Chefinfo Magazin 7-22

FOTOS: SWIETELSKY 26 | CHEFINFO | 7/2022 WIRTSCHAFT Bohrwasser oder der Ausbruchsrand verhält, ist dabei essenziell. „Es gibt immer eine große Prognosebandbreite für das Gebirgsverhalten.“ Arbeiten, die viel Zeit in Anspruch nehmen. Und die sind auch nötig, die Nutzungsdauer von Tunnels ist auf bis zu 200 Jahre ausgelegt. Reicher: „Die großen Alpenquerungen sind nun rund 100 Jahre alt und aktuell in der Sanierung. Vor 100 Jahren wurde noch mit Steinen ausgemauert. Wir waren bei der Sanierung des Karawankentunnels für die Eisenbahn dabei. Das war schon eine interessante Erfahrung, wie damals gebaut wurde. Sie hatten kaum Maschinen zur Verfügung, vieles geschah mit Handbohrern und Druckluft.“ Heute sorgen Spezialmaschinen für raschen Vortrieb und nicht zuletzt für die Entsorgung des Ausbruchsmaterials. „Das war sicher eine der größten Innovationen der vergangenen Jahre. Maschinen recyceln das Material vor Ort zur Betonverarbeitung. Mit Zement und spezieller Betonchemie bzw. Zusatzmitteln wird es wieder zu funktionellem Beton weiterverarbeitet und es muss weniger deponiert werden.“ Genehmigungsverfahren bis zu zehn Jahren Umweltaspekte sind heute ein wesentlicher Bestandteil der Beauftragung. Große Projekte stehen fast immer im Fokus der Öffentlichkeit. Pacher: „Es ist eine politische Entscheidung, welche Art von Infrastruktur ich will. Will ich mehr Lkw auf die Bahn oder auf die Autobahn bringen? Jedes Projekt wird im Zuge einer UVP auf seine höchstmögliche Umweltverträglichkeit geprüft. Wasser, Deponieflächen, Recycling – und nicht zuletzt die gerade aktuelle Energie-Thematik: Alles wird bereits im Zuge der Genehmigung geklärt bzw. vorgegeben und bei der Ausführung von den Behörden streng überwacht“ – Genehmigungsprozesse, die bis zu einem Jahrzehnt dauern können. „Wir reißen Wunden in die Natur und die sind nicht zu übersehen, daher stehen wir unter ständiger Beobachtung. Wir verbergen auch nichts, haben meist sogar Webcams aufgestellt, sind transparent. Ein wesentlicher Umweltaspekt ist und bleibt der in großen Mengen nötige Einsatz von Zement.“ Der Baustoff ist einer der größten CO2-Emittenten weltweit. „Ohne Zement kommen wir jedoch nicht aus, aber die Betontechnologie ist schon so weit, dass der Zementanteil reduziert werden kann.“ Abkürzung zur Mobilitätswende Will man die Mobilitätswende schaffen, so sind Tunnelbauvorhaben für Eisenbahnen und U-Bahnen ein Muss. „Setzt man auf grüne Energie, sind Pumpspeicherkraftwerke eine gute, wenn nicht notwendige Lösung, aber auch sie stellen einen starken Eingriff in die Natur dar. Wir werden all diese Herausforderungen der Zukunft ohne Bau nicht hinbekommen, doch wir müssen verantwortungsbewusst mit dem Thema umgehen und uns bemühen, dass die Bauwerke möglichst lange leben und nachhaltig errichtet werden.“ Deshalb sieht auch Peter Reicher seine Branche als zukunftsträchtig an: „Ich denke, dass der Tunnelbau in Zukunft überhaupt keine Angst haben muss. Wollen wir Verkehrswege verkürzen oder beschleunigen, müssen wir durch die Berge hindurch.“ n Wolfgang Pacher Geschäftsführer Swietelsky Tunnelbau GmbH & Co KG Aufgrund unserer Topografie mussten wir immer schon erfinderisch sein, um von A nach B zu gelangen. Auch im U-Bahn-Bau sind österreichische Unternehmen eine Weltmacht. Bis zum Jahr 2030 sollen 55 Prozent der EU-weiten Kunststoffverpackungsabfälle recycelt werden. Das Ziel ist zudem eine Zukunft ohne Kunststoffabfälle, während die Anforderungen an die Produkte hoch bleiben. Diesen Herausforderungen widmet sich das Forschungszentrum Competence Center CHASE GmbH in Linz gemeinsam mit führenden Betrieben der Kunststoff- und Recycling-Branche – darunter EREMA Engineering RecyclingMaschinen und Anlagen Ges.m.b.H. in Ansfelden. Durch gesamtheitliche Forschung und Entwicklung soll die Digitalisierung der bestehenden Produktionsanlagen für höchste Effizienz sorgen und die Realisierung praxistauglicher Lösungen für die Kreislaufwirtschaft gelingen. Der Erfolg liegt dabei in der engen Kooperation zwischen Forschung und Industrie. Seit der Gründung von CHASE 2019 zählt EREMA zu den Firmenpartnern. Das Unternehmen ist weltweit führender Hersteller von Kunststoffrecycling-Maschinen und steht für eine Kunststoffindustrie mit Ressourcen-Verantwortung. Schrittmacher Digitalisierung „Wir sind überzeugt, dass die Digitalisierung imKunststoffrecycling ein wichtiger Schrittmacher amWeg zur Circular Economy und damit auch zu einem nachhaltigen Umgang mit Kunststoffabfällen ist. Deshalb sind wir – seit CHASE ins Leben gerufen wurde – als Partner mit an Bord. Unsere Anlagen sind auf hochwertiges Regranulat ausgelegt, damit später wieder erstklassige Produkte daraus entstehen können. Je besser alle Prozessschritte – auch vor- und nachgelagerte – vernetzt sind und der Austausch und die Analyse der Daten funktionieren, desto besser funktioniert auch die Kreislaufwirtschaft“, erläutert Sophie Pachner, R&D Engineer bei EREMA. „CHASE verfolgt das Ziel, nachhaltige Produktionsverfahren zu entwickeln, in denen Materialien hocheffizient eingesetzt und Kunststoffprodukte am Ende ihres Lebenszyklus als Rohstoffe für neue Produkte wiederverwendet werden können. Wesentlich ist dabei die Digitalisierung von Prozess- und Wertschöpfungsketten. Um Verarbeitungsprozesse besser analysieren, steuern und optimieren zu können, kommen digitale Zwillinge zum Einsatz. In verschiedenen Anwendungen wie Assistenzsystemen, Softsensoren oder Qualitätskontrollen ermöglichen sie neben einer vorausschauenden und flexiblen Produktion die Verbesserung von Produkten“, erklärt Eva Kobler, wissenschaftliche Mitarbeiterin von CHASE. Mehr Einblicke in die vielfältigen Seiten der Forschung imUAR Innovation Network unter: www.uar.at/insights Seit der Gründung von CHASE ist EREMA als Partner mit an Bord. Die digitale Kreislaufwirtschaft #DiversityInScience. Das Konzept der Kreislaufwirtschaft ist zunehmend Wegbereiter für eine ressourceneffiziente Wirtschaft und Schlüssel zur Klimaneutralität bis 2050. ANZEIGE FOTOS: UAR, CHASE Patrick Pammer, Geschäftsführer CHASE, DI Dr. Christian Marschik, Area Manager CHASE, DI DI Chung Chi Nghia, wissenschaftlicher Mitarbeiter CHASE, DI Dr. Sophie Pachner, R&D Engineer EREMA, und DI Markus Huber-Lindinger, Geschäftsführer EREMA (v. l.). Digitalisierung spielt eine zentrale Rolle am Weg zu einer nachhaltigen Industrie (Eva Kobler). 7/2022 | CHEFINFO | 27

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