Chefinfo Magazin 8-23

aller Bankvorstände weiblich ist“, sagt Steiner. Ziel des Bankenverbands ist es, den Frauenanteil in den Bankvorständen auf zumindest 20 Prozent zu erhöhen. In Aufsichtsräten sitzen im Schnitt 30 Prozent Frauen, ein ähnlicher Wert wird für die Führungspositionen unterhalb der Vorstandsebene angegeben, die in Österreichs Banken in Frauenhand sind. Und die Quote wirkt doch Eine Stichproben-Untersuchung der Ratingagentur DBRS Morningstar bei 43 europäischen Banken zeigte, dass sich der Frauenanteil in den Aufsichtsräten im Jahr 2021 bei durchschnittlich 37 Prozent einpendelte. Auf Vorstandsebene liegt der Frauenanteil bei 26 Prozent. Das Länderranking führt wenig überraschend Norwegen mit einem Frauenanteil von 50 Prozent an. Auf den hinteren Rängen rangieren Spanien mit 14 Prozent und Deutschland mit 16 Prozent. Nur fünf der 43 Banken haben einen weiblichen CEO, darunter das norwegische Finanzdienstleistungsunternehmen DNB und die Bank of Ireland. Diese Zahlen decken sich in etwa mit einer Studie der Boston Consulting Group aus dem Jahr 2021, wonach der Frauenanteil in den Vorstandsgremien der 50 größten börsennotierten Banken in Europa bei 22 Prozent liegt. Interessantes Phänomen: Je mehr Frauen einen Vorstandsposten in europäischen börsennotierten Konzernen bekleiden, desto geringer ist die Chance für andere Frauen, berufen zu werden. Zwei Frauen schaffen es maximal in die Chefetage, danach ist meist Schluss. Das ist das Ergebnis einer Studie des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Die Autoren haben damit erstmals empirisch einen „Sättigungseffekt“ beim Thema Diversität in europäischen börsennotierten Konzernen nachgewiesen. Die Studie geht davon aus, dass es in Deutschland meist schon „nach einer Frau eine Art Sättigungseffekt gibt“. Das dürfte auch für Österreich zutreffen – zumindest gemessen an den aktuellen Zahlen: Von 188 Vorstandpositionen in heimischen Börsenunternehmen sind nur 17 weiblich besetzt (9 Prozent). Bei Aufsichtsräten herrscht in Österreich wie in Frankreich oder Italien hingegen eine verpflichtende Quote. Hier liegt der Frauenanteil ähnlich hoch wie im Bankenbereich – nämlich bei 29 Prozent. Vorbilder und Systemveränderer Die heimische Finanzbranche glänzt dafür mit Frauen, die Klischees brechen und das System verändert haben. Maria Schaumayer (1931– 2013) bezeichnete sich selbst als „Eisbrecherin“ für Frauen. Die Ökonomin war von 1990 bis 1995 Präsidentin der Oesterreichischen Nationalbank – in dieser Funktion war sie die erste Frau weltweit. Auch in der EZB sitzt mit Christine Lagarde die erste Frau an der Spitze. Als Pionierin in Oberösterreich gilt Michaela Keplinger-Mitterlehner, die seit 2007 im Vorstand der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich sitzt. Davor war die studierte Historikerin und Philosophin Landesdirektorin der Bank Austria für Oberösterreich und Salzburg. „Es war anfangs ungewöhnlich, dass ich in vielen Sitzungen die einzige Frau war, aber man gewöhnte sich auch an diese Rolle und dieses System“, sagt Keplinger-Mitterlehner. Geändert hat sich, dass Frauen heute in vielen Bereichen aktiv gesucht und in Gremien sichtbar gemacht werden. „Sich für eine Top-Position zu entscheiden war immer schon eine Herausforderung, das gilt für Männer und Frauen gleichermaßen.“ Die Managerin ist auch Spartenobfrau der Sparte Bank und Versicherung der Wirtschaftskammer OÖ: „Es ist paradox, dass sich das Präsidium aus drei Frauen und einem Mann zusammensetzt.“ Was auch in Ordnung sei, weil Frauen bei Bildungsabschlüssen im Hochschulbereich inzwischen Männer zahlenmäßig überholt haben. 20 | CHEFINFO | 8/2023 COVERSTORY Es gibt nicht viele Vorstände in der österreichischen Bank- und Finanzbranche mit einem Frauenanteil von 50 Prozent und mehr. Die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich mit Michaela Keplinger-Mitterlehner und Sigrid Burkowski ist ebenso eine Ausnahme wie die Linzer Partner Bank AG mit Sarvenas Enayati und Elham Ettehadieh. Die Privatbank feierte im Vorjahr ihr 30-jähriges Bestehen und bietet mit ihrer Two-WingsStiftung Workshops für Frauen an, um deren Finanzwissen zu erweitern. Einzige Vorstandsvorsitzende im Bankenbereich in Oberösterreich ist Stefanie Christina Huber, die Chefin der Sparkasse Oberösterreich. Den heimischen Sparkassensektor kann man durchaus als Vorreiter in dieser Beziehung bezeichnen. Gerda HolzingerBurgstaller steht seit dem 1. Jänner 2021 als CEO an der Spitze der Erste Bank. Auch zwei andere Finanzinstitute werden von Frauen geführt: die Klagenfurter BKS Bank (mit der Oberbank und der Bank für Tirol und Vorarlberg Teil der 3-Banken-Gruppe) von Herta Stockbauer und die Wüstenrot Group von Susanne-Riess-Hahn. Sie bewegen Milliarden In der internationalen Finanzwelt geben einige Frauen den Ton an. Etwa Citibank-Chefin Jane Fraser, die an der Spitze einer der großen Wall-Street-Banken steht, oder Abigail Johnson. Sie führt seit 2014 die Fondsgesellschaft Fidelity, die knapp 4,2 Billionen US-Dollar verwaltet. In Deutschland machte Christiana Riley von sich reden: Die 45-Jährige war zum Zeitpunkt ihrer Berufung in den Vorstand der Deutschen Bank das jüngste Vorstandsmitglied seit Alfred Herrhausen, der 1970 mit 40 in den Vorstand des Frankfurter Bankhauses einzog. Laut der deutschen Financial Times ist Ana Botín nicht nur die einflussreichste Persönlichkeit der europäischen Finanzwirtschaft, sondern als Aufsichtsratsvorsitzende der Banco Santander auch die mächtigste Managerin Europas. Ihr Weg war von ihrer Familie fast vorgezeichnet: Sie ist die Tochter von Emilio Botín, der frühere Präsident der in Santander beheimateten Bank. Ihre Mutter zählt zu den populärsten Pianistinnen Spaniens. Ana Botín ist Absolventin der Harvard Business School, arbeitete sieben Jahre bei JPMorgan als Managerin und gilt als entscheidungsstark und fleißig. Am Börsenparkett sind zwei Frauen erwähnenswert: zum einen Sharon Bowles. Die studierte Physikerin und Patentanwältin ist im Vorstand der London Stock Exchange (LSE), die zu den zehn größten Handelsplätzen der Welt zählt. Die wohl schillerndste Fondsmanagerin ist Cathie Wood. Die US-amerikanische Ökonomin hat sich mit ihrer 2014 gegründeten Investmentfirma ARK Invest auf Technologieunternehmen spezialisiert. SESSELRÜCKEN. Immer mehr Frauen geben nach und nach in der Banken- und Finanzbranche den Ton an. Eine Auswahl nationaler und internationaler Managerinnen, die mit Zahlen und Charme agieren. Starke Frauen in der Finanzwelt FOTOS: WAKOLBINGER, PARTNERBANK, BRENDAN MCDERMID / REUTERS / PICTUREDESK.COM, VIOLETA SANTOS MOURA / REUTERS / PICTUREDESK.COM 14 Prozent der Vorstände in österreichischen Banken sind weiblich. Ô FOTO: ZÜRCHER KANTONALBANK Stefanie Christina Huber, Vorstandvorsitzende der Sparkasse Oberösterreich Zwei Frauen im Vorstand der Partnerbank: Sarvenas Enayati und Elham Ettehadieh Cathie Wood, Gründerin der US-Investmentfirma ARK Invest Ana Botín, Aufsichtsratsvor- sitzende der Banco Santander Silvia Richter rückte im Juli in den Vorstand der Zürcher Kantonalbank Österreich auf.

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