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4/2023 | CHEFINFO | 55 FOTO: MARKUS SCHREIBER / AP / PICTUREDESK.COM 54 | CHEFINFO | 4/2023 FOTO: LUDWIG SCHEDL FINANZEN FINANZEN INTERVIEW. Günther Lutschinger, Geschäftsführer des Fundraising Verband Austria, über die Motivation zu Spenden, Neidgesellschaft und das Fehlen von Vorbildern mit Strahlkraft. CHEFINFO: Was treibt Philanthropen an? Welche Motivation steckt dahinter? Günther Lutschinger: Ebenso wie bei den sogenannten Kleinspendern lässt sich unter vermögenden Menschen, die sich für gemeinnützige Zwecke engagieren, eine Vielzahl an Beweggründen antreffen. Sei es der intrinsische Antrieb, etwas Gutes tun zu wollen, familiäre Tradition, persönliche Betroffenheit, die Unternehmensphilosophie oder der Wille, konkrete gesellschaftliche Probleme zu lösen. Philanthropen sehen ihr Engagement vielfach weniger als Spende denn als Investment in angestrebte Veränderungen oder Problemlösungen. Warum passiert das oft im „Verborgenen“? Lutschinger: Da für den Großteil der Bevölkerung die Dimension eines Engagements in Millionenhöhe nicht vorstellbar ist, wird solchen Spenden vielfach mit einem grundlegenden Misstrauen begegnet. Jemand der 100 Euro spendet, kann dieselben Beweggründe haben, wie jemand der 100.000 Euro spendet. In letzterem Fall werden jedoch von der Öffentlichkeit mitunter andere Gründe unterstellt. Deshalb agieren Großspender oftmals im Verborgenen. All das hängt jedoch aus meiner Sicht mit einem übergeordneten Phänomen zusammen, dem Fehlen von Vorbildern und dem entsprechenden Vertrauensverlust. Eine Gesellschaft ohne Vorbilder ist eine arme Gesellschaft – dieses Bild sehe ich aktuell in unserer Gesellschaft, wo potenziellen Vorbildern – sei es aus der Politik oder der Gesellschaft – ein generelles Misstrauen entgegengebracht wird. Auch aus gutem Grund, wenn man an die politischen Skandale der vergangenen Jahre denkt. In welche Sektoren fließt das meiste Geld? Lutschinger: Öffentlich am stärksten wahrgenommen wird aus meiner Sicht das philanthropische Engagement für Kunst und Kultur, was aber auch am Inhalt des Engagements liegt: Vielfach werden in diesem Bereich wertvolle Kunstsammlungen gestiftet, die in Folge nachhaltig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden – so zum Beispiel bei der hinter dem mumok stehenden Österreichischen Ludwig Stiftung oder bei der im vergangenen Jahr eröffneten Heidi Horten Collection. Besonders in der Wissenschaft haben Vermögende in Österreich einen wesentlichen Anteil an der Finanzierung – man denke etwa an Peter Bertalanffy, der mit seiner Invicta Privatstiftung seinerzeit das ISTA mit 10 Millionen Euro unterstützt hat. Das Thema Gesundheit steht hingegen eher weniger im Interessenzentrum von Philanthropen, im Gegensatz zu Bildung, jener Bereich, der in den vergangenen fünf Jahren in den Mittelpunkt gerückt ist. Die von Therese Niss gegründete MINTality Stiftung hat sich etwa der Förderung der technischen Berufsbildung für Mädchen verschrieben. Die Förderung der Wirtschaftsbildung unter Kindern und Jugendlichen ist hingegen das Anliegen der MEGABildungsstiftung, die hierfür jährlich über eine Million Euro ausschüttet. n „Eine Gesellschaft ohne Vorbilder ist eine arme Gesellschaft“ Günther Lutschinger Geschäftsführer Fundraising Verband Austria Philanthropen sehen ihr Engagement vielfach weniger als Spende denn als Investment in angestrebte Veränderungen oder Problemlösungen. bild zu schaffen, um gemeinnützige Stiftungsaktivitäten anzuregen.“ Doch nicht nur das, Lutschinger spricht auch von massiven Hürden bzw. Steinen, die den Spendern in den Weg gelegt werden, „wie die fehlende Spendenabsetzbarkeit für Zuwendungen für Bildungszwecke oder die fehlende KEStBefreiung. All das wäre in Deutschland nicht vorstellbar, weshalb die Szene dort bereits wesentlich besser entwickelt ist.“ Lutschinger kann das auch belegen: „Aus unseren jährlichen Spendenbericht-Analysen der Steuerdaten sehen wir, dass 85 Prozent der abgesetzten Privatspenden in Österreich aus den zahllosen Spendenbeträgen unter 200 Euro resultieren. Nur 2 Prozent bewegen sich über 1.000 Euro. Während in Deutschland rund 44 Prozent aller Spenden von Personen der höchsten Steuerklasse stammen, liegt der vergleichbare Wert in Österreich bei unter 10 Prozent.“ Österreich ist damit wahrlich kein Land der Großspender. Für den Experten liegt dieses stark ausbaufähige Engagement nicht allein am fehlenden Willen der Vermögenden, „sondern auch an der fehlenden Kultur des Gebens und der Wertschätzung in der Gesellschaft.“ Zielscheibe von Verschwörungen Wertschätzung, wie in anderen Ländern, „in denen diese Personen und ihre außerordentlichen Leistungen als Vorbild dienen“. Doch oft dreht es sich, gerade in der Pandemie wurden Philanthropen zu Feindbildern bzw. Hauptakteure obskurer Verschwörungstheorien, allen voran Bill Gates und George Soros. Während Soros Haupt einer jüdischen Weltverschwörung sein soll, der die Migrationsströme forciert, wurde Gates zum Gottseibeiuns der Impfgegner. Lutschinger sieht das aber als allgemeines Phänomen: „Dies sehe ich nicht wirklich speziell in Bezug auf Philanthropen, sondern generell bei Menschen, die viel öffentliches Interesse auf sich ziehen. Dass Vermögende stärker mit Hass und Neid konfrontiert sind, ist im Hinblick auf die zuvor erwähnten Aspekte nicht überraschend.“ Gerade Österreich wird immer wieder als klassische Neidgesellschaft gesehen. „Vermögend zu sein ist in Österreich generell negativ konnotiert, im Gegensatz etwa zu den USA, wo geschaffenem Vermögen durchaus mehr Wertschätzung entgegengebracht wird.“ Ein Grund, warum für Lutschinger hierzulande Menschen mit ihrem Vermögen tendenziell nicht in der Öffentlichkeit aufscheinen wollen, „ebenso wenig wie mit einem übermäßig großen Spendenengagement“. Ob sich das ändern wird, wird sich weisen. Respekt haben sich die wortwörtlich aus dem Altgriechischen übersetzten „Menschenfreunde“ jedenfalls verdient. Bill Gates will mit seiner Bill & Melinda Gates Foundation bis 2026 neun Milliarden USD pro Jahr spenden. ANZEIGE FOTO: PARTNER BANK VORSORGE. Private Vorsorge ist für die Aufrechterhaltung des Lebensstandards notwendig und rückt in den Fokus der Anleger. Physisches Gold ist ein wichtiger Vorsorge-Baustein sowie Sachwert und hat sich als Anteil im Portfolio bewährt. „Mit einem Goldsparplan der Partner Bank investiert man regelmäßig Kapital in Gold. Um Kursschwankungen entgegenzuwirken und von einem möglichen Cost-Average-Effekt zu profitieren, sind monatliche Goldeinkäufe empfehlenswert. Bei niedrigen Kursen wird mehr gekauft, bei höheren Kursen weniger. Gold als ein Element in der Vorsorge zu haben ist vernünftig. Die Höhe richtet sich nach der individuellen Situation des Anlegers“, sagt Andreas Fellner. GOLDSPARPLAN www.partnerbank.at blog.partnerbank.at instagram.com/partnerbank_ag Andreas Fellner Vorstand Partner Bank

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