CHEFINFO 04_Mai 2024

FOTO: PETMAL / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS FOTO: DREIHANS Nachhaltiges Bauen ist in Österreich im Trend, doch allzu häufig wird es lediglich als Synonym für Energieeffizienz betrachtet. Für Markus Obermüller, einer von vier Geschäftsführern der Firma Dreihans mit Sitz in Ulrichsberg, geht es um deutlich mehr. Er ist der Überzeugung, dass neben der Raumordnung, dem Ressourcenverbrauch auch der Lebenszyklus eines Gebäudes eine immer wichtigere Rolle spielen wird. „Im Zentrum stehen Lebenszyklusberechnungen, die Wiederverwertbarkeit der verarbeiteten Rohstoffe und das sortenreine Trennen, wenn das Gebäude ausgedient hat.“ Obermüller sieht seine Branche an einem Wendepunkt angelangt – und sein Unternehmen, das seit Oktober 2023 als Dreihans GmbH firmiert, in einer perfekten Startposition: „Wir stehen für die Schlagkraft des Großen und die Flexibilität des Kleinen.“ Der Firmenname (Ausdruck im Dialekt für „drei sind es“) ist eine Anspielung auf Herkunft und Geschichte dreier Traditionsbetriebe, die zum größten Bauunternehmen im oberen Mühlviertel fusionierten. „Der Name steht für Tradition und die Region. Er soll symbolisieren, dass wir nicht die Bodenhaftung verloren haben und doch offen für Neues sind“, sagt Obermüller. Jobs im Holzbau sind gefragt Das Portfolio als Gesamtanbieter, Erfahrung und Netzwerk, die man bei Projekten vom privaten Hausbau über gewerbliche Bauten bis hin zur Haustechnik einbringe, werde bei Auftraggebern „sehr gerne gesehen“. Rund 500 Mitarbeiter sind an sechs Standorten beschäftigt, davon allein 120 in den Holzbauzentren in Ulrichsberg und Pfarrkirchen. Im Holzbau zählt das Unternehmen zu den Top 3 in Oberösterreich und hat laut Obermüller großes Wachstumspotenzial. Statt der klassischen Zimmerei steht allerdings Ingenieurholzbau im Mittelpunkt. Die Jobs sind begehrt. Der durchschnittliche Mitarbeiter im Holzbausektor ist jünger als 30 Jahre. Viele sind Absolventen der Fachhochschule Kuchl oder der HTL Hallein in Salzburg. Die Aufgaben sind vielfältig und reichen von der Planung mehrgeschoßiger Gebäude mit Building Information Modeling (BIM) über Brandschutzthemen bis hin zum hybriden Bausystem, also bauen im Holz-Beton-Verbund. Der große Vorteil im Holzbau ist die Vorfertigung mit kurzen Montagezeiten. Während andere erst von BIM sprechen, wird bei Dreihans bereits seit Jahren modellbasierte Konstruktion (BIM) gelebt und angewendet. Projekte werden realisiert von Wien bis Salzburg und München. Kein Widerspruch: Holz und Beton Seit der Gründung von Dreihans hat man sich auch das Thema Forschung & Entwicklung auf die Fahnen geheftet. Zu Jahresende sollen die Elemente für eine Holz-Beton-Verbund-Decke (HBV) marktreif sein, die seriell erzeugt und und in vielen Fällen die Hohldielendecke als zukunftsträchtige Alternative ablösen kann. Von der Autoindustrie lernen, lautet die Devise: „Die Bauwirtschaft wird sich mit Standardisierungen befassen müssen“, sagt Obermüller. Dabei geht es nicht nur um Kosten, sondern auch um den effizienten Umgang mit Ressourcen und die Beschleunigung des Bauprozesses. Eine Verbunddecke spart Gewicht und man kann daher größere Spannweiten erzielen. Einige Hybridprojekte wurden bereits realisiert, etwa ein Mehrgeschoßbau für die Diözese in Urfahr und eine Halle für Pöttinger in Grieskirchen. Bei vielen Leitbetrieben steigt der Konkurrenzdruck und schärft das Bewusstsein für Gebäude, in denen sich Mitarbeiter wohlfühlen. Großes Potenzial in Städten Obermüller ist davon überzeugt, dass die Nachfrage nach Holzbauten in Städten steigen wird. Der Vorteil: „Der gesamte Bauablauf passiert schneller, sauberer, lärmarmer. Wir haben Baustellen, wie zum Beispiel ein Schulprojekt in Regensburg, wo eine maximale Dezibelzahl vorgeschrieben ist.“ Für viele in der Wirtschaft ist die EU-Taxonomie-Verordnung ein Reizthema, nicht aber für Obermüller: „Der grüne Wind aus Brüssel kommt dem Holzbau entgegen.“ Holz ist ein nachwachsender und CO2-bindender Rohstoff. Derzeit wird in Oberösterreich nicht mehr Holz entnommen, als in den Wäldern nachwächst. Seit der Jahrtausendwende sind etwa 7.000 Hektar dazugekommen. Das entspricht einem Flächenzuwachs von etwa 500 Fußballfeldern pro Jahr, rechnet die Vereinigung proHolz vor. 4,1 Millionen Kubikmeter Holz wachsen in Oberösterreich jedes Jahr nach: Mit dieser Holzmenge könnte man 100.000 Einfamilienhäuser errichten. Oder anders formuliert: Alle fünf Minuten entsteht in unseren Wäldern genug Holz für den Bau eines Einfamilienhauses. n NACHHALTIGKEIT 4/2024 | CHEFINFO | 77 76 | CHEFINFO | 4/2024 Zeitenwende am Bau NACHHALTIGKEIT. Die Dreihans GmbH ist nach der Fusion dreier Familienbetriebe das größte Bauunternehmen im oberen Mühlviertel. Großes Potenzial sieht man im Holzbau. Warum das so ist, erklärt einer der Geschäftsführer. TEXT: Klaus Schobesberger 4,1 Millionen Kubikmeter Holz wachsen in Oberösterreich jedes Jahr nach. Der grüne Wind aus Brüssel kommt dem Holzbau entgegen. Markus Obermüller Geschäftsführer Dreihans GmbH, Ulrichsberg

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