CHEFINFO 04_Mai 2024

DAS MAGAZIN DER FÜHRUNGSKRÄFTE JOHANNA MITTERBAUER MARKUS OBERMÜLLER RUDOLF EDER Die SinnStifter MILLIONENPROJEKT Wie die Kirche als Investor die Zukunft mitgestalten will MAI 2024 RATGEBER Worauf beim Erben & Vererben zu achten ist ESOTERIK Das Milliardengeschäft hinter den Versprechen der Gurus UPCYCLING RUCKSÄCKE AUS AUTOSCHROTT Johann Hintermaier Bischofsvikar Diözese Linz MAI 2024/34. JG./NR. 4/2,50 EURO, ÖSTERREICHISCHE POST AG, GZ 02Z031559 M, ZIELGRUPPEN-ZEITUNGSVERLAGS GMBH, ZAMENHOFSTRASSE 9, 4020 LINZ NACHHALTIGKEIT ZEITENWENDE AM BAU MIT MEHR HOLZ SPONSORING WIRTSCHAFT UND KULTUR ALS PARTNER VERMÖGEN BERATUNG ALS ASSET EINER BANK GELDANLAGE WARUM INDEXFONDS WELTWEIT BOOMEN

Cyrus Rahmat Tel.: 0732 650350-22 | Mobil: 0664 1006505 | E-Mail: cyra@cyra.at Cyra Immobilien GmbH | Berggasse 23 b | A-4040 Linz | www.cyra.at Neuson Real GmbH Zollamtstraße 7 | A-4020 Linz | Tel. 0732 673500 office@neuson-real.com www.neuson-real.com BERATUNG | VERMITTLUNG | PROJEKTENTWICKLUNG IHRE NEUE IMMOBILIE 2024 PROVISIONSFREI FÜR MIETER OBJEKT 3 Attraktive Büroflächen in Linz Zentrum Lage: Am Winterhafen 4, 4020 Linz; Büro: ab 385 m² bis 1.754 m²; Top-Ausstattung: Klima, Küchen, Dusche, Qualitätsböden, Lift, Parkplätze, etc.; Bezug: ab Jänner 2025; Miete: auf Anfrage; HWB: 11 kWh/m²a, fGEEr0.64 Büroflächen im TECHBASE LINZ – Ein Campus für innovative Unternehmen Lage: Linz Zentrum vis-à-vis Wifi OÖ; Bürofläche: ab 330 m² – je 4.400 m²; Bezug: Ende 2024; MIETERWÜNSCHE können noch berücksichtigt werden! Benefits: Konferenzzentrum, Restaurant, Nahversorger, Kinderbetreuung, Hotel, direkte Anbindung an Straßenbahn, Bus und Autobahn; Miete: auf Anfrage; HWB: 16 kWh/m²a, fGEE: 0,78 Neuwertige Bürofläche Linz Zentrum Lage: Hafenstraße 35, Linz; Mietfläche: ca. 681 m²; Bezug: Ende 2024; hochwertige Ausstattung, Klima, Lift, Parkplätze, gute Verkehrsanbindung – Autobahn, Bus; Miete: auf Anfrage HWB: 23 kWh/m²a, fGEE: 0,61 OBJEKT 2 Erstbezug – Ausbau nach Mieterwünschen Lage: 1210 Wien, Strebersdorf – direkte Autobahnanbindung, Bus, Bahn Mietfläche: ab 330 m² bis 2.000 m²; individuelle Raumaufteilung, Top-Ausstattung, Klima, Parkplätze Miete: auf Anfrage HWB: 83 kWh/m²a, fGEE 1,51 OBJEKT 1 OBJEKT 4 © NICOLE VIKTORIK Vermietung von effizienten Logistikhallenflächen über 3 Ebenen Adresse: Karl-Pfeffer-Gasse 4, 3100 Sankt Pölten Größe: ca. 4.000 m² pro Ebene, insgesamt 11.441 m² Halle und Büro: 190 m² Mietkonditionen: auf Anfrage Vermietung von repräsentativen Büroflächen in Steyregg Adresse: Gewerbeallee 15D, 4221 Steyregg Größe: 420 m² + Parkplätze Absolute Top-Ausstattung Mietkonditionen: auf Anfrage Neubau-Erstbezug Gewerbeobjekt zu vermieten Adresse: Franzosenhausweg 41, 4030 Linz Halle: 924 m² (610 m² + 279 m²) Höhe: 7 Meter BUK und 8,50 bis zum Dach Büro: 3 Ebenen mit je 226 m², großer Schauraum im Erdgeschoß, Top-Standard, Niedrigenergiebauweise, 27 Pkw-Stellplätze, 2 große Tore in die Hallen, überdachter Ladebereich Vermietung von attraktiven Hallenflächen im Altbau und Neubau Adresse: 4120 Neufelden, Pürnstein 43 Größe Altbau: Hallenschiffe mit 1.500 m² als Mindestfläche bis zu 11.400 m² zusammenhängend Größe Neubau: 4.833 m² Hallenfläche in 2 Ebenen, Büro: 226 m² Mietkonditionen: Auf Anfrage OBJEKT 4 OBJEKT 1 OBJEKT 3 OBJEKT 2

4/2024 | CHEFINFO | 5 4 | CHEFINFO | 4/2024 Klaus Schobesberger Chefredakteur Den Blick weiten k.schobesberger@chefinfo.at Ein schwacher Verstand ist wie ein Mikroskop, das Kleinigkeiten vergrößert und große Dinge nicht erfasst, sagte einst der bekannte christliche Autor Gilbert Keith Chesterton. Die Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen, die richtigen Schlüsse zu ziehen, um sich selbst und anderen Orientierung in einer aus den Fugen geratenen Welt zu verschaffen, ist wichtiger denn je. Daher erlauben wir uns in dieser Ausgabe Ihren und unseren Blick zu weiten mit einer Geschichte über kirchliches Unternehmertum. Auch das gibt es. Der „Campus der Zukunft“, der am Freinberg geplant ist, darf mit Fug und Recht als Bereicherung für die Bildungslandschaft bezeichnet werden. Genauso wie der neu präsentierte IT:U Campus in Urfahr eine Bereicherung für Linz und die Region ist. Es ist eine Chance für die Jugend. Innovation ist wichtiger denn je, aber auf Kontemplation sollte niemand von uns vergessen. Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe wünscht Ihnen Esoterik als Geschäftsmodell Hinter den Heilsversprechen der Esoteriker versteckt sich ein Milliardengeschäft. Keine Rabattschlacht Preisnachlässe und Lieferengpässe kennt man in der E-Bike-Branche nicht. Seidener Faden Wie kann die Textilbranche wieder nachhaltiger und europäisch werden? Aus die Maus Zwischen Ratten und Bettwanzen: Was machen eigentlich die Schädlingsbekämpfer? 22 26 30 34 Wirtschaft Sparen wie die Profis Was verbirgt sich hinter ETFs und was macht sie für den Vermögensaufbau attraktiv? Vererben, aber wie? Was man beim Vererben beachten sollte und welche Möglichkeiten es gibt. 48 58 Von Monstern und Ketten Wurde mit CSDDD ein Bürokratiemonster geschaffen? Sind KMU davon betroffen? 66 Innovation und Spiritualität Mit dem „Campus der Zukunft“ setzt die Kirche ein Zeichen. 22 48 66 16Coverstory Inhalt Finanzen Management Editorial FOTOS: OBEROESTERREICHISCHE NACHRICHTEN/VOLKER WEIHBOLD, ROMOLOTAVANI / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, TORSTEN ASMUS / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, BFK92/ E+ / GETTY IMAGES COVERFOTOS: HERMANN WAKOLBINGER, DREIHANS, BANKHAUS SPÄNGLER, WAKOLBINGER 54 72 78 88 Wind of Change Heimische Unternehmen profitieren von dem derzeitigen Windkraftboom. Grünes Kapital Umweltfaktoren spielen bei der Finanzierung von Projekten eine immer größere Rolle. Viel Lärm um Jedermann Jedermann-Darsteller Philipp Hochmair im Interview über seine Beziehung zu der Kultrolle. Energie & Nachhaltigkeit Lifestyle 76 88 IMPRESSUM: Eigentümer und Medieninhaber: Zielgruppen-Zeitungsverlags GmbH. Redaktionsanschrift: Zamenhofstraße 9, 4020 Linz, Tel.: +43 (0)50 6964-0, E-Mail: redaktion@chefinfo.at. Herausgeber: Peter Lengauer. Geschäftsführung: Mag. Johanna Lengauer, Hans Huber. Chefredaktion: Klaus Schobesberger. Redaktion: Jürgen Philipp Bakk. Komm. MBA, Michael Schwarz BA MA, Dipl.-Betriebsw. Melanie Aprin, Andreas Hamedinger, Ingeborg Himmelfreundpointner, Friederike Plöchl, Verlagsverkaufsleitung: Christian Schüttengruber. Anzeigen: Mirijam Mayer, Roswitha Lang, Romana Gerard. Artdirector: Thomas Bruckmüller. Artdirector-Stv.: Julia Pargfrieder. Grafik: Malina Lahner, Vanessa Morandell, Rebecca Falmbigl. Bildbearbeitung: Andrea Laban, Frank Garzarolli. Korrektur: Mag. Dorrit Korger. Druck: Radin print d.o.o., Sveta Nedelja, Kroatien. Abo-Hotline: Tel.: 0506964-4091. E-Mail: abo@chefinfo.at. Internet: www.chef-info.at. Gültig ist die Preisliste 2024. Im Sinne einer leichteren Lesbarkeit werden geschlechtsspezifische Bezeichnungen überwiegend in männlicher Form verwendet. moments ● CHEFINFO ● WEEKEND MAGAZIN ● Corporate Publishing CHEFINFO IST EIN PRODUKT IM FOTOS: HERMANN WAKOLBINGER, PETMAL / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, STEPHAN BRÜCKLER, HEIKE BLENK, BANKHAUS SPÄNGLER Rudolf Eder Leitung Region Oberösterreich, Bankhaus Spängler

Staatsbesuch. Die beiden First Ladys Peng Liyuan und Brigitte Macron im Pariser Musée d’Orsay. Das Museum befindet sich in einem ehemaligen Bahnhof, der Gare d’Orsay, die für die Exposition Universelle (Weltausstellung) von 1900 gebaut wurde. Die Uhr ist auf dem höchsten Punkt des Museums platziert und gewährt einen Blick auf die Seine. FOTO: AURELIEN MORISSARD / AFP / PICTUREDESK.COM Foto des Monats 4/2024 | CHEFINFO | 7 6 | CHEFINFO | 4/2024

FOTOS: KRONAUS MITTERER ARCHITEKTEN ZT GMBH, ERWIN SCHERIAU / EXPA / PICTUREDESK.COM, UNCLEPODGER / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, NIKADA / E+ / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, PIOLA666 / E+ / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, URBAZON / E+ / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS 4/2024 | CHEFINFO | 9 8 | CHEFINFO | 4/2024 Radar Viel Holz, Grün & Digitales IT:U-Campus. Im Beisein von Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP), Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) und Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) wurde das Siegerprojekt der Wiener Architekten Kronaus Mitterer für die Linzer Digitaluni präsentiert. Bereits 2025 sollen die Bauarbeiten in direkter Nachbarschaft zur JKU starten. Die Fertigstellung ist für 2036 geplant. Die Baukosten werden mit 234 Millionen Euro beziffert. Holz und Grün dominieren den Campus, der für 3.000 Studierende, Wissenschaftler und Angestellte ausgelegt ist. Volksrepublik China 0,1 % Inflation China konnte von wirtschaftspolitischen Maßnahmen, strukturellen Faktoren und robusten Lieferketten profitieren. Argentinien 288 % Inflation Exzessive Geldschöpfung, hohe Haushaltsdefizite, Wechselkursschwankungen und Preiskontrollen haben das Problem verschärft. Italien 0,9 % Inflation Die südlichen Nachbarn halten die Energie- und Lebensmittelpreise niedrig und profitierten von moderaten Lohnsteigerungen. Österreich 3,5 % Inflation Die Alpenrepublik hat eine der höchsten Teuerungen in Europa. Gründe sind massive staatliche Ausgabenprogramme und Lohnsteigerungen. TOP DOWN Staaten mit einer niedrigen Inflationsrate Staaten mit einer hohen Inflationsrate Franz Voves ehem. Landeshauptmann (SPÖ) „Wir haben die schwierigsten Zeiten und die schwächsten Politiker.“ Dahin gesagt Woran arbeiten Sie gerade? Robert Horvat, CFO bei Hödlmayr, kooperiert mit der FH Steyr, um Trends frühzeitig zu erkennen und zu nutzen. Hödlmayr Innovation Framework – unter diesem Titel wurde die Kooperation mit der Fachhochschule Steyr gestartet. „Wir haben uns als Ziel gesetzt, langfristige technologische Trends kontinuierlich in ihrer Entwicklung zu beobachten, zu analysieren und zu bewerten. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse nutzen wir konsequent in der Strategiearbeit“, sagt Robert Horvat. Durch die Zusammenarbeit mit der FH erhält Hödlmayr eine zusätzliche Expertise, um mögliche blinde Flecken zu vermeiden und zukünftige Innovationen in die Unternehmensstrategie miteinfließen zu lassen. FOTOS: HÖDLMAYR, HENDRIK SCHMIDT / DPA / PICTUREDESK.COM VOLKSWAGEN AG, DANIEL KARMANN / DPA / PICTUREDESK.COM ZAHL Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung Prozent der Neuwagen werden 2030 in Europa reine Elektroautos sein, in China und Nordamerika 40 bis 50 Prozent. Von dieser optimistischen Prognose geht der Automobilzulieferer Bosch aus. Best of 70 Nachgefragt Vorsicht, Wahljahr! Der CHEFINFO-Gastkommentar über Staatsfinanzen, die aus dem Ruder laufen. Wir schreiben den Monat Mai im Jahr 2024. Und je mehr wir uns dem Wahl-Herbst nähern, desto größer wird die Gefahr „fokussierter Unintelligenz“. Diesen Ausdruck verdanken wir dem Wiener Ex-Bürgermeister Michael „Reicht mir den Spritzwein“ Häupl (SPÖ), der in Vorwahlzeiten zum Klassiker geworden ist. Ob Landtagswahlen oder Nationalratswahlen zu schlagen sind, macht oft keinen großen Unterschied: Politiker haben ihre Spendierhosen an und laufen Gefahr, dem Wahlvolk lieber Süßes statt Saures zu versprechen. Besser bekannt unter der jahrelang bewährten Marke „Wahlzuckerl“. Teure Nacht. Der Chef des Fiskalrats, Christoph Badelt, hat wegen der Schuldenlast gewarnt, keine unbedachten Versprechen abzugeben. Er erinnerte an die Nacht im September 2008, die als teuerste Nationalratssitzung der Republik gilt. Dank einem freien Spiel der Kräfte haben sich die Parteien in der letzten Sitzung vor der Wahl einander mit Pensionserhöhungen und Steuersenkungen überboten. Am Ende des Tages standen Beschlüsse, die bis heute mehr als 15 Milliarden Euro an Ausgaben verursacht haben. Alle Wahlzuckerl samt Folgen seit 2008 zusammengerechnet verursachen Kosten von 31 Milliarden Euro. Im Jahr 2024 alleine sind es 4,1 Milliarden. Das ist mehr, als uns das Bundesheer kostet. Seid verschlungen, Millionen! Ihr Anonymus Anonymus Nutella Nüsse, Palmöl und 56 Stück Würfelzucker – so ungesund, dass es heute als Brotaufstrich nicht erfunden werden dürfte. Im Piemont wurde vor 60 Jahren vom Familienbetrieb Ferrero das erste Glas Nutella abgefüllt. VW Golf Am 29. März 1974 startete der Kompaktwagen-Klassiker auf Deutschlands Straßen. Mehr als 35 Millionen Fahrzeuge vom Typ Golf wurden seither verkauft. Im selben Jahr feierte auch ein anderer VW Premiere: der Passat. Playmobil Die ersten PlaymobilFiguren wurden 1974 in Nürnberg präsentiert. Die Helmfrisuren wurden erst belächelt, dann gekauft. 3,8 Milliarden Figuren wurden bisher produziert. Aktuell ist Playmobil in der Krise. SCHLECKEN Marken, die ein rundes Jubiläum feiern FAHREN SPIELEN

FOTOS: HERMANN WAKOLBINGER, RARRARORRO / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS 10 | CHEFINFO | 4/2024 Anders gedacht von Klaus Schobesberger Chefredakteur Ich bin alt genug, um mich an jene Zeiten noch zu erinnern, als Österreich noch eine Insel war, wenn auch keine selige. Im Grenzbereich Richtung Norden und Osten gab es kein Weiterkommen. Der sogenannte Eiserne Vorhang machte es unmöglich. Jene, die rauswollten zu uns, durften nicht, und die in die andere Richtung von uns reinkönnten, wollten nicht. Wer zur Urlaubszeit nach Italien verreisen wollte, musste an den Grenzen endlose Staus in Kauf nehmen. Das Einkaufserlebnis im damaligen „Feinkostladen“ Österreich hatte im Vergleich zu heute Ostblockflair. Wegen der Zollregelungen oder anderer Bestimmungen gab es Schweizer Schokolade, französischen Käse oder belgisches Bier in keinem normalen Laden. Im ÖGB-Konsum hatte der Konsument die Wahl zwischen Rot- und Weißwein, vorzugsweise in Doppelliterflaschen. Wer damals nicht Johnny ohne Filter aus den heimischen Monopolfabriken rauchen wollte, sondern guten Tabak aus Norddeutschland oder den Niederlanden, musste regelmäßig über die Grenze fahren und vor dem legalen Schmuggelwarenkauf seine Schilling in Deutsche Mark umtauschen. Es mag Menschen geben, für die dieser Zustand Charme hat und die Österreich am liebsten wieder aus der EU führen wollen: Öxit sagen sie. So wie Brexit. Ein Blick nach England genügt Zum Glück ist das nur eine Minderheit. Laut aktueller Gallup-Umfrage könnte sich ein Viertel der Österreicher mit einem Austritt aus der EU anfreunden, zwei Drittel jedoch nicht. Austrittsfreunde sollten einen Blick nach Großbritannien werfen und sich vier Jahre nach dem EU-Austritt der Briten die Folgen ansehen. Premier Rishi Sunak hat nur eingeengten budgetären Spielraum. Er musste das Projekt des HS2 (High Speed Rail), ein milliardenschweres Schnellzugprojekt quer durch England, wegen der explodierenden Kosten einstampfen. Die Bürger leiden unter gestiegenen Preisen und die Firmen unter hohen Logistikkosten. Bedenkliche Tendenzen Ob ein Öxit in Österreich wirklich 690.000 Arbeitsplätze produzieren würde, wie manche vorrechnen, weiß ich nicht. Aber die Folgen wären beträchtlich. Vor allem für unsere Exportbetriebe. Auch die protektionistischen Tendenzen, die Deglobalisierungs- und De-Growth-Ideen sind keine gute Entwicklung. Österreich autark machen zu wollen ist eine Illusion. Wer glaubt, man kann den segensreichen freien Handel auf freien Märkten durch regionale Selbstversorgung ersetzen, hat nichts verstanden. In diesem Sinne: Gäbe es die EU nicht, müsste man sie erfinden. n EU-WAHL. Wer einen EU-Austritt will, ist geschichtsvergessen und handelt gegen die eigenen Interessen. Gibt es wirklich Menschen, die den Öxit ernsthaft in Betracht ziehen? Ihr Spezialist bei Kanalproblemen Notdienst 0820 320 330 www.rohrmax.at 24h Wien Eisenstadt Linz St. Pölten Salzburg Kapfenberg Villach Graz Wels Steyr SALZBURG 06246 75777 salzburg@rohrmax.at GRAZ 0316 766 900 graz@rohrmax.at WELS 07242 211 211 wels@rohrmax.at VILLACH 04242 42236 villach@rohrmax.at ST. PÖLTEN 02742 34288 stpoelten@rohrmax.at WIEN 01 330 4000 wien@rohrmax.at EISENSTADT 02682 655 00 eisenstadt@rohrmax.at KAPFENBERG 03842 81700 kapfenberg@rohrmax.at STEYR 07252 25033 steyr@rohrmax.at LINZ 0732 32 01 01 linz@rohrmax.at IN IHRER NÄHE 24hFÜR SIE UNTERWEGS TV-UNTERSUCHUNG VERWURZELUNGEN ENTFERNEN GERUCHSBELÄSTIGUNG BEHEBEN KANAL VERNEBELN PUTZDECKEL ERNEUERN ÖL- ODER FETTABSCHEIDER WARTEN ÜBERSCHWEMMUNG BESEITIGEN VERSTOPFUNGEN BEHEBEN FLACHDÄCHER ABSAUGEN INLINER SANIERUNG HEBEANLAGE ABSAUGEN KANAL AUF DICHTHEIT PRÜFEN LÜFTUNGSREINIGUNG FRÄSARBEITEN ÖNORM PRÜFUNG LAGEBESTIMMUNG EINER LEITUNG VERDUNSTUNGSBEHÄLTER IN GARAGE SAUGEN

FOTOS: STUDIO NEXT, MATHY WINKLER COMMUNICATIONS & CONSULTING, MIBA / HERMANN WAKOLBINGER, RUBBLE MASTER 4/2024 | CHEFINFO | 13 Wirtschaft Großer Transformator Harald Feiel, zuletzt Chief Digital Officer bei der Porr AG, tritt am 3. Juni die Position des Vice President GroupIT bei Greiner an. Greiner will die ITTransformation vorantreiben. Frischer Wind Maria Binder. Die 2022 gegründete PR-Agentur Mathy Winkler mit Schwerpunkt auf den Gesundheitsbereich konnte ihr Team um Kommunikationsexpertin Binder erweitern. Wachstumskurs Die oberösterreichische Technologiegruppe Miba setzte auch letztes Jahr ihren Wachstumsweg fort. In den vergangenen zehn Jahren seit Übernahme des Vorstandsvorsitzes durch F. Peter Mitterbauer hat sich der Umsatz verdoppelt. Auch im Geschäftsjahr 2023/24 blickt man auf einen Umsatz von 1,205 Mrd. Euro, das entspricht einem Wachstum von 8,1 Prozent. Weltweit beschäftigt Miba über 7.600 Mitarbeiter, 39 Prozent davon in Österreich. Führungswechsel Günther Weissenberger, langjähriger CFO, wird ab sofort CEO bei Rubble Master. Bisher leitete Firmengründer Gerald Hanisch selbst die Geschäfte des Brechanlagen-Entwicklers, konzentriert sich nun auf seine Rolle als Eigentümer. Das Gesicht nach außen bleibt er. n WKOÖ. 200 Teilnehmer nutzten in der Vorchdorfer Kitzmantelfabrik bei der WKO-Geschäftskontaktmesse die Gelegenheit zum Austausch. Im Gegensatz zu anderen Netzwerktreffen konnten bereits im Vorfeld über 600 Gespräche mit potenziellen Geschäftspartnern gebucht werden. IMMOBILIE GESUCHT! Wir suchen Immobilien im Großraum Linz (bebaut oder unbebaut) Wir freuen uns auf Ihren Anruf unter 0664/144 40 40 oder Ihre E-Mail an office@korrektinvestment.at

4/2024 | CHEFINFO | 15 14 | CHEFINFO | 4/2024 Beliebtestes Seminarhotel in Oberösterreich Mit dem begehrten Award „Goldenes Flipchart“ wurden die besten Seminarhotels ausgezeichnet. Mit einer Gesamtzufriedenheit von 99 Prozent erreichte das Inklusionshotel Wesenufer Hotel & Seminarkultur an der Donau den ersten Platz in Oberösterreich. Den Preis nahmen Margarete Durstberger und Konrad Hansbauer entgegen. Branchen Daheim Betreut Award Im März dieses Jahres wurde erstmals der „Daheim Betreut Award 2024“ im Wiener Palais Ferstel vom Fachverband Personenberatung und Personenbetreuung der WKO verliehen. Maria Muranova war eine der beiden Oberösterreicherinnen, die den Preis von Generalsekretär Karlheinz Kopf und Fachverbandsobmann Andreas Robert Herz erhielt. 27 Jahre lang ist Lunik2 ein fester Bestandteil der Marketingbranche. Und seit neun Jahren ist Katharina Lehner Teil des Teams in der Tabakfabrik. Zuvor war sie als Head of Digital Strategy tätig. Harry Kriegner, CEO von Lunik2, erklärte die Entscheidung für Lehner mit ihrem „tiefen Verständnis für die sich ständig wandelnde Marketingwelt und die Bedürfnisse der Kunden“. MANAGEMENT & ERFOLG redaktion@chefinfo.at Takeda in Linz ausgezeichnet Der Linzer Standort des weltweit agierenden Pharmaunternehmens Takeda wurde mit dem „ISPE Facility of the Year Award“ ausgezeichnet. Das prämierte Projekt ermöglichte, die Zeit für die Prozessleistungsqualifizierung für eine Abfüllanlage um 50 Prozent zu verringern. Somit kann für zukünftige Abfüllanlagen die Prozessleistungsqualifikationsfrist verkürzt und die Lieferkette gestärkt werden, so Takeda-LinzGeschäftsführer Roland Fabris. Open Air in der Therme Im Eurothermenresort Bad Schallerbach findet am 27. Juli 2024 wieder das ORF Radio Oberösterreich- Sommer-Open-Air statt. Mit dabei sind Christina Stürmer, Granada, Jacob Elias und die erfolgreiche Italo-Pop-Formation Insieme. Neue Agenturleitung bei Lunik2 Marketing Spatenstich bei Trust Am 6. Mai fand in Asten ein feierlicher Spatenstich statt. An der Teichstraße lässt Trust Personal ein neues Bürogebäude errichten. Ein Stockwerk wird voraussichtlich ab Frühling 2025 der Personalbereitsteller beziehen, während die restliche Bürofläche vermietet wird. Dabei waren Roman Ettinger und Harald Haider von Trust, Bürgermeister Karl Kollingbaum, Mario Wiedermann, Christina Haller und Roland Schimpelsberger von Haller Bau GmbH, Architekt Michael Obermair und Martin Pirngruber und Nikolaus Hoser von Hoser&Hofer. redaktion@chefinfo.at „Mice Business Austria“ feiert Premiere Das Design Center zieht Bilanz über die Event-Premiere der „MICE Business Austria“. Sechs internationale und nationale Vortragende, eine Table-Fair von 69 Ausstellern und über 250 Symposiumsteilnehmer belebten das Veranstaltungshaus, welches dieses Jahr seinen 30. Geburtstag feiert. Direktor Thomas Ziegler zeigte sich über den Zuspruch erfreut. BeachvolleyballVizeweltmeister Clemens Doppler und ROODIX-CEO Flo Rudig nutzten wie viele andere die Gelegenheit zum Netzwerken. Neuer Brucknerbund-Präsident Im Rahmen der Jahreshauptversammlung des Brucknerbundes OÖ übergab der ehemalige Oberbank-Generaldirektor Hermann Bell die Präsidentschaft an den Oberbank-Vorstand Florian Hagenauer. Gemeinsam übergaben sie der Gewinnerin der Sparte Orgelmusik des Landeswettbewerbs Prima La Musica Sofia Biberhofer ihr Preisgeld für ihre Leistung. n AMAG. Der Aluminiumerzeuger aus Ranshofen wurde in Toulouse in drei Kategorien beim „Airbus SQIP-Day“ ausgezeichnet. Der Betrieb erhielt Awards für Qualität, Innovation und Nachhaltigkeit. Vergangenen Herbst wurde zwischen der AMAG und Airbus ein mehrjähriger Liefervertrag geschlossen. n REFORM FENSTER. Der Fenster- und Türenbetrieb aus Steyr ist zertifizierter Leitbetrieb. Erstmals verlieh die LBA Leitbetriebe GmbH die Auszeichnung an das Unternehmen. Dabei wurden vor allem die Innovation und das nachhaltige Engagement bei der Zertifikatsübergabe an das Vorbildunternehmen betont. n TURMÖL. Die Österreichische Post setzt künftig auf Turmöl Green Diesel. Dabei handelt es sich um synthetischen Kraftstoff, der herkömmlichen Diesel vollständig ersetzen kann. Durch die biogenen Rohstoffe, aus denen der Treibstoff hergestellt wird, sollen Fahrzeuge bis zu 90 Prozent weniger CO2 ausstoßen. n ENNSHAFEN. Wo die Enns in die Donau fließt, soll ein neuer Gewerbepark entstehen. Der Immobilienentwickler Panattoni realisiert mit dem Panattoni-­ Park sein zweites Projekt in Österreich. Der Spatenstich für das Gewerbegebiet auf einer Fläche von 65.000 Quadratmetern fand Ende April statt. GEWERBE & DIENSTLEISTUNGEN FOTOS: DANBERG & DANBERG, MS.FOTOGROUP, ALEXANDER HAAS, MARIO RIENER FOTOGRAFIE FOTOS: CITYFOTO, TAGEN IN ÖSTERREICH/MICHAEL KAINZ, ERIC KRÜGL, MICHAEL SCHWARZ

COVERSTORY 17 | CHEFINFO | 2/2024 FOTO: JKU COVERSTORY TEXT: Klaus Schobesberger INNOVATION UND SPIRITUALITÄT HOCH HINAUS. Die Kirche zeigt wieder Mut und realisiert mit dem „Campus der Zukunft“ ein architektonisch und inhaltlich eigenwilliges Leuchtturmprojekt, das für mehr menschliches Maß im Fortschritt plädiert und jungen Menschen Orientierung und Zukunft geben soll. FOTO: OBEROESTERREICHISCHE NACHRICHTEN/VOLKER WEIHBOLD

COVERSTORY 19 | CHEFINFO | 2/2024 FOTO: JKU Johann Hintermaier holt einen schweren, prall gefüllten Ordner aus dem alten Schrank seines Büros am Bischofshof in der Linzer Altstadt. Der für bauliche Angelegenheiten zuständige Bischofsvikar hat darin den Ablauf eines Bauprojekts dokumentiert, das für die römisch-katholische Kirche in Oberösterreich alle bisherigen Dimensionen sprengt. 70 Millionen Euro sind für das Bauprojekt auf dem Areal der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz veranschlagt. Wahrscheinlich werden es deutlich mehr. Denn das 1975 eingeweihte Gebäudeensemble ist baufällig und zur Gänze denkmalgeschützt. Seit Jahren müht sich die Kirche als Eigentümerin mit der baulichen Neuausrichtung ab – und fasste einen kühnen Plan. Auf der Liegenschaft am Linzer Freinberg soll ein „Campus der Zukunft“ entstehen, der pädagogische Berufe, Theologie, Philosophie und Kunstwissenschaft, Sozialbetreuung sowie Sozialpädagogik umfasst. Die Katholische Privatuniversität mit Sitz in der Linzer Bethlehemstraße soll in den Bildungscampus ebenso übersiedeln wie deren riesige Diözesanbibliothek mit 500.000 Bänden. Es soll ein sinnstiftendes „Leuchtturmprojekt“ für alle werden, ein notwendiger Ausgleich zur seichten Technologiegläubigkeit. Dafür hat die Kirche auch prominente Fürsprecher wie den ehemaligen JKURektor Meinhard Lukas gewinnen können. Der nennt es einen Glücksfall für Linz, weil es um die Zukunft der jungen Generation geht und „das menschliche Maß im Fortschritt ein Gebot unserer Zeit ist“. Statement für das 21. Jahrhundert Wenn die Kirche neben ihrem geistlichen und sozialen Wirken in einem Bereich Erfahrung hat, dann ist es das Bauen und Sanieren. Hunderte kleine und größere Bauprojekte hat die Diözese aktuell laufen. Ihre wertvollste und sichtbarste „Dauerbaustelle“ ist der Linzer Mariendom. Das neugotische Sakralgebäude wurde nach 62-jähriger Bauzeit vor 100 Jahren fertiggestellt, finanziert ausschließlich durch Spendengelder des Dombauvereins. Es war damals das größte Bauprojekt Europas. „Die Kirche war in Bedrängnis, fühlte sich gesellschaftlich zusehends an den Rand gedrängt. Der streitbare Bischof Rudigier wollte daher mit dem Dombau ein Zeichen für Innovation und Spiritualität setzen. Linz hatte damals 25.000 Einwohner und die größte Kirche Österreichs. Das war schon ein Statement“, erklärt Hintermaier. Die Parallelen zu heute sind greifbar. Die Kirche sieht ihren Einsatz für die Gesellschaft nicht ausreichend gewürdigt, will öffentlich mehr mitreden und wahrgenommen werden – und besinnt sich mit dem Bildungscampus auf ihre Kernkompetenz des Sinn-Stifters. Mit den Plänen des Siegerprojekts des Architekten Thomas Pucher, das zeitgeistig einen smarten Zubau in die Höhe mit nachhaltigen Materialien vorsieht, soll auch ein Statement für das 21. Jahrhundert sein. Der Reichtum der Kirche ist relativ Rund die Hälfte seiner Arbeitszeit verbringt Hintermaier, der auch Domkustos und im Vorstand des Dombauvereins ist, mit Baubesprechungen, Planungen, Machbarkeitsstudien und Kalkulationen. „Manche fragen mich, wozu ich Priester geworden sei? Aber warum soll ein Priester das nicht machen?“ Der Geistliche stammt aus einem Tischlerbetrieb aus der kleinen Innviertler Gemeinde Altheim ab. Er erlernte das Tischlerhandwerk und sollte die Firma übernehmen. „Als ich meinem Vater sagte, dass ich Theologie studieren möchte, wurde er ganz blass und musste sich setzen.“ Die Bodenständigkeit und die Fertigkeiten des Handwerkers kommen Bischofsvikar als „Bau-Manager Gottes“ heute zugute. Rund 4 Prozent des Budgets von zuletzt 131 Millionen Euro fließen jährlich in Bauprojekte. Nach der Erzdiözese Wien ist Oberösterreich der zweitgrößte Kirchendistrikt der Republik. Im Unterschied zu Frankreich oder Deutschland, wo die Kirche nach den Revolutionen kalt enteignet wurde, verfügen die Diözesen in Österreich über einen ansehnlichen Besitz. Aber die Erhaltung kostet Geld und der Return on Investment ist meist ideeller Natur. „Der Reichtum der Kirche ein relativer“, folgert Hintermaier. Der Tourismus in Österreich würde ohne die Erhaltung der kirchlichen Gebäude leiden, „ein Stück öffentliche Subvention zu erhalten ist daher gerechtfertigt“. Aufgrund des Mitgliederschwunds ist die Finanzlage angespannt. Die Diözese fährt aktuell ein Sparprogramm, das alle Einrichtungen betrifft. Der höchste Kostenanteil im Budget: die Mitarbeiter. Die Personalkosten liegen bei 80 Prozent. Lohnerhöhungen und Inflation treffen die Kirche, die ein Drittel aller Kindergärten in Oberösterreich betreibt, wie jeden anderen Dienstleistungsbetrieb. Die mit Abstand größte kirchliche Einrichtung ist die Caritas, die in Oberösterreich rund 3.300 Leute beschäftigt. Warnung für die Pilger auf Erden Nicht alle Immobilienobjekte kann die Kirche in ihrem Besitz behalten, weil der Erhaltungsaufwand zu groß wäre. Vor einige Jahren wurde das Kapuzinerkloster säkularisiert. Bis Ende des Jahres entstehen auf der Liegenschaft Wohnungen und Büros. Der Bischofshof selbst ist ein architektonisches Juwel, der wohl nicht so rasch hergegeben wird. Der Barockbau wurde nach den Plänen des bedeutenden Architekten Jakob Prandtauer für das Stift Kremsmünster errichtet und dient seit 1785 dem Linzer Bischof als Residenz. Im Durchgang, der in den lang gezogenen Garten des Anwesens führt, stehen vier ritterliche Skulpturen mit Inschriften, die dem Pilger auf Erden als Warnung dienen sollen: „Olet Superbia“ (Hochmut stinkt), „Odin Nvidia“ (Neid hasst) „Ne Credito“ (Vertrau nicht!) und „Nil Frustra“ (Nichts vergeblich). Hintermaier weist auf den Begriff „Frustrierte Kosten“ als Gefahr in seiner Tätigkeit hin. So werden im Allgemeinen Aufwendungen bezeichnet, die durch ein unvorhergesehenes Ereignis, das außerhalb der Kontrolle der beteiligten Parteien liegt, nicht den erwarteten Nutzen bringen. Etwa die Entwicklungskosten für ein Immobilienprojekt, das am Ende nicht realisiert wird. Oder kurz gefasst: Außer Spesen nichts gewesen. Der Bischofsvikar weist im Interview (siehe nächste Seite) darauf hin, dass das Campus-Projekt noch nicht in trockenen Tüchern ist und eine Stiftung ganz nach dem Spendenmodell des Mariendoms ins Leben gerufen wird. 4/2024 | CHEFINFO | 19 18 | CHEFINFO | 4/2024 COVERSTORY FOTOS: HERMANN WAKOLBINGER, OBEROESTERREICHISCHE NACHRICHTEN/VOLKER WEIHBOLD, ATELIER THOMAS PUCHER Noch ein Zukunfts-Campus für Linz: Die Kirche konzentriert sich auf ihre Kernkompetenz des Sinn-Stifters und setzt im Bildungsbereich kontrazyklische Impulse. 70 Millionen Euro sollen in das Projekt am Freinberg fließen. Säkularisierung: Die Kirche braucht Geld und verkaufte Sakralbauten wie das Linzer Kapuzinerkloster. Private Investoren errichten Wohnungen, Büros und Eventlocations. 131 Millionen Euro betrugen die Einnahmen der Diözese Linz 2022. Größte Kirche Österreichs: Der Mariendom feiert heuer 100 Jahre. Es war die damals größte Baustelle Europas. Ô

FOTOS: HERMANN WAKOLBINGER, ATELIER THOMAS PUCHER ZUKUNFTSINVEST. 70 Millionen Euro hat die Diözese Linz für den Bildungscampus veranschlagt. Welche Motive dahinterstecken und warum die Kirche eine Stiftung gründet, erklärt Projektleiter und Bischofsvikar Johann Hintermaier. INTERVIEW: Klaus Schobesberger CHEFINFO: Der geplante Bildungscampus am Linzer Freinberg ist das größte Bauvorhaben der Kirche in Österreich. Was ist der aktuelle Stand? Johann Hintermaier: Der in den 1970er-Jahren von Franz Riepl errichtete Stahl-Glasbeton-Bau ist eine architektonische Besonderheit. Das gesamte Gebäudeensemble steht unter Denkmalschutz. Wir können noch nicht den Einreichplan einbringen, weil bei vielen baulichen Details noch nicht geklärt ist, was wir verändern dürfen und was nicht. Ein Beispiel ist das Hallenbad. Dürfen wir die Räumlichkeiten künftig als Bibliothek nutzen oder nicht? Ist es erlaubt, Änderun- „Mit diesem Projekt betreten wir Neuland“ gen an Fenstern oder am Mauerwerk durchzuführen? Wir versuchen, die Fragen in Projektetappen mit dem Denkmalamt abzuklären und mögliche Mehrkosten zu eruieren. Wie reagiert das Denkmalamt? Hintermaier: Wir sind im guten Gespräch. Eine der großen Herausforderungen ist es, diesen wertvollen Bau nicht nur als Denkmal zu sehen, sondern als Bildungseinrichtung. Wenn unerwartete Hürden unverhältnismäßig hohe Mehrkosten verursachen, dann stirbt das Projekt. Wir haben ein Budget und einen Kostenspielraum, den wir nicht überschreiten dürfen. Welche Bedeutung hat das Bauvorhaben für die Kirche? Hintermaier: Mit diesem Projekt betreten wir Neuland. Wir gehen damit ein unternehmerisches Risiko ein, weil trotz Förderungen von Land und Bund den Löwenanteil der Kosten die Kirche zu tragen hat. Wir gehen auch neue Wege in der Finanzierung und die Diözese plant, eine Stiftung für Bildung, Wissenschaft und Forschung einzurichten. Damit wollen wir insbesondere Menschen aus der Wirtschaft motivieren, uns in diesen Bildungsanliegen zu unterstützen. Welche Summen planen Sie, damit einzusammeln? Hintermaier: Für die Sanierung benötigen wir zusätzliche Drittmittel von ungefähr 20 Millionen Euro. Und für den laufenden Betrieb ist uns jeder Euro wertvoll. Warum braucht es einen „Campus der Zukunft“? Hintermaier: Weil so ein Ort der Begegnung, an dem unterschiedliche Generationen an einem Campus lernen und studieren, einmalig ist und eine immer größer werdende Lücke füllt. Ein Bildungsangebot mit Tiefgang verbunden mit einer Rückbesinnung auf das Menschliche ist das Gebot der Stunde. Wir wollen keinen Bildungsaktionismus betreiben, sondern aus einer tiefen Überzeugung heraus Menschen begleiten, Talente entwickeln, Inputs zu geben und zum Denken anregen. Unternehmer mögen sich fragen: Was hat die Wirtschaft davon? Hintermaier: Gerade in Betrieben ist die Erkenntnis in den letzten Jahren gewachsen, dass die ethische und die menschliche Komponente wichtig ist. Sinnstiftende Arbeit gewinnt zunehmend an Wert. In den komplexen Verflechtungen der globalen Wirtschaft frage ich mich manchmal, ob es da um den Menschen geht. Auch für Manager ist es ein wichtiger Wert, am Abend ruhig einzuschlafen, im Wissen, ihr Bestes getan zu haben. Deshalb denke ich, dass die Ausbildung im humanwissenschaftlichen Bereich eine wichtige Komponente ist. Die Kirche war früher Gestaltungsmacht. Ist so ein Projekt auch ein Statement in diese Richtung? Hintermaier: Dass wir uns im Bildungsbereich engagieren, ist durchaus kontrazyklisch. Es ist uns auch allen bewusst, dass wir ganz gezielt Gesellschaft und Kirche aktiv mitgestalten wollen. Es ist auch ein Wagnis. Man fragt sich: Funktioniert es, wird es angenommen? Man muss schon auch ein Stück Mut haben. Und Mut gehört zu den Gaben des Heiligen Geistes. Der Campus der Diözese als Leuchtturmprojekt? Hintermaier: Ein absolut treffender Vergleich, weil der Leuchtturm nicht das Ziel der Reise ist. Er hilft mir, durch Klippen durchzukommen, Grenzen und Gefahren zu erkennen, er gibt Orientierung. Bildung ist Orientierungs- und Entwicklungshilfe, damit ich mit dem Schiff des Lebens oder jenem der Kirche, gut vorankomme. n 4/2024 | CHEFINFO | 21 20 | CHEFINFO | 4/2024 Johann Hintermaier Bischofsvikar Diözese Linz Für die Sanierung benötigen wir zusätzliche Drittmittel von ungefähr 20 Millionen Euro. COVERSTORY COVERSTORY Wenn unerwartete Hürden unverhältnismäßig hohe Mehrkosten verursachen, stirbt das Projekt. Johann Hintermaier Bischofsvikar Diözese Linz Der „Bau-Manager Gottes“: Bischofsvikar Johann Hintermaier wurde vom Bischof die Projekt- leitung für den „Campus der Zukunft“ übertragen. Campus für Bildung und Wissenschaft der Diözese Linz: „Mit Licht und Holz das Vorhandene weiterbauen.“ Bischofsvikar Johann Hintermaier in der Dombauhütte Linz, die immaterielles Weltkultur- erbe der UNESCO ist.

WIRTSCHAFT du selbst bist.“ 58.010,24 Euro gegen Paranoia? Natürlich ist Etsy kein exklusiver Schauplatz für esoterische Kuriositäten, sondern eine Onlineplattform, auf der jeder seine Ware feilbieten kann. Eine, die aus beruflichen Gründen dort das einschlägige Angebot stets im Auge hat, ist Ulrike Schiesser. Die gebürtige Oberösterreicherin ist Geschäftsführerin der Bundesstelle für Sektenfragen. Was Sekten mit Esoterik zu tun haben? „Sekte ist ein sehr problematischer Begriff, den ich selber eigentlich nicht benutzen will, um eine Gruppe von Menschen so zu bezeichnen. Der Begriff Sekte trägt immer die Idee von etwas Bösem in sich. Ist es keine Sekte, dann ist es harmlos. Doch das ist viel komplexer.“ Eben auch wenn es um die Begrifflichkeit der Esoterik geht. „Es gibt da Menschen, die sich sehr bemühen und harmlose Dienstleistungen anbieten, aber es gibt auch manche, die kontrollierend sind, andere Menschen stark im Griff haben und ihr Leben steuern. Sobald sie eine Machtstruktur haben, gibt es fast immer Machtmissbrauch.“ Die Grenzen können dabei fließend sein. Vom 20-Euro-Augenblick bis zum Eine-Million-Seminar Einer der harmlosen Sorte ist ein Superstar der Szene: der Kroate Josip Grbavac, berühmt unter seinem Künstlernamen „Braco“. Am 5. Mai war er in Marchtrenk zu Gast. Für das Eintrittsgeld von 20 Euro bekommt man keinen Vortrag, keine Weisheiten – denn Braco spricht nicht –, sondern seinen „Blick“. 15 Minuten lang schaut Braco in die Menge. Ein Blick, der heilend sein soll. Im Anschluss kann man DVDs und diverse Fanutensilien kaufen. Ins bayerische Garching kamen 7.000 Menschen zu dieser alles in allem 30-Minuten-Performance, macht in diesem Falle r mal pi hoch Daumen einen Stundenlohn von 280.000 Euro. Für die einen kurios, für die anderen ein Erlebnis. Und mit 20 Euro ist der Einsatz überschaubar. Der Deutsche Frank „Agni“ Eickermann verlangt da schon ein wenig mehr, schließlich kann man dadurch zur „Lichtgestalt“ werden. Bis zu einer Million Euro – der Preis ist verhandelbar – kostet ein Viertagesseminar bei dem Urgestein der Szene. Will man sich die Million wieder reinverdienen, kann man in seinem streng hierarchisch und führerzentrierten Lichtzellen-Netzwerk mitmachen. Eine Form von Pyramidenspiel. Aus Gläubigen werden oftmals Gläubiger. Auch diverse Wundermittel wie Bioscanner oder Vitalisierungsgeräte mit Biophotonen, die helfen sollen, Stimmungen positiv zu verändern, sind meist im Direktvertriebssystem erhältlich. In Deutschland greift man bereits hart durch. Der Hersteller eines solchen Bioscanners wurde zu 2,5 Millionen Euro wegen Betrugs verurteilt. Die beiden Geschäftsführer mussten in Haft. Und Deutschlands umstrittener Gesundheitsminister Karl Lauterbach geht einen Schritt weiter. Er will Homöopathie als Kassenleistung streichen. Ein Milliardengeschäft. Schätzungen zufolge werden acht Milliarden Euro für die Zuckerkügelchen ausgegeben – Hauptmarkt: die DACH-Länder. Homöopathie ist zwar kein esoterisches Kerngeschäft, die Wirkung ist aber wissenschaftlich genauso wenig belegt wie ein persönlicher Schutzengel. Die Kügelchen seien ähnlich wirksam wie Placebos und die wirken bekanntlich über den eigenen Glauben daran. Bereit für den „Richland Mindset“? Inwieweit Homöopathie esoterisch ist oder nicht, ist ebenso wenig klar definierbar wie ein aktuell neues Geschäftsmodell. „Eine spezielle Influencerszene hat Kryptowährungen, Tradingplattformen oder Businesscoachings entdeckt, die über ein Pyramidensystem vertrieben werden“, schildert Schiesser. Dahinter steckt immer ein gewisser „Mindset“ und alleine schon bei diesem Wort schrillen Schiessers Alarmglocken: „Das ist wie ein rotes Tuch. Der Erfolg kommt immer mit Sie wollen, dass ihr verhasster Nachbar, der Ihnen am Sonntag die Zeitung klaut, leiden soll? Wie wäre es mit einem Unglückszauber? Den Fluch – einer von über 1.000 – „Make them suffer“ gibt es um 15,01 Euro zum digitalen Download bei der Plattform Etsy. Wem das nicht reicht, der muss tiefer in die Tasche greifen: Um 58.010,24 Euro bekommt man per Direktdownload Zugang zu gleich allen 72 Goethia-Dämonen. Was die können, verrät der Originaltext: „Diese Dämonen stürmen deine Feinde in die Schlacht, um sicherzustellen, dass sie dich in Ruhe lassen. Du verdienst es, ein Leben zu führen, in dem du nicht paranoid bist, dass Menschen dich angreifen, weil du Das perfekte ESOTERIK. Esoteriker machen immer öfter Schlagzeilen: Vom Energiering bis zu geweihten Stahlplatten in Unterhosen ehemaliger Spitzenpolitiker. Dahinter steckt ein Milliardengeschäft. Gelten die Heilsversprechen nur für die vermeintlichen Heilsbringer? TEXT: Jürgen Philipp GESCHÄFTSMODELL 4/2024 | CHEFINFO | 23 22 | CHEFINFO | 4/2024 FOTOS: BRACO, ROMOLOTAVANI / LIGHTFIELDSTUDIOS / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS 58.010,24 Euro kostet bei Etsy der Direktdownload zu den „72 Goethia-Dämonen“, die „Feinde“ abhalten. Ein Eso-Superstar ist demnächst in Marchtrenk zu Gast: 15 Minuten seines heilenden Blicks kosten 20 Euro. Frank „Agni“ Eickermann verlangt für ein Viertageseminar bis zu einer Million Euro. Ô

WIRTSCHAFT FOTOS: ROMOLOTAVANI / EVHENIIA VASYLENKO / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, BUNDESSTELLE FÜR SEKTENFRAGEN WIRTSCHAFT 4/2024 | CHEFINFO | 25 dem richtigen Mindset. Habe ich den nicht, dann ist eine innere Blockade mein Problem.“ Für diese gibt es meist eine weitere Lösung im Bauchladen. „Die Leute glauben dann wirklich, dass sie ein Problem haben.“ Das Ganze funktioniert perfide. „Wenn du nicht 40.000 Euro für dein Richland Mindset ausgibst, dann fehlt dir das Commitment. Du bist nur halbherzig dabei. Alles wird mit dem Gesetz der Anziehung erklärt. Das ist so, als würde ein Techniker eine Solaranlage montieren, und wenn die nicht funktioniert, sagt der Monteur: ,Du glaubst nicht stark genug an die Kraft der Sonne.‘“ 20.000 Unternehmen in Österreich Für Schiesser sind esoterische Geschäftspraktiken rein wirtschaftlich gesehen „perfekte Dienstleistungen und Produkte“. „Ich brauche keine Ausbildung, habe keine Materialkosten, kein Investment, keinen Personalaufwand und kann vieles schwarz machen. Oft geht es um Spenden oder einen ,Energieausgleich‘, um einen Impuls ans Universum zu senden.“ Und es gibt genügend Anbieter: Rund 20.000 Unternehmen von der Astrologie bis zum Tierkommunikator sind in der Branche vertreten. Damit sind Energetiker unter den Top 3 der EPU. Der Zugang ist relativ einfach. Der Gewerbeschein ist frei. Im Gegensatz zu anderen Branchen gibt es kaum Qualitätsstandards. Das ist nicht böswillig, sondern liegt in der Natur der Sache. „Die Qualität ist nicht messbar. Es gibt keine normale Geschäftsbeziehung wie anderswo, weil das Produkt meistens nicht greifbar ist. Wie will ich da Beschwerde gegen schlechte Arbeit erheben?“ Kommen Zweifel bei den Klienten auf, wird das – so Schiesser – oft auf das sich auflehnende Ego zurückgeführt. „Zweifel ist ein Zeichen für eine spirituelle Unvollkommenheit. Deshalb kommt es selten zu Verfahren, denn wenn es nicht funktioniert, liegt es am Klienten. Es wird viel mit Schuldgefühlen und emotionaler Manipulation gearbeitet.“ Das funktioniert in anderen Geschäftsfeldern kaum. Zudem sieht Schiesser, dass die EsoUnternehmer meist selbst an ihre Praktiken glauben: „Das wirkt dann für den Klienten umso authentischer.“ Die Expertin nimmt die Berufsgruppenvertretung allerdings in Schutz: „Es gibt Kriterien zum ethischen Umgang mit Klienten, da tut die Berufsgruppe wirklich viel.“ Qualität lässt sich nicht messen Der Konsumentenschutz ist in Streitfällen ziemlich zahnlos: „Viele schämen sich und verzichten von vornherein auf Rechtsmittel.“ Kommt es, selten, aber doch, zu einem Prozess, dann stehen Richter vor dem Dilemma, die Qualität zu beurteilen. Gibt es Verträge zwischen Klienten und Anbietern, dann „sind die meistens sehr gut gemacht. Man kommt nur schlecht heraus.“ Wie kurios das Thema „Messbarkeit“ sein kann, zeigt das Beispiel des Wiener Krankenhaus Nord. „Dort wurde um 95.000 Euro ein Energiering verlegt. Es kam ein anderer Heiler zur Baustelle und meinte: ,Ich spüre die Energie nicht. Ich hätte das besser und billiger gemacht.‘“ Was die Betreiber des Krankenhauses tatsächlich spürten, waren Spott und Hohn. Lebensgefährliche Heilsversprechungen? Die „großen“ Eso-Unternehmer in der Szene erfinden sich gerade neu. Statt Einzelsettings zu verkaufen, gehen immer mehr in die „Weiterbildung“. „Man verdient besser, wenn man andere Leute selbst zum Heiler ausbildet.“ Der Großteil der Branche beginnt meist mit einer nebenberuflichen Tätigkeit: „Oft aus einer Sehnsucht heraus, Menschen zu helfen, doch die allermeisten Ausbildungen im Sozialbereich sind schwer und langwierig. Die Abkürzung ist da oft die Traumaheilung. Meist beginnt es beim Geburtstrauma. Das ist Schuld an allem.“ Gefährlich wird es dann, wenn es um akute Krankheiten geht. „Diese werden oft eindimensional gesehen. So haben nach Meinung vieler Heiler Menschen deshalb Krebs, weil sie einen inneren Konflikt haben. Wenn Kranke ergänzend zu einer ärztlichen Behandlung alternative Methoden als Unterstützung wählen, ist das okay. Es gibt kranken Menschen das Gefühl, selber etwas zu tun.“ Passiert das nicht, kann es lebensgefährlich werden. Schulterzucken im Rechtssystem Solche Fälle poppen immer wieder auf. Hinterbliebene klagen, nur wenige haben Erfolg. „Manche esoterische Schulen bauen große, geschlossene Gemeinschaften auf. Es gibt viele Tote dadurch.“ Eine konkrete Schuld nachzuweisen ist komplex, etwa ob der Tod auch durch konventionelle Behandlung verhinderbar gewesen wäre, oder: „Wo war die Mitschuld der Gemeinschaft? Rechtlich ist das ganz schwer zu verfolgen. Es gibt meist ein Schulterzucken im Rechtssystem. Die Menschen sind erwachsen und können selbst entscheiden, was sie mit ihrer Gesundheit tun.“ Die Ablehnung der Schulmedizin und der Pharmaindustrie ist dabei ein Klassiker in der Szene. Das zieht immer mehr esoterisch-affine Menschen in einen Verschwörungsstrudel. „Sie bilden eine Blase, die sich gegenseitig bestärkt und gegenseitig Kunden zuschiebt. Und sie arbeiten mit der Angst. Viele predigen den Wirtschaftszusammenbruch, den Dritten Weltkrieg oder, dass uns 5G kontrolliert. Doch sie haben stets ein Mittel, mit dem man sich dagegen schützt. Das ist Teil der gegenseitigen Referenzierung. Man ist Teil einer Elite.“ Das System schützt sich damit selbst: „Es ist immunisierend, weil kritisches Denken und eigenständiges Handeln als selbstgefährdend propagiert wird.“ „Intellektueller Sitzstreik gegen die Realität“ Bestärkt werden die Zirkel durch eine sehr „ich-bezogene Zeit.“ „Es geht immer um das ganz persönliche Glück und die ganz persönliche Freiheit. Und wir leben in einem Optimierungswahn. Alles muss perfekt sein, der perfekte Partner, das perfekte Einkommen, das perfekte Glück.“ Das alles wird mit „magischem Denken“ versprochen. „Meine Worte sind Gedanken und meine Gedanken haben Macht. Das ist abergläubisches Denken und fast alle sind abergläubisch.“ Die Erosion der Großkirchen führte zu diesem Vakuum, das nun Individualreligionen füllen. „Österreich war immer stark katholisch geprägt und auch da gab es schon emotionale Erpressung: ,Wenn du nicht aufisst, weint das Jesuskind.‘“ Das wird oft ausgenutzt. „Die Grundprinzipien sind durchaus menschlich“, zeigt Schiesser Verständnis, denn: „Es ist eine Illusion, zu glauben, dass wir als Gesellschaft rational oder logisch sind. Es ist wie ein intellektueller Sitzstreik gegen die Realität.“ Wer braucht schon Ratio und Logik, wenn man sich Weisheit kaufen kann? Etwa mit dem „Thor The Viking King Transformationsritual“ bei Etsy. Sie sollten aber schnell sein, zum einen ist der Preis von 1.900 Euro auf 475,75 Euro gesenkt und es ist nur noch eines übrig. n Das ist so, als würde ein Tech- niker eine Solaranlage montieren, und wenn die nicht funktioniert, sagt der Monteur: ,Du glaubst nicht stark genug an die Kraft der Sonne.‘ Ulrike Schiesser GF Bundesstelle für Sektenfragen Es ist eine Illusion, zu glauben, dass wir als Gesellschaft rational oder logisch sind. Es ist wie ein intellektueller Sitzstreik gegen die Realität. Ulrike Schiesser GF Bundesstelle für Sektenfragen Es kommt so gut wie nie vor, dass sich kein Unternehmer aus einer Branche zum Interview wagt. Diesmal war es so weit. Für diese Story habe ich elf Unternehmen der Esoterikbranche angeschrieben – aber niemand hat sich gemeldet. Weder die Wahrsagerin, das Medium, die Steinheilerin, die Bioenergetiker, Tierkommunikatoren oder der Veranstalter von Esoterikmessen. Wahrscheinlich haben sie vermeintlich negative Vibes empfangen. Als Journalist sollte man immer die Metaebene einnehmen und beide Seiten hören, und daran halte ich mich auch. Doch wie kann man das, wenn einem niemand die Chance dazu gibt? Wahrscheinlich hat es – wie die Geschäftsführerin der Bundesstelle für Sektenfragen, Ulrike Schiesser, erzählt – damit zu tun, dass sich die Szene immer mehr verschließt. Der deutsche Esoterikexperte Matthias Pöhlmann meinte im „Sonntagsblatt“: „Esoterik und Verschwörung bilden ein Zwillingspaar.“ Als Vertreter der „Mainstream-Medien“ gehöre ich wohl nicht zu diesen exklusiven Zirkeln. KEINE ANTWORT IST AUCH EINE ANTWORT

Im Jahr 2023 wurden erstmals mehr E-Bikes als nicht elektrisch betriebene Fahrräder verkauft. Die Fahrradverkaufszahlen bestätigen außerdem die rasant steigende Nachfrage nach E-Falträdern und (E-)Transportfahrrädern. Neben dem Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur sind monetäre Kaufanreize wie Dienstfahrradmodelle und die E-Mobilitätsförderung erhebliche Treiber dieser Entwicklung. „Wir haben einen Meilenstein auf dem Weg zur nachhaltigen Mobilitätswende erreicht“, berichtet Hans-Jürgen Schoder, Sprecher der ARGE Fahrrad, der auch keine Lieferschwierigkeiten im Bereich der E-Bikes befürchtet: „Die Lager sind gut gefüllt, Probleme im Bereich der Lieferketten gibt es fast keine und auch die Preissituation ist eine stabile.“ Damit nähert sich laut Schoder der Markt wieder dem Niveau von 2019 an. „In den Jahren 2020, 2021 und 2022 lag die Absatzmenge auf einem überdurchschnittlich hohen Niveau. „Dieses überproportionale Wachstum ist insbesondere durch pandemiebedingte Nachholeffekte entstanden und hat zu hohen Lagerbeständen im Handel 2022 und 2023 geführt. Infolgedessen wurden 2023 weniger Fahrräder von der Industrie an den Handel verkauft. Dadurch lassen sich jedoch keine Rückschlüsse auf die tatsächliche Nachfrage nach Fahrrädern im Handel ziehen. Diese ist weiterhin sehr hoch und kann durch die gut gefüllten Lager auch sehr gut gedeckt werden. Der Sport- und Fahrradfachhandel berichtet mit einigen Ausnahmen von zufriedenstellenden Verkaufs- und Umsatzzahlen.“ Keine Probleme mit Lieferketten Diese Sichtweise bestätigt auch Stefan Limbrunner, Geschäftsführer von KTMFahrrad: „Auch wenn Prognosen schwierig sind, wir gehen davon aus, dass der Markt für E-Fahrräder pro Jahr um 5 bis 15 Prozent steigen wird.“ Für Limburger sind bei den Händlern auch genug Fahrräder vorhanden: „Da es keine nennenswerten Probleme bei den Lieferketten gibt, ist die Auswahl an E-Bikes bestens“. Dass zeigen auch aktuelle Zahlen: Von rund 421.000 Fahrrädern, die 2023 von der Fahrradindustrie an den österreichischen Sport- und Fahrradfachhandel verkauft wurden, waren übrigens 52 Prozent E-Bikes. Bei den Fahrrädern für Erwachsene liegt der Marktanteil sogar bei 62 Prozent. Auch Christian Lehner, einer der Geschäftsführer von Sport Lehner aus Pregarten, sieht in diesem Bereich keine Schwierigkeiten: „Man kann davon ausgehen, dass rund 90 Prozent der Kunden ihr gewünschtes Fahrrad sofort oder schon nach ein, zwei Wochen erhalten. Bei speziellen Wünschen kann es auch länger dauern, doch das war auch schon vor Corona so.“ Für Lehner „gibt es auch keine Rabattschlacht“, wie in deutschen Medien zu lesen war. „Wer sich umsieht, bekommt natürlich günstigere Räder. Aber das war schon immer so. Unter dem Einkaufspreis zu verkaufen geht aus wirtschaftlichen Gründen sowieso nicht“, erklärt der Unternehmer. FOTOS: INTERSPORT PÖTSCHER, SPORT LEHNER, ASCENTXMEDIA / E+ / GETTY IMAGES WIRTSCHAFT WIRTSCHAFT 4/2024 | CHEFINFO | 27 26 | CHEFINFO | 4/2024 Peter Pötscher in seinem Shop: Service und Reparaturen von E-Bikes sind ein gutes Geschäft. „Es gibt keine Rabattschlacht“ FAHRRADMARKT. Von rund 421.000 Fahrrädern, die 2023 von der Fahrradindustrie an den österreichischen Fahrradfachhandel verkauft wurden, waren 52 Prozent E-Bikes. Von großflächigen Preisnachlässen und Lieferengpässen will man nichts wissen. TEXT: Andreas Hamedinger 75 Prozent des Gesamtumsatzes des Fahrradhandels gehen auf E-Bike-Verkäufe zurück. Das entspricht 894 Millionen Euro. Ô Christian Lehner Co-Geschäftsführer Sport Lehner, Pregarten Man kann davon ausgehen, dass rund 90 Prozent der Kunden ihr gewünschtes Fahrrad sofort oder schon nach ein, zwei Wochen erhalten.

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