bis zu 200 Patienten am Tag und es werden stetig mehr. Limitierungen erschweren Behandlungen Die Kassenärzte stehen unter Druck. Nicht zur zeitlich, sondern auch finanziell. Ein Wahlarzt muss zwei bis drei Patienten pro Stunde behandeln, um seine Praxis zu finanzieren. Bei einem KasFOTOS: DIKUSHIN / PEOPLEIMAGES / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS GESUNDHEIT GESUNDHEIT WORK-LIFEBALANCE Gerade junge Ärzte legen Wert auf ausreichend Freizeit und arbeiten lieber in Teilzeit. Mit einem Kassenvertrag ist das nicht möglich. Wieder ein Grund mehr, warum sich immer mehr Ärzte dafür entscheiden, Wahlarzt zu werden. Bis zu drei Stunden müssen Patienten oft im Wartezimmer ausharren. senarzt sind es mindestens neun. „Pro Patienten bleiben oft nur fünf Minuten, von denen zwei für die administrative Abwicklung und Dokumentation aufgewendet werdenmüssen“, erzählt Dr.Wolfgang Auer. Der neue Vertragsabschluss ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. „Ab jetzt wird für jeden Patienten gleich viel bezahlt. Bisher erhielt man ab 1.400 Patienten ein reduziertes Honorar für den Krankenschein“, erklärt er. Viele Leistungen bleiben aber weiterhin limitiert. So darf ein Kassenarzt pro Quartal nur einen Krankenschein zu 30 Euro brutto pro Patienten verrechnen. Der zweite Arztbesuch ist darin inkludiert, sprich: Der Arzt bekommt kein Honorar. Ab dem dritten Besuch wird zwar wieder ein Honorar bezahlt, allerdings fällt dieses weit geringer aus. Auch die Anzahl an Untersuchungen im Akutlabor ist limitiert. Ärzte können durch eine Blutabnahme in ihrer Praxis schnell den CRP-Wert ermitteln, dadurch Entzündungen im Körper feststellen und entscheiden, ob ein Antibiotikum erforderlich ist oder nicht. Allerdings kommt die Kasse nur bei maximal 5 Prozent der Patienten für die Kosten auf. Ein weiteres Beispiel für problematische Limitierungen ist die Messung des D-Dimere- und des Troponin-Werts. Die Blutanalyse gibt sofort Auskunft, ob der Patienten unter einer Lungenembolie oder einem Herzinfarkt leidet. Aber auch hier übernimmt die Kasse die Untersuchung nur bei maximal 2,5 Prozent der Patienten. Intramuskuläre Injektionen werden derzeit gleich gar nicht honoriert. Für Wahlärzte gibt es diese Limitierungen nicht. Diese können sich also nicht nur mehr Zeit für Patienten nehmen, sondern auch noch eine qualitativ hochwertigere Behandlung bieten. Die vorgegebene Min- Ô 200 Patienten behandelt ein Allgemeinmediziner mit Kassenvertrag meist täglich. D I E F A C H O P T I K E R - K E T T E IHRE GLEITSICHTBRILLE . UNSER BESTPREIS. günstiger* MarkenGleitsichtgläser dauerhaft bis zu 40% KAUF OHNE RISIKO, ZUFRIEDEN ODER GELD ZURÜCK. * als die unverbindl iche Preisempfehlung des Her stel ler s . www.pippig.at Landstraße 33, Nähe Mozar tkreuzung, neben der Karmelitenkirche Gruberstraße 94, gegenüber der OÖ-Gesundheitskasse Herrenstraße 48, gegenüber dem Gebäude der Barmherzigen Schwestern

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