Startup Chefinfo Magazin 3-23

CHEFINFO SPEZIAL | 49 48 | CHEFINFO SPEZIAL STARTUP STARTUP FOTO: VINITOR FOTO: TECH2B Stefan und Sabine Edtbauer betreiben mit Leib und Seele ihren Biobauernhof in Molln. „Wir lieben unseren Grund und Boden und suchten nach einer Möglichkeit, bei der Bewirtschaftung gleichzeitig die Umwelt bzw. Natur zu fördern und nicht zu schädigen.“ Das Ergebnis: Der „Roundgrip“, ein Metallrad beim Einsatz von landwirtschaftlichem Gerät, das gleich mehrere Probleme auf einmal löst. SCHONT UMWELT UND BEDIENER Zum einen ist da der Reifenabrieb: „Der ist Hauptverursacher der Mikroplastikbelastung unserer Umwelt“, so Stefan Edtbauer. 93 Prozent der Mikropartikel des Mikroplastiks werden von ihm verursacht. „Aufgrund der Metallkonstruktion des Roundgrip gibt es keinen schädlichen Abrieb mehr.“ Ein weiterer Aspekt: die Bodenverdichtung. „Der Roundgrip perforiert bei der Verwendung gleichzeitig die Grasnarbe und belüftet so den Boden. Das fördert das Wachstum und die Wasseraufnahme.“ Bei Wetterkapriolen können Böden, die mit Roundgrip-ausgestatteten Maschinen bearbeitet wurden, längere Regenphasen besser überstehen und bannen so die Hochwassergefahr. Ein weiteres Problem, das der Roundgrip beseitigt, ist die Verschmutzung des Futters. „Der Roundgrip reinigt sich im Fahrbetrieb selbst und reduziert die Verschmutzung.“ Und schließlich laufen Maschinen mit Roundgrip-Bereifung nahezu vibrationsfrei. „Das schont den Bediener und die verlängert die Lebensdauer der Maschinen.“ INNOVATIVE WEGE IN DER PRODUKTION Ursprünglich, so die Edtbauers, entwickelten sie ihre Innovation für sich selbst. Doch das Interesse war groß, also nahm man an Wettbewerben teil, um abzutesten, wie der Roundgrip ankommen würde. Die Reaktion darauf – es regnete Awards: Der erste Platz beim Agrar-Innovationspreis 2018, Gold bei BPA, Silber beim Edison, Top Ten bei Greenstart, sowie der Goldene Pegasus stehen zu Buche. „Aufgrund der großen Nachfrage gründeten wir 2019 die Innovation-Farm.“ Innovativ auch die Produktion des Roundgrip: „Ein besonderer Meilenstein war für uns die regionale Produktion ohne Lagerbestand. Unser Ziel war es, nicht nur ein nachhaltiges Produkt zu entwickeln, sondern auch in der Produktion andere Wege zu gehen. Daher haben wir ein regionales Produktionsnetzwerk gebildet, mit dem wir on demand jeden Kundenwunsch innerhalb von drei bis vier Wochen bis zur Lieferung fertigen können.“ INTERNATIONAL AMMARKT Aktuell ist man mit Roundgrips für die Balkenmäherbereifung international am Markt vertreten. „Weitere Einsatzgebiete sind derzeit in Entwicklung. Unsere Vision ist es, für alle Fahrzeuge, Maschinen und Geräte, die sich nicht im Rahmen der StVO bewegen, Roundgrips anzubieten, um die Umwelt im Bereich des schädlichen Gummiabrieb und der Bodenverdichtung zu entlasten.“ SIE HABEN DAS RAD NEU ERFUNDEN Innovation Farm. Biolandwirte lieben ihren Grund und Boden. Das ließ Stefan und Sabine Edtbauer kreativ werden. Mit ihrem Roundgrip lösten sie nicht nur ein Problem, sondern fördern sogar die Natur. Stefan und Sabine Edtbauer räumen einen Preis nach dem anderen ab, zuletzt gewann man Silber beim Edison Award. DER ROUNDGRIP PERFORIERT BEI DER VERWENDUNG GLEICHZEITIG DIE GRASNARBE UND BELÜFTET SO DEN BODEN. DAS FÖRDERT DAS WACHSTUM UND DIE WASSERAUFNAHME. Stefan Edtbauer Gründer Innovation-Farm IN VINITOR VERITAS Oscar Seiler erkannte während eines Praktikums auf einem Bioweingut die Probleme von Weinbauern und entwickelte gleich eine Lösung – die Vinitor-App. In weinseliger Runde ist schon mancher große Wurf entstanden. Vinitor entstand zwar nüchtern und sachlich, greift aber den Weinbauern unter die Arme. Oscar Seiler, geschäftsführender Gesellschafter von Vinitor, erkannte während eines Praktikums am Bioweingut Urbanihof in Fels am Wagram einen „Pain“. „Der Auslöser für Vinitor war das Problem, dass manche, aber vor allem neue Mitarbeiter ihre Arbeitsorte, sprich den richtigen Weingarten, nicht fanden. Dieses Problemhatte natürlich schwerwiegende Folgen, vor allem im Fall des Pflanzenschutzes oder der Ernte.“ Doch nicht nur das, auch Probleme bei der Arbeitszeiterfassung oder der Schadensdokumentation sind Alltag im Weinbau. Für Oscar Seiler Grund genug, diese Themen im Rahmen einer Diplomarbeit an der HTL Leonding zu verarbeiten. Das sollte ihm ein „Sehr gut“ einbringen und den Grundstein für Vinitor legen, das die Probleme der Weinbauern ebenso sehr gut versteht und löst. Vinitor wurde so zum digitalen Assistenten bei der Weingartenarbeit und erfasst die Weingärten in Zahlen. MEHR EFFIZIENZ UND DATENQUALITÄT Die Vision von Vinitor umreißt Seiler selbst so: „Unser Ziel ist es, eine Zeitersparnis bei der Organisation, eine Vereinfachung der Kommunikation und klare statistische Auswertungen für die Weingartenarbeit zu liefern.“ Die Vinitor-App erleichtert die Arbeit der externen und internen Mitarbeiter am Weingut. „Mit einer grafischen Übersichtskarte können Mitarbeiter schnell ihren eigenen Standort sehen und zu bestimmten Weingärten navigieren. Zudem ist Vinitor immer an die jeweilige Gerätesprache angepasst, was auch nicht deutschsprachigen Mitarbeitern die Bedienung wesentlich erleichtert.“ 2019 wurde Vinitor in das Förderprogramm „Pre-ScaleUp“ von tech2b aufgenommen. Ein Jahr später kam Corona und damit ein äußerst herausforderndes Jahr für denWeinbau. „Wir haben deshalb vorerst auf ein kostenpflichtiges Preismodell verzichtet. Im Juli 2020 startete das Programm für EntwicklungsPartner.“ Das brachte wertvolles Feedback. „Vinitor wurde auf einer Rebfläche von knapp 300 Hektar ausführlich getestet.“ KÜNSTLICHE INTELLIGENZ FÜR NATÜRLICHEN WEIN? Die Ergebnisse dieser Tests flossen in die App ein. Im Oktober 2021 wurde die GmbH gegründet, im Jänner 2022 erfolgte der offizielle Marktstart in Österreich. „Bisher nutzen 25 innovative österreichische Weinbaubetriebe unsere App für die digitale Weingartenarbeit.“ Doch damit nicht genug, Vinitor hat große Pläne, wie Seiler verrät: „Wir möchten künftig vermehrt in den Bereichen Künstliche Intelligenz undWeinbau forschen.“ Unterstützung bekommt Seiler von seinen beiden Kollegen Lukas Kurz und Julian Hautzmayer, die heuer ihr Bachelorstudium für Artificial Intelligence an der JKU Linz abschließen. „Durch den Ansatz der Künstlichen Intelligenz entstehen fur unser Produkt neue Anwendungsfelder im Bereich Krankheitsbilderkennung der Weinreben, Krankheitsvorbeugung bzw. über den aktuellen Gesundheitszustand der Pflanzen. Diese Ansätze werden wir künftig in unser Produkt implementieren.“ Darauf stoßen wir an. Mit Datenqualität zum Qualitätswein: VinitorGründer Oscar Seiler (re.) unterstützt die Betreiber von Weingärten in mehrfacher Hinsicht. WIR MÖCHTEN KÜNFTIG VERMEHRT IN DEN BEREICHEN KÜNSTLICHE INTELLIGENZ UND WEINBAU FORSCHEN. Oscar Seiler geschäftsführender Gesellschafter Vinitor Ô

RkJQdWJsaXNoZXIy NzkxMTU1