FOTOS: MYKYTA DOLMATOV / BRO VECTOR / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS MANAGEMENT In den letzten Jahren fanden in mehreren Ländern bereits Versuche zur Viertagewoche bzw. Arbeitszeitverkürzung statt. Unter anderem testeten Unternehmen in Irland, Island und Belgien das neue Modell und in allen Ländern zeigte sich sowohl eine positive Auswirkung auf die Unternehmensproduktivität als auch auf das Wohlbefinden der Arbeitnehmer. So stieg etwa im britischen Pilotprojekt der Umsatz der beteiligten Unternehmen während der Testphase durchschnittlich um 1,4 Prozent, wohingegen die Krankentage um 65 Prozent zurückgingen und die Zahl der Arbeitnehmer, die das Unternehmen verließen, um mehr als die Hälfte reduziert werden konnte. „Der nächste logische Schritt“ Auch in Österreich wird die Forderung nach einer gesetzlichen Arbeitszeitverkürzung immer lauter. Die Zahl der Teilzeitbeschäftigten stieg in den letzten drei Jahrzehnten bereits stark an, wohingegen die Zahl der Vollzeitbeschäftigten stagniert. In keinem europäischen Land ist „mehr arbeiten“ unattraktiver als in Österreich. „Da verstehe ich, dass Menschen nicht wahnsinnig motiviert sind. Wer um 50 Prozent aufstockt, erhält zwar brutto auch 50 Prozent mehr. Netto sind das jedoch bescheidene 32 Prozent mehr am Konto“, weiß Wolfgang Pischinger, Bundesvorsitzender der FCG/GPA. „Es wird immer intensiver gearbeitet, der Arbeitsdruck steigt. Eine gesetzliche Arbeitszeitverkürzung ist der nächste logische Schritt“, sagt auch Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl und verlangt eine schrittweise Senkung der Arbeitszeit auf 30 bis 35 Stunden bei voller Bezahlung. Eine repräsentative Onlineumfrage der Arbeiterkammer durch alle Berufsgruppen und Branchen unterstreicht diese Forderung. Acht von zehn Befragten gaben an, weniger arbeiten zu wollen, und jeder dritte Arbeitnehmer kann sich nicht vorstellen, den aktuellen Job bis zur Pension auszuführen. Auch SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch nimmt das britische Pilotprojekt als Anreiz und fordert von Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) ein Pilotprojekt zur Viertagewoche in Österreich und Unterstützung für Beschäftigte und Unternehmen. „Das ist soziale Politik für Österreich“, sagt Muchitsch. Leistung belohnen „Eine generelle Arbeitszeitverkürzung bei vollen Bezügen wäre fatal für die heimische Wirtschaft“, warnt Joachim HaindlTeilzeit bald die neue Vollzeit? ARBEITSZEIT. Die Forderung nach einer gesetzlichen Arbeitszeitverkürzung wird lauter. Gegner warnen vor Wohlstandsverlust und fordern steuerliche Anreize für Mehrarbeit. TEXT: Kerstin Reitterer Grutsch, Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ). Bereits jetzt fehlen in allen Bereichen Arbeitskräfte, durch eine Verkürzung der Arbeitszeit würden mehrere Hundert Millionen geleistete Arbeitsstunden pro Jahr wegfallen. Bei der Zahl der unbesetzten Stellen liegt Österreich EU-weit auf Platz eins. „Der Arbeitskräftemangel wird sich durch die demografische Entwicklung in den nächsten Jahren massiv verschärfen und denWirtschaftsstandort enorm beschädigen. Das führt zu Wohlstandsverlust in der Bevölkerung sowie zur Unfinanzierbarkeit des Sozialsystems. Es ist jetzt höchste Zeit zu handeln, sonst ist die Rolle Oberösterreichs als industrieller Wertschöpfungsmotor der Republik nicht aufrechtzuerhalten“, betont Haindl-Grutsch. Statt einer Arbeitszeitverkürzung fordert die Industriellenvereinigung eine Anpassung der steuerlichen Gesetze, damit Mehrarbeit wieder Anreize bietet. „Es wird Zeit, eine zeitgemäße Diskussion über die Rahmenbedingungen unserer Arbeitswelt ideologiefrei zu führen und ein Anreizsystem zu schaffen, das Leistung belohnt. Die Weiterführung des bestehenden Systems lässt die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts erodieren,“ ergänzt Haindl-Grutsch. Arbeit jetzt schon teuer Laut einer Studie der OECD liegt Österreich auf Platz vier der Länder mit dem höchsten Steueranteil an den Lohnkosten weltweit. Bei der Abgabe für Durchschnittsverdiener ohne Kinder liegen wir bei 46,8 Prozent der gesamten Lohnkosten und damit nur knapp hinter Belgien, Deutschland und Frankreich. „Hohe Lohnsteuern und Lohnnebenkosten belasten die Wirtschaft und die internationale Wettbewerbsfähigkeit“, sagt Anette Klinger, Vorsitzende der Strategiegruppe „Steuern & Finanzierung“ der Sparte Industrie der WKOÖ. n MANAGEMENT 72 | CHEFINFO | 4/2023 BERATUNG. Warum ESG-Kriterien bei Unternehmensentscheidungen immer wichtiger werden. Die europäische Union hat sich der CO2Neutralität und dem Klimaschutz verschrieben. Unter dem Kürzel ESG werden alle Nachhaltigkeitsaktivitäten zusammengefasst. Der Begriff ESG steht für Umwelt, Soziales und Governance. Künftig sind Investitionen von der Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens abhängig und werden gefördert ober eben nicht! Die ESG-Pflicht erfordert eine systematische Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in die Unternehmensstrategie und -prozesse, um einen langfristigen Erfolg sicherzustellen. Die ESG-Pflicht umfasst verschiedene Aspekte: Umwelt Unternehmen müssen ihre Umweltbelastung reduzieren und nachhaltige Geschäftspraktiken implementieren. Dazu gehört beispielsweise die Reduktion von CO2-Emissionen, der Schutz natürlicher Ressourcen und die Vermeidung von Umweltverschmutzung. Soziales Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie ihre Mitarbeiter fair behandeln, Menschenrechtsverletzungen in ihrer Lieferkette vermeiden und zu einer nachhaltigen sozialen Entwicklung beitragen. Dazu gehört beispielsweise die Förderung von Vielfalt und Inklusion, die Gewährleistung fairer Arbeitsbedingungen und die Einhaltung von Menschenrechtsstandards. Governance Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie transparent und unabhängig geführt werden und Korruption vermeiden. Dazu gehört beispielsweise die Implementierung von Governance-Strukturen, die sicherstellen, dass Entscheidungen fair und transparent getroffen werden. Um die ESG-Pflicht zu erfüllen, müssen Unternehmen eine gezielte ESG-Strategie entwickeln und umsetzen. Viele Vorteile zeichnen sich durch die Einführung ab, unter anderem sind moralische Gründe sowie neue ökologische Perspektiven ein wesentlicher Mehrwert davon. Nutzen Sie unser Expertenwissen – wir beraten Sie zur ESG-Entwicklung und -Umsetzung gerne! www.ditachmair.at Nachhaltigkeit als Erfolgsfaktor ANZEIGE FOTO: DITACHMAIR Bernhard Ditachmair, MA
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