Chefinfo Magazin 1-23

28 | CHEFINFO | 1/2023 1/2023 | CHEFINFO | 29 WIRTSCHAFT FOTOS: HERMANN WAKOLBINGER sprechende Marketingeffekte. Das ist aber nicht der einzige Grund unseres Engagements. Wir sind wirklich davon überzeugt, einen Sportimpuls in der Stadt und im Land zu setzen. Und wie man sieht, wird das offensichtlich auch mit dementsprechender Begeisterung aufgenommen. ImDonaupark entsteht für Blau-Weiß Linz ein weiterer Stadionneubau. Verträgt die Stadt zwei Ovale? Schaller: Das sollten andere als ich beurteilen. Die neuen Sportstätten sind nicht die einzigen Investitionen. Eine der stärksten Bauphasen endet jetzt. Ist der Traum vom Eigenheim für viele ausgeträumt? Schaller: Immobilienfinanzierungen im Privatkundenbereich sind bei uns um 63 Prozent eingebrochen. Viele Leute können sich das schlicht nicht mehr leisten. Das halte ich für sehr schlecht. Die Gründe liegen in der Inflation, den damit verbundenen Zinssteigerungen und teureren Krediten. Hinzu kommen regulatorische Maßnahmen für private Kreditnehmer, die meiner Meinung nach völlig übertrieben sind und der Bauwirtschaft extrem schaden. Strenge Bankenregeln und Regulatorik begleiten Sie als Chef dieser Bank von Anfang an. Ein Kampf gegen Windmühlen? Schaller: Eine Verschärfung der Regulatorik nach der Finanzkrise war notwendig, in der Zwischenzeit ist sie hypertroph. Es ist zu viel und verhindert Geschäfte. Betroffen sind nicht nur Banken, sondern alle Wirtschaftsbereiche. Wir müssen endlich wegkommen von dieser Überbürokratisierung und Überregulierung. Leider weiß ich nicht wie. Irgendeinen Weg sollten wir finden, denn früher oder später regulieren wir uns zu Tode. Ich würde es für sehr sinnvoll halten, Menschen und Unternehmen zu mehr Eigenverantwortung zu erziehen. Wir können nicht für alles den Staat verantwortlich machen. Der Staat hat es für uns die letzten drei Jahre gerichtet – da kann man doch nur sagen zum Glück, oder? Schaller: Ich bin nach wie vor überzeugt, dass die öffentlichen Förderungen während der Pandemie richtig waren. Die aktuelle Krise ist anders. Wir haben vergessen, dass die Wirtschaft Wellenbewegungen unterliegt. Auf Konjunkturaufschwünge folgen Konjunkturabschwächungen. Aufgrund externer Gegebenheiten sind wir mit einemmassiven Abschwung der Wirtschaft konfrontiert. Das sollten Unternehmen auch verkraften. Bei zusätzlichen externen Schocks wie der Energiekrise sind staatliche Hilfen wieder nötig. Die Reichen wurden in den letzten Jahrenreicher,derMittelstanddrohtzuzer- bröseln. Sehen Sie hier eine Gefahr? Schaller: Wenn man gesellschaftspolitisch interessiert ist, muss man auf dieses Thema aufpassen. Die Frage ist, wie ich dieser Entwicklung begegnen kann – allein durch Steuern sicher nicht. Eine einfache Methode wäre, als Unternehmen Löhne und Gehälter von Mitarbeitern deutlich anzuheben. Das wird wegen des sich weiter zuspitzenden Arbeitskräftemangels auch passieren. Andererseits müssen wir als Standort konkurrenzfähig bleiben. Hier die richtige Balance zu finden wird die Herausforderung der Zukunft sein. Ihr Haus war dafür bekannt, Mitarbeiter bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit zu führen. Kann man sich das in Zeiten des Mitarbeitermangels noch leisten? Schaller: Die Belastung der Mitarbeiter ist in vielen Bereichen nach wie vor sehr hoch. Es gibt Sektoren, wo wir uns schwertun, Leute zu finden. Insbesondere im Bereich der Regulatorik mit ihren laufenden Prüfungen, Auswertungen und neuen Anforderungen stehen die Leute gewaltig unter Druck. Work-Life-Balance ist für viele Bewerber ein großes Thema, für Sie auch? Schaller: Das sind Gegebenheiten, auf die man sich einstellen muss, keine Frage. Aber wir legen großen Wert darauf, bei Neueinstellungen festzuhalten: Bei uns zählt Leistung. Und ich glaube, das wird auch von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durchaus positiv gesehen. Manchenreicht eine30-Stunden-Woche. Schaller: Wenn das jemand haben will, dann soll es mir recht sein. Nur, wenn man in einem Beruf weiterkommen will, ist es notwendig, auch mehr Einsatz zu zeigen. Diejenigen, die diesen Einsatz bringen und mehr leisten, werden es wahrscheinlich in ihrem Fortkommen leichter haben. Hat sich die Einstellung zu Leistung und Karriere bei Berufseinsteigern geändert? Schaller: Den Eindruck haben wir schon. Man darf aber nicht übersehen, dass es nach wie vor viele Leute gibt, die gerne arbeiten und gerne viel arbeiten. Wie besetzen Sie Führungspositionen im eigenen Haus? Schaller: Wir schreiben die Stellen oft intern aus, und wenn wir sehen, dass sich nicht die richtigen Menschen bewerben, gehen wir auch nach außen. Eine gewisse Durchmischung bei Führungspositionen von außen halte ich immer für gut. Eine Zeitschrift wählte Sie zum bestvernetzten und damit wohl auch zum mächtigsten Manager in Oberösterreich. Ist das auch Ihre Selbsteinschätzung? Schaller: Der Mächtigste würde ich etwas anzweifeln. Man sollte dem auch nicht zu viel Bedeutung zumessen. Eines zeigt es aber: Wir sind im Firmenkundengeschäft als auch im Beteiligungsbereich sehr gut vernetzt. Das bringt Vorteile, weil wir in verschiedenen Branchen sehr schnell mitbekommen, wie die aktuelle wirtschaftliche Situation wirklich ist. Ein oberösterreichischer Landespolitiker soll einmal halb im Scherz gesagt haben: „Wenn ich aus demFenster blicke, sehe ich einen Kirchturm und die Raiffeisen Landesbank – und ich habe keine Zweifel, wo Gott wohnt.“ Schaller: Gott wohnt ganz sicher woanders. Dass wir mit Raiffeisen eine starke Organisation sind, wissen wir. Wir halten das aber auch für sehr positiv. Woraus ist die Raiffeisen-Gruppe denn entstanden? Sie ist entstanden aus dem genossenschaftlichen Gedanken „Hilfe zur Selbsthilfe“. Das heißt auch Weiterentwicklung in den Regionen. Diesem Grundsatz fühlen wir uns nach wie WIRTSCHAFT Heinrich Schaller Generaldirektor RLB OÖ Es ist neuer Anziehungspunkt für Sportbegeisterte und eine gute Gelegenheit, Kunden zu treffen. ZUR PERSON Heinrich Schaller (63) ist seit 1. April 2012 Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank OÖ. Davor war der promovierte Jurist sechs Jahre Vorstand der Wiener Börse. 2021 wurde sein Vorstandsmandat bis Ende 2025 verlängert. Der LASKFan bezeichnet die Raiffeisen Arena als zukunftsweisendes Projekt für den Sport- und den Wirtschaftsstandort Oberösterreich. Heinrich Schaller Generaldirektor RLB OÖ Wir legen großen Wert darauf, bei Neueinstellungen festzuhalten: Bei uns zählt Leistung. Ô

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