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FINANZEN FOTOS: INVINCIBLE_BULLDOG / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, EXPA / PICTUREDESK.COM Welcher Mensch, schätzen Sie, hat bisher das meiste Geld gespendet: Bill Gates? arren Buffet? George Soros? Nein, es ist der indische Industrielle Jamsetji Tata (1839–1904) der in seinem Leben über 102 Milliarden US-Dollar (inflationsbereinigt) gespendet hat. Die Bill & Melinda Gates Stiftung folgt auf Rang zwei, Warren Buffet auf dem dritten Platz. Gates und Buffet spenden aber nicht nur fleißig, sondern rufen mit der Initiative „The Giving Pledge“ auch andere Milliardäre dazu auf, es ihnen gleichzutun. Wird Buffet der großzügigste Mensch der Welt? Rund 900 Millionen Euro pro Jahr, das ist fast doppelt so viel wie vor zehn Jahren, spenden die Österreicher pro Jahr. Trotz Krisen und Inflation spenden etwa 70 Prozent der Österreicher einmal pro Jahr, ein guter Wert. Doch im Vergleich mit den größten Spendern der Welt macht sich die Summe von 900 Millionen Euro klein aus. Die Bill & Melinda Gates Stiftung alleine will bis 2026 fast das Zehnfache dieser Summe pro Jahr spenden und auch Warren Buffet gab sich ein ehrgeiziges Ziel. Er will 99 Prozent seines Vermögens wohltätigen Zwecken zukommen lassen, ob noch zu Lebzeiten oder nach seinem Tod, lässt er offen. Buffet machte nie ein Geheimnis zu seiner Beziehung zu Geld: Er „liebe es, Geld zu verdienen“, aber weniger „es zu besitzen“. Spendet er 99 Prozent seiner 115,3 Milliarden hat er Jamsetji Tata als größten Wohltäter der Welt abgelöst. Philanthropen in Österreich „unsichtbar“ Einer, der Philanthropen und ihre Motive genau kennt, ist Günther Lutschinger. Lutschinger ist seit 2007 Geschäftsführer des Fundraising Verband Austria – dem Dachverband der österreichischen Spendenorganisationen – und im Vorstand des Verbands für gemeinnütziges Stiften. Er möchte Philanthropie in Österreich wieder sichtbarer machen: „Gemeinsames Ziel ist es, im Land der Kleinspender eine Kultur des Gebens auch unter Vermögenden zu etablieren.“ Lutschinger kennt die Szene, möchte aber ein detailliertes Bild zeichnen und herausfinden, was potenzielle Philanthropen motiviert bzw. welche Faktoren ein Engagement hemmen. „Derzeit läuft in unserem Auftrag eine IHS-Studie. Bis zum Sommer werden die Ergebnisse erwartet.“ Das Ziel des Fundraising Verbands ist es, auch Spender und Stifter sichtbarer zu machen. Während das in anderen Ländern gang und gäbe ist, ist Österreichs Szene im Verborgenen. Sichtbar wird es nur, wenn etwa Heidi Horten 4,35 Millionen Euro für das neue Stadion ihres Lieblings-Eishockeyklubs KAC ausgibt, schließlich heißt die Spielstätte auch Heidi Horten-Arena. Und auch die Kunstsammlung der 2022 verstorbenen Mäzenin, die Heidi Horten Collection, gehört in diese Kategorie. Seit letztem Jahr ist sie für die Öffentlichkeit zugänglich. Dennoch ist: „Im Vergleich zu Deutschland und der Schweiz die Szene der Stifter und Philanthropen sehr klein, aber vor allem sehr jung.“ Massive Hürden für bereitwillige Spender Der Verband für gemeinnütziges Stiften ist erst wenige Jahre alt und „zählt zu den jüngsten Dachverbänden in Österreich. Seitens der heimischen Politik wurde erst vor wenigen Jahren damit begonnen, fördernde Rahmenbedingungen nach internationalem VorSpender PHILANTHROPIE. Zahlreiche Vermögende spenden ihr Geld für wohltätige Zwecke. Was treibt sie an? Wer ist der größte Spender aller Zeiten und warum passiert das in Österreich oft im Verborgenen? Eine Spurensuche nach „gutem Geld“. TEXT: Jürgen Philipp 102 Mrd. USD hat der Industrielle Jamsetji Tata (1839 bis 1904) in seinem Leben gespendet. 4/2023 | CHEFINFO | 53 52 | CHEFINFO | 4/2023 BIG FINANZEN Sie war wohl die bekannteste Mäzenin des Landes. Die 2022 verstorbene Heidi Horten baute dem KAC ein Stadion und machte ihre Kunstsammlung der Öffentlichkeit zugänglich. Ô

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