Chefinfo Magazin 3-23

80 | CHEFINFO | 3/2023 FOTO: ANDRESR / E+ / GETTY IMAGES GESUNDHEIT destöffnungszeit von zwanzig Wochenstunden stellt für viele Ärzte ein weiteres Hindernis da. Will er neben der eigenen Praxis auch im Spital arbeiten, um beispielsweise an Forschungsprojekten teilnehmen zu können, wird das durch diese Vorgabe unmöglich gemacht. Wahlärzte können sich ihre eigenen Ordinationszeiten hingegen frei einteilen und sind an keine Vorgaben gebunden. Nachwuchsmangel Die österreichische Gebietskrankenkasse verweist auf die bereits initiierten Maßnahmen, um dem Mangel an verfügbaren Kassenärzten entgegenzuwirken. So soll Studenten ein Kassenvertrag durch ein Stipendium schmackhaft gemacht werden. Ab dem Sommersemester erhalten 50 Medizinstudierende für maximal dreieinhalb Jahre monatlich 923 Euro, wenn sie nach dem Studium für mindestens fünf Jahre einen Kassenvertrag in einer Bedarfsregion übernehmen. Die angehenden Ärzte müssen an einer österreichischen Universität studieren (Ausnahme ist die Sigmund Freud Privatuniversität) und mindestens im dritten Studienjahr sein. Außerdem muss ein entsprechender Studienerfolg vorgewiesen werden, bleibt dieser aus, muss die Förderung zurückgezahlt werden. Dies gilt ebenfalls für den Fall, dass die kassenärztliche Tätigkeit nicht rechtzeitig aufgenommen oder vorzeitig beendet wird. Die Mindestdauer von fünf Jahren soll ausreichen, um die Ärztinnen und Ärzte danach im Kassenvertrag zu halten. 30 Frauen und 30 Männer haben sich bereits für die 50 verfügbaren Plätze beworben, gab die für die Abwicklung zuständige Agentur für Bildung und Internationalisierung (OeAD) bekannt. Wer von den 60 Bewerbern ins Programm aufgenommen wird, entscheidet eine Jury. Für die Qualifikation zählt nicht nur der bisherige Studienerfolg, sondern auch die Motivation und das soziale Engagement. Einen Rechtsanspruch auf die Gewährung gibt es nicht. n Im Schnitt bleiben einem Kassenarzt fünf Minuten pro Patient. Die OÖ Personenbetreuung entwickelt sich seit ihrer Legalisierung im Jahr 2008 stetig weiter. Im Interview spricht die Berufsgruppensprecherin OÖ Personenbetreuung und Fachgruppenobfrau Personenbetreuung und Personenberatung, Viktoria TISCHLER, über den Erfolg dieses Betreuungsmodells der Zukunft. Liebe Frau Tischler, was macht die 24-Stunden-Personenbetreuung so erfolgreich und so wichtig? Viktoria Tischler: Dieses Betreuungsmodell bildet seit 2007 einen Fixstern in der heimischen Pflegelandschaft und wurde 2008 legalisiert. Seither steigt die Zahl der aktiven Gewerbeberechtigungen kontinuierlich an. Gründe dafür gibt es viele, liegt es doch in der Natur der Sache, dass jeder Mensch seinen Lebensabend so weit als möglich autonom verbringen möchte. Auch die weltweite Coronapandemie hat deutlich zu erkennen gegeben, welch hohe Bedeutsamkeit die Berufsgruppe der 24-Stunden-Personenbetreuung für die Gesellschaft darstellt und welch große Vorteile sich dadurch für viele betreuungsbedürftige Menschen ergeben. Für ältere Menschen ist die eigene Wohnung oder das eigene Haus ein essenzieller Bestandteil ihrer Identität. Sie haben teilweise ihr ganzes Leben dort verbracht, dieser Faktor ist für das allgemeine Wohlbefinden nicht zu unterschätzen. Ein weiterer äußerst wichtiger Punkt ist die Anwesenheit der Betreuer und Betreuerinnen rund um die Uhr – also auch während der Nacht. Die Berufsgruppe wächst von Jahr zu Jahr und entlastet auch die Staatskasse! Tischler: Ja, das stimmt. Aktuell werden circa 4.000 betreuungsbedürftige Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher von mehr als 8.500 Personenbetreuerinnen und -betreuern im eigenen Zuhause versorgt, Tendenz steigend. Stationäre Betreuung ist immer mit mehr Aufwand verbunden. Das weiß auch der Staat und unterstützt die 24-Stunden-Personenbetreuung mit bis zu 640 Euro pro Monat. In Kombination mit der Pension, dem Pflegegeld und der staatlichen Förderung ist es auch für Geringverdiener möglich, die 24-Stunden-Personenbetreuung in Anspruch zu nehmen. Übrigens ist der Beruf der Personenbetreuung ein sehr weiblicher: mehr als 93 Prozent der Mitglieder sind weiblich. Warum ist Aufklärungsarbeit in diesem Bereich wichtig? Tischler: Leider informieren sich Betroffene immer erst dann, wenn der Ernstfall bereits eingetreten ist. Es wäre jedoch für alle Beteiligten hilfreich, sich schon im Vorfeld ausreichend über das Angebot dieses Betreuungsmodells zu informieren und die zu setzenden Schritte abzuklären. Denn die Betreuung findet im höchstpersönlichen Lebensbereich der betreuungsbedürftigen Menschen statt. Wo erhält man alle relevanten Informationen? Tischler: Die wichtigsten Informationen zur 24-Stunden-Personenbetreuung findet man auf der Website www.daheimbetreut.at. Dort erfährt man alles Wissenswerte zu diesem Betreuungsmodell. Weiters kann ab Mitte Mai 2023 wieder der aktuelle Guide kostenlos bei der WKO OÖ unter pb@wkooe.at oder telefonisch unter + 43 (0)5-90909-4145 angefordert werden. Hier findet man unter anderem auch Kontaktadressen kompetenter Vermittlungsagenturen. 24-h-Personenbetreuung – wohin geht der Weg? BETREUUNG. Viktoria Tischler, Berufsgruppensprecherin der OÖ Personenbetreuung, setzt sich seit Jahren für eine qualitätsvolle 24-h-Personenbetreuung ein. ANZEIGE FOTO: WKOOE PERSONENBETREUUNG WKO Oberösterreich KommR Mag. Dr. Viktoria Tischler Berufsgruppensprecherin OÖ Personenbetreuung Fachgruppenobfrau Personenbetreuung und Personenberatung www.daheimbetreut.at Viktoria Tischler Berufsgruppensprecherin OÖ Personenbetreuung Professionelle 24-Stunden Betreuerinnen und -Betreuer entlasten pflegende Angehörige. Das schafft Wohlbefinden für alle Beteiligten. 3/2023 | CHEFINFO | 81

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