Chefinfo Magazin 03-2024

DAS MAGAZIN DER FÜHRUNGSKRÄFTE GERHARD HEIDLMAIR WALTER FRELLER MARKUS KLEPP KUNSTHANDEL WIE MAN SEINE PASSION ZUM BERUF MACHT BRANDING WARUM COOLE IMAGEBILDER NICHT REICHEN CYBERCRIME WO WAHRE GEFAHREN LAUERN Neuer Antrieb AUTOINDUSTRIE Was BMW besser macht als andere und wie der Standort Steyr profitiert. APRIL 2024 INDUSTRIE Kann Wasserstoff Europas Energie- problem lösen? GENERATION Z WIE TICKEN JUNGE ARBEITNEHMER? Klaus von Moltke Geschäftsführer BMW Group Werk Steyr APRIL 2024/34. JG./NR. 3/2,50 EURO, ÖSTERREICHISCHE POST AG, GZ 02Z031559 M, ZIELGRUPPEN-ZEITUNGSVERLAGS GMBH, ZAMENHOFSTRASSE 9, 4020 LINZ MANAGEMENT PERSONALISIERTE PRODUKTION IM TREND GESUNDHEIT Warum Laufen gut für Körper und Seele ist

Neuson Real GmbH Zollamtstraße 7 | A-4020 Linz | Tel. 0732 673500 office@neuson-real.com www.neuson-real.com IHRE NEUE IMMOBILIE 2024 PROVISIONSFREI FÜR MIETER OBJEKT 3 Attraktive Büroflächen in Linz Zentrum Lage: Am Winterhafen 4, 4020 Linz Büro: ab 385 m² bis 1.754 m²; Top-Ausstattung: Klima, Küchen, Dusche, Qualitätsböden, Lift, Parkplätze, etc.; Bezug: ab Jänner 2025 Miete: auf Anfrage; HWB: 11 kWh/m²a, fGEE: 0,64 Büroflächen im TECHBASE LINZ – Ein Campus für innovative Unternehmen Lage: Linz Zentrum vis-à-vis Wifi OÖ Bürofläche: ab 330 m² – je 4.400 m² Bezug: Ende 2024 MIETERWÜNSCHE können noch berücksichtigt werden! Benefits: Konferenzzentrum, Restaurant, Nahversorger, Kinderbetreuung, Hotel, direkte Anbindung an Straßenbahn, Bus und Autobahn Miete: auf Anfrage; HWB: 16 kWh/m²a, fGEE: 0,78 Neuwertige Bürofläche Linz Zentrum Lage: Hafenstraße 35, Linz Mietfläche: ca. 681 m² Bezug: Ende 2024 Hochwertige Ausstattung, Klima, Lift, Parkplätze, gute Verkehrsanbindung – Autobahn, Bus Miete: auf Anfrage; HWB: 23 kWh/m²a, fGEE: 0,61 OBJEKT 2 Bürohaus 1210 Wien, Strebersdorf Erstbezug – Ausbau nach Mieterwünschen Lage: 1210 Wien, Strebersdorf – direkte Autobahnanbindung, Bus, Bahn Mietfläche: ab 330 m² bis 2.000 m²; individuelle Raumaufteilung, Top-Ausstattung, Klima, Parkplätze Miete: auf Anfrage HWB: 83 kWh/m²a, fGEE: 1,51 OBJEKT 1 OBJEKT 4 © NICOLE VIKTORIK

Cyrus Rahmat Tel.: 0732 650350-22 | Mobil: 0664 1006505 | E-Mail: cyra@cyra.at Cyra Immobilien GmbH | Berggasse 23 b | A-4040 Linz | www.cyra.at BERATUNG | VERMITTLUNG | PROJEKTENTWICKLUNG Vermietung von effizienten Logistikhallenflächen über 3 Ebenen Adresse: Karl-Pfeffer-Gasse 4, 3100 Sankt Pölten Größe: ca. 4.000 m² pro Ebene, insgesamt 11.441 m² Halle und Büro: 190 m² Mietkonditionen: auf Anfrage Vermietung von repräsentativen Büroflächen in Steyregg Adresse: Gewerbeallee 15D, 4221 Steyregg Größe: 420 m² + Parkplätze Absolute Top-Ausstattung Mietkonditionen: auf Anfrage Neubau-Erstbezug Gewerbeobjekt zu vermieten Adresse: Franzosenhausweg 41, 4030 Linz Halle: 924 m² (610 m² + 279 m²) Höhe: 7 Meter BUK und 8,50 bis zum Dach Büro: 3 Ebenen mit je 226 m², großer Schauraum im Erdgeschoß, Top-Standard, Niedrigenergiebauweise, 27 Pkw-Stellplätze, 2 große Tore in die Hallen, überdachter Ladebereich Vermietung von attraktiven Hallenflächen im Altbau und Neubau Adresse: 4120 Neufelden, Pürnstein 43 Größe Altbau: Hallenschiffe mit 1.500 m² als Mindestfläche bis zu 11.400 m² zusammenhängend Größe Neubau: 4.833 m² Hallenfläche in 2 Ebenen, Büro: 226 m² Mietkonditionen: Auf Anfrage OBJEKT 4 OBJEKT 1 OBJEKT 3 OBJEKT 2

ERLEBNIS- & GENUSSWELT DER TOP AUSFLUGSTIPP IM MÜHLVIERTEL Tauchen Sie ein in die Welt des Whiskys und buchen Sie eine unvergessliche Führung in der Whiskydestillerie von Peter Affenzeller im idyllischen Alberndorf in der Riedmark. Vor Ort erfahren Sie alles über den gesamten Herstellungsprozess vom Getreidefeld bis zum fertig abgefüllten Genuss. Die Destillerie bietet einen umfangreichen Einblick von der Produktion bis hin zum Fasslager, welcher mit allen fünf Sinnen wahrhaft erlebt werden kann. Zum Abschluss der Führung genießen Sie eine Verkostung ausgewählter Spirituosen aus dem Hause Affenzeller.

www.peter-affenzeller.at AUF IHREN BESUCH FREUT SICH

6 | CHEFINFO | 3/2024 Antworten aus Antwerpen Drängende Fragen zur Energiewende beantwortete ein Trip nach Antwerpen. Mietwagenrevolution Herausfordernde Zeiten für den Tourismus. Das spürt auch die Mietwagenbranche. Astreines Business Der Wert von Bäumen steigt durch den Klimawandel und damit ist Expertise gefragt. Schuld, Sühne & Cybercrime Der Anwalt Markus Klepp erklärt, warum nach einer Cyberattacke nicht selten die Schlacht vor Gericht beginnt. 24 30 32 38 Wirtschaft Luftfahrt im Aufwind Warum die Auftragsbücher von Airbus, Boeing und FACC für Jahre gut gefüllt sind. Klar zum Take-off FACC-CEO Robert Machtlinger im Interview über die Stärken des Luftfahrtzulieferers. 42 45 Einzigartige Produkte Personalisierte Produktion eröffnet neue Geschäftsfelder und hat viel Potenzial. Generation Z-ukunft Sind die U30er wirklich arbeitsscheu oder werden sie einfach missverstanden? 52 56 Überholspur Was BMW anders macht als die Konkurrenz. 24 42 56 16Coverstory Inhalt Finanzen Management FOTOS: PORT OF ANTWERP-BRUGES, NADLA / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, MARCUS BRANDT / DPA / PICTUREDESK.COM, ASCENTXMEDIA / E+ / GETTY IMAGES, WERNER BARTSCH COVERFOTOS: HERMANN WAKOLBINGER, KATINA FRIDRIK FOTOGRAFIE 43 Robert Machtlinger CEO FACC

3/2024 | CHEFINFO | 7 Klaus Schobesberger Chefredakteur Auf alles vorbereitet sein k.schobesberger@chefinfo.at Die Automobilindustrie ist das größte Versuchslabor der globalen Wirtschaft. Der gegenwärtige Umbau in Richtung Elektromobilität läutet ein neues Zeitalter ein, das durchaus mit dem Übergang der Kutsche auf das Automobil vor mehr als hundert Jahren vergleichbar ist. Dass der Weg dieser Transformation kein gerader, sondern ein verschlungener ist, auf dem die OEMs und Zulieferer ihre Strategien der Wirklichkeit immer wieder neu anpassen müssen, ist eine Notwendigkeit, wenn man als Branche und Unternehmen überleben will. Es geht dabei um viele Unwägbarkeiten, die Märkte, neue Player, Lieferketten oder Rohstoffe betreffen. Die Politik sollte eigentlich mit guten gesetzlichen Rahmenbedingungen der Wirtschaft Sicherheit geben und nicht mit ideologisch getriebenen Verboten die Zukunft einer ganzen Industrie aufs Spiel setzen. Die muss auf alles vorbereitet sein und flexibel reagieren. Das Beispiel BMW zeigt es vor. Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe wünscht Ihnen Editorial 66 74 78 Im Tempo des Herzschlags Sport hält das Herz-Kreislauf-System fit. Doch birgt Langstreckenlaufen vielleicht auch ein Risiko? Mehr als nur Medikamente Eine Gesetzesnovelle gibt den Pharmazeuten neue Kompetenzen, doch sie könnten noch mehr. Leidenschaft Malerei Walter Freller begann mit dem Handel antiker Möbel, seine Passion fand er bei der Malerei. Gesundheit Lifestyle 66 78 IMPRESSUM: Eigentümer und Medieninhaber: Zielgruppen-Zeitungsverlags GmbH. Redaktionsanschrift: Zamenhofstraße 9, 4020 Linz, Tel.: +43 (0)50 6964-0, E-Mail: redaktion@chefinfo.at. Herausgeber: Peter Lengauer. Geschäftsführung: Mag. Johanna Lengauer, Hans Huber. Chefredaktion: Klaus Schobesberger. Redaktion: Jürgen Philipp Bakk. Komm. MBA, Michael Schwarz BA MA, Dipl.-Betriebsw. Melanie Aprin. Verlagsverkaufs- leitung: Christian Schüttengruber. Anzeigen: Mirijam Mayer, Roswitha Lang, Romana Gerard. Artdirector: Thomas Bruckmüller. Artdirector-Stv.: Julia Pargfrieder. Grafik: Malina Lahner, Vanessa Morandell, Rebecca Falmbigl. Bildbearbeitung: Andrea Laban, Frank Garzarolli. Korrektur: Mag. Dorrit Korger. Druck: Radin print d.o.o., Sveta Nedelja, Kroatien. Abo-Hotline: Tel.: 0506964-4091. E-Mail: abo@chefinfo.at. Internet: www.chef-info.at. Gültig ist die Preisliste 2024. Im Sinne einer leichteren Lesbarkeit werden geschlechtsspezifische Bezeichnungen überwiegend in männlicher Form verwendet. moments ● CHEFINFO ● WEEKEND MAGAZIN ● Corporate Publishing CHEFINFO IST EIN PRODUKT IM FOTOS: HERMANN WAKOLBINGER, KUNSTHANDEL FRELLER, PAVEL1964 / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS

8 | CHEFINFO | 3/2024 Radar Jünger, frischer, digitaler Oö. Versicherung. Mit einem mutigen Schritt in die Zukunft legt die Oberösterreichische Versicherung die Neuausrichtung ihrer Marke an. Unter dem Leitmotiv „Jünger, frischer, digitaler“ präsentierte das Vorstandsduo Othmar Nagl und Kathrin Kühtreiber-Leitner nicht nur ein neues Logo, sondern auch eine rundum erneuerte Kommunikationsstrategie. Diese zielt darauf ab, ein breiteres und vor allem jüngeres Publikum auf den unterschiedlichsten Kanälen zu erreichen, ohne dabei die Wurzeln und den gewohnten Service zu vernachlässigen. 20–39 Prozent Indien Das Land hat mit Abstand die meisten Einwohner, die auf tierisches Essen verzichten. Erst mit großem Abstand folgt Mexiko. 4,2 Prozent Vereinigte Staaten Dass in den USA nur ein geringer Teil der Bevölkerung die Hafermilch dem Burger und Steak vorzieht, überrascht nicht wirklich. 11 Prozent Österreich Das Wienerschnitzel gehört zur Leitkultur. Dennoch ist Österreich beim Vegetarieranteil überraschend unter den Top Ten. 1 Prozent Russland Dass Russland wenig von nachhaltigen Ernährungsgewohnheiten und westlichen Werten hält, zeigt sich auch hier. Letzter Platz. TOP DOWN Anteil der Vegetarier in der Bevölkerung Anteil der Vegetarier in der Bevölkerung Thomas Stelzer Landeshauptmann OÖ (ÖVP) „Da gibt es diese KIM-Verordnung, der Name erinnert nicht ganz zufällig an Nordkorea.“ Dahin gesagt FOTOS: LAND OÖ/PETER MAYR / OTS, OÖV, NATALY HANIN / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, REZ-ART / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, BHOFACK2 / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, JOEGOUGH / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS

3/2024 | CHEFINFO | 9 Woran arbeiten Sie gerade? Ino Karnig ist Geschäftsführer der Linzer Kreativagentur Fredmansky. Wir arbeiten für BRP Rotax, die Maschinenfabrik Laska oder den Fußballclub Sturm Graz. Alle drei sind starke, unverwechselbare Marken, die an der Weiterentwicklung ihrer Marktposition arbeiten. Sie brauchen eine Kreativagentur, die aktiv am Erfolg mitarbeitet. Ich plane daher, unsere Agentur mit neuen Talenten zu verstärken und so mit einem vergrößerten Team Spitzenleistungen zu erbringen. Dafür schaffen wir ein internes Mentoringsystem, eine Feedbackkultur sowie ein faires und transparentes Gehaltssystem. So entsteht ein Arbeitsumfeld, in dem sich Kreative wohlfühlen und ihre Talente entfalten. ZAHL Quelle: Agenda Austria Millionen Euro Steuergeld floss in die Bildungskarenz 2023. Ursprünglich gedacht für schlechter Gebildete, nutzen sie vor allem Akademiker als „Sabbatical auf Kosten des Staates“. Best of 512 Nachgefragt Unsere Leid-Kultur Der CHEFINFO-Gastkommentar fokussierte Unintelligenz in Vorwahlzeiten. Der Sager von Michael Häupl, „Wahlkampf ist die Zeit fokussierter Unintelligenz“ ist zum Klassiker in politischen Vorwahlzeiten geworden. Und er gilt vor allem in diesem Superwahljahr 2024. Was hier an Unnötigkeiten von Parteien abgesondert wird, wäre schon fast ein Fall für den Psychiater oder Stoff eine Netflixserie. Leider sticht vor allem die ÖVP mit ihrem aktuellen Leitkultur-Aktionismus besonders negativ hervor. Für uns Wähler ist das nichts anderes als „Leid-Kultur“. Banalisierung. „Die ÖVP ist miserabel drauf. Wer sich nicht als ihr ausgewiesener Widersacher begreift, muss Mitleid empfinden. Die Partei wirkt geistig und handwerklich auf eine Weise von der Rolle, dass es wehtut“, schreibt Hubert Patterer in der „Kleinen Zeitung“, die nun wirklich nicht im Verdacht steht, Teil der links-linken Konterrevolution zu sein. Und er schreibt weiter über die ÖVP: „Was sie in Angriff nimmt, scheitert spottverdächtig und blamabel. Dann bleibt ihr nur der verschämte Rückzug wie beim Zitierverbot oder ein hastiges Löschmanöver wie bei der missratenen Onlinekampagne für die Leitkultur. Selbst der Blasmusikverband, keine Keimzelle linker Denkungsart, setzte sich gegen die platte Instrumentalisierung zur Wehr. Bei dieser Banalisierung wollte niemand Spalier stehen.“ Besser hätte es „Anonymus“ auch nicht formulieren können. Ihr Anonymus Anonymus Streaming Netflix ist ein weltweit führender Streamingdienst, der eine riesige Auswahl an Serien, Filmen und Dokumentationen bietet, personalisiert auf Kundenvorlieben und ständig aktualisiert. Private Raumfahrt SpaceX ist ein von Elon Musk gegründetes Raumfahrtunternehmen, das bahnbrechende Innovationen im Raketenbau betreibt und ambitionierte interplanetare Reisepläne verfolgt. Kryptowährung Bitcoin ist die erste und bekannteste Kryptowährung, die auf Blockchain-Technologie basiert, dezentralisiert ist und globale Peerto-Peer-Transaktionen ermöglicht. NETFLIX Dinge, die es vor 24 Jahren noch nicht gab SPACEX BITCOIN FOTOS: POP_JOP/ DIGITALVISION VECTORS/GETTY IMAGES, VICTOR METELSKIY / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, QUANTIC69 / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, CHANDAN KHANNA / AFP / PICTUREDESK.COM, FREDERIC J. BROWN / AFP / PICTUREDESK.COM, FREDMANSKY

10 | CHEFINFO | 3/2024 FOTOS: HERMANN WAKOLBINGER, FG TRADE / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS Anders gedacht von Klaus Schobesberger Chefredakteur Wir Konsumenten kaufen global rund um die Uhr auf bekannten Plattformen wie Amazon ein, buchen online unsere Urlaubsreisen und überweisen Geld per Handy zu Zeiten, wenn Bankfilialen längst geschlossen haben. Das alles geschieht völlig automatisiert und ohne ein menschliches Gegenüber. Ein Prozess, der, getrieben durch Software und Digitalisierung, nicht aufzuhalten ist. Scheinbar wenigstens. Denn in Österreich hat erst kürzlich das Höchstgericht in einem VfGH-Urteil die Arbeitszeit für Automaten festgelegt. Ja, Sie haben richtig gelesen. Konkret geht es dabei um Selbstbedienungsboxen in ländlichen Regionen, wie sie etwa die oberösterreichische Lebensmittelkette Unimarkt führte, denen der Verfassungsgerichtshof mit dem Richterspruch damit ihre Existenzberechtigung entzogen hat. Auch für die bis dahin rund um die Uhr geöffneten Boxen, die gänzlich ohne Personal auskamen, müssen Öffnungszeiten gelten, befanden die Richter. Notwendige Innovationen im Sinne des Bürgers und der Wirtschaft werden damit unmöglich gemacht. Staatsgläubigkeit als Mindset Österreich sei ein Labyrinth, in dem sich jeder auskennt, meinte einmal der legendäre Kabarettist Helmut Qualtinger. Doch schön langsam wird es auch für den gelernten Österreicher mühsam. Warum lassen wir uns so viel gefallen? Ist die Staatshörigkeit und das Gerne-reguliert-Werden von der Wiege bis zur Bahre unser eigentliches Mindset? Ich möchte das nicht glauben. Aber ich habe auch wenig Hoffnung, dass nach den Wahlen die Dinge großartig anders werden. Nun kann man ja über den Sinn von längeren Öffnungszeiten im stationären Handel trefflich streiten. Aber dass im Kammerstaat Österreich sich hier gar nichts bewegt, rächt sich jetzt. Denn natürlich geht es bei den Lebensmittelboxen um einen Mitbewerber, den der alteingesessene Handel nicht will. Nach dem Motto: Konkurrenz belebt das Geschäft – aber nur, wenn ich sie nicht vorher verhindern konnte. Lasst sie doch gewähren! Diese Innovationsfeindlichkeit wird niemanden retten. Im Gegenteil. Sie ist kurzsichtig und schadet dem Standort. Den Verhinderern aus den bekannten Institutionen sei empfohlen, an einem Sonntag die wenigen geöffneten Lebensmittelläden an den Bahnhöfen aufzusuchen. Sie werden staunen, wie groß der Andrang an diesem Tag ist. Ursprünglich für Reisende gedacht, wird dieses gesetzliche Schlupfloch frecherweise von jedem genutzt. Sicher: Nicht alle wollen sonntags aufsperren und nicht alle wollen arbeiten. Aber manche schon. Und die sollte man auch lassen. n ABSURDISTAN. Höchstrichter haben entschieden: Lebensmittelboxen ohne Personal brauchen Sperrzeiten. Öffnungszeiten als Symbol der Innovationsfeindlichkeit

Strativität Kreategie www.upart.at Strategisches Knowhow und kreatives Können. Wir nennen es kreative Unternehmensberatung.

bezahlte Anzeige Foto: Mühlviertler Granitland/Andreas Balon Oberösterreich hat sich ein klares Ziel gesetzt: Wir gehen mit unserem Boden sparsam um und ermöglichen gleichzeitig eine positive Weiterentwicklung unseres Landes. Damit Familien Wohnraum scha en und Betriebe sich ansiedeln und Arbeitsplätze scha en können. Zugleich schützen wir unser Grünland mit einem konkreten Maßnahmenpaket. Mehr Infos: www.wirtschaftslandesrat.at 92,4 % 2,4 % Verkehrsfläche 5,2 % gewidmetes Bauland (davon 50 % versiegelt = 2,6 % der Landesfläche) 39,6 % Wald 2,1 % Gewässer 50,6 % Grünland FLÄCHENAUFTEILUNG OÖ gem. digitalem Flächenwidmungsplan 2023 BODEN SCHÜTZEN. ZUKUNFT ERMÖGLICHEN.

3/2024 | CHEFINFO | 13 FOTOS: FACC AG, PENEDER GRUPPE, SKYNESHER / E+ / GETTY IMAGES, ADX ENERGY Wirtschaft Überflieger Florian Heindl wird mit 1. Mai zum neuen CFO der FACC AG bestellt. Der 41-jährige Wirtschaftswissenschaftler war zuletzt bereits bei FACC in einer Managerposition tätig. Bauexperte Robert Punzenberger übernahm mit 1. April die Leitung für das Geschäftsfeld „Industriebau“ der Peneder BauElemente GmbH. Den Bereich Gebäudesicherheit verantwortete er bereits. Trübe Stimmung Die Aussichten im oberösterreichischen Gewerbe und Handwerk blieben bis zuletzt düster. Vergangenes Jahr verzeichnete man ein reales Umsatzminus von 5,6 Prozent und auch das erste Quartal dieses Jahres war schwach. 32 Prozent der Betriebe bewerten die Geschäftslage als schlecht, hingegen lediglich 17 Prozent als gut. Mit dem Wohnbaupaket und dem Handwerkerbonus hellen jedoch erste Hoffnungsstrahlen die Stimmung in der Branche auf. Gasbohrungen in Molln Ian Tchacos vom Energieunternehmen ADX ließ mit dem „historischen Gasfund“ in Molln aufhorchen. In einer Tiefe von rund 1.500 Metern stieß man darauf. Da die naturschutzrechtliche Genehmigung mittlerweile ausgelaufen ist, wird erst im Herbst weitergearbeitet. n IMMOBILIEN. Es kommt wieder Schwung in den heimischen Markt. Rund 540 Mio. Euro wurden im ersten Quartal bereits in österreichische Immobilien investiert. Das sind 8 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2023. 90 Prozent der Investoren kommen aus Österreich.

14 | CHEFINFO | 3/2024 Branchen Freistädter Wohnbauprojekt Am 22. März trafen sich Vertreter aus Politik und Wirtschaft, um beim Spatenstich des mehrgeschoßigen Wohnkomplexes in Freistadt dabei zu sein. Das Bauprojekt von Wimberger Immobilien wird 19 zentrumsnahe Wohnungen schaffen. Geschäftsführer Christian Wimberger betonte die Vorzüge der Stadtlage bei gleichzeitigem Blick ins Grüne. Am 5. April, einen Tag vor seinem siebten Amtsjubiläum, lud Landeshauptmann Thomas Stelzer zu der Veranstaltung „Land der Möglichkeiten“ ein. In seiner Grundsatzrede beleuchtete Stelzer vor 600 Gästen seine Visionen für Oberösterreichs Zukunft: „Erstes Ziel muss es sein, die Lebensqualität und Wirtschaftskraft aufrechtzuerhalten.“ MANAGEMENT & ERFOLG redaktion@chefinfo.at Neuer Obmann der Handelsagenten Auf Vorschlag des Wirtschaftsbundes wurde Peter Feigl per 1. April zum Landesgremialobmann der Handelsagenten ernannt und vertritt damit die Interessen von rund 2.000 Unternehmen. Feigl, der Harald Humpl nachfolgt, weist auf die Bedeutung der Handelsagenten hin: „Handelsagenten vermitteln in Österreich jährliche Aufträge im B2B-Sektor von etwa 24,5 Mrd. Euro.“ Unter anderem will er Einsteiger begeistern. Investitionen bei Dachser Der Umsatz bei Dachser verringerte sich aufgrund schwacher Logistiknachfrage um 12,5 Prozent auf 7,1 Mrd. Euro. 2023 hat man jedoch bewusst antizyklisch und langfristig große Investitionen getätigt. Landeshauptmann feiert Amtsjubiläum FOTOS: MICHAEL HOFER / WIMBERGER, DACHSER, OÖVP, PHILIPP LINDNER n BOREALIS. Mit der Übernahme von Integra Plastics AD, einem bulgarischen Recyclingunternehmen, baut Borealis seine Recyclingkapazitäten um mehr als 20.000 Tonnen aus. Craig Arnold, Executive Vice President, spricht von „weiteren Fortschritten auf unserem Weg zur Kreislaufwirtschaft“ für Borealis. n SEMPERIT. Der Industriebetrieb Semperit verzeichnete vergangenes Geschäftsjahr einen Umsatz von 721,1 Mio. Euro, was einem Minus von 7,5 Prozent entspricht. Bei Semperit betont man jedoch, dass das Ergebnis noch vom verkauften Medizingeschäft belastet ist, und investiert nun wieder in Wachstum.

3/2024 | CHEFINFO | 15 Allianz zwischen Transformas und LCM Christian Zehetner-Markgraf und Markus Schörgenhumer von Transformas Consulting Solutions und Gerald Schatz und Johann Hofellner vom Linz Center of Mechatronics bündeln ihr Angebot. Gemeinsam führen sie ihre Kunden durch das Neuland von Automatisierung und Digitalisierung. Spatenstich bei Dynatrace Planungsstadtrat Dietmar Prammer, Dynatrace-CTO Bernd Greifeneder, der Linzer Bürgermeister Klaus Luger und Neunteufel-Geschäftsführer Johann Neunteufel präsentierten beim Spatenstich das Modell des neuen Dynatrace-Campus. Der neue Komplex mit insgesamt 29.000 Quadratmetern Bürofläche, begrünten Terrassen und Balkonen soll Ende 2025 fertiggestellt werden. Bereits jetzt arbeiten 600 Mitarbeiter im Engineering Headquarter Linz. Der neue siebenstöckige Campus wird sogar Platz für rund 1.500 Mitarbeiter bieten. redaktion@chefinfo.at „Chef’s Table“ im Rosso Im Rosso in Linz kann man sich vom Küchenchef Florian Gintenreiter überraschen lassen. An ausgewählten Freitagen gibt es mittags den „Chef’s Table“. Bei dem exklusiven Event wird einer kleinen Gästegruppe eine neue kulinarische Idee präsentiert. Wenn das Mahl überzeugt, findet es Eingang in die Speisekarte. Vielen gefällt auch die bunte Tischgesellschaft, mit der anregende Gespräche geführt werden können. Restaurantchef Ingmar Goetzloff findet die passende Getränkebegleitung zu den Überraschungsmenüs. Rekordjahr für Resch&Frisch Trotz herausfordernder Rahmenbedingungen und starkem Wettbewerb hatte das Familienunternehmen Resch&Frisch vergangenes Geschäftsjahr das umsatzstärkste Jahr in seiner mittlerweile 100-jährigen Geschichte. 147,6 Mio. Euro Umsatz konnten erzielt werden, das entspricht einem Plus von 11,55 Prozent. FOTOS: NESS RUBEY, TRANSFORMAS / LCM, RESCH&FRISCH, ANDREAS RÖBL n SPARKASSE. Die regionale Sparkasse EferdingPeuerbach-Waizenkirchen stellt 35 gemeinnützigen Projekten eine Rekordsumme von 410.000 Euro zur Verfügung. Die Projekte wurden von einer fünfköpfigen Jury ausgewählt und stammen aus fünf Kategorien wie Kinder und Jugend oder Kunst und Kultur. n BRP-ROTAX. Mitarbeiter des BRP-Rotax-Standorts in Gunskirchen, die auf E-Mobilität setzen, können sich über ein Projekt der Energie AG und der BRPRotax freuen. Dort betreibt der Motorenentwickler derzeit 55 Ladepunkte, welche von Mitarbeitern nun zu einem Spezialtarif verwendet werden können. GEWERBE & DIENSTLEISTUNGEN

XXXXXX FOTOS: XXXXXXXX 16 | CHEFINFO | 3/2024 FOTO: NADLA / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS 16 | CHEFINFO | 3/2024 ZURÜCK AUF DER ÜBERHOL AUTOINDUSTRIE. Warum BMW den Elektrohochlauf schneller schafft als die Konkurrenz und sich mit seiner Strategie auch gegen die Angreifer aus China besser gerüstet sieht. Der Verbrenner spielt noch lange eine wichtige Rolle. Das Motorenwerk in Steyr profitiert von diesem massiven Strukturwandel der Branche. TEXT: Klaus Schobesberger

XXXXXX FOTOS: XXXXXXXX 3/2024 | CHEFINFO | 17 3/2024 | CHEFINFO | 17 COVERSTORY SPUR

XXXXXX FOTOS: XXXXXXXX 18 | CHEFINFO | 3/2024 18 | CHEFINFO | 3/2024 XXXXXX FOTOS: BMW ÖSTERREICH, UWE LEIN / DPA / PICTUREDESK.COM Wer wissen will, wie Transformation in der etablierten Autoindustrie ablaufen kann, sollte einen Blick nach Wien-Aspern oder nach Steyr werfen. Hier stehen Motorenwerke, die etwa zeitgleich Ende der 1970er-Jahre gegründet wurden. An beiden Standorten setzte sich der damalige Kanzler Bruno Kreisky (SPÖ) beim Spatenstich in Szene und glänzte mit seinen vorgeblich guten Beziehungen zur Autoindustrie. Zu den besten Zeiten arbeiteten im Werk des US-Herstellers General-Motors (GM) bis zu 2.200 Leute, heute sind es nur noch 220. Im Juni soll dann endgültig Schluss sein. Aspern ist ein typisches Opfer der neuen automobilen Wirklichkeit, in der im großen Stil Milliarden in neue Antriebstechnologien investiert und alte Standorte dichtgemacht werden. Bis 2020 wurden in Aspern vorwiegend für Opel Motoren und Getriebe produziert. 2017 wurde die einstige GM-Tochter dann Teil der französischen PSA-Group (Peugeot, Citroën), die Anfang 2021 wiederum mit Fiat-Chrysler zu Stellantis fusioniert wurde. Deren Chefstrategen rund um den portugiesischen CEO Carlos Tavares gaben Mitte des Vorjahres bekannt, dass die Automarke mit dem Blitz ab 2028 nur noch elektrisch fahren wird. Verbrenner und Getriebe? Braucht dann keiner mehr. Verbrenner als notwendige Cashcow Während etablierte Hersteller auf eigene Elektrosysteme setzen und damit hohe Verluste einfahren, verfolgt BMW einen Parallelkurs aus alter und neuer Welt. Technologieoffenheit heißt das Zauberwort des Erfolgs bei den Bayern. Ein Wort, für das Oliver Zipse lange als rückschrittlich vor allem von grüner Seite geschmäht wurde. Der Vorstandsvorsitzende der BMW Group BMW-CEO Oliver Zipse wurde für seinen Ansatz der Technologieoffenheit als rückständig geschmäht. Heute zeigt sich der eingeschlagene Weg als goldrichtig. Neue Werkhalle in Steyr: Produktion ab 2025

XXXXXX FOTOS: XXXXXXXX 3/2024 | CHEFINFO | 19 3/2024 | CHEFINFO | 19 COVERSTORY ist seit 2019 im Amt und hält die politischen Vorgaben zum Verbrenner-Aus für fahrlässig. In Europa gilt ab 2035 de facto ein Verkaufsverbot für Benzin- und Dieselantriebe. BMW nennt als einziger deutscher Hersteller kein Datum für den Verbrennerausstieg. Es geht um 13 Millionen Arbeitsplätze, 8 Prozent der Industrieproduktion und ein Drittel aller Investitionen, die auf die Autoindustrie in Europa entfallen. Zipse fordert ein radikales Umdenken in der Politik und zitiert gerne den Grün-Politiker Joschka Fischer, der für BMW auch als Berater tätig war: „Eine Politik des ökologischen Umbaus ist auf die Mobilisierung enormer Summen angewiesen, braucht also eine florierende Wirtschaft.“ Auch Klaus von Moltke lässt im Interview mit CHEFINFO keine Zweifel an der Strategie in dieser brutalen Umbruchphase für Autohersteller aufkommen: Benzin- und Dieselmotoren sind die Cashcow, mit der die Transformation der E-Mobilität finanziert wird. Wette auf die Elektrozukunft Bei diesem Umbau geht es um riesige Summen. In das Werk in München fließen 650 Millionen Euro in die Standortsicherung – ab 2027 laufen dort nur noch vollelektrische Modelle vom Band. Die Produktion des Achtzylinders ist dafür von München nach Steyr verlegt worden. Steyr ist der größte Motorenstandort der BMW Group und spielt auch eine zentrale Rolle bei der Entwicklung und Produktion der E-Motoren der sechsten Generation. Dafür wird insgesamt eine Milliarde Euro aufgebracht. Ab Ende der zweiten Ausbauphase sollen 600.000 Hochleistungs-E-Antriebe das Werk in Richtung Debrecen verlassen. Das wäre dann immerhin die Hälfte der derzeitigen Jahresproduktion von Benzin- und Dieselmotoren, die in Steyr vom Band laufen. Am ungarischen Standort Debrecen baut BMW gerade um zwei Milliarden Euro ein Werk, in dem ab 2025 die „Neue Klasse“ als nächste Generation der Elektroautos produziert werden soll. Diese Modellreihe gilt als das zentrale Zukunftsprojekt und repräsentiert zugleich die Fahrzeugkategorie, die BMW ausschließlich für den Elektroantrieb konzipiert hat. Noch nie in der Firmengeschichte hat der Dax-Konzern eine derart komplexe und kostenintensive Entwicklung geschultert. „Es geht um das Unternehmen als Ganzes“, verdeutlicht Zipse die Tragweite des Projekts. Die Nachfrage nach Batterieautos ist gegenwärtig im Keller – mit sinkenden Preisen, höherer Reichweite und dem Ausbau der Ladeinfrastruktur werde der Absatz ab 2026 sprunghaft ansteigen, ist man in München überzeugt. Es ist eine Wette auf die Elektrozukunft. Mit der neuen Modellfamilie startet BMW vor allem den Angriff auf Tesla. 30 Prozent mehr Reichweite, 30 Prozent schnelleres Laden und 25 Prozent mehr Effizienz als bisherige E-Modelle sollen den Abstand zum Marktführer, der in derselben Premiumliga spielt, sukzessive verkleinern. Die sechs Modelle der neuen Klasse sollen zudem das hochautomatisierte Fahren im Level 3 beherrschen, das auch im neuen BMW 7er seit 2024 erstmals im Einsatz ist. Damit kann man die Hände vom Lenkrad nehmen und sich Nebentätigkeiten während des Fahrens erlauben. Der neue „Drive“ aus Steyr: 600.000 E-Motoren ab 2030 Der Einstieg von neuen Wettbewerbern ist ein positives Signal, weil es uns zu neuen Entwicklungen zwingt. Klaus von Moltke Geschäftsführer BMW Motoren Steyr GmbH Ô FOTOS: BMW ÖSTERREICH, WAKOLBINGER

20 | CHEFINFO | 3/2024 FOTOS: KLAUS SCHOBESBERGER, EY INTERVIEW. Experte Axel Preiss über die Gründe für den schleppenden Absatz bei E-Autos und wie chinesische Hersteller den Markt in Europa verändern werden. CHEFINFO: Warum hat sich das Wachstum beim Absatz von E-Autos so stark eingebremst? Axel Preiss: Technikaffine First Mover haben inzwischen zugegriffen, die große Masse der Autofahrer bleibt aber zurückhaltend und überlegt sich genau, ob ein Elektroauto zu ihren Bedürfnissen passt. Und da spielen Themen wie Preis – der deutlich höher ist als bei Verbrennern –, unzureichende öffentliche Ladeinfrastruktur, anhaltender technologischer Fortschritt gerade bei den Batterien – lieber auf die nächste, bessere Generation warten – und in der Praxis oft zu niedrige Reichweite eine große Rolle. Das allgemeine wirtschaftliche Gesamtumfeld – Stichworte Rezession, Inflation – führt auch zu Zurückhaltung beim Autokauf. Welche Maßnahmen bräuchte es, um mehr E-Autos auf die Straße zu bekommen? Preiss: Dem Preisnachteil kann man mit staatlichen Förderprogrammen begegnen, was auch in vielen europäischen Ländern gemacht wird. Wenn diese Förderprogramme allerdings auslaufen, bricht der Absatz an E-Autos ein, das sieht man gerade am deutschen Markt eindeutig. Will man die E-Mobilität ankurbeln, muss in Leistbarkeit auch durch staatliche Subventionen, Ausbau der Ladeinfrastruktur und Steigerung der Reichweite investiert werden. China und USA drängen mit Rabatten und günstigen E-Autos nach Europa. Wie wird das den europäischen Automarkt verändern? Preiss: Der Marktanteil chinesischer Hersteller ist derzeit noch sehr gering, die Wachstumsraten sind aber hoch. Allerdings stellt sich bei vielen dieser jungen Hersteller die Frage nach der finanziellen Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells, mit Pleiten ist zu rechnen. Insgesamt wird der Wettbewerb aber in jedem Fall zunehmen, der Kostendruck bei den etablierten Herstellern steigt. Wie schätzen Sie die Chancen der deutschen Hersteller ein? Preiss: Alle stehen unter Druck, zum einen die Kosten besser in den Griff zu bekommen, zum anderen den Hochlauf der Elektromobilität voranzutreiben – auch um Strafzahlungen zu vermeiden. Axel Preiss Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY, Wien Wenn Förderprogramme für E-Autos auslaufen, bricht der Absatz ein, das sieht man gerade am deutschen Markt eindeutig. „Alle stehen unter Druck“ Klug aus E-Fahrung Dabei hat sich BMW still und leise als Elektropionier etabliert. Zuerst mit dem i3 und i8 im Jahr 2012 – das Experiment bescherte der blauweißen Marke allerdings Milliardenverluste. Eine „E-Fahrung“, die auch wertvoll ist und in aktuelle Entwicklungen einfließt. Der bayrische Fahrzeughersteller schafft schneller als andere den Elektrohochlauf und hat 2023 mehr E-Fahrzeuge als seine direkten europäischen Mitbewerber und mehr als der Großteil asiatischer und US-amerikanischer Konkurrenten verkauft. „BMW ist der überraschende Gewinner der E-Mobilität und wird als Einziger mit Tesla mithalten können“, urteilt die New York Times in einer langen Analyse Mitte März. Im Unterschied zu Audi, Ford, Mercedes oder Volkswagen verdiene BMW mit seinen Elektroautos bereits Geld. Das liegt einerseits an den vergleichsweise hohen Stückzahlen – im Vorjahr wurden 376.000 Batteriefahrzeuge verkauft. Andererseits kann für jedes Modell wie X1, 5er oder 7er auch die Antriebsform Elektromotor gewählt werden. Auf eine eigene teuer entwickelte Elektroplattform verzichtete BMW bislang. Mit der Einführung der „Neuen Klasse“ soll sich das ändern. 2030 sollen die Hälfte aller Verkäufe bei BMW Elektroautos sein. „Der Einstieg von neuen Wettbewerbern ist ein positives Signal, weil es uns zu neuen Entwicklungen zwingt. Das sehen wir jetzt als Chance“, zwischenbilanziert Klaus von Moltke. „iFactory“ als smarte Fabrik Die Montagehalle am Werksgelände in Steyr misst 150 mal 105 Meter in der Grundfläche und erstreckt sich auf vier Ebenen. Rund 300 Anlagen im Wert von 500 Millionen Euro werden in dem neuen Gebäudekomplex aufgebaut. Im Juli soll bereits die Vorserienproduktion starten. Die Fäden laufen bei Florian Böhm von der Real Estate Development der BMW Group zusammen, der die Bauarbeiten koordiniert und ihren Fort­

FOTOS: XXXXXXXX 3/2024 | CHEFINFO | 21 5/2023 | CHEFINFO | 21 COVERSTORY Info- Hotline 0800 24 68 00 BÜROS AB HERBST 2024 ZU MIETEN! NEUER STANDORT. NEUE PERSPEKTIVEN. Nutzen Sie die Chance und sichern Sie sich Ihr Büro oder Ihre Geschäftsfläche in unserem neuen Firmengebäude! • Räumlichkeiten mit über 340 m2 Fläche • Flexible Raumplanung ganz nach Wunsch • Zentrale Lage zwischen Asten und Enns Mehr Infos unter www.trust-immo.at schritt täglich überprüft. „Wir verfügen über zwei Werke in einem Werk mit zwei unterschiedlichen Infrastrukturen“, erklärt Böhm. Im Unterschied zum Verbrenner habe der E-Motor zwar weniger Teile, dennoch sind Fertigung und Montage nicht weniger komplex. Nur die Atmosphäre ist eine andere. Erstmals wird es Sauberräume für die Elektronik geben. Die Wertschöpfung der Komponenten inklusive Getriebe und dem Inverter – dem elektronischen Gehirn der E-Maschine – passiert in Steyr. 1.000 Personen sollen nach der Endausbaustufe in der „iFactory“ arbeiten. So nennt BMW seine smarten Fabriken der Zukunft, die alle „lean, green und digital“ sein sollen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, sind Konzerne gezwungen, ihre Produktionsstätten in puncto Automatisierung und KI so intelligent wie möglich zu machen. Wenn man sich die Präsentation der Vision X der „Neuen Klasse“ mit all ihren Features vergegenwärtigt, „dann wird deutlich, dass wir mehr in Richtung Digitalunternehmen als Fahrzeughersteller gehen“, sagt Böhm. Ô Florian Böhm in der iFactory in Steyr: Sauberräume statt Ölfilter.

FOTOS: WAKOLBINGER INTERVIEW. Klaus von Moltke leitet seit Herbst 2022 das BMW Motorenwerk in Steyr. Der deutsche Manager erklärt im Interview, welche Rolle der Standort spielen wird, was die größten Herausforderungen sind und warum der Verbrenner noch benötigt wird. „Wir halten ideologische Verbote für falsch“ CHEFINFO: Herr von Moltke, an Superlativen fehlt es derzeit nicht in Ihrer Branche. Aktuell findet der größte Umbau in der Geschichte der Automobilindustrie statt. Wie nehmen Sie diesen Umbruch wahr? Klaus von Moltke: Es ist sehr dynamisch. Im Fokus stehen der Verbrenner, der Hochlauf der E-Mobilität und neue Player in der Industrie aus den USA und China, die mit ihren Produkten in den Markt drängen. Auch die Höhe der Investitionen, die in diesen Umbau fließen, sind bedeutsam. Das haben wir in dieser Form bisher noch nicht erlebt. Aber wir sind sehr stolz, dass wir mit unserem Ansatz der Technologieoffenheit das alles hervorragend bewältigen. BMW stellt um über eine Milliarde Euro ein Antriebswerk in Steyr für E-Mobilität fertig. Zusätzlich wird der 8-Zylinder hier gebaut. Worin sehen Sie die größte Herausforderung? Von Moltke: Die größte Herausforderung ist der Umgang mit der Komplexität und letztendlich auch mit der Flexibilität, die von uns erwartet wird. Wir bedienen einen Weltmarkt mit dem Ansatz der Technologieoffenheit, und wir haben über die letzten zwei Jahre gesehen, wie volatil die Märkte sind. Die starke Abhängigkeit von China als Absatzmarkt hat sich mittlerweile gedreht. Das stärkste Wachstum kam für BMW zuletzt aus den USA und Europa. Viele aktuelle Entwicklungen Der Verbrenner ist das Fundament für die Investitionen in diese Übergangsphase der Industrie. Klaus von Moltke Geschäftsführer BMW Motoren GmbH in Steyr 22 | CHEFINFO | 3/2024

COVERSTORY spiegeln nicht jene Prognosen wider, die wir vor zwei Jahren intern angestellt haben. Daran zeigt sich, wie flexibel man heutzutage agieren muss. Die New York Times nannte BMW als Gewinner der E-Mobilität, der es als einziger deutscher Hersteller mit Tesla aufnehmen könne. Wurden Sie unterschätzt? Von Moltke: BMW ist ein Pionier in der E-Mobilität und hat mit dem Einstieg der Modelle i3 und i8 früh ein Fundament gesetzt. Es mag damals noch nicht der richtige Zeitpunkt für den Markt gewesen sein, aber diese Erfahrung hat uns geholfen, unser E-Mobilitätsangebot für die Zukunft richtig zu gestalten. Die Nachfolgegenerationen basieren schon auf Bestandsarchitekturen. Heute sind wir in jedem Segment und jeder Marke mit elektrifizierten Angeboten am Markt. Wir sind breit aufgestellt und können die unterschiedlichen Wünsche der Märkte bedienen. Hinzu kommt, dass wir in den letzten Jahren größere Sprünge im Bereich der Batteriezellenentwicklung verzeichnen konnten, begleitet von einem sehr starken Impuls in Richtung Digitalisierung im Fahrzeug. BMW hat mit 15 Prozent die höchste Elektroquote aller deutschen Hersteller. Wie geht es weiter? Von Moltke: Wir hatten uns als Ziel die 15 Prozent gesetzt und die haben wir auch punktgenau erreicht. Derzeit befinden wir uns in einer Übergangsphase. Bis 2030 sollen 50 Prozent unserer Flotte als elektrifiziertes Angebot abgesetzt werden. Das zeigt auch unser klares Commitment gegenüber dieser Technologie. Aktuell befindet sich die „Neue Klasse“ in den Startlöchern. Welche Rolle wird Steyr dabei spielen? Von Moltke: Die nächste Generation der E-Mobilität wird ab 2025 am Standort in Debrecen, Ungarn, anlaufen. Mit dieser neuen Fahrzeugarchitektur, ihrem überarbeiteten Antriebsstrang, einem völlig neuen Konzept in puncto Digitalisierung, Teleservices und Infotainment werden wir einen weiteren Sprung nach vorne machen. Damit wollen wir auch unseren Wettbewerbern beweisen, dass wir Marktführer in diesem Segment sind. Aus Steyr wird die E-Antriebsmaschine der sechsten Generation geliefert – inklusive der Leistungselektronik, die hier entwickelt und produziert wird. Steyr ist innerhalb der BMW Group dann nicht nur größter Antriebsstandort, sondern auch gesamthaftes Antriebskompetenzzentrum, das auch federführend bei der E-Mobilität ist. Trotzdem sprechen Sie sich bei BMW klar gegen ein Verbrennerverbot in Europa aus. Warum? Von Moltke: Wir halten nicht am Verbrenner per se fest, wir halten nur ideologische Verbote für falsch. Die CO2-Ziele als Konzern zu erreichen ist unser klares Commitment. Aber in dieser entscheidenden Phase eine Technologie auszuschließen, in der wir nicht wissen, wohin sich ein Weltmarkt orientiert, wäre für den Erhalt eines Industriestandorts mit Risiko verbunden. Der Verbrenner ist das Fundament für Investitionen in dieser Übergangsphase der Industrie. In den Hochlauf der E-Mobilität fließen Milliarden Euro und die Investitionsquoten in der Industrie übersteigen bereits die Fünf-Prozent-Grenze. Ist Wasserstoff ein mögliches Zukunftskonzept für den Antrieb? Von Moltke: Ja, es ist eine Alternative, an der wir als BMW arbeiten. Wir haben eine Testflotte mit knapp 30 BMW iX5 Hydrogen-Fahrzeugen ausgerollt. Wir sind auch regelmäßig in Kontakt mit Stakeholdern aus der Wissenschaft, aus den Energiekonzernen und der Transportindustrie, um Einsatzmöglichkeiten auszuloten. Falls sich die BMW-Konzernzentrale für die Technologie entscheiden sollte, streben wir an, in Steyr ganz vorne mit dabei zu sein. Ich bin guter Dinge, dass wir in der zweiten Hälfte dieser Dekade ein Projekt auf der Straße sehen werden. n Steyr ist innerhalb der BMW Group dann auch gesamthaftes Antriebskompetenzzentrum. Klaus von Moltke Geschäftsführer BMW Motoren GmbH in Steyr Klaus Schobesberger im Gespräch mit Klaus von Moltke. 3/2024 | CHEFINFO | 23

24 | CHEFINFO | 3/2024 FOTO: PORT OF ANTWERP-BRUGES WIRTSCHAFT Ein Material, das Temperaturen von 1.000 Grad und einem Druck von 150 Kilobar nicht nur standhält, sondern zu seiner Entstehung benötigt wird, ist unkaputtbar. Kein Wunder, dass der Prozess, es zu bergen bzw. zu schürfen, ebenso aufwendig ist: Diamanten. 80 Prozent des kostbarsten Edelsteins werden in Antwerpen gehandelt, und das schon seit Jahrhunderten. Schon bald könnte die zweitgrößte belgische Stadt noch kostbareres Gut umschlagen: Wasserstoff – H2. Wasserstoff rückt spätestens seit dem Krieg in der Ukraine wieder in den Fokus. Es könnte die Unabhängigkeit Europas von russischem Gas im wahrsten Sinne des Wortes „befeuern“. Und Antwerpen könnte der wichtigste Umschlagplatz dafür werden. Mit dem kürzlich fusionierten Hafen Zeebrugge wird man zum Multifuel-Hafen. Dort befindet sich nicht nur der größte Autoverladehafen Europas, sondern einer der größten Flüssiggas-Hubs des Kontinents. Der soll Schritt für Schritt auch H2-fit gemacht werden. Die erste H2-Pipeline Antworten aus Antwerpen ENERGIEZUKUNFT. Sind Wasserstofflagerstätten bald wertvoller als Diamantenlagerstätten? Welche Rolle könnte ausgerechnet die Diamantenstadt schlechthin dabei spielen? Und wird H2 Europas Industrie retten? Antworten brachte ein Trip nach Antwerpen. TEXT: Jürgen Philipp aus Antwerpen Schon heute verkehren täglich Stückgut-Züge von Linz nach Antwerpen. Wird schon bald Wasserstoff per Bahn transportiert?

WIRTSCHAFT 3/2024 | CHEFINFO | 25 FOTO: LAND OÖ/GRILNBERGER soll bereits 2028 fertiggestellt sein. Deshalb macht Luc Arnouts, Direktor für internationale Beziehungen des Hafens Antwerpen-Brügge eines klar: „Der Hafen ist nicht zu verkaufen. Er gehört der Stadt und ist als kritische Infrastruktur eingestuft.“ Fehler wie beim Ausverkauf des Hafens Piräus an China oder die chinesische Beteiligung am Hamburger Hafen werden sich in Antwerpen nicht wiederholen. Energie-Hub so groß wie Linz und Wels zusammen Der zweitgrößte Chemie-Hub der Welt (Nr. 1 ist Houston) beschäftigt 164.000 Menschen, rein rechnerisch wäre das jeder dritte Einwohner der Stadt. Und auch die Fläche beeindruckt. Der Hafen ist so groß wie Linz und Wels zusammen. „Belgien wird im Energieimport der Zukunft eine wichtige Aufgabe haben. Antwerpen wird der zentrale Hub dafür“, erzählt Landesrat Markus Achleitner am Rande einer gemeinsamen Pressereise mit Landesrat Günther Steinkellner durch Belgien. „In der EU können maximal 40 bis 50 Prozent des benötigten H2 hergestellt werden. Der Rest muss importiert werden.“ Infrastruktur-Landesrat Steinkellner ergänzt: „Dabei geht es um Unabhängigkeit von den bisherigen Energielieferanten.“ Die Lösung könnte daher in den Wüsten Nord- bzw. Nordwestafrikas liegen. In der Wüste liegt die Kraft Schon 2009 rückte die Sahara in den Fokus. Die DESERTEC Foundation wollte Europas Stromhunger mit einem Solarpark in der Wüste decken. Die Gesamtfläche der Paneele hätte dafür so groß sein müssen wie ganz Österreich. „Energie war damals noch billig, und so wurde der Plan verworfen. Jetzt rückt er wieder in den Vordergrund“, so Achleitner. DESERTEC wird wieder aus den Schubladen gekramt, nur Strom spielt dabei keine Rolle mehr. Mit der Kraft der Sonne soll grüner Wasserstoff für Europas Industrie hergestellt werden. „Das Thema ist vor allem Wärme, nicht der Strom“, und diese kann per H2 zur Verfügung gestellt werden. Im deutlich kleineren Maßstab versucht das aktuell CMB.TECH. Das Spin-off der Reederei CMB (Compagnie Maritime Belge), die auf den belgischen König Leopold II. zurückgeht und 1895 gegründet wurde, will aktuell in Namibia grünen Wasserstoff produzieren. CMB.TECH ist aber kein H2-Hersteller im klassischen Sinn, sondern zeigt auf, was der Stoff aus dem die Energieträume sind, schon heute leisten kann. Operations Manager Steven Kennis erklärt den Ursprungsgedanken. „Unsere Aufgabe war es, Lösungen zu finden, wie man die Schifffahrt CO2-neutral gestalten kann. Wir starteten 2015 ohne großes Wissen über H2 im Schifffahrtseinsatz.“ Das erlangten sie rasch. Zuerst bauten sie eine Vessel, ein Schubschiff, um und tauften es Hydrotug. Das erste serienreife Exemplar seiner Art weltweit ist bereits im Hafen Antwerpen unterwegs. Der Clou: Es ist ein Diesel-H2-Hybrid. Zu 80 Prozent fährt es mit Wasserstoff, 20 Prozent mit Diesel. „2040 wollen wir diese Technologie auf großen Ozeanschiffen einsetzen.“ Doch nicht nur im Wasser, auch auf der Straße zeigt CMB.TECH sein Know-how. Das Unternehmen baut klassische Diesel-Lkw zu ebensolchen Hybriden um. Getankt wird an der eigenen H2-Tankstelle. Lkw mit 350 Bar Druck, Pkw mit 700 Bar, und da wird es tricky: „Pkw haben kleinere H2-Tanks, daher brauchen wir mehr Druck. Dieser Druck sorgt für Reibung und die Leitung wird heiß. Wir müssen sie daher auf -40 Grad kühlen. Das ist komplex. Beim Lkw ist das viel billiger und robuster.“ Damit punkten H2-Diesel-Hybrid-Lkw gegenüber elektrischen Artgenossen. Beim Lkw-Hersteller DAF, mit seiner Achsen- und Fahrerkabinenproduktion in Westerlo, macht Sales Director Michiel Kuijs daher klar, „dass ein elektrifizierter Truck in etwa dreimal so viel kostet wie ein Diesel-Truck.“ Steinkellner betont daher, dass „es nicht nur um die Klimaverträglichkeit geht, sondern auch um die Sozialverträglichkeit“. Denn was nützen die grünsten Technologien, wenn dann Produkte so viel teurer würden, dass sie sich keiner mehr leisten kann? Pack Ammoniak in den Tank Die Leistbarkeit von H2 an der CMB.TECHTankstelle ist gegeben. Aktuell kosSeit dem Ukraine-Krieg geht es nicht mehr um das ,ob‘ wir die Energiewende brauchen, sondern nur noch um das ,wie‘ wir sie schaffen. Markus Achleitner Wirtschaftslandesrat Die zwei von der H2-Tankstelle: Markus Achleitner und Günther Steinkellner plädieren unisono für Technologieoffenheit. Ô

WIRTSCHAFT 26 | CHEFINFO | 3/2024 FOTOS: LAND OÖ/GRILNBERGER, CBM tet ein Kilogramm H2 dort 17 Euro, das reicht für 100 Kilometer und ist damit fast gleich teuer wie Benzin oder Diesel. „Vor dem Krieg in der Ukraine lag der Preis bei 9,90 Euro“, so Kennis. Die Dauer des Tankvorgangs ist ebenso mit fossilen Treibstoffen vergleichbar wie die Reichweite. „Die Tankstelle ist nur unser Showcase. Wir wollen zeigen, dass es funktioniert.“ Im Mittelpunkt bleiben aber Schiffe. 150 Vessels sollen peu à peu umgebaut werden. „Die kleineren davon werden mit H2 betrieben, die größeren mit Ammoniak.“ Ammoniak, das wie E-Fuels, Methanol und andere Alternativtreibstoffe über Umwege aus CO2 produziert werden kann. CMB.TECH beweist damit, dass Energie und Mobilität Hand in Hand gehen. Mehr als symbolisch daher der gemeinsame Auftritt der beiden Landesräte. Steinkellner ist sich dabei ebenso sicher wie sein Kollege, dass „es unbedingt Technologieoffenheit braucht“. Die Regulatorien und Auflagen dürften sich nicht mehr verschärfen: „Wir dürfen die Industrie nicht verlieren, doch das könnte bei den hohen Gehalts-, Umwelt- und Energiekosten drohen“. Vom Problemstoff zum Wertstoff Den Problemstoff CO2 in Wertstoff zu verwandeln klingt vorerst nach moderner Alchemie, ist aber möglich. Bei Rohrdorfer Zement in Gmunden erfolgte kürzlich der Startschuss zu Österreichs erster CO2-Rückgewinnungsanlage in großtechnischem Maßstab. Damit sollen jährlich 30.000 Tonnen CO2 rückgewonnen werden. Zum einen wird das Klimagift in chemische Basisprodukte umgewandelt, zum anderen kann es unschädlich gespeichert werden (Carbon Capture). „Die Anlage kostet 40 Millionen, 30 davon wurden gefördert“, so Achleitner, und er ergänzt: „Es wird viel öffentliches Geld brauchen, um diese historische Aufgabe zu stemmen.“ Auch in Belgien wird daran gearbeitet. Ein Spin-off der Uni Antwerpen, D-CRBN, hat eine kompakte Anlage gebaut, die aus CO2 Grundstoffe für Ethanole, Acetone oder E-Jet-Fuel produzieren kann. CCO David Ziegler: „Wir wollen eine Kreislaufwirtschaft, denken aber immer noch linear.“ D-CRBN setzt dabei auf Plasma. „Wenn die Sonne scheint oder der Wind bläst, kann ich die Anlage sofort aktivieren. Das ist, wie wenn man das Licht einschaltet.“ Statt „ob“ geht es ums „wie“ Licht aus, Spot an – Schauplatzwechsel: In der Residenz des österreichischen Botschafters in Brüssel, Jürgen Meindl, stehen drei Herren im Blitzlichtgewitter der Fotografen, Kameraleute und der Smartphonecams: Markus Achleitner, Luigi Crema und Robert Tichler. Crema ist President von Hydrogen Europe Research, ein internationaler Verband von 150 Universitäten und Forschungseinrichtungen aus 29 Ländern Europas und darüber hinaus. Tichler ist Geschäftsführer des Energieinstituts an der JKU. Achleitner ist dessen Präsident. Das Energieinstitut ist mit der Unterschrift der drei nun offizielles und einziges oberösterreichisches Mitglied von Hydrogen Europe Research. Oberösterreich will damit den nächsten Schritt zum großen Player beim Wasserstoff machen. „Vor einem Jahr haben wir die OÖ H2-Offensive gestartet, jetzt sind ca. 60 Firmen dabei“, berichtet Achleitner. Das neue Wasserstoff-Zentrum der FH Wels ist ebenso ein weiterer Meilenstein der H2-Strategie des Landes. Für Achleitner steht daher fest: „Seit dem Ukraine-­ Krieg geht es nicht mehr um das ,ob‘ wir Günther Steinkellner Infrastrukturlandesrat Wir dürfen die Industrie nicht verlieren, doch das könnte bei den hohen Gehalts-, Umwelt- und Energiekosten drohen. Markus Achleitner (Präsident Energieinstitut), Luigi Crema (President Hydrogen Europe Research) und Robert Tichler (Geschäftsführer Energieinstitut) unterzeichnen die Mitgliedschaftsurkunde.

WIRTSCHAFT GLASFASER. ZUVERLÄSSIG. SICHER. IHRE INNOVATIVSTE WAHL! Mehr Erfolg für Ihr Business. Mit Glasfaser der LINZ AG TELEKOM schneller in die digitale Zukunft. www.linzag-telekom.at die Energiewende brauchen, sondern nur noch um das ,wie‘ wir sie schaffen. Wenn wir in der EU eine Kreislaufwirtschaft auf Basis erneuerbarer Energien aufbauen, haben wir einen Wettbewerbsvorteil über Jahrzehnte.“ OÖs „Underground“ ist Goldes wert Das Team des Energieinstituts der JKU bringt dabei eine Menge Expertise und eine breite Betrachtungsweise ein: „Wir sind 43 Leute aus 15 verschiedenen Studienrichtungen wie Ökonomen, Juristen oder Techniker. Wir machen bei EU-Projekten oft die Begleitforschung und schauen auf die ökonomischen Ergebnisse, testen die Akzeptanz in der Bevölkerung ab und betrachten die ökologische Performance“, so Robert Tichler. Bei der Performance in Sachen Speicherkapazität von künftig benötigtem Wasserstoff, hat Oberösterreich übrigens ein Ass im Ärmel: „Wir haben einen echten USP. Oberösterreich hat sehr große Speicherkapazitäten. Daher setzen wir auch bei diesem Thema einen Forschungsschwerpunkt gemeinsam mit unserem Partner RAG.“ Und diese Kapazitäten – unser Bodenschatz – könnten schon bald wert- voller sein als so manche Diamanten- lagerstätte. n Robert Tichler Geschäftsführer Energieinstitut an der JKU Wir haben einen echten USP. Oberösterreich hat im Vergleich zu anderen sehr große Speicherkapazitäten. Der „Hydrotug“ ist das erste Wasserstoff-Diesel-Hybridschiff der Welt und verrichtet im Hafen von Antwerpen saubere Dienste. Weitere 150 sollen folgen.

RkJQdWJsaXNoZXIy NzkxMTU1