Chefinfo Magazin 8-23

WIRTSCHAFT 34 | CHEFINFO | 8/2023 FOTO: MICHAEL KAPPELER / DPA / PICTUREDESK.COM Standbeine und Spielbeine haben. Die Schweiz ist beispielsweise in den Bereichen Pharma, Industrie und Biotech so gut aufgestellt, dass sie das Einknicken in der Finanzbranche passabel übersteht. Dagegen steht Deutschland wirtschaftlich nur auf einem Bein. Eines Ihrer Schlagworte im Buch lautet „Fokus statt Perfektion“. Sollen wir von den Amerikanern lernen? Sattelberger: Die US-Amerikaner sind Marketinggenies, weil sie ihre halb fertigen Produkte auf den Markt werfen und dort perfektionieren. Wir haben dieses Vorgehen während der Coronazeit gelernt, nämlich eine Impfstoffentwicklung dramatisch zu verkürzen und mit gewissen Unfertigkeiten umgehen zu lernen. Diese Fähigkeit machen wir uns offensichtlich nur dann zu eigen, wenn uns das Wasser bis zum Hals steht. Welchen Anteil hat die Berliner Ampelregierung am jetzigen Zustand? Sattelberger: Ich habe in meinen 40 Jahren Führungstätigkeit in der Wirtschaft, davon 15 Jahre als Vorstand, schlimme Phasen erlebt: die Terroranschläge vom 11. September in New York während meiner Zeit bei Lufthansa, die Schuldenkrise bei Conti und die dramatische Sanierung der Telekom in den Jahren 2007 bis 2009. In diesen großen Krisen waren zwei Dinge kriegsentscheidend: Leadership und Glaubwürdigkeit im Handeln. Kanzler Olaf Scholz, der noch vor ein paar Monaten vom kommenden Wirtschaftswunder und dem Doppel-Wumms gesprochen hat, müsste jetzt Führungsstärke beweisen – aber er hüllt sich zu wichtigen Themen in Schweigen. Dafür machen wir uns mit einer stümperhaften Politik rund um Robert Habecks Heizungsgesetz zur Lachnummer. Christian Lindner schätze ich sehr, aber er steht zum Teil auf verlorenem Posten und kann nur versuchen, das Schlimmste zu verhüten. Wie kriegt Deutschland noch die Kurve, fragt der „Spiegel“. Hat es Gerhard Schröder mit seiner Agenda 2010 nicht besser gemacht? Sattelberger: Schröder hat ähnlich wie Scholz jahrelang eine Politik der ruhigen Hand praktiziert. Wir hatten damals neun Millionen Arbeitslose und es gingen fast zehn Jahre ins Land, bis etwas passierte. Ähnlich war es mit der Krise in England: Es brauchte eine Dekade, bis Margaret Thatcher kam und Reformen einleitete. Wenn wir uns diese Zeiträume ansehen, ist es gut möglich, dass wir noch länger durch ein Tal der Tränen gehen müssen, bis etwas passiert. Krisen sind heilsam, das ist meine tiefe Erfahrung aus der Wirtschaft. Wir haben die Krisen bei Conti und Telekom gemeinsam bewältigt und standen danach sehr gut da. n Der Ampel fehlt es an Leadership: Christian Lindner (FDP), Kanzler Olaf Scholz (SPD) und Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen). 50,6 Prozent weniger ausländische Direktinvestitionen verzeichnete Deutschland 2022 zu 2021. ANZEIGE FOTOS: ENERGIE AG / ROBERT MAYBACH „Man ist erfolgreich, wenn man miteinander und nicht gegeneinander arbeitet“, sagt Margit Reiter, Leiterin des Energie AG-Vorstandsbüros. FÜHRUNG. Diese Aufgabe ist für Margit Reiter, Leiterin des Energie AG-Vorstandsbüros, die größte Freude und Herausforderung zugleich. Schritt für Schritt, von der HTL-Absolventin als Trainee mit mehreren beruflichen Stationen und laufender Weiterbildung hat die Juristin eine verantwortungsvolle Position erlangt. Schritt für Schritt zum Erfolg Die Energie AG will ihren Kindern und zukünftigen Generationen einen lebenswerten Planeten hinterlassen und die Energiezukunft auf sichere und nachhaltige Beine stellen. Dies ist nur gemeinsam möglich. „Für die aktuellen Herausforderungen braucht es neue Ideen und innovative Lösungen. Als Energie AG möchten wir neben der Dekarbonisierung daher einen großen Fokus auf Diversität und Inklusion setzen. Denn jede und jeder Einzelne bringt unterschiedliche Fähigkeiten und Erfahrungen mit und trägt nachhaltig zum Erfolg bei“, so Energie AGCEO Leonhard Schitter. Die Erhöhung des Frauenanteils, sowohl in Führungspositionen als auch im gesamten Konzern, steht dabei an oberster Stelle. In der Energie AG ist die Gleichstellung von Frau und Mann schon lange eine Selbstverständlichkeit und wird durch gezielte HR-Instrumente auch weiterhin gefördert. Mit Personalentwicklungsmaßnahmen, wie beispielsweise der Teilnahme am unternehmensübergreifenden Cross-Mentoring-Programm oder internen Entwicklungsprogrammen (z. B. Power Talente) werden Nachwuchskräfte individuell gefördert. Ziel ist es, diese durch Mentees beim nächsten Karriereschritt zu begleiten. Darüber hinaus legt die Energie AG im Employer Branding immer wieder den Schwerpunkt auf die Gewinnung von Technikerinnen für den Konzern. ENERGIE AG: GEMEINSAM DIE ENERGIEZUKUNFT GESTALTEN C H E F I N F O J A H R E S T H E M A T E I L 5 Frau UND KARRIERE Leonhard Schitter CEO Energie AG Warum haben Sie sich entschieden eine Führungsrolle zu übernehmen? Margit Reiter: Gestaltungsmöglichkeiten und persönliche Entwicklungsmöglichkeiten, die mit neuen Aufgabenstellungen verbunden sind, reizen mich. Das macht es für mich attraktiver, eine interessante neue Aufgabe zu übernehmen. Letztlich war natürlich jeder nächste Schritt wieder eine neue Herausforderung, an der ich wachsen konnte. Was sind für Sie die größten Herausforderungen? Reiter: Mein Ziel ist es, für alle Mitarbeiter:innen ein Arbeitsklima zu schaffen, in dem sich alle gut aufgehoben fühlen und motiviert sind. Man ist erfolgreich, wenn man miteinander und nicht gegeneinander arbeitet. Der wesentlichste Erfolgsfaktor ist das Team, um gemeinsam die besten Leistungen erbringen zu können. Und Erfolg motiviert zusätzlich! Welche drei Tipps Ihres Mentors/ Ihrer Mentorin im CrossmentoringProgramm konnten Sie umsetzen? Reiter: Aufmerksam zu bleiben und die eigene Wahrnehmung der Wirklichkeit nicht für allgemeingültig zu halten sowie den richtigen Weg anstelle des einfachen Weges zu wählen. Die Folgewirkungen von vermeintlichen Abkürzungen können immens sein. Und Prioritäten setzen, insbesondere dann, wenn die Zeit knapp wird. Ich bemühe mich täglich, diese Tipps im Auge zu behalten und umzusetzen. Was brauchen Sie, um Ihre Rolle gut zu erfüllen? Reiter: Den regelmäßigen vertrauensvollen Austausch mit Kolleg:innen, Coaches und Mentor:innen zur Unterstützung der Selbstreflexion und auch um das Handwerkszeug zu erweitern. Um effektiv arbeiten zu können, ist eine wertschätzende Umgebung wichtig. Gute Führung soll meine Mitarbeitenden motivieren, ihr Bestes zu geben, und es mir ermöglichen, auch meinen Teil zum Erfolg meines Teams beitragen zu können. Auch ich muss in meiner Führungsposition meine Leistung bringen und der Führungs- und Vorbildrolle gerecht werden.

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