CHEFINFO 04_Mai 2024

MANAGEMENT 68 | CHEFINFO | 4/2024 FOTOS: INDUSTRIELLENVEREINIGUNG, PREWAVE Bürokratiemonster? Für den Präsidenten der IV Österreich, Georg Knill, schießt sich die EU „ins eigene Knie“. „Das Lieferkettengesetz führt zu einem enormen bürokratischen Aufwand und erheblichen Kosten durch ausufernde Sorgfaltspflichten, vor allem für Klein- und Mittelbetriebe. Die Entscheidung des EU-Parlament ist unverantwortlich und schwächt europäische und österreichische Unternehmen.“ Knill räumt aber einen gewissen guten Willen ein: „Was gut gemeint ist, ist nunmehr das Gegenteil von gut gemacht. Europa verliert damit erneut an Glaubwürdigkeit.“ Das Bürokratiemonster, das Knill sieht, geht nicht zuletzt auf fehlende Daten zurück. Selbst Oxfam räumt ein, dass viel zu wenige über die realen Arbeitsbedingungen in Entwicklungsländern, die meist am Anfang der Kette stehen, verfügbar seien. CSDDD zum Vorteil nützen Wie kann man mit den fehlenden Daten die Lieferkette sorgsam prüfen? Des einen Leid, des anderen Freud. Zahlreiche ITUnternehmen bieten Lösungen an. Für die Gartner Group ist eine saubere Lieferkette aber kein anlassbezogener Fall, sondern bereits länger Notwendigkeit. Schon die Pandemie hätte aufgezeigt, dass klassisches Supply-Chain-Management nicht mehr ausreicht, dazu kommen globale Krisen und der Klimawandel. All das habe dazu geführt, dass sich Unternehmen in den letzten Jahren ihre Lieferketten genauestens angesehen hätten. In einer Gartner-Umfrage meinten 82 Prozent der befragten Chief Supply Chain Officers bereits 2022, ihre Ketten in Richtung Nachhaltigkeit auszurichten. Das sei nicht nur ein hehres Ziel sondern ein Muss, so das Beratungsunternehmen. Mit Technologie gegen Bürokratie Unterstützt werden Unternehmen dabei von Programmen und Software. Künstliche Intelligenz und die Blockchain könnten das „Bürokratiemonster“ entschärfen. Für Harald Nitschinger, Co-Founder und Managing Director des Scale-ups Prewave treibt die Lieferkettenrichtlinie Innovationen an und „schafft die Möglichkeit, die europäischen Lieferketten nicht nur nachhaltiger, sondern auch widerstandfähiger zu gestalten“, wie er in einem Gastkommentar bei brutkasten schreibt. Nachhaltigkeit und Sicherung des Wohlstands in Europa seien für ihn kein Widerspruch. Prewave hat dabei Erfahrungen mit ähnlichen nationalen Gesetzgebungen außerhalb der EU, wie dem Schweizer CSoTr oder dem Norwegian Tranparency Act. Beispiele, die zeigen, dass auch die „effiziente und unbürokratische Umsetzung mittels moderner Technologie möglich ist“. Prewave etwa betreut mehr als 170 Unternehmen bei der Erfüllung des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG). Pragmatik spart viel Zeit Nitschinger sieht dabei keine Totalüberwachung der Lieferanten, sondern empfiehlt einen gezielten risikobasierten Ansatz. Der fokussiere sich auf das Monitoring der wichtigsten Segmente innerhalb der Wertschöpfungskette. „Dies sind Bereiche, die sowohl für Nachhaltigkeitsverstöße anfällig sind, besonders kritisch für den Betrieb und auch von Unternehmen beeinflusst werden können.“ Diese identifizierten Risken ermöglichen technologische Monitoringlösungen in Echtzeit. Die Berichterstattung würde dadurch automatisiert und effektiver. „So wird nicht nur Bürokratie vermieden, sondern tatsächlich der wirtschaftliche Betrieb gestärkt.“ Vor allem für KMU sei das wichtig, so Nitschinger. Sie bräuchten pragmatische Lösungen. „Unser Vorschlag sind hier Branchenlösungen bzw. Zertifizierungsprozesse, die ein Whitelisting ermöglichen.“ Damit würde der Aufwand drastisch reduziert und das Ausfüllen von Fragebögen vermieden. Es gibt also Lösungen – auch für die Kokosnuss –, und daher ist wohl nicht zu befürchten, dass die Wirtschaft so nackt dastehen wird, wie August Engelhardt auf seiner Kokosnussinsel Kabakon. n ›450 Millionen Umsatz und mehr als 1.000 Mitarbeiter müssen Unternehmen haben um CSDDD-pflichtig zu sein. IV-Präsident Georg Knill ist wenig entzückt. Die EU würde sich mit dem Bürokratiemonster CSDDD ins „eigene Knie schießen“. Für Prewave-CEO Harald Nitschinger treibt CSDDD Innovationen an und kann Lieferketten nachhaltiger und widerstandfähiger machen. 4/2024 | CHEFINFO | 69 Fachhelfer:innen wachsen zwar nicht auf Bäumen, mit dem richtigen Werkzeug können aber auch Betriebsneulinge in kurzer Zeit gute Ergebnisse erzielen. „Viele unserer Kundinnen und Kunden haben ähnliche Themen“, schildert Werner Philipp, Leiter des WIFI FIT. So auch Lenze in Asten. Der Spezialist für Automatisierungs- und Antriebstechnik betreibt in seiner Fertigung in Linz-Land ein Assemblierungswerk. Dabei setzt man auch auf Fachhelfer:innen, die „fast alle branchenfremde Berufe erlernt haben. Menschen, die sehr unterschiedlich qualifiziert sind. Es fehlt oft die Erfahrung im Umgang mit Metalltechnik“, schildert Julia Stadlbauer, Senior HR Business Partner bei Lenze Austria in Asten. Skills auf gleiches Niveau heben Stadlbauer und ihr Team stellten sich daher die Frage, wie man diese unterschiedlichen Skills ohne eine dreijährige Wartezeit bis zu einer abgeschlossenen (verkürzten) Lehrabschlussprüfung auf ein einheitliches Niveau heben könnte. Die Lösung fand sie in einem maßgeschneiderten Programm des WIFI OÖ. „Wir setzten uns mit dem WIFI FIT zusammen und erarbeiteten die Themen, die uns wichtig sind.“ Themen, die in einen Theorie- und einen Praxisteil zu je sechs Tagen gegliedert werden. In der Theorie werden die Grundlagen behandelt, von Metalltechnik und Werkstoffkunde über angewandte Mathematik bis hin zu Arbeitssicherheit und Ergonomie. Der praktische Teil beinhaltet unter anderem Schleifen, Feilen, Fräsen, Skizzen-Erstellen und GewindeSchneiden. Das WIFI FIT stellte das Programm nach Kundenwunsch zusammen und wählte die passenden Trainer zu den einzelnen Modulen aus. Lösung für Fachkräftemangel? Dieses Programm, das die Mitarbeiter:innen freiwillig in Anspruch nehmen können – „Wir wollten keine Pflichtveranstaltung“ – fand großen Anklang. „Trotz der intensiven Zeit neben der Zweierschicht wurde es sehr positiv aufgenommen. Die Leute waren dankbar.“ Das erste Modul ist bereits absolviert. „Das Programm ist so konzipiert, dass es ein Erweiterungs- bzw. Aufbaumodul gibt.“ Dazu besteht die Möglichkeit, die Mitarbeiter:innen auch auf einen Lehrabschluss in einem Metalltechnikberuf vorzubereiten. „Die bereits erlernten Inhalte werden dabei angerechnet.“ Für Werner Philipp ist es ein Schlüssel zur Lösung des Facharbeitermangels: „Oft sind es nur einzelne Skills, die fehlen oder für ein grundlegendes Verständnis der Materie nötig wären. Mit diesem Programm können wir diese Skills rasch vermitteln.“ Jetzt informieren! 05-7000-7356 oder office@wifi-fit.at Mag. Julia Stadlbauer, Senior HR Business Partner bei Lenze Austria in Asten, erarbeitete gemeinsam mit WIFI FIT ein effizientes Qualifizierungsprogramm für Fachhelfer:innen. Soforthilfe für Fachhelfer:innen FACHHELFER:INNEN. Ein effizientes Programm des WIFI FIT macht aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die branchenfremde Berufe gelernt haben, in kürzester Zeit Fachhelfer:innen in der Metallbranche. ANZEIGE FOTO: LENZE AUSTRIA Dieses Programm, das die Mitarbeiter freiwillig in Anspruch nehmen, findet großen Anklang. Mag. Julia Stadlbauer Senior HR Business Partner bei Lenze Austria

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