Startup Chefinfo Magazin 3-23

FOTOS: IULIIA KANIVETS / VJOM / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, SCCH 18| CHEFINFO SPEZIAL Wie wird man vom Systemadministrator im St. Anna Kinderspital zu einem KI-Forscher? Kromp: Das Spital hat eine enge Verknüpfung mit der Kinderkrebsforschung. Ich kam so zu Forschungsprojekten und wechselte in die Tumorbiologie, bei der es viel um die Klassifizierung von Tumorgewebe geht. Eine Chemotherapie ist für die Patienten eine leidvolle Sache. Wenn man Subgruppen identifiziert, die weniger Therapie bei gleichen Erfolgen benötigen würden, kann man viel Leid ersparen. Das geht schon in Richtung Personalized Medicine. Ich habe mich daher schnell auf Bildverarbeitung und maschinelles Lernen spezialisiert. 2021 hat es mich nach Hagenberg gezogen, weil auch hier daran geforscht wird, wie man Patienten helfen kann. Machine Learning, Bilderkennung, Big Data – diese Begriffe gibt es seit Langem, doch was unterscheidet diese Technologien von einer KI und was macht sie so besonders? Kromp: Der Begriff der KI wird oft recht flapsig verwendet. Beim Deep Learning habe ich 100 Millionen Parameter und mehr, die durch den Trainingsprozess so getunt werden, dass sie selbst lernen können. Dahinter steckt eine Architektur, die ist die Basis. KI ist nicht nur ein Analysetool, sie ist ein Enabler. Ich mache Forschung aus einer gewissen Ideologie heraus. Ich mache Projekte, die einen positiven gesellschaftlichen Impact haben. Auch viele andere Forscher denken so. Sie wollen sich nicht einfach nur profilieren, sondern Sachen besser machen. Sie wollen Projekte umsetzen, welche die Welt bewegen. Welche weiteren Potenziale kann man mit KI in der Medizin heben? Kromp: In der Tumorforschung müssen Millionen von Zellen ausgewertet werden. Das ist manuell nicht möglich. Generell hat KI in der Krebsforschung mit seiner datengetriebenen Verarbeitung großen Stellenwert. Mit Personalized Medicine kann man die Therapien anpassen. Auch kann man in der Radiologie mit KI-Methoden relativ leicht Patienten vergleichen. Ich kann große Datenbanken durchforsten, um ähnliche Fälle zu finden. Alles, was in der Medizin Bild- und genomische Daten produziert, kann verglichen werden. Der Vergleich mit vielen anderen Patienten ist noch unterrepräsentiert. Da sehe ich eine große Zukunft. Ich kann nicht nur etwa Blutwerte vergleichen, sondern sie mit subjektiven Symptomen wie Schlafstörungen verknüpfen. Wenn ich das mit einer großen Kohorte vergleiche, dann ist das ein Game Changer in der Diagnostik. Allerdings sind in großen Datensätzen gewisse Ethnien unterrepräsentiert, Kinder werden noch wie Erwachsene behandelt und es werden die hohen Datengrundlagen bei Männern auch auf Frauen umgelegt. Da haben die Betreiber, die mit KI arbeiten, eine hohe Verantwortung. ¢ Medizin. Florian Kromp erkannte als Systemadministrator im St. Anna Kinderspital schnell die Chancen von KI in der Medizin. Nun will er als KI-Forscher am SCCH weiteren gesellschaftlichen Impact generieren. „KI IST DER ENABLER“ „Ich kann nicht nur etwa Blutwerte vergleichen, sondern sie mit subjektiven Symptomen wie Schlafstörungen verknüpfen …, das ist ein Game Changer in der Diagnostik.“ Florian Kromp KI-Forscher, SCCH Florian Kromp sieht KI als Enabler für Personalized Medicine und in ihr ein enormes Potenzial in der Diagnostik und bei Früherkennung von Krankheiten. COVERSTORY ANZEIGE FOTOS: WKO Wie hat sich die Gründerszene im letzten Jahr entwickelt? Blieb die Zahl der Gründungen weiter hoch? Stockinger: Die Gründungen gesamt bleiben konstant. Bei Startups tut sich einiges, das Thema ist nun im Mainstream angekommen. Es traut sich nun auch die Generation X ein Startup zu gründen. Erst kürzlich kam eine ehemalige Topführungskraft, Anfang 50, zu mir, der seinen Job kündigte und alles Ersparte in sein Startup steckt. Das hat sich stark verändert und liegt nicht zuletzt an den vielen erfolgreichen Vorbildern. Wo liegt der Schwerpunkt bei den Startup-Gründungen und welche Trends lassen sich sonst noch in der Szene erkennen? Stockinger: In Oberösterreich liegt der Schwerpunkt immer noch stark auf B2B. Man ist industrielastig, viele beschäftigen sich etwa mit Sensorik. Ich habe den Eindruck, dass der Trend wieder mehr in Richtung haptischer Produkte geht. Viele wollen etwas entwickeln, was man angreifen kann. Ein weiterer sichtbarer Trend ist es, dass auch immer mehr Frauen gründen bzw. sich mehr Frauen in Gründungsteams finden. Kürzlich kam ein Team zu mir, bestehend aus zwei Technikern und einer Geschäftsführerin. Die Teams werden diverser und das wird auch unterstützt. So gibt es extra Boni bei gewissen Förderungen, wenn eine Frau im Gründungsteam dabei ist. Apropos Förderungen: Nach Corona hat sich die Förderlandschaft wieder verändert. Was ist neu? Stockinger: Die Förderlandschaft hat sich gewandelt, weg von den Coronamaßnahmen – es gibt etwa keine Investitionsprämie mehr –, hin zu mehr zielgerichteten Förderungen und Nischen. Es gibt nun eher kleinere, aber fundiertere Förderungen. Etwa Digital-Starter 23, eine Förderung der WKOÖ, die bei Digitalisierungsprojekten unterstützt. Das ist eine Mischung aus Beratungs- und Umsetzungsförderung. Auch Exportförderungen sind ein Thema bei Startups. Sie denken häufig von Anfang an global. Die Außenwirtschaft der WKO ist mit rund 100 Standorten das zweitgrößte Außenhandelsnetzwerk der Welt. Das Exportcenter in Oberösterreich ist die Einflugschneise in dieses Netzwerk. Gerade waren 20 österreichische Startups beim Start Summit in St. Gallen, Europas führender akademischer Konferenz für Unternehmertum und Technologie. Die Außenwirtschaft der WKO organisierte einen gemeinsamen Stand. Das wäre für Einzelne nicht machbar. Welche Services können Startups bzw. Gründer noch nutzen? Stockinger: Die WKO hat mit „wÎse up“ eine Videowissensplattform geschaffen, auf der Gründer alles finden, was sie benötigen. Es gibt über 20.000 kuratierte Wissens- und Lehrvideos. 20 Anbieter von Lernvideos wurden bei wÎse up gebündelt, darunter auch ein großer Teil von LinkedIn Learning. Dieses top Bildungsangebot stellen wir unseren (künftigen) Mitgliedern sehr günstig zur Verfügung. Natürlich können alle Gründer das gesamte Beratungsangebot der WKOÖ sowie die Informationen und vielen Onlinetools auf wko.at und gruenderservice.at kostenlos nutzen. „ STARTUPS SIND IM MAINSTREAM ANGEKOMMEN“ Gründung. Alexander Stockinger vom WKO Gründer- und Förderservice über neue Startup-Gründer, diversere Teams, Export sowie digitale Lernplattformen. Alexander Stockinger verweist auf Services und Förderungen für Gründer: Von zielgerichteter Digitalisierungs- und Exportförderung, bis zur Nutzung von Video-Lernplattformen. CHEFINFO SPEZIAL | 19

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