Chefinfo Magazin 6-23

DAS MAGAZIN DER FÜHRUNGSKRÄFTE KAPITAL UMWELTBANK ALS TAKTGEBER KRISTINA HASELGRÜBLER RADSPORT PASSGENAUE RENNBIKES IM TREND FLORIAN POSCH REISEN EFFIZIENT UNTERWEGS MIT PRIVATJETS BENNI WAGNER JULI/AUGUST 2023/33. JG./NR. 6/2,50 EURO, ÖSTERREICHISCHE POST AG, GZ 02Z031559 M, ZIELGRUPPEN-ZEITUNGSVERLAGS GMBH, ZAMENHOFSTRASSE 9, 4020 LINZ Die Rohstoff-Pioniere VISIONÄRE Wie man mit Ideen, Mut und Geld Zukunft gestaltet Kurt Bernegger jun. Bernegger Gruppe Kurt Bernegger Bernegger Gruppe SOMMER 2023 LEINER & CO. WARUM GROSSE MARKEN SCHEITERN INNOVATIVES OÖ 35 TOP INNOVATIONEN AUS OBERÖSTERREICH

Cyrus Rahmat Tel.: 0732 650350-22 | Mobil: 0664 1006505 | E-Mail: cyra@cyra.at Cyra Immobilien GmbH | Berggasse 23 b | A-4040 Linz | www.cyra.at Neuson Real GmbH Zollamtstraße 7 | A-4020 Linz | Tel. 0732 673500 office@neuson-real.com www.neuson-real.com BERATUNG | VERMITTLUNG | PROJEKTENTWICKLUNG IHRE NEUE IMMOBILIE 2023 Ein Campus für innovative Unternehmen Lage: Linz Zentrum vis-à-vis Wifi OÖ, MIETERWÜNSCHE können berücksichtigt werden! Freie Raumplanung • Individuell gestaltbare Büroflächen vom klassischen Einzelbüro bis hin zum Großraumbüro • High-End-Ausstattung: Klima, Doppelböden, Akustikdecken, hochwertige Böden/Beleuchtung, Befeuchtungsanlage uvm. • Innovative Gebäude-/Haustechnik: Fernwärme und Fernkälte (betriebskostenschonend), modernste Raum- und Steuerungstechnik, High-Speed-Datenleitung • Benefits für alle am Campus: Konferenzzentrum, Restaurant, Nahversorger, Kindergarten und Hotel • Tiefgarage: gesamt 1.040 Stellplätze, E-Ladestationen (optional) PROVISIONSFREI FÜR MIETER Gesamt ca. 8.000 m² Nutzfläche Letzte freie Bürofläche: ca. 1.600 m² teilbar, Bezug Ende 2023, Miete auf Anfrage, HWB: 86 kWh/m²a, fGEE: 1,23 Gesamte Nutzfläche: ca. 13.500 m² BAUTEIL 1 Das TECHBASELINZ bietetheuteschondieBüroqualitätderZukunft! Gesamt: ca. 7.380 m², freie Bürofläche: ca. 5.860 m² teilbar (ab 2024), Miete: auf Anfrage, HWB: 18 kWh/m²a, fGEE: 0,73 Bürofläche: ca. 5.740 m² teilbar (ab 2024), Stand-alone-Objekt, Miete auf Anfrage, HWB: 20 kWh/m²a, fGEE: 0,81 BAUTEIL 3 BAUTEIL 4 TECHBASELINZ TECHBASELINZ TECHBASELINZ TECHBASELINZ VERMIETET BAUTEIL 2 Franzosenhausweg 41, 4030 Linz ModernesErstbezug-GewerbeobjektbestehendauseinerHalleundeinemBürotrakt mit Schauraum über 3 Ebenen. Halle: 924 m2, Höhe: 7 m BUK und 8,5 m bis Dach Büro: 226 m² + 30 m² Terrasse pro Ebene, gesamt 678 m² Büro, 27 Pkw-Stellplätze, Druckluftanlage, 2 Ladetore mit 3,85 x 4,5 Meter, Büroflächen klimatisiert, KAT7-Verkabelung, PV-Anlage mit 80 KW Leistung, Vorbereitung für Ladestationen für 6 Pkw. Mietkonditionen: Auf Anfrage Modernes Gewerbeobjekt und effiziente Bestandshallen in Neufelden zu vermieten Neubau-GewerbeobjektmitHalleüber2Ebenen.Hallenfläche:4.833m²,Büro:226m², 20 Pkw-Stellplätze, Beschickung ebenerdig und über innen liegende Rampe Bestandshallenflächen: 14.400 m², und Büro: 300 m², Beschickung ebenerdig und über innen liegende Rampe, Mietkonditionen auf Anfrage OBJEKT 2 4320 Perg, Naarntalerstraße 52: Gewerblich genutztes bestandfreies Gebäude zu verkaufen Grundfläche: 1.854 m², Nutzfläche Gebäude: 664 m² Geeignet für Büro-Ordination-Kanzlei und einige Mitarbeiterwohnungen Kaufpreis: Auf Anfrage OBJEKT 1 Schwerlasthalle in Top-Gewerbegebiet von Linz zu vermieten Adresse: Wahringerstraße 34, 4030 Linz Größe: 4.170 m², Höhe: 20 Meter, 2 Deckenkräne mit 70/35 Tonnen und 32/12 Tonnen 2 Seitenkräne mit 5 Tonnen Traglast Freilager: 3.120 m² mit 32-Tonnen-Kran Kleinteilelager, Sozialräume, Büroflächen, Parkplätze Mietkonditionen: auf Anfrage Neubauhallenflächen können mieterspezifisch errichtet werden. Größen: 1.500–7.000 m² pro Halle, Höhe: bis 30 Meter Kirchschlag Neubauprojekt über der Nebelgrenze: Wohnungen für Eigennutzer und Anleger zu verkaufen Größen: 46 m², 64 m², 70 m², 85 m², 92 m² und Penthouse mit 103 m² AlleWohnungenmit2Tiefgaragenplätzen,Terrassenund3habeneinenEigengarten. Wunderschöne Aussichtslage und sehr sonnig. Kaufpreise auf Anfrage OBJEKT 5 OBJEKT 3 OBJEKT 4

68 71 Pioniere und Erfinder In sieben Kategorien werden die innovativsten Unternehmen aus OÖ präsentiert. Zauberwort Resilienz Widerstandsfähigkeit gegenüber Cyberattacken ist wichtiger als je zuvor. 24 Heures d’Innovation Zahlreiche Erfindungen brachte das 24-StundenRennen von Le Mans hervor. 40 52 58 6/2023 | CHEFINFO | 5 4 | CHEFINFO | 6/2023 FOTOS: HERMANN WAKOLBINGER, LIGHTFIELDSTUDIOS / FANGXIANUO / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, RAIFFEISEN GUNSKIRCHEN, NEXTSER / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, EVA MANHART / APA / PICTUREDESK.COM, JAGUAR COVERFOTOS: RAIFFEISEN GUNSKIRCHEN, HERMANN WAKOLBINGER, AEROX/INES THOMSEN, POSH CYCLING FOTOS: HERMANN WAKOLBINGER, NIEDERÖSTERREICH-WERBUNG/ MICHAEL LIEBERT Wirtschaft 20 40 68 86 Inhalt Innovationen OÖ Finanzen Klaus Schobesberger Chefredakteur Her mit den Milliardären! k.schobesberger@chefinfo.at Es ist gerade wieder populär, Vermögenssteuern ins Spiel zu bringen – aber eh erst „ab einer Million“ Substanzvermögen. Natürlich ist das ein riesiger Bluff eines der größten ökonomischen Vordenker der SPÖ namens Andreas Babler. Es regt sich auch schon innerparteilicher Widerstand. Kein Wunder. War es doch der sozialdemokratische Finanzminister Ferdinand Lacina, der vor fast 30 Jahren die Vermögenssteuer abgeschafft hat. Nicht ohne Grund. Denn gerade sehr reiche Menschen können eine erstaunliche Kreativität an den Tag legen, ihr Kapital steuerschonend ins Ausland zu transferieren. Auf der anderen Seite dienen gerade Menschen wie der im Vorjahr verstorbene Didi Mateschitz zu Unrecht als Feindbild. Der Red-Bull-Gründer zahlte nicht in Österreich seine Steuern, sondern hat mit enormem Kapitaleinsatz ganzen Regionen wieder zum Aufschwung verholfen. Man muss ihm dafür nicht dankbar sein. Aber er hätte sich das auch alles ersparen können. Viel Gewinn beim Lesen dieser Ausgabe wünscht Ihnen Editorial IMPRESSUM: Eigentümer und Medieninhaber: Zielgruppen-Zeitungsverlags GmbH. Redaktionsanschrift: Zamenhofstraße 9, 4020 Linz, Tel.: +43 (0)50 6964-0, E-Mail: redaktion@chefinfo.at. Herausgeber: Peter Lengauer. Geschäftsführung: Mag. Johanna Lengauer, Hans Huber. Chefredaktion: Klaus Schobesberger. Redaktion: Jürgen Philipp Bakk. Komm. MBA, Michael Schwarz BA, Kerstin Reitterer, Manuela Fritz. Verlagsverkaufsleitung: Christian Schüttengruber. Anzeigen: Mirijam Mayer, Isolde Kainz, Roswitha Lang, Romana Gerard. Artdirector: Thomas Bruckmüller. Artdirector-Stv.: Julia Pargfrieder. Grafik: Julian Kastenhuber, Malina Lahner, Rebecca Falmbigl. Bildbearbeitung: Andrea Laban, Frank Garzarolli. Korrektur: Mag. Dorrit Korger. Druck: Radin print d.o.o., Sveta Nedelja, Kroatien. Abo-Hotline: Tel.: 0506964-4091. E-Mail: abo@chefinfo.at. Internet: www.chefinfo.at. Gültig ist die Preisliste 2023. Im Sinne einer leichteren Lesbarkeit werden geschlechtsspezifische Bezeichnungen überwiegend in männlicher Form verwendet. moments ● CHEFINFO ● WEEKEND MAGAZIN ● Corporate Publishing CHEFINFO IST EIN PRODUKT IM Verborgene Schätze Zukunftsgestaltung bei Bernegger in Molln 14 Coverstory Der Leiner war meiner Firmenübernahmen durch ausländische Unternehmen können Fluch und Segen sein. Selbst ist der Man(n) Sind die Kategorien Selfmadewoman und Selfmademan noch zeitgemäß? Tatort Einzelhandel Ladendiebstahl hat Hochkonjunktur. Wie können sich Händler davor schützen? Effizienz als Devise Privatjetbroker Benni Wagner im Gespräch darüber, warum Zeitersparnis und nicht Luxus im Vordergrund steht. 20 28 32 34 Vision einer grünen Bank Umweltcenter-Leiterin Kristina Haselgrübler erzählt über das grüne Konzept der Raiba Gunskirchen. Die Gewinne sprudeln wieder SBO-Vorstandsvorsitzender Gerald Grohmann über die Zukunft der Erdölförderung. Reisen für die Seele Reisetipps für entschleunigende Wochenendtrips mit klösterlichem Hintergrund. 86 74 76 74 Personal Tabuthema Gehalt Gehaltsexperte Conrad Pramböck spricht, worüber ungern gesprochen wird. Kein altes Eisen Ü50er berichten oft von einer schwierigen Jobsuche, obwohl Age Diversity vorteilhaft ist. Lifestyle 58

Radar Ein Quantum Gold Landeshauptmann Thomas Stelzer verlieh Nobelpreisträger Anton Zeilinger das Goldene Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich. „Mit Anton Zeilinger ehren wir einen der international brillantesten Köpfe in der Welt der Wissenschaft und Forschung“, so Stelzer und ergänzte, dass der gebürtige Innviertler daran forsche, „das Leben der Menschen besser zu machen“. Zeilinger betonte die „Wichtigkeit der Förderung von Grundlagenforschung, auch wenn bei dieser nicht immer klar sei, welche Ziele damit erreicht werden“. Bhutan Negativ = positiv Rund zwei Tonnen CO2 fallen pro Kopf an, allerdings absorbiert Bhutan mehr Klimagas und ist daher sogar CO2-negativ. Katar (D)Oha! Katarer verursachen rund fünfmal so viel CO2 wie Österreicher. Das Land ist damit Pro-Kopf-Spitzenreiter. Burundi „Nullwachstum“ Mit einem Pro-Kopf-CO2Ausstoß von 0,06 produzieren die Rundi 121-mal weniger Klimagas als wir Österreicher. VAE CO2 in Dubai Viermal so viel CO2 pro Kopf wie hierzulande werden in den VAE ausgestoßen. Damit folgt der unrühmliche zweite Platz. TOP DOWN Niedrigster CO2-Ausstoß pro Kopf Höchster CO2-Ausstoß pro Kopf Jan Müller, Bassist Tocotronic, über Rammstein „Hört einfach etwas anderes. Es gibt so viel wundervolle Musik von anständigen Menschen.“ Dahin gesagt Woran arbeiten Sie gerade? Hans Böhm tritt am 1. September die Nachfolge von Klaus Schörghofer als Vorstandsvorsitzender der Brau Union mit Sitz in Linz an. Der 51-jährige Holländer ist aktueller Managing Director von Heineken Niederlande und arbeitet gerade an seiner Übersiedlung nach Österreich, in das Land, in dem er seit 40 Jahren seinen Urlaub verbringt. „Ich freue mich, ab September die Geschäfte der Brau Union Österreich zu leiten – immerhin handelt es sich um den stolzen Marktführer in Österreich, in dem Land, das meine Familie als zweite Heimat betrachtet“, so der Vater dreier erwachsener Töchter. FOTOS: POP_JOP/ DIGITALVISION VECTORS/GETTY IMAGES, VICTOR METELSKIY / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, MARJOLEINE BRONS, VIKTOR TOLOCHKO / TASS / PICTUREDESK.COM, EBRAHIM HAMID / AFP / PICTUREDESK.COM, STR / AFP / PICTUREDESK.COM ZAHL Quelle: BBC Online Liter Bier trinkt man pro Kopf auf den Seychellen. Die Insel verdrängte Österreich auf Platz drei. „Weltmeister“ bleibt Tschechien. Best of 116,6 Nachgefragt Ein Plädoyer für die Fadesse Der CHEFINFO-Gast- kommentar über den Vorzug „fader“ Pragmatik Ist Ihnen nicht auch in letzter Zeit öfter ganz „schwurbelig“, weil sie aus dem Kopfschütteln nicht herauskommen? Landeshauptfrau/ -mann-Debatte in NÖ, Exekution wegen 258 Euro Müllgebühren, vorgetäuschte Doktortitel, 32-StundenWoche bei akutem Personalmangel – tu felix Austria, sonst haben wir anscheinend keine Probleme. Der Kanzler mimt derweil den DJ und „shakert“ mit der Jugendstaatssekretärin um die Wette. Ist der politische Hausverstand endgültig im Keller von BILLA verschwunden? Hat man im Wettlauf um Skandalisierung und Instagram-Posts überhaupt noch Zeit für Realpolitik? Wie wäre es damit, wieder einen Wettbewerb unter den Energiekonzernen zu entfachen, anstatt Zuckerl zu verteilen? Könnten wir nicht KV-Verhandlungen und Gießkannenprinzip durch pragmatische Inflationsbekämpfung ersetzen? Wie wäre es, Asyl und Migration ganz einfach zu trennen, anstatt bei jedem Umfragetief einen xenophoben Reflex auszulösen? Könnten wir nicht anfangen, verhinderte Klimaschutzmaßnahmen statt als ideologische Waffe als drohende Zukunftskosten zu sehen? Wie wäre es mit ein wenig mehr Pragmatik statt Dramatik? Wie wäre es mit ein wenig Lösungskompetenz statt „Heißer-Luft-Eloquenz“? Naja, wahrscheinlich ist das ein wenig zu „fad“ für Instagram und Co. Ihr Anonymus Anonymus Viktor Lukaschenko Nur noch wenige Staaten stehen hinter Putins Angriffskrieg. Am loyalsten verhält sich Belarus und sein Langzeitmachthaber Viktor Lukaschenko. Die Abhängigkeit Weißrusslands von „Mütterchen Russland“ ist riesig. Isayas Afewerki In Afrika kann sich Putin auf die uneingeschränkte Freundschaft zum seit 30 Jahren mit brutaler Macht herrschenden Präsidenten Eritreas verlassen. Auch Mali, der Sudan und Burkina Faso stehen hinter Russland. Kim Jong-un Putins Freunde bilden ein bizarres Sammelsurium aus Militärjuntas oder Diktatoren wie Kim Jong-un aus Nordkorea. Überraschender ist hingegen die Loyalität des linksgerichteten Präsidenten Manuel Ortega (Nicaragua) zu Putin. BELARUS Putins „Buddys“ ERITREA NORDKOREA FOTOS: LAND OÖ/MAX MAYRHOFER, DEEJPILOT / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, NARVIKK / GUENTERGUNI / E+ / GETTY IMAGES, HERBERT P. OCZERET / APA / PICTUREDESK.COM 6/2023 | CHEFINFO | 7 6 | CHEFINFO | 6/2023

8 | CHEFINFO | 6/2023 FOTOS: GOC / E+ / GETTY IMAGES Cayenne E-Hybrid Coupé – Kra sto verbrauch kombiniert: 1,5 –1,8 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 33 – 42 g/km; Stromverbrauch kombiniert: 28,6 – 30,8 kWh/km. Stand 06/2023. Die angegebenen Werte wurden nach dem vorgeschriebenen Messverfahren VO (EG) 715/2007 (in der jeweils gültigen Fassung) im Rahmen der Typengenehmigung des Fahrzeugs auf Basis des neuen WLTP-Prüfverfahrens ermittelt. Platz für fünf. Und unzählige Abenteuer. Der neue Cayenne. Demnächst in Ihrem Porsche Zentrum. Porsche Zentrum Oberösterreich Salzburger Straße 292 4060 Linz-Leonding Telefon +43 505 91132 Oliver Hacker, DW 810 Daniel Mitteregger, DW 811 Lars Jussek, DW 812 www.porsche.at/oberoesterreich Anders gedacht von Klaus Schobesberger Chefredakteur Es ist wie das Amen im Gebet. Mit dem Beginn der Urlaubszeit häufen sich die Meldungen über verspätete Flüge, überfüllte Airports oder fehlende Gepäckstücke. Manche begründen das Chaos mit dem gestiegenen Passagieraufkommen, andere mit dem fehlenden Boden- und Sicherheitspersonal an den Flughäfen. Eine Folge der Coronapandemie. Aber eine der Hauptursachen wird selten genannt: das Internet. Nur noch die älteren Semester können sich daran erinnern, wie das war, als für den Ticketkauf der Gang ins Reisebüro unerlässlich war. Heute haben die meisten 20-Jährigen noch niemals ein Reisebüro von innen gesehen. Flüge werden fast ausschließlich online gebucht. Entweder direkt bei der Fluggesellschaft oder bei den bekannten Plattformen wie Checkfelix, Skyscanner oder Expedia. Als Ende der 1990er-Jahre der OnlineTicketkauf einsetzte, war das revolutionär. Man brauchte keine Mittelsmänner mehr, konnte sich auf einen Blick informieren und in Echtzeit verfolgen, wie sich die Preise veränderten. Das Internet ist schuld Die Onlinebuchung zwang Fluggesellschaften, günstige Preise anzubieten, was jedoch einen gravierenden Nachteil hatte: In allen anderen Bereichen des Flugverkehrs wurden sie weniger wettbewerbsfähig. Anstatt sich um ein qualitativ hochwertiges Flugerlebnis zu bemühen, haben die Fluggesellschaften begonnen, beim Komfort zu sparen. Sitze wurden enger zusammengedrängt, der Pünktlichkeit wurde weniger Priorität eingeräumt und ein komplexes System zusätzlicher, oft versteckter Gebühren wurde eingeführt. Leistungen, die früher im Ticketpreis enthalten waren. Wer sich also über zu enge Sitze, häufige Verspätungen und extrem hohe Zusatzkosten ärgert, sollte daran denken: Das Internet ist Schuld und jeder von uns hat aus Gier an dieser Entwicklung fleißig mitgearbeitet. Kommt der Stehplatz? Piloten und Flugbegleiter, einst geachtete Berufe, wurden zu bloßen Kostenfaktoren und Schachfiguren in diesem Spiel degradiert. Der Spielraum nach unten ist noch nicht zu Ende. Bei meinem letzten Flug mit der AUA nach Italien wurde eine 0,2-LiterFlasche stilles Wasser als Bordverpflegung ausgegeben. Zwei Jahre davor waren noch Cracker dabei. Und vor fünf Jahren konnte man noch zwischen Kaffee und Tee wählen. Ich bin mir sicher: Wenn es die Sicherheitsbestimmungen zuließen, wären Stehplätze längst üblich. Aber vielleicht sind wir auch an einem Wendepunkt angelangt, an dem wir erkennen, dass Billigtickets das Gesamtsystem kaputt gemacht haben. n REISEN. Onlinebuchungen gelten als revolutionäre Innovation. Doch sie haben das System ruiniert. Warum billige Flugtickets einen hohen Preis haben

FOTOS: XXXXXXXX 6/2023 | CHEFINFO | 11 FOTOS: BRAU UNION ÖSTERREICH, ALEXANDRA GRILL, KREMSMÜLLER ANLAGENBAU GMBH, WIRTSCHAFTSBUND OBERÖSTERREICH Wirtschaft Verkauft Franz-Joseph Doppler hat das Tankstellennetz der Welser Doppler Gruppe an die polnische Orlen S.A. verkauft. Immobilien, Flüssiggas und Logistik bleiben in Familienbesitz. Verlängert Katrin Kühtreiber wurde nach drei erfolgreichen Jahren als Vorstandsdirektorin der Oberösterreichischen Versicherung vom Aufsichtsrat zu fünf weiteren in der Funktion bestellt. Phönix Vor drei Jahren musste Kremsmüller Insolvenz anmelden. Die Kosten eines Großauftrags für Wien Energie haben damals das Budget gesprengt. Aus den Fehlern hat man gelernt: Trotz Energiekrise konnte man letztes Geschäftsjahr die Betriebsleistung um 15 Prozent auf 184 Mio. Euro steigern. Aufträge gäbe es genug, nur an Fach- kräften mangelt es. Eine „Renais- sance der Anpacker“ wünschen sich Gregor Kremsmüller und Christoph Sandner. Sei du selbst Wirtschaftsbund. Landesgeschäftsführer Wolfgang Greil glaubt an Generation Z. Vor allem sinnstiftende Tätigkeiten und persönliche Entfaltung sind laut aktueller Studie wichtig für jugendliche Arbeitnehmer. Daher die neue Kampagne „be yourself“ – Dein Job. Dein Leben. Tausend offene Stellen in Österreich zeigt der Wirtschaftsbund Stellenmonitor für Juni. Das ist ein Anstieg von 20.000 Stellen gegenüber dem Monat Mai. 236 oberbank.at/wachstum Dr. Franz Gasselsberger, MBA Generaldirektor Oberbank AG Je schwieriger die Zeiten, umso mehr muss man sich auf manches verlassen können. Wie auf seine Bank. Mit sicherer Kapitalisierung, nachhaltigem Wachstum und der Möglichkeit, unabhängig in der Region zu entscheiden, bieten wir unseren KundInnen vor allem eines: Verlässlichkeit. Diese wird es in Zukunft noch mehr brauchen. Lassen Sie uns doch bald einmal über Ihre Perspektiven sprechen. Womit man in Zeiten rechnen kann, in denen man mit allem rechnen muss!

6/2023 | CHEFINFO | 13 12 | CHEFINFO |6/2023 Investiert und nicht verpulvert Mehr als 10 Prozent des Jahresumsatzes steckte die Wolfmair Beschichtungs GmbH in eine moderne Pulverkabine. Die Arbeitsumgebung wird laut Geschäftsführerin Birgit Wolfmair dadurch deutlich verbessert, außerdem können so Arbeitschritte effizienter gestaltet und Energie ein- gespart werden. Branchen Hoch hinaus in Bulgarien Ende Mai hat der Transport- und Baumaschinenvermieter Felbermayr den bulgarischen Kranverleiher Maritza aufgekauft und baut die Position in Südeuropa damit deutlich aus. Sichtlich zufrieden zeigen sich die Geschäftsführer Horst Felbermayr und Peter Stöttinger von Felbermayr sowie Yordan Georgiev und Angel Yankov von Maritza. Beim weltweiten Marktführer von Bunt- und Bleistiften Faber-Castell gab es Grund zum Feiern. Das Traditionswerk in Engelhartszell feiert dieses Jahr sein 60-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass begrüßte Werkleiter Kurt Seidl zahlreiche Vertreter aus Politik und Wirtschaft. Dem Ruf folgten auch die beiden Gesellschafterinnen Gräfin Victoria und Gräfin Mary von Faber-Castell. MANAGEMENT & ERFOLG redaktion@chefinfo.at Zukunft der Lehrlingsinitiative Mitte Juni übernahm Monika Sandberger die Geschäftsführung der Initiative zukunft.lehre.österreich, die sich für die Aufwertung der Lehre in der Gesellschaft einsetzt. Bisher war die Linzerin Geschäftsführerin des Einkaufzentrums Passage in der Linzer Innenstadt. 50 Jahre Dywidag Rund 230 Gäste folgten der Einladung des Bauunternehmens Dywidag zur Jubiläumsfeier in der Tabakfabrik. Begrüßt wurden sie von Geschäftsführer Gerald Höninger und von Bodner-GruppenGeschäftsführer Thomas Bodner. Bunt wie das Leben Gedämpfter Optimismus beim Industrieempfang Trotz Sekt & Wein: Der Ausblick der Industriellenvereinigung OÖ beim Industrieempfang am 19. Juni in der JKU war eher ernüchternd. IV-OÖ-Präsident Stefan Pierer und seine Gesprächspartner diskutierten unter anderem über Arbeitskräftemangel, hohe Lohnstücknebenkosten und steigende Energiepreise. Ebenfalls vor Ort waren IV-OÖ-Geschäftsführer Joachim HaindlGrutsch und die Vizepräsidenten Thomas Bründl, Elisabeth EngelbrechtsmüllerStrauß und Peter Mitterbauer. redaktion@chefinfo.at Frauen in der Wirtschaft Die diesjährige Sommernacht von Frau in der Wirtschaft fand unter dem Motto „What’s next? Wie wir Zukunft neu denken!“ statt. Frauen in Top-Management-Positionen diskutierten über neue Perspektiven und Potenziale. Laura Wiesner, Geschäftsführerin der Wiesner-Hager Möbel GmbH wurde von Margit Angerlehner als Unternehmerin für mehr Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Strahlend rein In der Passage Linz eröffnet das Familienunternehmen TopRein die TopCar Autoaufbereitung. Künftig wird an dem Standort ein breites Spektrum an Dienstleistungen im Bereich Fahrzeugpflege angeboten. Neben Innen- und Außenreinigung werden auch Lackversiegelungen und Felgen- aufbereitungen durchgeführt. FOTOS: CITYFOTO, WOLFMAIR, TOPCAR, IV OÖ / PELZL FOTOS: FELBERMAYR, DYWIDAG, ANDREAS ZOPF / FABER-CASTELL, ZUKUNFT.LEHRE.ÖSTERREICH n AMAG. Erneut erhält die AMAG Austria Metall AG die höchste von vier Qualitätsauszeichnungen, den „Accredited Supplier“-Award, von Airbus. Verliehen wurde der Preis für die hervorragende Liefertreue und Produktqualität. Bereits seit 2005 arbeitet AMAG mit dem Flugzeughersteller zusammen. n WINDHAGER. Am 6. Juni empfing EU-Kommissar Thierry Breton sieben Vertreter aus der Bioenergiebranche mit dem Ziel, entsprechende Technologien in das Net-Zero-Industriegesetz zu integrieren. Teil der Delegation war neben anderen Stefan Gubi, CEO des Heizkesselproduzenten Windhager. n MARKEN. Die jährliche Markenwert-Studie des European Brand Institute bewertet wie im Vorjahr Red Bull als erfolgreichste Marke. Der Markenwert beläuft sich auf 18,4 Mrd. Euro. Novomatic und Spar folgen wie im Vorjahr auf den Plätzen zwei und drei. Erstmals im Ranking ist Pierer Mobility auf Platz zehn. n LANDWIRTSCHAFTSKAMMER. Auch für dieses Jahr wird trotz langer Trockenphasen ein gutes Getreidejahr in Österreich erwartet. Die niedrigen Getreidepreise dämpfen allerdings die Stimmung bei den heimischen Bauern. Geopolitische Ereignisse führen außerdem zu unvorhersehbaren Kursschwankungen. GEWERBE & DIENSTLEISTUNGEN

COVERSTORY FOTO: HERMANN WAKOLBINGER 14 | CHEFINFO | 6/2023 6/2023 | CHEFINFO | 15 Kurt Bernegger jun. und Kurt Bernegger sen. im Foyer der neuen Firmenzentrale. Die Gruppe beschäftigt 1.000 Mitarbeiter und setzt 200 Millio- nen Euro um. ROHSTOFFE. Wie das vor 75 Jahren gegründete Familienunternehmen Bernegger mit innovativen Ideen, Gestaltungskraft und Investitionen seine Zukunft abzusichern versucht. TEXT: Klaus Schobesberger Schätze Jäger der verborgenen Zu besonderen Anlässen setzt sich Kommerzialrat Kurt Bernegger selbst hinter das Steuer des Kleintransporters. Gäste sollten festes Schuhwerk mitbringen und etwas mehr Zeit einplanen als üblich. Nicht die angrenzende Nationalpark-Region ist das Ziel, sondern der weitläufige Firmensitz in Molln. Die eigentliche Attraktion am Gelände ist von außen nicht sichtbar: Ein Fördertunnel auf den 1.032 Meter hohen Pfaffenboden, wo in einem Trichterabbau Kalkstein ins Tal gebracht wird. 650 Meter beträgt der Höhenunterschied. Mit 3,5 Kilometern ist es der längste befahrene Tunnel Oberösterreichs. Das 2004 realisierte Projekt vereint all jene Eigenschaften, für die das Familienunternehmen steht: Weit vorausdenken und auf Spitzentechnologien setzen. Fünf Jahre benötigte Bernegger von der Idee bis zur Realisierung. Er holte Parteien und Umweltgruppen an einen Tisch und überzeugte mit einer 25-MillionenEuro-Investition in „sanften“ Rohstoffabbau dank Tunnel statt Straße. Der Clou: Die Bremsenergie des Förderbandes wird zur Produktion von täglich 5.000 Kilowattstunden Strom genutzt. Damit war Bernegger seiner Zeit voraus. „Wir sind nicht Manager, die nur das Morgen im Sinn haben. Wir sind ein Familienbetrieb, der in Generationen denkt“, sagt Bernegger. Rohstoffe des 21. Jahrhunderts Die dritte Generation steht in den Startlöchern und trägt denselben Namen: Kurt Bernegger junior, Absolvent der Montanuniversität Leoben und seit 15 Jahren im Unternehmen tätig. Sein Spezialgebiet: die Rohstoffe des 21. Jahrhunderts fördern. Bei zwei spektakulären Projekten in Enns ist er federführend dabei. Um 60 Millionen Euro wird gemeinsam mit ARA und dem deutschen Sammelsystem Grüner Punkt die modernste und größte Kunststoffsortieranlage Europas errichtet. 2025 sollen 100.000 Tonnen Leichtverpackungen automatisch sortiert werden. Es sind riesige Vorhaben: Insgesamt sieben Recyclinganlagen mit einer Investitionssumme von 300 Millionen Euro sind für die nächsten 15 Jahren geplant. Der Ennshafen ist kein Neuland für den Mollner Konzern. Seit 2005 steht dort Ô 3,1 Millionen Tonnen Rohstoffe bewegt die Firmengruppe jährlich.

COVERSTORY die TBS Technische Behandlungssysteme zur Verwertung von nichtmetallischen Materialien aus Altautos und Elektroschrott. In diesen Anlagen wird gebrochen, gesiebt und mit verschiedenen Technologien sortiert. Bei 20 verschiedenen Stoffströmen klingelt die Kasse. Darunter sind feine Kupfergranulate, Kunststoff als Reduktionsmittel für die Stahlindustrie oder Grobeisen und Aluminium. Das Problem: Mechanisches Recycling stößt bei kleinsten Metallresten an seine Grenzen. „Das sind feinste Kupferdrähtchen im Schaumstoffteil, die selbst mit der Pinzette nicht rauszubekommen sind“, erklärt Bernegger. „Gelöst“ werden kann es dank eines neuen thermischen Verfahrens. In jahrelanger Forschungsarbeit wurde gemeinsam mit der Montanuniversität Leoben und den Projektpartnern Technische Hochschule Aachen sowie dem Essener Industrieanlagenbauer Küttner ein mehrfach patentiertes pyrometallurgisches Verfahren zur Ressourcenrückgewinnung von Kupfer, Gold und anderen Edelmetallen entwickelt. 70 Millionen Euro werden für zwei Öfen am Recyclingzentrum im Ennshafen investiert. Bereits kommendes Jahr soll der Kupferofen in Betrieb gehen. Innovation: Kupferofen statt Kupferbergwerk Lohnt sich dieses Investment? Der junge Montanist bringt einen Vergleich mit dem Abbau von Kupfererz. „In einem Tagebau in Skandinavien werden jährlich 40 Millionen Tonnen Gestein mit einem Kupfergehalt von 0,25 Prozent abgebaut. Das wird feinst vermahlen, aufbereitet und konzentriert. Wir deponieren in Österreich fast 100.000 Tonnen mit 1 Prozent Kupfergehalt. Damit sind wir weltweit die Ersten, die das in dieser Form ausprobieren“, sagt Bernegger. Im Unterschied zu mineralischen Rohstoffen kann Kupfer aufgrund des hohen Preises in alle Welt verschickt werden. Für die Tonne Kupfer wurden Anfang des Jahres mit 9.500 Dollar Rekordpreise bezahlt. Auch die Abwärme soll Geld bringen: Mit der Rohstoffgewinnung wird das minderwertige Material verbrannt und eine Dampfturbine für die Stromerzeugung betrieben. „Ab dem nächsten Jahr produzieren wir als Konzern doppelt so viel Strom, wie wir intern benötigen. Derzeit liegt die Eigenproduktion mit PV-Anlagen und Kleinkraftwerken zwischen 18 und 20 Prozent. Wir werden dann 15 Millionen kWh extern verkaufen können. Auch Fernwärme für die Stadt Enns kann geliefert werden.“ Strom ist ein zukünftiges Geschäftsfeld für Bernegger – wenn auch ein sehr unsicheres. Denn niemand weiß, wie sich die Strommärkte entwickeln. Die Turbulenzen auf den Energiemärkten in den letzten beiden Jahren haben Bernegger Mehrkosten von einigen Millionen Euro verursacht. Die Energiewende mit hohen Strompreisen und zunehmenden Schwankungen bei der erzeugten Strommenge aus Erneuerbaren bedeuten auch eine Chance. Um das Netz stabil zu halten, werden Stromspeicher benötigt. Konkret: Pumpspeicherkraftwerke. Stromspeicher ante portas „Als Unternehmer sind wir immer auf der Suche nach Technologien, die in Zukunft benötigt werden. Was morgen passiert, ist schon gelaufen“, sagt Kurt Bernegger. 2003 hat das Unternehmen mit der Planung seines privaten Speicherkraftwerks mit 300 MW Leistung in Molln begonnen. Eine ideale topografische Lage und die Erfahrungen mit dem Projekt Pfaffenboden wiesen den Weg. Mittlerweile sind alle Genehmigungen für den Baubeginn unter Dach und Fach. Kostenpunkt des Projekts: 500 Millionen Euro. „Wir brauchen einen Mitinvestor, das ist kein Geheimnis. Die Investitionssumme ist für das Hause Bernegger zu groß. Seit November gibt es für den 220-kV-Netzzugang durch die Austria Power Grid, der uns 2021 gekündigt wurde, wieder grünes Licht.“ Inzwischen zeigt sich Bernegger von den derzeitigen politischen Rahmenbedingungen zunehmend genervt. Hat die EU nicht den Green Deal verabschiedet, und heißt es nicht, die Nachfrage nach Stromspeichern sei enorm? Warum interessiert sich dann niemand für ein Projekt, das alle Genehmigungen in der Tasche hat? „Da fragt man sich: Ist so ein Kraftwerk mit Einspeisung ins 220-kV-Netz vielleicht nur ein paar Privilegierten oder dem Staat vorbehalten?“ Derzeit muss Bernegger bei schönem Wetter am Wochenende seine PV-Anlagen mit 4 MW abschalten, weil die Marktpreise negativ sind. Genau hier machen Speicherkraftwerke Sinn: Bei Stromüberschuss kann das Wasser mit hohem Wirkungsgrad auf den Berg gepumpt werden – und wenn Strom benötigt werde, würden die Generatoren einige Stunden laufen. „Wenn wir in puncto Speicherkapazitäten nicht schnell handeln, werden wir in Europa und Österreich an den Baum fahren“, sagt Bernegger. Bahn statt Lkw: Die Logistik von morgen In puncto Energie sind die Berneggers Getriebene, denn sie wissen: In naher Zukunft werden fossile Brennstoffe nicht mehr in diesem Ausmaß zur Verfügung stehen. „Bernegger verbraucht rund zehn Millionen Liter Diesel pro Jahr. Es ist aufgrund der politischen Vorgaben absehbar, dass diese Menge irgendwann verknappt wird. Vielleicht sind wir dann auch hier unserer Zeit wieder voraus.“ In allen Bereichen prüft das Familienunternehmen, verborgene Schätze zu heben. Im Zentrum steht die Konzernlogistik, die zunehmend auf Schiene gebracht wird. Mittlerweile wurde nach Spital am Pyhrn, Linz und Enns der vierte Bahnanschluss in Leobendorf nördlich von Wien in Betrieb genommen. Bernegger verfolgt auch hier ein langfristiges Konzept. Weil es in Europa aufgrund von Brancheninteressen nicht möglich war, ließ man anfangs in Asien Prototypen für ein eigenes Containersystem fertigen, das den rauen Anforderungen des Baustellenbetriebs gerecht wird. „Du hast immer das Problem: Wie kommst du mit dem Material den letzten Kilometer zur Baustelle?“, sagt Bernegger. Die Mollner sind inzwischen der größte private Kunde bei der ÖBB im Schüttguttransport. Vor sieben Jahren wurde eine Abteilung mit Spezialtiefbau gegrünCOVERSTORY 16 | CHEFINFO | 6/2023 6/2023 | CHEFINFO | 17 500 Millionen Euro soll das Speicherkraftwerk von Bernegger in Molln kosten. Wir sind nicht Manager, die nur das Morgen im Sinn haben. Wir sind ein Familienbetrieb, der in Generationen denkt. Kurt Bernegger sen. FOTOS: MARTIN PETZ, BERNEGGER Ô Mit Rohstoffabbau in den Kalkalpen wurde Bernegger groß. Das Unternehmen steht oft in der Kritik, verfolgt heute aber eine konsequente Kreislaufwirtschaft. Bernegger zählt zum größten privaten Kunden der ÖBB im Schüttgutbereich. Um den Transport zur Baustelle zu erleichtern, ließ man in Asien eigene Container fertigen.

det. Bernegger erhofft sich vor allem im im Großraum Wien zusätzliche Baustellen, etwa bei Tiefgaragen für Supermärkte. Bernegger betreibt unter anderem auch einen Hartsteinbruch in Ybbs-Persenbeug. Diese Partnerschaft mit Alexander Habsburg-Lothringen soll die Versorgung mit mineralischen Rohstoffen im Raum Wien absichern. „Unsere Philosophie ist klar: Mineralische Rohstoffe müssen künftig verstärkt auf der Bahn transportiert werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben und künftige Anforderungen zu Nachhaltigkeit und EU-Taxonomie-Verordnung bestmöglich erfüllen zu können.“ Innovativ und konservativ zugleich Die umtriebige Firmenpolitik ruft potenzielle Kooperationspartner auf den Plan. „Jede Woche trudeln Vorschläge mit konkreten Angeboten ein. Wir machen nur Projekte, für die wir auch die Personalressourcen haben. So gesehen sind wir innovativ und konservativ zugleich“, sagt Bernegger senior. Das nahezu unüberschaubare Angebot der Gruppe reicht von Rohstoff, Bau, Logistik über Recycling und Umwelt bis hin zur Biolandwirtschaft. „Wir sind ein Bauchladen.“ Der Sohn präzisiert: „Rohstoff ist die Klammer für alles. Ursprünglich haben wir Kalkstein abgebaut, dann kam die Kalkbrennerei dazu. So hat sich das eine an das andere gefügt. Wer mineralische Rohstoffe abbaut, der veredelt sie auch. Der nächste Schritt ist Beton, so ist das Ganze mit dem Erdbau und in Folge mit der Bautätigkeit entstanden.“ In einem Punkt sind sich beide Generationen einig: Rohstoffe sind essenziell für das Land und die Wirtschaft. Es ist wie beim Brettspiel „Die Siedler von Catan“: Jener Spieler mit den besten Rohstoffkarten gewinnt. Die Interessenkonflikte liegen auf der Hand. „Wir schlagen in die Natur Wunden, das kann man nicht verleugnen. Wir geben der Natur aber auch in Form von Magerwiesen, die heute wieder gefragt sind, etwas zurück.“ Es seien gemeinsam mit Naturschutzverbänden wie dem Alpenverein tolle Projekte gelungen. „Wir haben heute deshalb ein gutes Standing bei den Behörden. Das Vertrauen ist groß.“ n COVERSTORY 18 | CHEFINFO | 6/2023 Neues Küchenstudio im Miele Center Führlinger, Kaisergasse 18, 4020 Linz +43 732 7822 69 office@mielecenter-fuehrlinger.at mielecenter-fuehrlinger.at Öffnungszeiten: Mo – Fr 9.00 – 18.00, Sa 9.00 – 12.30 www.mcf-kuechen.at Hier geht’s zum virtuellen Rundgang. „DAS WIRD EIN SPANNENDER HERBST“ Einbruch der Baukonjunktur. Dass sich Kurt Bernegger ein zielsicheres Gespür für langfristige Trends in der Bau- und Rohstoffbranche zu eigen gemacht hat, ist nicht von der Hand zu weisen. Umgekehrt ist seine Branche die erste, die sich mit einem drohenden Konjunktureinbruch konfrontiert sieht. Im ersten Quartal 2023 ist der private und soziale Wohnbau weiter stark eingebrochen. „Wir sind als Rohstofflieferanten nur die ersten Boten. Die Nachfrage sinkt, und es ist schneller gegangen, als wir gedacht haben“, sagt Bernegger, der schon auf den Abschwung reagiert. Gewisse Dinge werde man im Unternehmen neu aufstellen müssen. Wenn die Bauwirtschaft steht, treffe das auch den kleinen Bauunternehmer, den Frächter oder den Zimmermann. Erstaunlich findet Bernegger, dass in der Politik das Szenario offenbar noch nicht angekommen ist. „Wir werden einen spannenden Herbst bekommen. Aber keiner spricht es an. Viele denken, dass die Wirtschaft wie nach der Coronapandemie wieder anspringen wird. Doch das wird nicht so schnell passieren.“ Ab dem nächsten Jahr produzieren wir als Konzern doppelt so viel Strom, wie wir aktuell intern benötigen. Kurt Bernegger jun. FOTO: MARTIN PETZ Veredelter Kalkstein kommt unter anderem der Bodenverbesserung zugute. In gemahlener Form ist er auch in Putzen, Klebern und Spachtelmassen enthalten.

6/2023 | CHEFINFO | 21 20 | CHEFINFO | 6/2023 WIRTSCHAFT Das Narrativ ist mittlerweile bekannt: Ein Arbeiter erzählt vom Untergang eines Industrieunternehmens und den Folgen für die Standortgemeinde. Der Arbeiter ist heute SPÖ-Vorsitzender und heißt Andreas Babler, das Industrieunternehmen Semperit, die Gemeinde Traiskirchen. Die Übernahme von Semperit Reifen 1985 blieb ein tief sitzender Schock. Eine zehnjährige Jobgarantie der Continental AG hielt exakt zehn Jahre. Wild umstritten war auch die Privatisierung der minder stolzen Austria Tabak, deren Wurzeln auf 1784 zurückgingen. Sie wurde 2001 voll privatisiert und 2007 vom Schweizer JTI-Konzern (Camel, Winston) komplett übernommen. Die Standorte wurden geschlossen, darunter auch die Tabakfabrik in Linz. Ein Deal, der politische Fragen aufwarf, dessen Zustandekommen aber nicht aufgeklärt werden konnte, denn bei der Übersiedelung des ehemaligen Eigentümers ÖIAG (heute ÖBAG) wurden Dokumente „aus Platzgründen“ vernichtet. Aktuell erhitzt ein weiterer umstrittener Deal die Gemüter: kika/Leiner. 1910 von Rudolf Leiner gegründet und lange Zeit Flaggschiff des österreichischen Möbelhandels, ging es schon 2013 in den Besitz der südafrikanischen Steinhoff-Gruppe über. 2018 übernahm René Benkos Signa – „der Leiner war wieder unserer“ –, bis Signa das angeschlagene Unternehmen an die Supernova-Gruppe veräußerte. Die Folgen sind bekannt. Wohin geht die turbulente Reise von kika/Leiner nach der gescheiterten „österreichischen Lösung“? Ich bin so was von INSOLVENZ-TRADITION? Semperit, Austria Tabak, kika/Leiner: Viele österreichische Traditionsunternehmen verschwanden nach ausländischen Übernahmen oder wurden insolvent. Doch es gibt auch zahlreiche positive Beispiele. TEXT: Jürgen Philipp angeleinert FOTOS: NEXTSER / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, EVA MANHART / APA / PICTUREDESK.COM Ô WIRTSCHAFT

WIRTSCHAFT 22 | CHEFINFO | 6/2023 6/2023 | CHEFINFO | 23 FOTOS: MARKUS MORAWETZ WIRTSCHAFT FOTOS: PERNITSCH, LEO / ÷NB-BILDARCHIV / PICTUREDESK.COM, GEORGES SCHNEIDER / PICTUREDESK.COM Als John Wayne und BB für österreichische Produkte warben Auch Traditionsbetriebe sind nicht vor dem Scheitern gefeit. Und selbst große Namen verschwinden rasch aus dem Bewusstsein. Etwa der Name des größten Filmprojektorenherstellers der Welt Mitte der 1970er-Jahre. Der kam aus Österreich und hieß Eumig. Eumig hatte sich einen legendären Ruf als Qualitätshersteller von Kameras, Projektoren oder HiFiGeräten erarbeitet. Für die Filmkamera C16 holte man sich 1956 als Werbetestimonials Ikonen wie Brigitte Bardot und John Wayne. Im selben Jahr schrieb das Unternehmen Sozialgeschichte. Auf Initiative des Inhabers Karl Vockenhuber junior wurde die 40-Stunden-Woche getestet und schließlich als erstes Unternehmen in Österreich eingeführt. Eumig scheiterte aber nur indirekt an scheinbar übermächtigen globalen Spielern. Managementfehler, Streit innerhalb der Besitzerfamilien, verfehlte Marketingstrategien und eine zu geringe Eigenkapitaldecke setzten dem Unternehmen zu. Schlussendlich versetzte der US-Konzern Polaroid dem heimischen Elektronikhersteller den Todesstoß, indem es einen Großauftrag platzen ließ. Andere einst große heimische Marken gingen in internationalen Konzernen auf. Der Küchengerätehersteller Elektra Bregenz kocht heute unter türkischer Flagge, Neff ging in Bosch-Siemens-Hausgeräte über. Einst flächendeckend verbreitet, werden Großgeräte des ehemaligen Gunskirchner Waschmaschinenherstellers Eudora heute in Tschechien produziert, dort, wo auch – neben Slowenien – mittlerweile Semperit Reifen herkommen. Japaner verleihen Bösendorfer Flügel In einigen Fällen hielten die globalen Übernehmerkonzerne an österreichischer Tradition fest, etwa am klangvollen Namen Bösendorfer. Die Klaviermanufaktur wurde 2008 an Yamaha verkauft. Die Japaner setzen nach wie vor auf den Standort Wien und ließen dem Unternehmen freie Hand. Der mit Abstand größte Instrumentenhersteller der Welt stellt Bösendorfer sein globales Vertriebsnetzwerk zur Verfügung. Bösendorfer Flügel sind vor allem in China heiß begehrt. Doch auch österreichische Lösungen können funktionieren und das Überleben großer heimischer Marken sichern. Stefan Pierer bewies dies mit KTM, dem heute größten Motorradhersteller Europas. Von der Fast-Pleite ins Smartphone Nicht nur in Österreich, auch weltweit gibt es (Marken)Unternehmen, die an der Kippe standen, den Turnaround schafften und ein Revival hinlegten. Beispiele: Die Converse-„Chucks“, die als Designikone des Schuhwerks in die Geschichte einVON SINATRA ZU DEN BEATLES. Aufnahmetechnik von AKG setzte Maßstäbe. 2017 wäre dieses Know-how fast verloren gegangen, wenn nicht der ehemalige AKG-Manager Martin Seidl, „all in“ gegangen wäre. CHEFINFO: Wie gelang es Ihnen, nach dem Ende der AKG hochqualifizierte Mitarbeiter an der Stange zu halten und für ein „Abenteuer“ zu begeistern? Martin Seidl: Ich habe Anfang 2017 das gesamte AKG-F&E-Team eingeladen und präsentiert, was ich hatte. Ich habe an ihre Passion appelliert und ihnen ganz ehrlich gesagt, dass wir eine grundsolide Finanzierung für nur zwei Jahre hätten. Die Mitarbeiter bewiesen Mut und zogen mit, so gründeten wir Austrian Audio. Wir hatten kein einziges Produkt, keine Patente, nichts, nur unser Know-how. Geld verdienten wir anfangs mit der Division „R&D“, wo wir unser Wissen für Drittmarken, speziell beim Kopfhörerbau, anboten. Es war klar, dass wir nicht in den Consumer-Markt gehen können, weil wir das Kapital nicht hatten, um uns global zu vermarkten. Zum anderen wollten wir in der zweiten Division „Pro Audio“ eigene Produkte schaffen. Inwieweit half der Ruf der „alten AKG“ bei der Gründung von Austrian Audio? Seidl: Wir hatten unser Erbe und die Reputation eines der weltweit drei besten Entwicklungsbüros für Mikrofonie. Doch wir hatten kein eigenes Produkt, also erzählten wir zwei Jahre lang in der Branche unsere Geschichte nach dem Motto: „Der König ist tot, lang lebe der König.“ Die Challenge dabei: Wenn wir zwei Jahre lang nichts von uns hören lassen, sind wir vergessen. Uns musste also das Kunststück gelingen, all das, was in unserer Tradition liegt, mit einem 2020er-Workflow zu verbinden. Es gibt heute nur noch wenige große und nur einige kleine Tonstudios. 70 Prozent der Popmusik werden heute zu Hause produziert. Das ist ein völlig neuer Workflow. Vintage darf sein, das liefert einen klaren brillanten Sound der analogen Kapseltechnologie – die Kapsel ist das Herzstück eines Mikros –, und wir kombinierten sie mit einer digitalen Fernsteuerung. Wir kamen damit sehr schnell in die weltweite Fachpresse. Wir waren: „The new big thing of the last 30 years“. Im Juni 2019 kamen wir mit neuen Produkten auf den Markt, kurz danach wurde der Kulturbetrieb zugesperrt. Bühnen, Studios, Broadcaster waren zu. Das war eine herbe Zeit. Wir mussten überlegen, ob wir weitermachen oder aufgeben. Wir machten weiter und hatten nach zwei Produkten vor der Pandemie, 14 am Ende der Coronazeit. 2022 schafften wir dann aus dem Stand heraus ein gutes Jahr, in dem wir es auf alle großen Bühnen geschafft haben. Wie überzeugt man als junges Unternehmen mit großem Erbe die Rolling Stones oder Lady Gaga von seinen Produkten? Seidl: Weil bei uns immer noch AKG mitschwingt, wurden wir schneller „vorgelassen“. Dazu bin ich schon mehr als 30 Jahre in der Branche, unsere Entwickler ebenso zehn bis 30 Jahre und unser Artist Relation Manager seit 25 Jahren. Dieses Netzwerk war extrem wichtig. Bei den Stones empfahl Dave Natale, einer der besten Front-of-House-Engineers weltweit, unser Equipment, und der Band gefiel es. „Der König ist tot, lang lebe der König“ Die Mitarbeiter bewiesen Mut und zogen mit, so gründeten wir Austrian Audio. Wir hatten kein einziges Produkt, keine Patente, nichts, nur unser Know-how. Martin Seidl CEO Austrian Audio Martin Seidl wird in der weltweiten Musikbranche als „The Mic Man“ bezeichnet. Mit Austrian Audio gelang es ihm, das Know-how der einstigen österreichischen Weltmarke AKG zu sichern. Im Parlament findet der „goldene Bösendorfer“ bald keinen Platz mehr, dennoch verlieh die Übernahme durch Yamaha der Traditionsmarke Flügel. Eumig war nicht nur in Österreichs Haushalten allgegenwärtig. Das Elektronikunternehmen war Mitte der 1970er-Jahre Weltmarktführer bei Videokameras. Ô

WIRTSCHAFT 6/2023 | CHEFINFO | 25 FOTOS: HELMUT FOHRINGER / APA / PICTUREDESK.COM, MICHAEL SOHN / AP / PICTUREDESK.COM, PETER AARON gingen, Diesel-Jeans oder Dual-Plattenspieler. Für das deutsche Traditionsunternehmen Carl Zeiss war der Einstieg in den Smartphonemarkt die Rettung in buchstäblich letzter Sekunde. Eine Branche, die auch dem Kamerahersteller Leica – das Unternehmen wurde vom Salzburger Andreas Kaufmann gerettet – zu neuen Höhenflügen verhalf. Leicas Fotoexpertise wurde in Huawei-Handys verbaut. Selbstbewusst kündigte man den Vertrag und ist nun bei Xiaomi Exklusivpartner. Der legendäre Ruf von Carl Zeiss und Leica war daran sicher nicht ganz unschuldig. Startup mit 400 Jahren Erfahrung Ein legendärer österreichischer Name – und ein Stück heimische Innovationsgeschichte – ist auch in dieser Branche zu finden: AKG. Wer ein Samsung Galaxy kauft, erhält einen Kopfhörer mit dem AKG-Branding dazu. Das 1947 in Wien als Akustische und Kino-Geräte Gesellschaft von Ernst Pless und Rudolf Görike gegründete Unternehmen erlangte den Ruf als Hersteller der besten Studio- und Bühnenmikrofone der Welt, welche die Aufnahmetechnik revolutionierten. Ein Ruf, dem der neue Eigentümer – Harmann International, Teil von Samsung – nicht einmal annähernd gerecht wird. Die Entwicklungsabteilung in Wien wurde 2017 geschlossen, den Markennamen behielt man. Die heutigen AKG-„Ohrstöpsel“ haben mit den einst legendären Produkten so viel zu tun wie ein Lipizzaner der Hofreitschule mit einem lahmenden Pony beim Kinderreiten am Kirtag. Und dennoch gelang es, das Know-how zu sichern. Das ehemalige Wiener AKG-Team, bestehend aus den Besten ihrer Zunft, startete als Austrian Audio neu durch. Ein Happy End mit glasklarem Sound Wenn die Rolling Stones, Elton John oder Lady Gaga auf ihren Livetourneen heute zum Mikro greifen, dann greifen sie auf ein Stück Österreich zu. Ein Stück Österreich, das ebenso für den kristallklaren Sound des Neujahrskonzerts, das in 100 Ländern der Welt übertragen wird, sorgt wie auf der Grammy-Award-Bühne. Dahinter steckt Austrian Audio, Spezialist für Mikrofone. Ein Unternehmen, das es zwar erst seit 2017 gibt, das aber dennoch auf die gebündelte Expertise von 400 Jahren zurückgreifen kann. Expertise, die mit der Schließung des einstigen globalen Technologieführers fast verloren gegangen wäre. Schon 1993 stand AKG vor der Insolvenz. Sidney Harman, Gründer der Harman-Gruppe (harman/kardon, JBL, infinity), übernahm das Unternehmen um einen Schilling. Als Sidney Harman sich als Chairman zurückzog, veränderte sich der Inhaber von AKG. „Es gab immer mehr Corporate-Regeln und wir wurden angehalten, die Produktion und die Entwicklung auszusourcen. Als das zentrale Entwicklungscenter in Richtung Fernost abwanderte, sahen wir das als Zeichen, dass der Standort Wien massiv gefährdet ist“, schildert Martin Seidl, ehemaliger Geschäftsführer der AKG und Gründer bzw. CEO von Austrian Audio. Seidl verließ AKG, zwei Jahre bevor Samsung um acht Milliarden Dollar die HarmanGruppe, und damit AKG, übernahm. Von der Endzeitstimmung zur Wiedergeburt Seidl, den man in der Branche „The Mic Man“ bezeichnet, sollte Recht behalten. Im Herbst 2016 kündigte Samsung an, das AKG-Headquarter in Wien zu schließen. „Man kann sich vorstellen, wie die Stimmung in einer Firma ist, der neun Monate vorher der Tod angekündigt wird. Sie war endzeitlich. Es wurde nichts mehr entwickelt und nur mehr für die Übergabe und die Schließung vorbereitet. Halbfertig entwickelte Produkte, im Wert von siebenstelligen Beträgen, voller Herzblut der Entwickler, mussten in Container geworfen und vernichtet werden.“ Die zugkräftige Marke AKG blieb zwar unter südkoreanischer Flagge bestehen und es werden noch „die alten Klassiker verkauft, aber meist wurden nur zugekaufte Produkte mit AKG gebrandet“. Seidl, der zu dieser Zeit bei einem Mitbewerber in Großbritannien arbeitete, überlegte, wie man ein Team mit so viel Spitzen-Know-how zusammenhalten könnte. „Man kann eine neue Firma gründen und Mitarbeiter aus vielen Branchen holen, aber man kann auch ein homogenes Team mit 400 Jahren Erfahrung kumulieren.“ Das gelang und aus der „alten AKG“, wurde die „neue Austrian Audio“, die nicht nur die Tradition, sondern auch den Anspruch teilt: die Weltspitze zu besetzen. n AKG setzte Standards in der Aufnahmetechnik, ehe es 2017 an Samsung ging. Austrian Audio hielt das Erbe hoch: Mittlerweile greifen Größen wie die Stones wieder auf heimisches Know-how zurück. Das Ende für Semperit (lateinisch für: „Es geht immer“) in Österreich war der Anfang einer Politkarriere. Frauen in der Wirtschaft sind Taktgeberinnen und Motivatorinnen und leisten einen wichtigen Beitrag für den Wandel von Wirtschaft und Gesellschaft. Das Motto der diesjährigen Sommernacht von „Frau in der Wirtschaft“ in Feldkirchen am See lautete daher: „What’s next? Wie wir Zukunft neu denken!“ „39.100 oberösterreichische Unternehmerinnen leisten einen wichtigen Beitrag für die zukünftige Entwicklung unserer Region. Veranstaltungen wie diese sollen den Unternehmerinnen Raum zum innovativen Weiterdenken bieten. Wir wollen neue Impulse setzen und die Unternehmerinnen auf ihrem Weg in die Zukunft begleiten“, erklärt Margit Angerlehner, Landesvorsitzende „Frau in der Wirtschaft OÖ“. In einer spannenden Keynote sprach Zukunftsforscherin Christiane Varga darüber, wie wir Zukunft aktiv mitgestalten und Wandel besser einordnen können. „Mach es nicht nur anders. Mach es besonders.“ – so ihr Leitspruch. Neue Perspektiven und Potenziale zu Innovation, Digitalisierung und Employer-Branding lieferten Frauen in Vorbildfunktionen in einem hochkarätig besetzten Zukunftstalk mit Sok-Kheng Taing (Mitgründerin DYNATRACE), Renate Ozlberger (Ozlberger Fleischhauerei) und Isabella Lehner (Vorstandsdirektorin Oberbank). Auszeichnung „Ich bin Unternehmerin für mehr Nachhaltigkeit“ Als „Unternehmerin für mehr Nachhaltigkeit“ wurde an diesem Abend Laura Wiesner, die im April 2021 in die Geschäftsleitung von Wiesner-Hager Möbel GmbH (Braunau) einstieg, geehrt. „Für uns als Familienbetrieb hat schon lange vor der aktuellen Diskussion um Ressourcenknappheit und Klimawandel die Notwendigkeit einer nachhaltigen Entwicklung festgestanden“, berichtet Wiesner. Sommernacht der Unternehmerinnen FRAUEN IN DER WIRTSCHAFT. Wie wir Zukunft neu denken. Friedrich Dallamaßl, Christiane Varga, Isabella Lehner, Sok-Kheng Taing, Laura Wiesner, Margit Angerlehner, Lisa Sigl, Bettina Stelzer-Wögerer, Renate Ozlberger, Angelika Sery-Froschauer und Sabine Lindorfer ANZEIGE FOTOS: CITYFOTO Laura Wiesner wurde von Margit Angerlehner zur „Unternehmerin für mehr Nachhaltigkeit“ ausgezeichnet. Team der Funktionärinnen von „Frau in der Wirtschaft OÖ“.

6/2023 | CHEFINFO | 27 26 | CHEFINFO | 6/2023 FOTOS: POSH CYCLING WIRTSCHAFT WIRTSCHAFT Den Benzinschlucker in der Garage stehen lassen und sich in den Sattel eines naturschonenderen, zweirädrigen Fortbewegungsmittels schwingen – so beginnen heutzutage viele Menschen ihren Arbeitsweg oder Wochenendausflug. Und mit der Popularität des Fahrrads steigt auch das Interesse am professionellen Radsport. Für diejenigen, die sich bei der Spazierfahrt wie ein Bewerber der Tour de France fühlen wollen, schafft Posh Cycling Abhilfe. Das Unternehmen aus Ybbs an der Donau bietet individuelle Rennräder an. „Unsere Kunden erhalten nicht nur ein maßgeschneidertes Rennrad, sondern profitieren auch von unserem umfangreichen Know-how“, sagt Firmengründer Florian Posch. Er war in den frühen 2000ern selbst Radprofi und danach als Teammechaniker für das österreichische Nationalteam und für das Team Vorarlberg tätig. Eine solche Expertise können nur wenige Fahrradmechaniker vorweisen. Über seine Kunden erzählt der Unternehmer: „Ich spreche diejenigen an, die das Profifeeling haben wollen.“ Sportbegeisterte Einsteiger können ebenso wie erfahrene Rennradfahrer auf die Top-Beratung zurückgreifen. Früher war Florian Posch Profirenn- radfahrer. Heute ermöglicht er Hobbysportlern ein ähn- liches Gefühl. Luxus auf zwei Rädern RADSPORT. Rennrad-Konstrukteur Florian Posch möchte für seine Kunden ein einmaliges Fahrerlebnis schaffen. Maßgeschneiderte High-End-Rennräder von und Fahrtrainings mit dem ehemaligen Rennsportprofi sollen das ermöglichen. TEXT: Michael Schwarz Radeln mit dem Profi Kauft man bei Posh Cycling ein Rad, wird dieses individuell auf den Fahrer abgestimmt. Als Ex-Profisportler weiß Florian Posch, dass die Körpergröße nicht die einzige Variable ist, die beim Fahrradkauf berücksichtigt werden muss. Durch ein umfangreiches „Bike-Fitting“ erhalten Kunden ein auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Rennrad. Schon der Firmenname „Posh Cycling“ verrät: Ein solches „Custom-Rad“ sollte dem Käufer auch einiges Wert sein. Je nach Budget und Bedürfnissen überschreitet man hier schnell einen Preis von 10.000 Euro. Florian Posch betont aber, dass Top-Räder von der Stange ähnliche Preise erzielen und im Gegensatz zu seinen Produkten nicht auf den Kunden abgestimmt sind. Hat man einmal das Material der Profis, fehlt nur noch das Wissen. Dazu bietet Posh Cycling unter dem Namen „RegioCycling“ technische Fahrtrainings mit unterschiedlichen Schwerpunkten an. Probieren und Testen stehen bei den Ausfahrten ins Waldviertel im Vordergrund. Daneben werden Techniken vermittelt, die Spitzensportler nutzen – wie beispielsweise das Windschattenfahren. Das Rad der Zeit dreht sich Der Luxus-Fahrradmarkt war ursprünglich nicht das Ziel von Florian Posch. „Das war gar nicht geplant, das ist mir passiert“, lacht der gebürtige Wiener. Seine Expertise und seine Freude am Sport lernten RennradEnthusiasten bald zu schätzen und so etablierte sich Posh-Cycling als Qualitätsgarant. In den letzten Jahren gab es im Hochpreissegment des Radsports viele Innovationen und man hat als Kunde nun eine wesentlich größere Auswahl als noch einige Jahre zuvor. Florian Posch meint dazu: „Jedes Teil hat seine Berechtigung, macht es aber für den Kunden schwieriger.“ Fachberatung wird daher immer essenzieller. Zum Thema E-Bike sagt er: „Es hat seine Berechtigung. Nur aus Faulheit zum Motor zu greifen, ist aber der falsche Ansatz.“ Volle Lager bei den Großen Die Coronapandemie gab der Fahrradindustrie Schwung. Die enorme Nachfrage nach Fahrrädern, aber auch der damit einhergehende Lieferengpass zogen an Posh Cycling nicht spurlos vorüber. Die Lieferzeiten verlängerten sich und manche Teile konnten nicht in der benötigten Menge angekauft werden. Spätestens 2022 entspannte sich letztlich die Lage am Fahrradmarkt wieder. Plötzlich erhielten viele große Händler die zuvor bestellte Ware. Nun sind die Lager voll, die Nachfrage ist aber nicht mehr da. Florian Poschs Fazit: „Ein Modell aus 2021 wollen heute viele nicht mehr.“ Er selbst habe mit diesem Problem aber nicht zu kämpfen, seine Fahrräder sind exklusive Maßanfertigungen, große Lagerbestände hat er gar nicht. Trotz einiger Herausforderungen am Fahrradmarkt blickt der Unternehmer zuversichtlich in die Zukunft. Bis Juni dieses Jahres konnte Posh Cycling bereits 16 hochwertige „CustomBikes“ verkaufen. Im Vergleich: 2022 waren es insgesamt 24. Mit dem steigenden Umweltbewusstsein könnten Fahrräder in Zukunft Sportautos als Statussymbol ablösen, eine Entwicklung, die dem Hochpreissegment des Radmarkts Rückenwind geben würde. n Drei bis vier Wochen dauert es im Schnitt, bis das Rad seinen Weg zum Kunden findet. Essenzieller Bestandteil ist das „BikeFitting“, bei dem das Rad an den Körperbau angepasst wird. Ich spreche diejenigen an, die das Profifeeling haben wollen. Florian Posch Firmengründer Posh Cycling Mehrmals jährlich wird das „RegioCycling“ mit gemeinsamen Ausfahrten angeboten.

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