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70 | CHEFINFO | 4/2023 4/2023 | CHEFINFO | 71 FOTOS: CHRISSI RECHLING-CASTRO, WWW.FRIEDLUNDPARTNER.AT, ALEXANDRA HÜTTNER, VERANSTALTER FREIRÄUME XXXXXX Die Freiräume (Un)- Conference spricht alle Menschen an, die mitwirken wollen, Organisationen der Zukunft zu erdenken, zu erproben und Wirklichkeit werden zu lassen. NEW WORK. Die Freiräume (Un)Conference ist die größte Veranstaltung in Österreich zu neuen Arbeits- und Organisationsformen. Wir sprachen mit den beiden Veranstaltern über ihre Beweggründe. INTERVIEW: Friederike Plöchl CHEFINFO: Wie geht das, Arbeit neu zu organisieren? Wie kommen wir zu einem guten Job bzw. gutem Leben für alle? Manuela Grundner: New Work, Agilität, Selbstorganisation, Reinventing Organisation, Transformation: Diese Buzzwords geistern durch die Arbeitswelt von heute. Unterm Strich geht es um diese Frage: Wie wollen wir Arbeit organisieren, die eine Bereicherung auf vielen unterschiedlichen Ebenen darstellt? Die oben genannten Begriffe kreisen sowohl um den Mindset als auch um konkrete Methoden, die es braucht, umAntworten zu finden. Eine schlechte Nachricht gleich vorweg: Es gibt leider keine One-sizefits-all-Lösung, die man mittels Schrittfür-Schritt-Anleitung im Unternehmen einführen kann. Es braucht einen individuellen Weg für jede Organisation. Bei den Freiräumen kann man Pionierstationen besuchen, die von Unternehmen betrieben werden, die New Work bereits integriert haben. Dort kann man von deren Erfahrungen lernen und überlegen, was man im eigenen Unternehmen auch versuchen möchte. Wen genau wollt ihr damit ansprechen? Was erwartet die etwa 300 Besucher bei dieser in Österreich einzigartigen Veranstaltung? ManuelaGrundner&GregorKarlinger: Die Freiräume (Un)-Conference spricht alle Menschen an, die mitwirken wollen, Organisationen der Zukunft zu erdenken, zu erproben und Stück für Stück Wirklichkeit werden zu lassen. Wir möchten als Gastgeber lediglich einen guten Rahmen schaffen, in dem diese Gespräche dann gedeihlich stattfinden können. Daher arbeiten wir nur mit wenig „programmierten“ Formaten – wie die beiden Keynotes – und überlassen ganz vieles den Teilnehmern oder Teilgebern, wie wir lieber sagen. Dazu stellen wir Formate wie die Pionierstationen und einen Open Space bereit. Aktuell haben wir bereits wieder mehr als 25 Organisationen aus ganz unterschiedlichen Feldern an Bord. Der 12. und der 13. Juni 2023 werden damit zu einem Begegnungsraum, in dem sich eine sehr bunte Mischung von Leuten mit unterschiedlichen Vorerfahrungen trifft: Leute, die mit dem Status quo in ihrem Umfeld unzufrieden sind, werden auf Praktiker aus PionierorganisatioFreiräume MANAGEMENT nen treffen. Neugierige holen sich Input von alten Hasen. Unkonventionelle Denker finden Sparringspartner für ihre Ideen oder konkrete Gestaltungsansätze für die nächsten Schritte. Was beschreiben eure Leitthemen Selbstorganisation, Ganzheit und unternehmerischer Sinn? Manuela&Gregor: Diese drei Begriffe beschreiben zentrale Elemente von zukunftsfähigen Organisationen. Bei Selbstorganisation geht es darum, das Unternehmen so zu gestalten, dass Entscheidungen vermehrt dezentral von jenen getroffen werden, die von diesen auch unmittelbar betroffen sind. Diese haben meist auch die beste Informationslage, um eine gute Entscheidung treffen zu können. Die Ganzheit bezeichnet einen potenzialorientierten Ansatz, in demMitarbeiter ermutigt werden, sich mit allen Talenten, Fähigkeiten und Facetten ihrer Persönlichkeit einzubringen. Das ist meist deutlich mehr, als in einer klassischen Stellenbeschreibung umrissen ist. Beim unternehmerischen Sinn geht es um die Frage des Daseinszwecks, der Aufgabe des Unternehmens in der Gesellschaft, in der Welt. Oder anders gesagt um die Beantwortung folgender Frage: Was würde die Welt vermissen, wenn es das Unternehmen nicht gäbe? Für viele wird diese Frage immer wichtiger bei der Wahl ihrer Arbeit. Sie wollen Teil von etwas Größerem sein, etwas in die Welt bringen, wozu sie alleine nicht imstande wären. Ganzheit stellt den Mitarbeiter in all seinen Facetten in den Mittelpunkt. Sie bedeutet, dass wir nicht länger unser privates Ich an der Garderobe des Unternehmens abgeben, um uns ein professionelles Ich überzustülpen. Ganzheit verbindet Familie und Beruf. Sie zieht Menschen an, deren Berufung zum Zweck des Unternehmens passt. In sinnstiftenden Unternehmen sind Umsatz, Gewinn und Marktanteil notwendiges Mittel zur Erfüllung des Zwecks. Der Wert von Arbeit ist der Schwerpunkt der Freiräume (Un)Conference 2023. Warum dieses Thema? Manuela: Im Moment ist nicht nur die Arbeitswelt im Wandel, sondern die ganze Gesellschaft ist es. Der (Gegen)- Wert von Arbeit ist viel mehr als der Gehaltsscheck. Daher braucht es in Unternehmen den Blick darauf, was alles den Wert von Arbeit ausmacht, und zwar aus ganz unterschiedlichen Perspektiven: den Blick der Geschäftsführung und der Mitarbeiter. Den des Vertriebs und den des HR-Managements, der Produktion sowie des Supports. Gregor: Der Wert von Arbeit ist ein sehr vielschichtiger Titel. Aus der Sicht des Unternehmens tun sich ebenfalls spannende Fragen auf: Wie bewerte ich die Arbeit meiner Mitarbeiter? Kann ich in einer Zeit, in der die Wertschöpfung praktisch immer im Zusammenspiel von ganz vielen Menschen erbracht wird, den individuellen Anteil Einzelner an dieser Wertschöpfung überhaupt noch messen und bewerten? Und da ist auch noch die gesellschaftliche Perspektive. Da hat die Coronapandemie wie ein Katalysator gewirkt. Viele Menschen fragen sich, warum Arbeit in unserer Gesellschaft so unterschiedlich bewertet wird. Neben den – sagen wir mal – „Miteinander“-Formaten, gibt es auch klassische Keynotes. Wer steht dieses Jahr am Programm? Gregor: Dazu konnten wir dieses Jahr zwei spannende Inputgeber gewinnen: Nadine Nobile ist im deutschsprachigen Raum durch ihre intensive Auseinandersetzung mit dem Thema New Pay bekannt. Sie wird sich in ihrer Keynote „Wie wir Vergütung neu denken!“ damit auseinandersetzen, wie wir in Organisationen über Geld und Gehalt sprechen können und welche Währungen abseits von Geld für die Vergütung von Arbeit und Engagement noch wichtig sind. Christian Felber hat sich einen Namen rund um das Thema der Gemeinwohlökonomie gemacht. Er betrachtet in seinem Input Arbeit, Wert und Gemeinwohl die Frage: „Wie kommen wir zu einem guten Leben für alle?“ Er beschäftigt sich mit der Frage, welchen Stellenwert die Menschen heute der Erwerbsarbeit einräumen möchten und wie viel Platz sie sich bewusst für andere Formen von Arbeit (wie etwa Fürsorgearbeit oder Gemeinwesenarbeit) nehmen möchten. Und er hinterfragt kritisch, wie wir eigentlich bewerten, welche Arbeit wie viel wert ist. n Hierarchische Strukturen stammen aus dem industriellen Paradigma und passen für viele der heutigen Problemstellungen nicht mehr. Gregor Karlinger Organisator Freiräume (Un)Conference INFORMATION FREIRÄUME (UN)CONFERENCE Hauptact Live: 12. + 13. Juni 2023 in der Seifenfabrik in Graz mit Nadine Nobile und Christian Felber Finale im Onlineformat: 4. Juli 2023 Tickets sind erhältlich unter: https://freiraeume.community Die Freiräume wollen Inspiration liefern und ermutigen, erste Schritte der Veränderung zu gehen. Manuela Grundner Organisatorin Freiräume (Un)Conference

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