Chefinfo Magazin 3-23

sind es Hauptkomponenten wie Batterien, E-Motoren, Leistungselektronik, Brennstoffzellen, Thermalmanagement- und Fahrerassistenzsysteme. Der Weltmarktführer agiert technologieoffen – ein Wort, das zum politischen Kampfbegriff rund um die Zukunft des Autos geworden ist. Während die grüne Umweltministerin Leonore Gewessler ausschließlich auf E-Mobilität setzt, will Bundeskanzler Karl Nehammer an E-Fuels festhalten. „Wasserstoff oder nachhaltig erzeugte synthetische Treibstoffe, E-Fuels, eignen sich wesentlich besser für langfristige Energiespeicherung oder den Transport über weite Strecken. Für den Verkehr in urbanen Gebieten ist das batterieelektrische Fahrzeug die beste Option“, sagt Meister. Der Experte gibt zu bedenken, dass es dabei nicht nur um die Umstellung des Verkehrs geht, sondern auch um alle anderen Energieverbraucher wie die gesamte Industrie und Heizungsbranche. „Kurz gesagt, wir werden aus heutiger Sicht unterschiedliche Energieträger benötigen, um eine vollständige Dekarbonisierung erreichen zu können. Luxus E-Mobilität? Derzeit kann die Autoindustrie nicht klagen. Sie fährt Rekordumsätze und -gewinne ein. Alle namhaften Autohersteller haben Zeitpunkte für den endgültigen Umstieg von Verbrenner auf E-Mobilität bekanntgegeben. Das Problem: Das Geschäft mit den Elektroautos rechnet sich bei vielen noch nicht. Die Milliardenumsätze liefern im Moment noch die VerbrennerSUVs, die damit die Transformation in Richtung Elektromobilität finanzieren. Spätestens bis zum Ende des Jahrzehnts wollen Hersteller wie Mercedes Gewinne mit ihren Modellen einfahren. Derzeit zeigt sich: E-Mobilität FOTOS: VKULIEVA / PSYCHOBEARD / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, HOBO_018 / E+ / GETTY IMAGES, AUTO GÜNTHER LINZ COVERSTORY COVERSTORY 3/2023 | CHEFINFO | 19 18 | CHEFINFO | 3/2023 AUTOHANDEL. Christoph Günther, Chef eines Traditionsautohauses, stellt sich mit seinen „Smart Rent“-Modellen auf die Zukunft ein. CHEFINFO: Wie wird sich die Mobilität verändern? Christoph Günther: Zum einen: Individuelle Mobilität wird teurer und damit weniger leistbar werden. Andere, die es sich leisten könnten, wollen für ein Auto nicht mehr so viel Geld ausgeben. Und damit werden alternative Mobilitätsangebote interessanter. Das Nutzen wird wichtiger als das Besitzen. Besitz stresst viele Leute. Denken Sie nur an den Wertverlust. Zum anderen steht das eigene Auto zu 80 Prozent herum. Wir haben darauf reagiert und bieten unter dem Stichwort „Smart Rent“, ein Auto auf Mietbasis von sechs bis 24 Monaten an. Die Miete, andere nennen es Abo, deckt alle Kosten von der Versicherung bis zur Kfz-Steuer ab. Für Händler ist das nichts Neues, weil der Ersatzwagen im Grunde auch ein Mietwagen ist. Neu ist nur die Laufzeit von sechs bis 24 Monaten. Dass Österreicher ihr Auto nicht mehr besitzen wollen, ist nur schwer vorstellbar. Günther: Es findet ein langsames Umdenken statt. Der Österreicher streichelt schon gerne sein Auto und poliert die Stoßstange, das stimmt schon. Auch wenn einige ihr Verhalten nie ganz ablegen werden: Die Emotion rund ums Auto wird weniger. Der Stammkunde einer Marke nimmt ab, die Wechselbereitschaft wird höher. Der nächste große Schritt, der ziemlich sicher kommen wird, ist das autonome Fahren. Das wird die individuelle Mobilität noch einmal verändern. Viele werden vom Kauf Abstand nehmen, wenn sie nur Mitfahrer sind. Wie lautet antriebsmäßig Ihre Prognose? Günther: Der Elektroantrieb allein wird nicht die Lösung sein. Es wird ein Mix aus allem sein. Ob sich dann Wasserstoff oder andere Technologien, die wir noch gar nicht kennen, bis 2035 durchsetzen, wird sich zeigen. Bei Feststoff-Akkus gibt es riesige Forschungsanstrengungen, da wird es noch einige Neuerungen geben. Reichweite und fehlende Ladepunkte halten Kunden vom Kauf eines E-Autos ab. Der öffentliche Ladebereich ist teuer. Hier gibt es politischen Handlungsbedarf, einheitliche Regelungen zu schaffen. Das würde die Akzeptanz der E-Mobilität erhöhen und die Angst des Konsumenten mindern. Wie sieht die Zukunft der Händler aus? Günther: Die Anzahl der Autohäuser wird sinken, weil E-Autos weniger Reparatur- und Servicebedarf haben. Standorte werden verschwinden, übrig bleiben werden größere Einheiten. Beim Vertrieb stellen Hersteller zunehmend auf das Agenturmodell um. Dabei tritt der Händler nicht mehr als Verkäufer des Fahrzeugs auf, sondern nimmt gegen eine Provisionszahlung die Rolle des Vermittlers ein. „Das Nutzen wird wichtiger als das Besitzen“ Die Emotion rund ums Auto wird weniger. Der Stammkunde einer Marke nimmt ab, die Wechselbereitschaft wird höher. Alternative Mobilitätsangebote werden interessanter. Mieten statt kaufen liegt im Trend. Christoph Günther Auto Günther Linz, Wels, Urfahr Christoph Günther Gesellschafter Auto Günther 5,15 Millionen Pkw sind in Österreich angemeldet, Tendenz steigend. Carsharing-Modelle, Mieten oder AutoAbos: In Zukunft soll der Besitz eines Autos nicht mehr dieselbe Rolle spielen wie heute. Auch weil es für viele unleistbar wird. Ô

RkJQdWJsaXNoZXIy NzkxMTU1