Startup Chefinfo Magazin 3-23

10 | CHEFINFO SPEZIAL CHEFINFO SPEZIAL | 11 FOTOS: USERBA011D64_201 / IULIIA KANIVETS / VJOM / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, IMAGINIMA / E+ / GETTY IMAGES ie unterscheidet man einen Hype von einer Zukunftstechnologie? Wie „the hottest shit“ von“ the „next big thing“? Indem man sich den nackten Zahlen widmet, und die sprechen eine deutliche Sprache beim Thema KI. 2018 war der globale KI-Markt 8,1 Mrd. USD schwer. Die damalige Prognose: Bis 2025 soll der Markt auf 105,8 Mrd. USD steigen. Realitycheck: 2022 lag der Markt bereits bei 450 Milliarden, 2024 soll er bei 554,3 Milliarden USD liegen. Quod erat demonstrandum: KI ist also kein Hype, sondern eine Industrie geworden. ALLES KI ODER WAS? Tatsächlich vergeht kein Tag im Leben von Medienmenschen, in dem nicht mindestens zwei bis drei Mal pro Tag Presseaussendungen mit KI oder AI im Betreff eintrudeln. Ein paar Beispiele: Die TU Graz kann mittels KI alte Schwarz-Weiß-Filme naturgetreu kolorieren, die Henriette Karajan Stiftung will gemeinsam mit VW klassische Musik und disruptive Technologie vereinen, das BFI startet einen Kurs namens „ChatGPT im Arbeitsalltag“, das Linzer Startup storyclash setzt KI zur Suche von Influencern für die Markenkampagne ein und sogar die Hagelversicherung lotet das Potenzial von KI zur Vorhersage von Extremwetterereignissen aus. Aber ist KI nicht ein „alter Hut“? AI (NON)ESTABLISHED SINCE 1936 Tatsächlich begann die Geschichte der KI wohl im Jahr 1936. Die Turingmaschine, benannt nach dem englischen Mathematiker Alan Turing, war der Grundstein für Maschinen, die Algorithmen verarbeiten konnten. Zwanzig Jahre später tauchte bei einer Konferenz in Dartmouth erstmals der Begriff „künstliche Intelligenz“ auf. 1966 entwickelte Joseph Weizenbaum mit ELIZA, den ersten Chatbot, 1972 unterstützte das System MYCIN Mediziner bei der Diagnostik. 1986 lernt das neuronale Netzwerk NETtalk erstmals sprechen. Elf Jahre danach schlägt IBMs „Deep Blue“ den Weltmeister Garry Kasparov im Schach. Mit „Siri“ gelang es Apple schließlich 2011, KI und ihre Möglichkeiten für alle begreifbar zu machen. 2014 folgt Microsofts Cortana, ein Jahr darauf Amazons Alexa. Der breite Durchbruch folgte mit OpenAI und deren bekanntesten Produkten dem Chatbot ChatGPT und DALL-E, einer KI, mit der man Bilder generieren kann. „ChatGTP hat KI wesentlich besser zu den Menschen gebracht. Es ist ein konkreter Anwendungsfall“, erzählt Hans Peter Pichler, CEO des KI-Startups FiveSquare. Das Unternehmen – der Name impliziert, dass nichts unmöglich scheint, wie etwa ein Quadrat mit fünf Ecken – ist vor allem für die Industrie tätig. „Die Missionierungsarbeit ist weniger geworden. Man kann mittlerweile über bestehende Probleme und Lösungen reden.“ NICHT IMMER KI DRIN, WO KI DRAUFSTEHT Konrad Linner, CEO des Data-ScienceUnternehmens solvistas, sieht das Thema aktuell aber noch in einer Blase. „Es ist nicht immer KI drin, wenn KI draufsteht. Bei Innovationen gibt es immer zuerst eine Marketingblase. Erst wenn diese zusammenbricht, geht es mit der Technologie richtig los.“ Doch wie ist KI eigentlich definiert? „Die alte Definition von KI aus dem Jahr 1968 sagt in etwa: KI ist es dann, wenn man mit jemandem kommuniziert und man glaubt, der auf der anderen Seite ist ein Mensch. Man kann den Unterschied nicht erkennen. Mit dieser Definition sind wir meilenweit von einer echten KI entfernt.“ Deshalb wurde die Definition nach und nach angepasst. Eine KI hängt immer vom Grad der Umsetzung des lernenden Algorithmus ab. „Wenn ein Algorithmus mitlernt und mitdenkt, dann bin ich schon bei einer echten KI.“ SCHWACHE UND STARKE KI KI ist eben nicht KI und selbst „echte“ KIs unterscheiden sich, wie Linner erklärt: „Es gibt schwache KIs, COVERSTORY COVERSTORY

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