Startup Chefinfo Magazin 3-23

OBERÖSTERREICHS ERSTES INNOVATIONS- UND STANDORTMAGAZIN 2 0 2 3 STARTUP KI: WIE STARTUPS DIE CHANCEN UND RISKEN DER KÜNSTLICHEN INTELLIGENZ BEWERTEN. 2023/33. JG./NR. 3A/2,50 EURO, ÖSTERREICHISCHE POST AG, GZ 02Z031559 M, ZIELGRUPPEN-ZEITUNGSVERLAGS GMBH, ZAMENHOFSTRASSE 9, 4020 LINZ KREATIVER INPUT

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4 | CHEFINFO SPEZIAL bezahlte Anzeige Foto: iStock / ArtistGNDphotography NACHHALTIGE WIRTSCHAFT NACHHALTIGE CHANCEN. Oberösterreichs Wirtschaft ist schon heute mit modernsten Umwelttechnologien im Spitzenfeld. Diesen Trend wollen wir weiter vorantreiben. Deshalb unterstützen wir innovative Unternehmen mit einem Nachhaltigkeits-Bonus. Damit erreichen wir Klima- und Umweltziele schneller und schaŠen 30.000 neue Öko-Jobs bis 2030 für den Standort Oberösterreich. Weitere Infos dazu finden Sie auf www.wirtschaftslandesrat.at COVERFOTO: CSA-PRINTSTOCK / SPICYTRUFFEL / GETTY IMAGES FOTOS: FOTOS: CSA-PRINTSTOCK / KHANCHIT KHIRISUTCHALUAL / GETTY IMAGES, SPICYTRUFFEL / GN8 / LAMYAI / ANDRII YALANSKYI / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, KUKA INHALT Mit Sinn zum Gewinn EDITORIAL Der Gründungsgedanke fast eines jeden Startups ist identisch: Man will etwas bewirken, einen Impact erzielen. Man will etwas Sinnvolles tun und man will damit auch Geld verdienen. Es war die Startup-Welt, die Sinn (purpose) mit Gewinn verknüpfte. Vor dieser Zeit war Philanthropie, Einsatz für soziale Gerechtigkeit oder – und vor allem – für die Umwelt eine „Ehrensache“, an der man nichts verdienen durfte, weil es sonst die Sache verraten hätte. Heute sorgt eine neue Generation von Gründern dafür – nicht wenige von ihnen auch Teil der „letzten Generation“ – dass es eben nicht die letzte Generation dieses Planeten sein soll. 34 Prozent aller österreichischen Startups beschäftigen sich mit „Green Impact“. Nur der Startup-Mindset, dieses konsequente Out-of-the-box-Denken, kann das bewirken. Künstliche Intelligenz inklusive. Tanken wir Innovation, heizen wir mit guten Ideen und machen wir diesen Planeten zu einem, auf dem es sich leben lässt. Jürgen Philipp STARTUPMagazin Klaus Schobesberger CHEFINFO Künstliche Intelligenz Wie eine Technologie unser Leben verändert. Arbeiter-Bewegung Mit Cobots gegen den Fachkräftemangel Helden der Freizeit OÖ Startups fallen mit ihren Ideen global auf. Innovations-Pflug Landwirtschaft als gutes Feld für Startups. GreenTech Kann Technik den Klimawandel stoppen? 08 28 52 46 22 IMPRESSUM: Eigentümer und Medieninhaber: Zielgruppen-Zeitungsverlags GmbH. Redaktionsanschrift: Zamenhofstraße 9, 4020 Linz, Tel.: +43 (0) 50 6964-0, E-Mail: redaktion@chefinfo.at. Herausgeber: Peter Lengauer. Chefredaktion: Klaus Schobesberger. Redaktion: Jürgen Philipp Bakk. Komm. MBA. Geschäftsführung: Mag. Johanna Lengauer, Hans Huber. Projektleitung: Ingrid Arrich. Verlagsverkaufsleitung: Christian Schüttengruber. Anzeigen: Isolde Kainz, Roswitha Lang, Mirijam Mayer. Artdirector: Thomas Bruckmüller. Artdirector-Stv.: Cindy Mair. Grafik: Julian Kastenhuber, Julia Pargfrieder, Malina Lahner. Bildbearbeitung: Andrea Laban, Frank Garzarolli. Korrektur: Mag. Dorrit Korger. Internet: www.chefinfo.at. Gültig ist die Preisliste 2023. Im Sinne einer leichteren Lesbarkeit werden geschlechtsspezifische Bezeichnungen überwiegend in männlicher Form verwendet. START-UP IST EIN PRODUKT IM

CHEFINFO SPEZIAL | 7 6 | CHEFINFO SPEZIAL STARTUP STARTUP FOTOS: REFURBED, MARIO ANZUONI / REUTERS / DAVID PAYR / LAIF / PRESSESPORT / EXPA / APA PICTURE DESK FOTOS: WAT / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, (C)QUAPTURE UNTERNEHMEN WERDEN IN ÖSTERREICH TÄGLICH GEGRÜNDET. 133 5.000 Euro gibt es für das Linzer Gründerstipendium. Prozent aller Schüler wollen mehr Technologieorientierung im Unterricht. 77 FACTS 1 Milliarde Euro wurde 2022 in heimische Startups investiert. Das ist zwar ein Minus von 18 % gegenüber 2021, dennoch der zweithöchste Wert aller Zeiten. WARREN BUFFET Investor „Man sieht erst, wenn die Ebbe kommt, wer die ganze Zeit über ohne Badehose geschwommen ist.“ INGRID BRODNIG Autorin „Das Internet hat eine Spezialität: Es macht oft die schönsten und die schlimmsten Seiten des Menschen sichtbarer.“ LIONEL MESSI Fußballstar „Es hat mich 17 Jahre und 114 Tage gekostet, um über Nacht erfolgreich zu werden.“ Das österreichische Startup und „Soonicorn“ refurbed – man widmet sich der Wiederaufbereitung von Devices, um Elektroschrott zu vermeiden und gleicht den CO2Ausstoß mit Aufforstung aus – gewann den europäischen „Sustainability Award“ bei der „Tech Tour Growth Europe“-Verleihung. refurbed setzte sich gegen 300 grüne Startups aus Europa durch. Wie bringt man die Realität in die Virtualität? Etwa mit digitalen Zwillingen, die u. a. Industrieunternehmen Fernwartung oder Inbetriebnahme ermöglichen. Das Linzer Startup quapture (STARTUP-Leser kennen es bereits) hat sich darauf spezialisiert. Mittlerweile digitalisieren sie mit Lasertechnologie unmögliche Möbelhäuser, Stahlgiganten oder Energiekonzerne in Österreich, der EU und den USA. Der Fokus liegt nun auf der US-Expansion. Trends Grünes Wachstum Mehr als ein Drittel der österreichischen Startups ist im Bereich Green-Tech zu Hause. Ein weltweiter Spitzenwert. Nur Islands Startup-Landschaft ist grüner. Die heimische Startup-Szene konterkariert damit große Teile der Politik. GREENY CORN klartext Mitarbeiter sind mittlerweile bei quapture beschäftigt. Tendenz steigend. 13

FOTOS: CSA-PRINTSTOCK / GETTY IMAGES, SPICYTRUFFEL / GN8 / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS ICH BIN DANN MALKI Künstliche Intelligenz: Was kann KI? Dystopische Erzählungen sprechen von der Zerstörung des Menschen, utopische sehen darin eine Möglichkeit, der Menschheit das Überleben zu sichern – Stichworte: medizinischer Fortschritt oder Klimawandel. Wie wird KI unseren Alltag verändern, außer dass es Hausübungen erledigt, wie nutzen Startups die Technologie, wie viel Regulierung braucht es und kann Europa mit der enormen Geschwindigkeit überhaupt mithalten? 8 | CHEFINFO SPEZIAL CHEFINFO SPEZIAL | 9 COVERSTORY COVERSTORY Text: Jürgen Philipp

10 | CHEFINFO SPEZIAL CHEFINFO SPEZIAL | 11 FOTOS: USERBA011D64_201 / IULIIA KANIVETS / VJOM / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, IMAGINIMA / E+ / GETTY IMAGES ie unterscheidet man einen Hype von einer Zukunftstechnologie? Wie „the hottest shit“ von“ the „next big thing“? Indem man sich den nackten Zahlen widmet, und die sprechen eine deutliche Sprache beim Thema KI. 2018 war der globale KI-Markt 8,1 Mrd. USD schwer. Die damalige Prognose: Bis 2025 soll der Markt auf 105,8 Mrd. USD steigen. Realitycheck: 2022 lag der Markt bereits bei 450 Milliarden, 2024 soll er bei 554,3 Milliarden USD liegen. Quod erat demonstrandum: KI ist also kein Hype, sondern eine Industrie geworden. ALLES KI ODER WAS? Tatsächlich vergeht kein Tag im Leben von Medienmenschen, in dem nicht mindestens zwei bis drei Mal pro Tag Presseaussendungen mit KI oder AI im Betreff eintrudeln. Ein paar Beispiele: Die TU Graz kann mittels KI alte Schwarz-Weiß-Filme naturgetreu kolorieren, die Henriette Karajan Stiftung will gemeinsam mit VW klassische Musik und disruptive Technologie vereinen, das BFI startet einen Kurs namens „ChatGPT im Arbeitsalltag“, das Linzer Startup storyclash setzt KI zur Suche von Influencern für die Markenkampagne ein und sogar die Hagelversicherung lotet das Potenzial von KI zur Vorhersage von Extremwetterereignissen aus. Aber ist KI nicht ein „alter Hut“? AI (NON)ESTABLISHED SINCE 1936 Tatsächlich begann die Geschichte der KI wohl im Jahr 1936. Die Turingmaschine, benannt nach dem englischen Mathematiker Alan Turing, war der Grundstein für Maschinen, die Algorithmen verarbeiten konnten. Zwanzig Jahre später tauchte bei einer Konferenz in Dartmouth erstmals der Begriff „künstliche Intelligenz“ auf. 1966 entwickelte Joseph Weizenbaum mit ELIZA, den ersten Chatbot, 1972 unterstützte das System MYCIN Mediziner bei der Diagnostik. 1986 lernt das neuronale Netzwerk NETtalk erstmals sprechen. Elf Jahre danach schlägt IBMs „Deep Blue“ den Weltmeister Garry Kasparov im Schach. Mit „Siri“ gelang es Apple schließlich 2011, KI und ihre Möglichkeiten für alle begreifbar zu machen. 2014 folgt Microsofts Cortana, ein Jahr darauf Amazons Alexa. Der breite Durchbruch folgte mit OpenAI und deren bekanntesten Produkten dem Chatbot ChatGPT und DALL-E, einer KI, mit der man Bilder generieren kann. „ChatGTP hat KI wesentlich besser zu den Menschen gebracht. Es ist ein konkreter Anwendungsfall“, erzählt Hans Peter Pichler, CEO des KI-Startups FiveSquare. Das Unternehmen – der Name impliziert, dass nichts unmöglich scheint, wie etwa ein Quadrat mit fünf Ecken – ist vor allem für die Industrie tätig. „Die Missionierungsarbeit ist weniger geworden. Man kann mittlerweile über bestehende Probleme und Lösungen reden.“ NICHT IMMER KI DRIN, WO KI DRAUFSTEHT Konrad Linner, CEO des Data-ScienceUnternehmens solvistas, sieht das Thema aktuell aber noch in einer Blase. „Es ist nicht immer KI drin, wenn KI draufsteht. Bei Innovationen gibt es immer zuerst eine Marketingblase. Erst wenn diese zusammenbricht, geht es mit der Technologie richtig los.“ Doch wie ist KI eigentlich definiert? „Die alte Definition von KI aus dem Jahr 1968 sagt in etwa: KI ist es dann, wenn man mit jemandem kommuniziert und man glaubt, der auf der anderen Seite ist ein Mensch. Man kann den Unterschied nicht erkennen. Mit dieser Definition sind wir meilenweit von einer echten KI entfernt.“ Deshalb wurde die Definition nach und nach angepasst. Eine KI hängt immer vom Grad der Umsetzung des lernenden Algorithmus ab. „Wenn ein Algorithmus mitlernt und mitdenkt, dann bin ich schon bei einer echten KI.“ SCHWACHE UND STARKE KI KI ist eben nicht KI und selbst „echte“ KIs unterscheiden sich, wie Linner erklärt: „Es gibt schwache KIs, COVERSTORY COVERSTORY

oder der Art, wie wir sprechen. Wiener sprechen etwa blumiger, in anderen Regionen sind sie wortkarger.“ WENIGER ALS 10 PROZENT DER HEIMISCHEN UNTERNEHMEN NEHMEN DATEN ERNST Und es gibt eine weitere Hürde: die Datenqualität. „Wie soll eine KI lernen, wenn keine Daten da sind? Ohne Daten geht gar nichts. Weniger als 10 Prozent der heimischen Unternehmen sind von Daten getrieben bzw. nehmen Daten ernst. Man kann für jede Situation die richtige Handlungsweise herausfinden, wenn genügend Daten da sind, denn nur mit Daten und einem selbstlernenden Algorithmus kann man eine echte KI implementieren.“ Hans Peter Pichler schränkt ein: „Pauschal kann man nicht sagen, dass es eine große Datenbasis braucht. Es ist jetzt schon möglich, mit wenigen, aber guten Daten zu arbeiten. Es ist jedenfalls besser, eine geringe Anzahl von hochqualitativen Daten zu haben als viele Datenmit wenig Qualität.“ MUSS MAN KI IN IHRE SCHRANKEN WEISEN? Jede neue Technologie brachte zuerst einen Alarmismus zutage. Dampfbetriebene Züge, die mehr als 10 km/h fahren, würden den Passagieren den „Kopf zerreißen“, das Auto würde sich nicht durchsetzen, weil es zu wenig Chauffeure weltweit gäbe, oder der Klassiker von Bill Gates: „Niemand braucht mehr als 640 kb RAM“. Ähnlich sieht es beim Thema KI aus. Von ,sie könnte die Menschen ausrotten‘ bis zu ,sie wird das Überleben der Menschheit sichern‘ reichen die Meinungen. Und wie immer in der Technologiegeschichte gab es am Anfang einer technischen Revolution Rufe nach Beschränkungen und Regulatorien. Davon könnte Johann FriedFOTOS: IULIIA KANIVETS / VJOM / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, RONALD GRANT / MARY EVANS / PICTUREDESK.COM, SOLVISTAS die für sich allein agieren. Starke KIs lernen gemeinsam. Sie kommunizieren miteinander und lernen voneinander. Data von Star Trek wäre eine starke KI.“ Wenn autonome Fahrzeuge auf Probleme treffen, links kommt eine alte Frau, rechts ein Reh, dann kann man „das nicht über Decision trees lösen.“ Die Fahrzeuge müssen lernen, und wenn sie sich falsch verhalten, müssen alle daraus lernen. Sie müssen miteinander kommunizieren bzw. Gefahren im Voraus erkennen. Solvistas hat 2018 für die Black Wings ein solches System gebaut. „Wir haben die Eishockeyspieler verchipt und gesehen, wann sie am Eis sind und wann nicht, dazu haben wir ein lernendes System drangehängt.“ Per Tablet bekam der Coach Tipps, wenn bei einem Spieler etwas nicht passte. Eine Art Frühwarnsystem, bevor ein Spieler ausbrennt. Wenn genügend Daten da sind, kann eine KI auch zum Co-Trainer werden. „Etwa im Fußball, wenn der Gegner einen Stürmer bringt, weiß die KI, was der kann, und ich kann meine Verteidigung dementsprechend einstellen.“ SEMANTISCHE SCHWÄCHEN Der Knackpunkt für Linner bleibt aber die Semantik: „Wir haben auch schon Chatbots gebaut, die mehrsprachig antworten.“ Aber – Linner bringt ein Beispiel: „Stehen wir etwa am Fußballplatz und einer schreit: ,Die elf Affen können nichts!‘, dann würde die KI auf einen Tiergarten tippen und nicht auf ein Stadion. Erst wenn die KI weiß, dass man im Stadion ist, wird vieles klarer. Wenn einer sagt: ,Schieß aufs Tor!‘, und die KI kennt den Ort, dann weiß sie, dass mit einem Ball und nicht mit einem Gewehr geschossen wird.“ Semantik ist für Linner daher eine der größten Hürden. „Das beginnt beim Dialekt – Cyber-Versicherung gegen finanzielle Schäden – 24/7-Support bei IT-Problemen und Cyber-Attacken – Optionaler IT-Sicherheits-Check inkl. Präventionsmaßnahmen * in den letzten 12 Monaten in Österreich, Quelle: KPMG, Cyber Security in Österreich 2022, home.kpmg/at Cyber-Attacke? So schützen Sie Ihr Unternehmen! Keine Sorgen IT-Sicherheitspaket 67 % aller Unternehmen von Cyber-Attacken betroffen!* Haben Sie Fragen? Ihre Beraterin oder Ihr Berater ist gerne für Sie da. Nähere Infos auch auf www.keinesorgen.at oder unter +43 5 78 91-0. 12| CHEFINFO SPEZIAL „Stehen wir etwa am Fußballplatz und einer schreit: ,Die elf Affen können nichts!‘, dann würde die KI auf einen Tiergarten tippen und nicht auf ein Stadion.“ Konrad Linner CEO solvistas Data von Star Trek wäre eine „echte“ KI, meint Konrad Linner: „Selbst wenn wir den Star-Trek-Data erfinden, braucht der Data auch Menschen um sich herum.“ COVERSTORY COVERSTORY Konrad Linner, CEO des Data- Science-Unternehmens solvistas, ist beeindruckt vom Können österreichischer Informatikstudenten, aber „es fehlt oft der Praxisbezug“. Milliarden USD ist der KI-Markt global schwer. 450

COVERSTORY COVERSTORY FOTOS: IULIIA KANIVETS / VJOM / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, LUKAS ILGNER / VERLAGSGRUPPE NEWS / PICTUREDESK.COM, FIVESQUARE rich Trefz ein Lied singen, nur starb er bereits 1885. Der deutsche Turnlehrer erfand das Fahrrad mit Tretkurbelantrieb. Doch er wurde dämonisiert. „Sie haben die unsinnigsten Regeln erfunden, weil man Angst vor dem Fahrrad hatte“, so Linner, der gleich eines nachschickt: „Mit einer Technologie muss sich auch die Gesellschaft mitverändern.“ „MIT DER TECHNOLOGIE MUSS SICH AUCH DIE GESELLSCHAFT ÄNDERN“ Der Datenwissenschaftler sieht gewisse Spielregeln als nötig an: „Regeln sind immer notwendig, wenn ich weiß, welche Auswirkungen sie haben, weiß ich das nicht, sind sie sinnlos. Regeln können unsinnig sein, wenn wir Menschen etwas falsch einschätzen.“ Linner spielt dabei die Gefahr, die hinter einer KI steckt, keinesfalls herunter: „Das wird eine Gefahr werden.“ Und er bringt ein Beispiel: „Der KI-Chatbot von Google hat sehr schnell gelernt. Und er hat schnell gelernt zu schimpfen.“ Auch der südkoreanische selbstlernende Chatbot „Lee Luda“ lernte von seinen Kunden. Die dort abgeladenen Tiraden verärgerter Kunden ließen ihn zum Rassisten werden. „Lee Luda“ wurde 2021 vom Netz genommen. „EU“PHORIEBREMSE? Es braucht also Regeln. Während es in den USA so gut wie kaum Regulatorien gibt, tritt Europa auf die „EU“phoriebremse. Schon im April 2021 hatte die EU-Kommission einen Gesetzesentwurf auf den Tisch gelegt, der Regeln für den Einsatz von KI vorsieht, den „AI-Act“. Ein Regelwerk, das alle möglichen Einsatzgebiete umfasst, von der Agrarindustrie bis zur Medizin. Zentral dabei die Unterscheidung in vier Kategorien: minimales, begrenztes, hohes und inakzeptables Risiko. Inakzeptabel wäre das Bewerten des Verhaltens von EU-Bürgern, wie es China für seine Staatsbürger eingeführt hat. Die restlichen Klassifizierungen sind hingegen heiß umfehdet. „Der AI-Act ist ein wichtiges Fundament, aber Innovationen unterliegen damit einem Bürokratieaufwand, da könnten wir an Geschwindigkeit verlieren, obwohl wir in Europa und in Österreich exzellente Forschungseinrichtungen und Top-Leute haben“, gibt Hans Peter Pichler zu bedenken. Und CTO Patrick Haidinger ergänzt: „In den USA startet man auf einer anderen Schwierigkeitsstufe – leicht bis mittel – in Europa ist das härter, aber der AI-Act hat seine Berechtigung und ist eine Chance, dass unsere Systeme zuverlässiger funktionieren und dahinter ein Wertekompass steht.“ 14 | CHEFINFO SPEZIAL Viele Ihrer Kunden kommen aus der Industrie. Wie sehr wissen diese um das Potenzial von KI bzw. wie wollen sie KI einsetzen? Pichler: Großunternehmen haben schon viel Expertise im Haus. Es geht um den Prozess. Sie wollen zum einen mit KI Fertigungs- undWertschöpfungsprozesse besser machen und zweitens ihre Produkte und Services verbessern. Ein Beispiel: EinMaschinenbauer kann mit dem Einsatz von KI diese bei der Inbetriebnahme so perfekt einstellen, dass er sie per Knopfdruck in Betrieb nimmt. Viele unserer Kunden sehen die Technologie als ein Hauptgegenmittel gegen den Fachkräftemangel. Mit KI können wir Produktionen wieder zurück nach Europa holen. Der Informatiker Andrew Ng meinte: „AI is the new electricity.“ Sie wird natürlich Strom nicht ersetzen, aber sie wird denselben Impact haben wie Strom damals. Haidinger: Der Begriff KI ist aus dem Bullshitbingo des Marketings entstanden, deshalb gab es anfangs vollkommen falsche Erwartungshaltungen zu KI-Systemen. Wir mussten früher im ersten Schritt den Unternehmen KI immer erst erklären. Sie stellten sich das oft als Allheilmittel vor. KI macht vieles möglich, aber nicht alles 100-prozentig richtig. Mittlerweile muss man nicht mehr viel erklären. Es scheint KI-Mythen zu geben. Die einen glauben, sie wird die Menschheit ausrotten, die anderen, sie wird die Menschheit retten. Was stimmt? Haidinger: Wir waren in einem Forschungsprojekt, bei dem es darum ging, KI der breiten Bevölkerung zu erklären, sie zu entmystifizieren. KI ist nur ein Werkzeug. Es fragt auch keiner, ob ein Hammer die Welt übernehmen wird. Man muss nur das Wort KI durch das Wort Hammer ersetzen und sieht so, dass es nur ein Werkzeug ist. Es kommt aber drauf an, wie man dieses Werkzeug einsetzt. Oft wird behauptet KI könnte ein Game Changer im Kampf gegen den Klimawandel sein. Wie das? Pichler: Durch Effizienzsteigerungen, etwa ein optimierter Motor für eine Windkraftanlage, oder beim Recycling im Einsatz in Sortieranlagen. Es gibt in allen Säulen der Nachhaltigkeit Anwendungsgebiete. Industrie. FiveSquare löst Probleme der Industrie und der MedTech-Branche mittels KI. Warum KI zwar kein Wundermittel ist, trotzdem gegen die Klimakrise helfen kann, schildern CEO Hans Peter Pichler und CTO Patrick Haidinger. „ES FRAGT KEINER, OB EIN HAMMER DIE WELT ÜBERNEHMEN WIRD“ E e h b a hh „Das Potenzial ist riesig, weil man im medizinischen Bereich sehr bald verstanden hat bzw. aufgrund von gesetzlichen Vorgaben gezwungen war, Daten zu sammeln.“ Hans Peter Pichler CEO FiveSquare „Der AI-Act hat seine Berechtigung und ist eine Chance, dass unsere Systeme zuverlässiger funktionieren und dahinter ein Wertekompass steht.“ Patrick Haidinger CTO FiveSquare Sepp Hochreiter war mit seiner „Long short-term memory“-Technologie Wegbereiter von KIs wie Siri, Alexa, Google Translate und ChatGPT. Er warnt vor einem Exodus heimischer KI-Experten. Die KI-Unternehmer Hans Peter Pichler und Patrick Haidinger sehen KI-Einsatz in Zukunft allgegenwärtig. Von Mythen rund um KI halten sie wenig.

FOTOS: IULIIA KANIVETS / VJOM / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, ERIC RISBERG / AP / PICTUREDESK.COM KANN KI UNSER LEBEN VERLÄNGERN? Sepp Hochreiter, KI-Pionier und Entwickler der „Long short-termmemory“- Technologie, ist Wegbereiter von KIs namens Siri, Alexa, Google Translate und – ja – sogar von ChatGPT. Für ihn ist der so populäre Chatbot „trivial“, wie er in einem Interview mit der Kleinen Zeitung meinte. Trivial sei auch der Output: „Diese Chatbots können nicht logisch denken. Sie geben immer nur die wahrscheinlichste Antwort“, meinte er ebendort. Spannend wird KI dann, wenn sie in die „Zukunft schauen kann“. Und das kann sie bis zu einem gewissen Grad, etwa wenn es um die Früherkennung von Krankheiten geht. Die Medizin steht damit mitunter im Fokus der KI-Forschung, denn sie hat seit vielen Jahren Daten gesammelt. Schon jetzt ist es künstliche Intelligenz, die bei rund 90 Prozent aller Forschungen in der Pharmaindustrie eingesetzt wird, indem sie unzählige Wechselwirkungen von Inhaltsstoffen prüft. Pichler: „Das Potenzial ist riesig, weil man im medizinischen Bereich sehr bald verstanden hat bzw. aufgrund von gesetzlichen Vorgaben gezwungen war, Daten zu sammeln.“ Mustererkennung, Beziehungen zueinander herstellen und das Ganze zu interpretieren kann helfen, Menschenleben zu retten. Haidinger: „Wenn man die Hürden meistern kann, ist viel Potenzial drin. Wenn AI helfen kann, muss man es machen.“ Linner pflichtet bei: „Wir haben in Coronazeiten gesehen, wie wertvoll es gewesen wäre, wenn wir Daten gehabt hätten, deshalb muss Datenschutz anders funktionieren.“ DATEN- STATT ANGSTGETRIEBEN Linner sieht das Thema KI immer noch als angstgetrieben. „Angstgetrieben ist schlecht, datengetrieben wäre besser.“ Angst, dass auch Jobs verloren gehen könnten. „Ich mache schon die sechste Welle an digitaler Innovation mit, und es kam nie so, wie es angedroht wurde. Anfangs hieß es, alle Arbeiter verlieren ihre Jobs, doch es kam nie so. Wir wissen heute nicht einmal, wo wir die Arbeitskräfte herbekommen, die wir benötigen. Wir haben vollautomatisierte Fertigungen und suchen Leute.“ Linner räumt ein, dass Technologie gewisse Berufsbilder auflösen kann. „Ein Kutscher ist heute auch nicht mehr relevant.“ Berufsbilder würden sich eben verändern, doch KI wird keine Jobs wegnehmen. Und, so ist der Datenwissenschaftler überzeugt, KI wird die Menschheit nicht auslöschen: „Selbst wenn wir den StarTrek-Data erfinden, braucht der Data auch Menschen um sich herum.“ EXODUS VON ÖSTERREICHISCHEN KI-EXPERTEN? Die Skepsis und auch Wissenschaftsfeindlichkeit in Österreich könnten drastische Folgen beim Thema KI haben. Sepp Hochreiter zeichnet nicht zuletzt rund um die Diskussion zur ISDA („Digitaluni Linz“) ein eher schwarzes Bild. Topleute könnten Österreich verlassen. Konrad Linner gibt Hochreiter Rückendeckung: „Das Thema Digitalisierung, mit KI als Teil dessen, ziehen wir noch nicht im Vollschub durch. Wir bekommen durchaus gut ausgebildete Studenten und ich bin beeindruckt, was sie können, aber es fehlt oft an Praxisbezug. Wenn wir die Notwendigkeit und den Marktvorteil nicht erkennen, fehlt der Schub.“ Dennoch beruhigt Linner, wenn es um den Standort geht: „Österreich war nie unter den Ersten. Wir haben uns Dinge zuerst angeschaut und sie dann weiterentwickelt. Wir sind nicht ganz vorne, aber wir sind dann doch flexibler und auch schneller.“ Es gibt also Hoffnung, „denn wir sind ein wenig bodenständiger“, und das muss kein Nachteil sein. Wenngleich der solvistas-CEO ein wenig mehr Vorausschau fordert: „Wir wissen, dass Wasserstoff kommen wird. In Schweden wurde eine Autobahn gebaut und sie haben dort gleich Wasserstofftankstellen mitgeplant.“ Eine typisch österreichische „Schaun ma mal, dann werden wir schon sehen“-Mentalität. Eine Mentalität, die ChatGPT so charakterisiert: „Das klingt nach einer skeptischen Haltung und impliziert, dass die Situation noch unklar oder unsicher ist und wir abwarten müssen, um zu sehen, wie sich die Dinge entwickeln.“ Viel Zeit „zu sehen“, bleibt jedenfalls nicht. 16 | CHEFINFO SPEZIAL COVERSTORY COVERSTORY Für den chinesischamerikanischen Informatiker Andrew Ng steht fest: „AI is the new electricity.“ „Viele unserer Kunden sehen die Technologie als ein Hauptgegenmittel gegen den Fachkräftemangel.“ Hans Peter Pichler CEO FiveSquare ANZEIGE FOTO: JWOÖ Mehr Sichtbarkeit für die Leistungen von jungen Wirtschaftstreibenden zu bieten – das ist das erklärte Ziel der Initiative „High Five“, mit der Unternehmen vor den Vorhang geholt werden, die seit mindestens fünf Jahren erfolgreich Großes bewirken. Neben der Verleihung einer Auszeichnung und einer entsprechenden Social-Media-Präsenz wird den Unternehmern auch unter www.jw-highfive.at eine Bühne geboten. „Oberösterreichs Jungunternehmer wollen etwas bewegen. Sieben von zehn Unternehmen sind auch nach fünf Jahren erfolgreich aktiv – genau das aufzuzeigen, Erfahrungsaustausch zu fördern und Anreize für junge Gründer zu setzen ist wichtig“, so Michael Wimmer, Landesvorsitzender der JWOÖ. EIN NETZWERK FÜR JUNGE SELBSTSTÄNDIGE AUS OBERÖSTERREICH Die Junge Wirtschaft vertritt die Interessen von jungen Selbstständigen, Gründern, Startups sowie Nachfolgern und ist eine überparteiliche Netzwerkplattform innerhalb der WKOÖ für mehr als 29.800 junge Selbstständige zwischen 18 und 40 Jahren. JWOÖ „ HIGH FIVE“ Initiative der Jungen Wirtschaft OÖ holt Unternehmen vor den Vorhang, die seit mindestens fünf Jahren erfolgreich sind. High-Five-Unternehmen der Jungen Wirtschaft OÖ Next Events 15.–16.06.: „Level-up!“-Bootcamp – Bringe dein Unternehmen auf das nächste Level 12.09.: Jungunternehmer-Preisverleihung, Loxone Campus Kollerschlag Einreichungen ab 25.04. unter www.jungunternehmerpreis.at möglich! CHEFINFO SPEZIAL | 17 Der chinesisch-amerikanische KI-Forscher Andrew Y. Ng meinte schon 2021: „Die nächste Phase der Künstlichen Intelligenz beginnt gerade.“ KI würde alles verändern, so seine These.

FOTOS: IULIIA KANIVETS / VJOM / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, SCCH 18| CHEFINFO SPEZIAL Wie wird man vom Systemadministrator im St. Anna Kinderspital zu einem KI-Forscher? Kromp: Das Spital hat eine enge Verknüpfung mit der Kinderkrebsforschung. Ich kam so zu Forschungsprojekten und wechselte in die Tumorbiologie, bei der es viel um die Klassifizierung von Tumorgewebe geht. Eine Chemotherapie ist für die Patienten eine leidvolle Sache. Wenn man Subgruppen identifiziert, die weniger Therapie bei gleichen Erfolgen benötigen würden, kann man viel Leid ersparen. Das geht schon in Richtung Personalized Medicine. Ich habe mich daher schnell auf Bildverarbeitung und maschinelles Lernen spezialisiert. 2021 hat es mich nach Hagenberg gezogen, weil auch hier daran geforscht wird, wie man Patienten helfen kann. Machine Learning, Bilderkennung, Big Data – diese Begriffe gibt es seit Langem, doch was unterscheidet diese Technologien von einer KI und was macht sie so besonders? Kromp: Der Begriff der KI wird oft recht flapsig verwendet. Beim Deep Learning habe ich 100 Millionen Parameter und mehr, die durch den Trainingsprozess so getunt werden, dass sie selbst lernen können. Dahinter steckt eine Architektur, die ist die Basis. KI ist nicht nur ein Analysetool, sie ist ein Enabler. Ich mache Forschung aus einer gewissen Ideologie heraus. Ich mache Projekte, die einen positiven gesellschaftlichen Impact haben. Auch viele andere Forscher denken so. Sie wollen sich nicht einfach nur profilieren, sondern Sachen besser machen. Sie wollen Projekte umsetzen, welche die Welt bewegen. Welche weiteren Potenziale kann man mit KI in der Medizin heben? Kromp: In der Tumorforschung müssen Millionen von Zellen ausgewertet werden. Das ist manuell nicht möglich. Generell hat KI in der Krebsforschung mit seiner datengetriebenen Verarbeitung großen Stellenwert. Mit Personalized Medicine kann man die Therapien anpassen. Auch kann man in der Radiologie mit KI-Methoden relativ leicht Patienten vergleichen. Ich kann große Datenbanken durchforsten, um ähnliche Fälle zu finden. Alles, was in der Medizin Bild- und genomische Daten produziert, kann verglichen werden. Der Vergleich mit vielen anderen Patienten ist noch unterrepräsentiert. Da sehe ich eine große Zukunft. Ich kann nicht nur etwa Blutwerte vergleichen, sondern sie mit subjektiven Symptomen wie Schlafstörungen verknüpfen. Wenn ich das mit einer großen Kohorte vergleiche, dann ist das ein Game Changer in der Diagnostik. Allerdings sind in großen Datensätzen gewisse Ethnien unterrepräsentiert, Kinder werden noch wie Erwachsene behandelt und es werden die hohen Datengrundlagen bei Männern auch auf Frauen umgelegt. Da haben die Betreiber, die mit KI arbeiten, eine hohe Verantwortung. ¢ Medizin. Florian Kromp erkannte als Systemadministrator im St. Anna Kinderspital schnell die Chancen von KI in der Medizin. Nun will er als KI-Forscher am SCCH weiteren gesellschaftlichen Impact generieren. „KI IST DER ENABLER“ „Ich kann nicht nur etwa Blutwerte vergleichen, sondern sie mit subjektiven Symptomen wie Schlafstörungen verknüpfen …, das ist ein Game Changer in der Diagnostik.“ Florian Kromp KI-Forscher, SCCH Florian Kromp sieht KI als Enabler für Personalized Medicine und in ihr ein enormes Potenzial in der Diagnostik und bei Früherkennung von Krankheiten. COVERSTORY ANZEIGE FOTOS: WKO Wie hat sich die Gründerszene im letzten Jahr entwickelt? Blieb die Zahl der Gründungen weiter hoch? Stockinger: Die Gründungen gesamt bleiben konstant. Bei Startups tut sich einiges, das Thema ist nun im Mainstream angekommen. Es traut sich nun auch die Generation X ein Startup zu gründen. Erst kürzlich kam eine ehemalige Topführungskraft, Anfang 50, zu mir, der seinen Job kündigte und alles Ersparte in sein Startup steckt. Das hat sich stark verändert und liegt nicht zuletzt an den vielen erfolgreichen Vorbildern. Wo liegt der Schwerpunkt bei den Startup-Gründungen und welche Trends lassen sich sonst noch in der Szene erkennen? Stockinger: In Oberösterreich liegt der Schwerpunkt immer noch stark auf B2B. Man ist industrielastig, viele beschäftigen sich etwa mit Sensorik. Ich habe den Eindruck, dass der Trend wieder mehr in Richtung haptischer Produkte geht. Viele wollen etwas entwickeln, was man angreifen kann. Ein weiterer sichtbarer Trend ist es, dass auch immer mehr Frauen gründen bzw. sich mehr Frauen in Gründungsteams finden. Kürzlich kam ein Team zu mir, bestehend aus zwei Technikern und einer Geschäftsführerin. Die Teams werden diverser und das wird auch unterstützt. So gibt es extra Boni bei gewissen Förderungen, wenn eine Frau im Gründungsteam dabei ist. Apropos Förderungen: Nach Corona hat sich die Förderlandschaft wieder verändert. Was ist neu? Stockinger: Die Förderlandschaft hat sich gewandelt, weg von den Coronamaßnahmen – es gibt etwa keine Investitionsprämie mehr –, hin zu mehr zielgerichteten Förderungen und Nischen. Es gibt nun eher kleinere, aber fundiertere Förderungen. Etwa Digital-Starter 23, eine Förderung der WKOÖ, die bei Digitalisierungsprojekten unterstützt. Das ist eine Mischung aus Beratungs- und Umsetzungsförderung. Auch Exportförderungen sind ein Thema bei Startups. Sie denken häufig von Anfang an global. Die Außenwirtschaft der WKO ist mit rund 100 Standorten das zweitgrößte Außenhandelsnetzwerk der Welt. Das Exportcenter in Oberösterreich ist die Einflugschneise in dieses Netzwerk. Gerade waren 20 österreichische Startups beim Start Summit in St. Gallen, Europas führender akademischer Konferenz für Unternehmertum und Technologie. Die Außenwirtschaft der WKO organisierte einen gemeinsamen Stand. Das wäre für Einzelne nicht machbar. Welche Services können Startups bzw. Gründer noch nutzen? Stockinger: Die WKO hat mit „wÎse up“ eine Videowissensplattform geschaffen, auf der Gründer alles finden, was sie benötigen. Es gibt über 20.000 kuratierte Wissens- und Lehrvideos. 20 Anbieter von Lernvideos wurden bei wÎse up gebündelt, darunter auch ein großer Teil von LinkedIn Learning. Dieses top Bildungsangebot stellen wir unseren (künftigen) Mitgliedern sehr günstig zur Verfügung. Natürlich können alle Gründer das gesamte Beratungsangebot der WKOÖ sowie die Informationen und vielen Onlinetools auf wko.at und gruenderservice.at kostenlos nutzen. „ STARTUPS SIND IM MAINSTREAM ANGEKOMMEN“ Gründung. Alexander Stockinger vom WKO Gründer- und Förderservice über neue Startup-Gründer, diversere Teams, Export sowie digitale Lernplattformen. Alexander Stockinger verweist auf Services und Förderungen für Gründer: Von zielgerichteter Digitalisierungs- und Exportförderung, bis zur Nutzung von Video-Lernplattformen. CHEFINFO SPEZIAL | 19

CHEFINFO SPEZIAL | 21 20 | CHEFINFO SPEZIAL ANZEIGE FOTOS: LINZ AG ANZEIGE FOTOS: LINZ AG Die LINZ AG TELEKOM bietet Firmenkunden mit dem 5G-Campus-Netz eine drahtlose Datenübertragung, die an deren jeweiligem Standort exklusiv zur Verfügung steht. Damit werden für Industrie und Gewerbe mobile Anwendungen in vergleichbarer Qualität wie bei einem Glasfaseranschluss für stationäre Anwendungen möglich. 5G und Glasfaser schließen sich nicht aus – sie führen gemeinsam zur infrastrukturellen Aufwertung einer Region oder eines Unternehmens. 5G ist das elektronische Nervensystem der digitalisierten Produktion. Es verbindet Schalter, steuert Roboter und Maschinen und verknüpft Produkte und Datenbanken effizienter und zuverlässiger, als es bisher bei mobilen Lösungen möglich war. Am jeweiligen Firmenstandort übernimmt die LINZ AG TELEKOM die Planung und Errichtung des 5G-Netzes, wobei ausschließlich der Kunde bestimmt, REVOLUTION DER DIGITALEN VERNETZUNG Ein superschnelles 5G-Netz, hohe Gerätedichte sowie höchste Sicherheit und Zuverlässigkeit bringen Betrieben den entscheidenden Wettbewerbsvorsprung im digitalen Zeitalter. MIT DEM 5G-CAMPUS-NETZ BIETEN WIR FÜR UNSERE INDUSTRIE- UND GEWERBEKUNDEN GEMEINSAM KONZIPIERTE, ULTRAMODERNE UND HOCHSICHERE UNTERNEHMENSLÖSUNGEN AN, DIE EXKLUSIV AM KUNDENSTANDORT ZUR VERFÜGUNG STEHEN. Markus Past, MBA Leiter LINZ AG TELEKOM Kontakt über die … Wiener Straße 151, 4021 Linz wir-sind-hier@linzag.at 0732 3400-9455 www.linzag-telekom.at … LINZ AG TELEKOM Die LINZ AG TELEKOM, ein Unternehmensbereich der LINZ STROM GAS WÄRME GmbH, betreibt seit 1986 den Ausbau eines ca. 3.000 km großen Leitungsnetzes in Oberösterreich, besitzt eines der modernsten Rechenzentren Österreichs und bietet als regionaler BusinessProvider hochqualitative Glasfaseranbindungen, die schnellste 5G-Technologie sowie individuelle IT-Lösungen. Die Produkte reichen von Lösungen im Bereich Vernetzung & Internet, Housing & Hosting, Telefonie & Video bis hin zu Security & Monitoring. wer auf dieses Netz Zugriff hat. Die LINZ AG TELEKOM verfügt über jahrelange Erfahrungen im Betreiben kritischer Infrastrukturen und Prozessnetzwerke. Die Nutzung dieses modernen Mobilfunkstandards macht es der LINZ AG TELEKOM möglich, „Standalone“-5G-Netze getrennt von öffentlichen Mobilfunknetzen anzubieten. 5G FÜR INDUSTRIE & GEWERBE – VON DER VISION ZUR REALITÄT 5G ist der Treiber der Digitalisierung und somit auch der Innovation. Die 5G-Technologie ermöglicht Unternehmen in unterschiedlichsten Branchen eine Vielfalt an Anwendungen: n Augmented Reality n Smart Factory n Remote Control n Videoanwendungen n Anbindung drahtloser Sensoren n Lokalisierung mobiler Geräte etc. TRENNUNG VOM ÖFFENT- LICHEN NETZ BRINGT MEHR SICHERHEIT Das beim jeweiligen Kunden errichtete 5G-Netz kontrolliert, welche Endgeräte das Netzwerk verwenden dürfen. Es ist auf allen Ebenen von öffentlichen Mobilfunknetzen getrennt. Unternehmen können so alle Vorteile und Ressourcen des exklusiven 5G-Netzes für ihre Anwendungen nutzen. Die LINZ AG TELEKOM bietet ihren Business-Kunden 5G-Netze an, die sichere Datenübertragung und zuverlässige Leistungsstärke gewährleisten. PROJEKTBEGLEITUNG DURCH DIE LINZ AG TELEKOM In Absprache mit den Kunden bietet die LINZ AG TELEKOM das 5G-Campus-Netz als „managed service“ an – von der Errichtung bis zum Betrieb der 5G-Infrastruktur (Monitoring, Wartung, Updates). Das 5G-Netz wird dabei nach den individuellen Anforderungen des Kunden geplant. Die Techniker der LINZ AG TELEKOM begleiten in jeder Projektphase gemeinsam mit dem Kunden die Planung und Installation des Netzwerks – alles aus einer Hand und mit persönlichem Service direkt vor Ort. BEREITS REALISIERTE 5G-CAMPUS-LÖSUNGEN Ein erstes Pilotprojekt war die Zusammenarbeit mit der GRAND GARAGE in der Linzer Tabakfabrik, wo RemoteControl-Anwendungen die Steuerung in Echtzeit aus der Ferne demonstrierten. Es handelte sich dabei um eine Vorstufe für Augmented-Reality-Lösungen, mit deren Hilfe beispielsweise Arbeiten in einem gefährlichen Umfeld durchgeführt werden können, ohne dabei Menschenleben zu gefährden. Mit der KEBA Group AG, einem international agierenden Unternehmen mit Hauptsitz inLinz, freut sichdieLINZAGTELEKOM über die Zusammenarbeit an einem weiteren spannenden Projekt. So betreibt die KEBA ein von der LINZ AG TELEKOM installiertes 5G-Entwicklungslabor zum Testen und Vorführen neuer Kundenlösungen im Bereich der Industrieautomatisierung. Die LINZ AG und LIWEST erprobten eine weitere Campuslösung anhand eines Gesundheitsroboters, der während Corona das Pflegepersonal im Seniorenheim Spallerhof unterstützte.

CHEFINFO SPEZIAL | 23 STARTUP FOTOS: KHANCHIT KHIRISUTCHALUAL / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, CLIMEWORKS GreenTechs. Sie saugen CO2 aus der Luft, heizen uns mit der gespeicherten Kraft der Sonne im Winter ein und wollen gar den Klimawandel umdrehen. Grüne Startups gehen radikale Wege, um uns aus der Klima- und Energiekrise zu führen. GRUNE ENERGIE Sagt Ihnen der Begriff DAC etwas? Nein, es geht nicht um gebietstypischen Qualitätswein mit demselben Kürzel. Es geht um das Direct-Air-Capturing-Verfahren. Die Idee dahinter klingt genial. Man saugt schädliche Treibhausgase aus der Luft und macht sie unschädlich. Dem Schweizer Startup Climeworks brachte sein erprobtes Verfahren 650 Millionen US-Dollar (!) Risikokapital ein. CEO Jan Wurzbacher: „Wir haben Climeworks mit der Vision gegründet, der Welt eine Technologie zur Verfügung zu stellen, die das Potenzial hat, den Klimawandel umzukehren. Der Ausbau der CO2-Abscheidung wird eine entscheidende Rolle bei den weltweiten Bemühungen spielen, die globale Erwärmung unter 1,5 Grad Celsius zu halten, was sich positiv auf das Leben von Milliarden von Menschen auswirken wird. Und das werden wir ab sofort tun.“ Kohlenstoffdioxid wird aus der Luft gefiltert und in den Untergrund gepumpt, dort wo es als Erdöl oder Erdgas herkam. Mit dem isländischen Startup CarbFix wurde eine Anlage gebaut. Das schädliche Treibhausgas wird mit Wasser in den Untergrund gepresst und mineralisiert mit dem Gestein, um dann selbst zu versteinern. In Island sind die Bedingungen dafür perfekt. Es wird sogar ein Schiffsterminal geplant für Schiffe, die „CO2-Müll“ transportieren, der im isländischen Gestein deponiert werden soll. Kunden hat Climeworks bereits, etwa Microsoft, Shopify oder Stripe. Das von diesen Unternehmen emittierte CO2 soll „in den Boden versinken“. Doch was gut klingt, hat einen Haken: DAC ist noch ziemlich teuer. Das Schweizer Startup Climeworks hat 650 Millionen USD Kapital eingesammelt. Mit Anlagen wie dieser wird CO2 abgesaugt und im Gesteinsuntergrund mineralisiert. STARTUP Jan Wurzbacher CEO Climeworks WIR HABEN CLIMEWORKS MIT DER VISION GEGRÜNDET, DER WELT EINE TECHNOLOGIE ZUR VERFÜGUNG ZU STELLEN, DIE DAS POTENZIAL HAT, DEN KLIMAWANDEL UMZUKEHREN. Text: Jürgen Philipp

CHEFINFO SPEZIAL | 25 24 | CHEFINFO SPEZIAL STARTUP FOTOS: KRAJETE, BERNHARD KÖNIG, GREEN SOUL TECHNOLOGIES STARTUP LD-VERFAHREN: LINZ DEKARBONISIERT Das weiß auch der Linzer Startup- Gründer Alexander Krajete. Er beschäftigt sich mit seinem Unternehmen ebenfalls mit DAC, geht aber andere Wege. Gemeinsam mit der AUDI AG betreibt das GreenTech-Unternehmen eine Versuchsanlage in Linz. Krajete setzt auf anorganisches Filtermaterial, das sehr hoch mit Molekülen beladen werden kann und unempfindlich gegen Feuchtigkeit ist. Die zu filternde Umgebungsluft muss nicht mehr vorgetrocknet werden. Das steigert die Effizienz und senkt die Kosten. Die Beladungs- und Entladungszyklen des Adsorbers werden wesentlich verkürzt. Das heißt: In kürzerer Zeit lässt sich mehr CO2 aus der Umgebungsluft entfernen. Das gewonnene CO2 steht anschließend in hochkonzentrierter Form als Rohstoff für die dauerhafte Speicherung oder für unterschiedlichste industrielle Anwendungen zur Verfügung. Der Stromverbrauch wird über eine PVAnlage gewonnen. „Zunächst haben wir uns aus Effizienzgründen die Prämisse gesetzt, den Prozess bei Umgebungsdruck ablaufen zu lassen. Anschließend haben wir die eingesetzten Adsorbermaterialien und die physikalischen Bedingungen in der Anlage so lange variiert, bis wir den optimalen Durchlauf gefunden haben, das heißt die maximale Menge CO2 pro Zeiteinheit gefiltert haben“, schildert Krajete, Gründer seines gleichnamigen Startups. Hagen Seifert, Leiter Nachhaltige Produktkonzepte der AUDI AG, sieht großes Potenzial in dem Linzer Verfahren: „Die Technologie ermöglicht es, standortunabhängig und unmittelbar CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen, und ist damit eine bedeutende Maßnahme zur Dekarbonisierung.“ Noch kann die Anlage 500 Tonnen CO2 pro Jahr verarbeiten, bis Ende des Jahres 1.000 Tonnen. Doch Hagen Seifert hat große Pläne. Mit Krajetes Verfahren sollen bis zu 25.000 Tonnen Abscheidekapazität erreicht werden, um den AUDI-Standort in Györ klimaneutral betreiben zu können. WÄRME OHNE ENDE (UND EMISSIONEN) Während man mit DAC bestehende Schäden reparieren will, möchte Bernhard König sie gleich ganz vermeiden, und das bei einem „heißen“ Thema – der Heizenergie. Königs Startup Clean Soul Technologies aus Pabneukirchen will den Energieverbrauch für Heizung und Warmwasser in Haushalten – in Österreich rund 84 Prozent (!), von denen rund ein Drittel nach wie vor mit fossilen Energieträgern produziert wird – in Richtung null gehen lassen. Bernhard König kannte diesen „Pain“ aus erster Hand. Er heizte mit Öl und das machte ihn unzufrieden, also ging er auf die Suche nach Alternativen, bis der Zufall seine Finger im Spiel hatte. „Auf einer Messe im Jahr 2019 weckte ein thermochemisches Speicherelement für automobile Anwendungen mein Interesse.“ Es ließ ihn nicht mehr los, so sehr, dass er seinen Beruf als Arealleiter im Forschungszentrum K1-MET niederlegte, um sich voll und ganz dieser vielversprechenden Idee zu widmen. Eine Idee, die auf den Namen SoulHeat hört und schon längst dem ideellen Status entwachsen ist. Der Proof of Concept im Labormaßstab war erfolgreich, ein Patent ist bereits eingereicht (Status: pending), aktuell wird der Prototyp in Systemgröße aufgebaut, eine Förderung des Landes OÖ macht das möglich. SONNENENERGIE ÜBER MONATE GESPEICHERT „SoulHeat repräsentiert einen thermochemischen Speicher. Wir speichern Energie mithilfe einer reversiblen Hydrierungsreaktion.“ Einfacher ausgedrückt: „Um unsere Wärmebatterie zu entladen, wird einfach Wasser zu einem Hauptreaktanten zugegeben. Diese Zugabe verursacht eine exotherme Reaktion, es entsteht also Wärme, welche wir dann zum Heizen nutzen können.“ SoulHeat ist also eine Wärmebatterie, welche imstande ist, große Energiemengen aufzunehmen und über lange Zeit verlustlos zu speichern. Um die „Batterie“ zu laden, wird das Wasser im Sommer einfach wieder aufgeheizt und der Hauptreaktant vollständig zurückgewonnen. „Der Clou ist, so lange dieser Hauptreaktant nicht mit Wasser in Berührung kommt, verliert er keine Energie. So ist es möglich, Wärmeenergie über die lange Zeit von Sommer bis Winter, und auch weit darüber hinaus, verlustlos zu speichern, was bisher mit sensiblen Wärmespeichern wie Warmwasserspeicher etc. nicht möglich war.“ König suchte einen Reaktanten, der weltweit leicht verfügbar ist und keine problematischen Stoffe beinhaltet. „Auch ist unser System zur Wärmeerzeugung vollständig frei von Treibhausgasemissionen, es entsteht lediglich Wasser beim Laden.“ Herkömmliche Batteriespeicher können die Energie des Sommers nicht in den Winter transferieren. „Ein neues Haus hat schnell einen Heizbedarf von 10.000 kWh, die 20 kWh elektrischer Batteriespeicher helfen da wenig.“ SoulHeat will da Abhilfe schaffen. „Genau hier setzen wir an.“ LOKAL ERZEUGT, LOKAL VERBRAUCHT Mit einer SoulHeat-Wärmebatterie lässt sich die lokal erzeugte Energie lokal wieder verbrauchen. Es gibt also keine Leitungsverluste oder Einspeisesteuern. „Andererseits erhöht sich für den Kunden auch noch der Autarkiegrad erheblich.“ Mit der Einmalinvestition in SoulHeat benötigt man für die Heizung nur noch Wasser und minimalen Strom für die Umwälzpumpen. „Es entstehen somit kaum laufende Kosten für viele Jahre, man ist nicht mehr auf Energieversorger angewiesen und erzeugt seine Wärme ohne jegliche CO2-Emission.“ ACHTMAL LEISTUNGSFÄHIGERE WÄRMEPUMPEN Bis Ende 2023 will Bernhard König SoulHeat zur Serienreife bringen. „Derzeit sind wir hauptsächlich dabei, die Produktion diverser Komponenten so einfach wie möglich zu gestalten.“ Die neuen Komponenten werden in den Prototyp eingebaut und getestet. Auch diverse Einflussfaktoren wie die Auslegungen der Wärmetauscher oder Materialpaarungen werden gerade ausgetestet. „Damit wir SoulHeat aber dann auch an den Endkunden bringen, müssen wir bis dahin auch strategische Partner bezüglich des Vertriebs und der Installation mit ins Boot holen.“ König will den Markt in zwei Bereichen bearbeiten. „Einerseits die Unterstützung von im Winter ineffizienter werdenden Luftwärmpumpen, andererseits als zusätzlicher Leistungsträger für saisonale Energiespeicherung.“ Die Leistungsfähigkeit von Wärmepumpen (gemessen in COP = „Coefficient of Performance“) im Winter soll mit SoulHeat um den Faktor 2,3 bis 8 steigen. Die Ziele sind ambitioniert. Kein Wunder, bei dem Potenzial, das SoulHeat verspricht. „Wir wollen auf den internationalen Markt. Nach der EU wollen wir in die USA und nach Kanada expandieren, und wir wollen größere Projekte starten, etwa als Leistungsträger für Fernwärmenetze oder Flughäfen.“ Königs Innovation sowie das Krajete-Verfahren sind kräftige Ausrufezeichen der Energie- und Klimawende „made in Upper Austria“, und vielleicht rücken auch sie bald in den Fokus großer Investoren, denn wo viel Sonne ist, ist auch Energie. Bernhard König Gründer Green Soul Technologies ES ENTSTEHEN SOMIT KAUM LAUFENDE KOSTEN FÜR VIELE JAHRE, MAN IST NICHT MEHR AUF ENERGIEVERSORGER ANGEWIESEN, UND ERZEUGT SEINE WÄRME OHNE JEGLICHE CO2-EMISSION. Der Prototyp des SoulHeat hat den Proof of Concept gemeistert, die Technologie ist zum Patent angemeldet und soll uns schon bald klimaneutral einheizen. Alexander Krajete „zaubert“ aus schädlichem CO2 einen Rohstoff zur vielseitigen Verwendung. AUDI will mit seiner Technologie Produktionsstandorte CO2-neutral machen. Bernhard König will von Pabneukirchen die Welt erobern. Seine Wärmespeicherbatterie SoulHeat nutzt den Sonnenenergieüberschuss des Sommers zum Heizen im Winter.

CHEFINFO SPEZIAL | 27 26 | CHEFINFO SPEZIAL STARTUP STARTUP FOTO: BUSINESS UPPER AUSTRIA Inwiefern spielen grüne Startups eine Rolle in der Branche? Wessely: Krajete ist sicher eines der stärksten GreenTech-Unternehmen aus dem Startup-Bereich. Auch haben wir kürzlich Green Sentinel übernommen. Übernommen in dem Sinne, als dass diese Firmen dem tech2b-Programm entwachsen sind auf dem Weg zu einem gestandenen Unternehmen. Alexander Krajete ist ein spannendes Beispiel. Er hat ein stark technologiegetriebenes Unternehmen etabliert, das in den Anfangszeiten als „eh nett“ abgetan wurde. Mittlerweile erkennen alle das Potenzial. Das ist aber auch bei bereits etablierten Unternehmen so, ob das der Beginn der Wechselrichterproduktion bei Fronius war oder die Technologie von Rabmer. Rabmer gewinnt mittels Wärmetauschern Energie aus Abwasser zurück. Das hatte auch lange niemand ernst genommen. Jetzt rollen sie es aus. Sie hatten eben genügend Durchhaltevermögen. Wie sieht es in der oberöster- reichischen CleanTech-Szene aus? Wo liegen die Schwerpunkte? Wessely: Die Schwerpunkte richten sich stark nach der Wirtschafts- und Forschungsstrategie des Landes upperVISION2030. Mit der Förderschiene sollen so viele Ausrollungen wie möglich entstehen. Dazu braucht es Wissenstransfer. Green- oder CleanTech kann man nicht immer an der Wertschöpfungskette aufhängen. So kann da auch ein Maschinenbauunternehmen hineinpassen. Was uns alle antreibt, ist der Druck, der durch die EU-Taxonomie-Verordnung ausgeübt wird. Das ist ein Druck, wo spätestens 2026 keiner mehr auskommt. Da entsteht viel Transformation. Wir sprechen zum Beispiel mit Ölbohrfirmen, die ihr Know-how auch für die Geothermie einsetzen können. Es kommt also in vielen Branchen zu einer Umorientierung. Die Regulatorien erzeugen einen richtigen Schub. Ein Schub, den auch Startups nützen können. Wir brauchen Kooperation, egal welche Unternehmensgröße man hat, nur muss es stark in eine inter- und multidisziplinäre Richtung laufen. Es ist aktuell eine sehr spannende Zeit, in der auch einiges wieder aus den Schubladen genommen wird. Wie sindwir im internationalen Vergleich aufgestellt? Es gibt ja einige Leitbetriebe bzw. Welt- marktführerwie Erema, Rubble Master, Scheuch NGR und andere. Wessely: Wir haben viel Kompetenz am Standort, das ist historisch gewachsen, und wir haben gut ausgebildete Techniker. Im internationalen Vergleich sind wir in den Themenfeldern Deponie- und Abwassertechnik sehr gut aufgestellt, ebenso im biobasierten Bereich. Die Topthemenfelder sind sicher Kreislaufwirtschaft und Bioökonomie, also biobasierte Kreislaufwirtschaft, etwa wenn Brauereitreber für die Pilzzucht eingesetzt wird, also nicht auf Kohlenstoff zurückgegriffen werden muss. Und Nummer drei ist sicher die Dekarbonisierung, also DAC, oder Wasserstoff. Welches Potenzial sehen Sie für grüne Startups? Wessely: Die Taxonomie-Verordnung der EU gibt einen großen Rahmen vor mit viel Raum für Innovation. Es wird aber Standards brauchen und Spezialisten, die den kleineren Unternehmen, die sich keine Ratingagenturen leisten können, unterstützen. Als Cluster vernetzen wir Unternehmen, wollen aber am Ende des Tages, dass ein Kooperationsprojekt entsteht. Das ist eine Chance für Startups, mit mittleren und großen Unternehmen zusammenzuarbeiten. Wir dürfen aber nicht von einem Forschungsprojekt in das andere gehen, sondern wir müssen die Ergebnisse ausrollen können. ¢ Der Cleantech-Cluster (CTC) der Business Upper Austria vereint 250 „saubere“ Unternehmen unter einem Dach. Cluster- manager Dorian Wessely über Chancen für Startups, Transformation und einen neuen Schub in der Branche. „2026 KOMMT KEINER MEHR AUS“ Es ist aktuell eine sehr spannende Zeit, in der auch einiges wieder aus den Schubladen genommen wird. Dorian Wessely Clustermanager CTC ANZEIGE FOTOS: MARIO RIENER Internationale Erfahrungen und Netzwerk stärken! „Ich bin überzeugt davon, dass oberösterreichische Ideen und Produkte international konkurrenzfähig sind und global viel bewegen können“, meint Doris Lang-Mayerhofer, Linzer Stadträtin für Kreativwirtschaft und Aufsichtsratsvorsitzende der Creative Region Linz & Upper Austria. Aus diesem Grund bietet die Creative Region kreativschaffenden Unternehmen die Möglichkeit, internationale Partnerschaften aufzubauen, in neue Märkte einzutreten und die Basis für internationale Kooperationen zu legen. Durch die Auswahl der Aktivitäten und ein kuratiertes Programm vor Ort stellt die Creative Region sicher, dass sich die Teilnehmer das Beste für ihr Internationalisierungsvorhaben aus dem Angebot herausholen. Die international renommierte Mailänder Möbelmesse Salone del Mobile gehört ebenso zum Programm wie die zukunftsweisende SXSW in Austin, Texas. Bei diesen Reisen zählten spannende und diverse Unternehmen, wie z. B. Juna, Trewit, HUBFOUR, Magic Keys oder Ahoi Kapptn!, zu den Teilnehmenden. Heuer geht es im Juni auch erstmals zur 3daysofdesign nach Kopenhagen. Mit dem Service „Creatives on a Mission“ bietet die Creative Region Unternehmen außerdem an, ihr eigenes, individuelles Programm zur Erschließung neuer Märkte zu gestalten. BINDEGLIED ZWISCHEN BRANCHEN Mit dem gewonnenen Wissen können Kreativschaffende zusätzlich zur Stärkung ihrer eigenen Aktivitäten auch andere Unternehmen inspirieren und vorwärtstreiben – und Innovations- und Transformationseffekte über Branchengrenzen hinaus transportieren. Auch produzierende Unternehmen können vom richtungsweisenden internationalen Know-how der Kreativwirtschaft profitieren. Mit individuell angepassten Formaten ähnlich den „Hackathons“, die auch in Kooperation mit der WKOÖ angeboten werden, will die Creative Region genau diesen Ansatz fördern. Unternehmen wie Liwest, Eternit oder Steyr-Werner nutzten bereits das Angebot, Herausforderungen mit Unterstützung gezielt ausgewählter kreativschaffender Unternehmen zu lösen – etwa im Bereich der digitalen Transformation oder im Produktdesign. KREATIVES WACHSTUM OHNE GRENZEN Die Creative Region Linz & Upper Austria fördert mit gezielten Aktivitäten das internationale Wachstum von kreativschaffenden Unternehmen und den Know-how-Austausch zwischen unterschiedlichen Sektoren. So werden kreative Ansätze über Branchengrenzen hinweg als Hebel für Innovation und Transformation eingesetzt. Mit dieser mobilen Ausstellung ging es zum Salone del Mobile in Mailand. „Kreative Vordenker transportieren innovative Ideen auch in andere Branchen, wodurch der gesamte Wirtschaftsstandort Oberösterreich gestärkt wird“, zeigt sich Doris Lang-Mayrhofer begeistert.

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