Startup Chefinfo Magazin 3-23

FOTOS: IULIIA KANIVETS / VJOM / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, ERIC RISBERG / AP / PICTUREDESK.COM KANN KI UNSER LEBEN VERLÄNGERN? Sepp Hochreiter, KI-Pionier und Entwickler der „Long short-termmemory“- Technologie, ist Wegbereiter von KIs namens Siri, Alexa, Google Translate und – ja – sogar von ChatGPT. Für ihn ist der so populäre Chatbot „trivial“, wie er in einem Interview mit der Kleinen Zeitung meinte. Trivial sei auch der Output: „Diese Chatbots können nicht logisch denken. Sie geben immer nur die wahrscheinlichste Antwort“, meinte er ebendort. Spannend wird KI dann, wenn sie in die „Zukunft schauen kann“. Und das kann sie bis zu einem gewissen Grad, etwa wenn es um die Früherkennung von Krankheiten geht. Die Medizin steht damit mitunter im Fokus der KI-Forschung, denn sie hat seit vielen Jahren Daten gesammelt. Schon jetzt ist es künstliche Intelligenz, die bei rund 90 Prozent aller Forschungen in der Pharmaindustrie eingesetzt wird, indem sie unzählige Wechselwirkungen von Inhaltsstoffen prüft. Pichler: „Das Potenzial ist riesig, weil man im medizinischen Bereich sehr bald verstanden hat bzw. aufgrund von gesetzlichen Vorgaben gezwungen war, Daten zu sammeln.“ Mustererkennung, Beziehungen zueinander herstellen und das Ganze zu interpretieren kann helfen, Menschenleben zu retten. Haidinger: „Wenn man die Hürden meistern kann, ist viel Potenzial drin. Wenn AI helfen kann, muss man es machen.“ Linner pflichtet bei: „Wir haben in Coronazeiten gesehen, wie wertvoll es gewesen wäre, wenn wir Daten gehabt hätten, deshalb muss Datenschutz anders funktionieren.“ DATEN- STATT ANGSTGETRIEBEN Linner sieht das Thema KI immer noch als angstgetrieben. „Angstgetrieben ist schlecht, datengetrieben wäre besser.“ Angst, dass auch Jobs verloren gehen könnten. „Ich mache schon die sechste Welle an digitaler Innovation mit, und es kam nie so, wie es angedroht wurde. Anfangs hieß es, alle Arbeiter verlieren ihre Jobs, doch es kam nie so. Wir wissen heute nicht einmal, wo wir die Arbeitskräfte herbekommen, die wir benötigen. Wir haben vollautomatisierte Fertigungen und suchen Leute.“ Linner räumt ein, dass Technologie gewisse Berufsbilder auflösen kann. „Ein Kutscher ist heute auch nicht mehr relevant.“ Berufsbilder würden sich eben verändern, doch KI wird keine Jobs wegnehmen. Und, so ist der Datenwissenschaftler überzeugt, KI wird die Menschheit nicht auslöschen: „Selbst wenn wir den StarTrek-Data erfinden, braucht der Data auch Menschen um sich herum.“ EXODUS VON ÖSTERREICHISCHEN KI-EXPERTEN? Die Skepsis und auch Wissenschaftsfeindlichkeit in Österreich könnten drastische Folgen beim Thema KI haben. Sepp Hochreiter zeichnet nicht zuletzt rund um die Diskussion zur ISDA („Digitaluni Linz“) ein eher schwarzes Bild. Topleute könnten Österreich verlassen. Konrad Linner gibt Hochreiter Rückendeckung: „Das Thema Digitalisierung, mit KI als Teil dessen, ziehen wir noch nicht im Vollschub durch. Wir bekommen durchaus gut ausgebildete Studenten und ich bin beeindruckt, was sie können, aber es fehlt oft an Praxisbezug. Wenn wir die Notwendigkeit und den Marktvorteil nicht erkennen, fehlt der Schub.“ Dennoch beruhigt Linner, wenn es um den Standort geht: „Österreich war nie unter den Ersten. Wir haben uns Dinge zuerst angeschaut und sie dann weiterentwickelt. Wir sind nicht ganz vorne, aber wir sind dann doch flexibler und auch schneller.“ Es gibt also Hoffnung, „denn wir sind ein wenig bodenständiger“, und das muss kein Nachteil sein. Wenngleich der solvistas-CEO ein wenig mehr Vorausschau fordert: „Wir wissen, dass Wasserstoff kommen wird. In Schweden wurde eine Autobahn gebaut und sie haben dort gleich Wasserstofftankstellen mitgeplant.“ Eine typisch österreichische „Schaun ma mal, dann werden wir schon sehen“-Mentalität. Eine Mentalität, die ChatGPT so charakterisiert: „Das klingt nach einer skeptischen Haltung und impliziert, dass die Situation noch unklar oder unsicher ist und wir abwarten müssen, um zu sehen, wie sich die Dinge entwickeln.“ Viel Zeit „zu sehen“, bleibt jedenfalls nicht. 16 | CHEFINFO SPEZIAL COVERSTORY COVERSTORY Für den chinesischamerikanischen Informatiker Andrew Ng steht fest: „AI is the new electricity.“ „Viele unserer Kunden sehen die Technologie als ein Hauptgegenmittel gegen den Fachkräftemangel.“ Hans Peter Pichler CEO FiveSquare ANZEIGE FOTO: JWOÖ Mehr Sichtbarkeit für die Leistungen von jungen Wirtschaftstreibenden zu bieten – das ist das erklärte Ziel der Initiative „High Five“, mit der Unternehmen vor den Vorhang geholt werden, die seit mindestens fünf Jahren erfolgreich Großes bewirken. Neben der Verleihung einer Auszeichnung und einer entsprechenden Social-Media-Präsenz wird den Unternehmern auch unter www.jw-highfive.at eine Bühne geboten. „Oberösterreichs Jungunternehmer wollen etwas bewegen. Sieben von zehn Unternehmen sind auch nach fünf Jahren erfolgreich aktiv – genau das aufzuzeigen, Erfahrungsaustausch zu fördern und Anreize für junge Gründer zu setzen ist wichtig“, so Michael Wimmer, Landesvorsitzender der JWOÖ. EIN NETZWERK FÜR JUNGE SELBSTSTÄNDIGE AUS OBERÖSTERREICH Die Junge Wirtschaft vertritt die Interessen von jungen Selbstständigen, Gründern, Startups sowie Nachfolgern und ist eine überparteiliche Netzwerkplattform innerhalb der WKOÖ für mehr als 29.800 junge Selbstständige zwischen 18 und 40 Jahren. JWOÖ „ HIGH FIVE“ Initiative der Jungen Wirtschaft OÖ holt Unternehmen vor den Vorhang, die seit mindestens fünf Jahren erfolgreich sind. High-Five-Unternehmen der Jungen Wirtschaft OÖ Next Events 15.–16.06.: „Level-up!“-Bootcamp – Bringe dein Unternehmen auf das nächste Level 12.09.: Jungunternehmer-Preisverleihung, Loxone Campus Kollerschlag Einreichungen ab 25.04. unter www.jungunternehmerpreis.at möglich! CHEFINFO SPEZIAL | 17 Der chinesisch-amerikanische KI-Forscher Andrew Y. Ng meinte schon 2021: „Die nächste Phase der Künstlichen Intelligenz beginnt gerade.“ KI würde alles verändern, so seine These.

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