Chefinfo Magazin 2-23

WIRTSCHAFT WIRTSCHAFT 46 | CHEFINFO | 2/2023 FOTOS: GÖWEIL, ANDREAS BALON Keine Sorgen, wir sind für dich da. Jederzeit und immer in deiner Nähe. Jetzt Beratungstermin vereinbaren. INTERVIEW. Gregor Dietachmayr, Sprecher der Geschäftsführung Pöttinger Landtechnik, über Klimakrise, Digitalisierung und globale Trends in der Landmaschinentechnik. INTERVIEW: Jürgen Philipp CHEFINFO: Welche globalen Trends gibt es aus Ihrer Sicht in der Agrartechnologie und wie begegnen Sie diesen? Gregor Dietachmayr: Die Klimakrise ist ein zentralesThema. Viele unserer Geräte sind dahingehend ausgerichtet, extremer Trockenheit und extremer Feuchtigkeit entgegenzuwirken. Immer weniger Betriebe müssen immer größere Flächen bewirtschaften. Effiziente Prozesse sind absolut erforderlich. Ein weiterer Trend sind digitale Lösungen. Die Akteure – Mensch, Maschine, Software usw. –müssen digital vernetzt sein. Wir führen regelmäßig Trendanalysen durch. Etwa welche Folgen hat der Klimawandel, der CO2Ausstoß. Wird es andere Pflanzen geben, bei denen neue Ernteverfahren notwendig sein werden usw.? Es steht die gesamte Erntekette im Vordergrund und nicht die einzelnen Maschinen. Weitere große Trends sind Landwirtschaft 4.0, Smart Farming oder Precision Farming. Welchen Beitrag können Innovationen in der Agrartechnologie zur Klimakrise leisten? Dietachmayr: Jede einzelne Maschine aus unserem umfangreichen Sortiment, sowohl bei Grünland- und Ackerbaugeräten, leistet hier einen besonderen Beitrag. Wir haben den Treibstoffverbrauch unseres Ladewagen reduziert. Die automatische Messerschleifeinrichtung garantiert Leichtzügigkeit. Unsere Mähwerke werden in Leichtbauweise produziert. In der Sätechnik sorgen unsere Maschinen für größtmögliche Bodenschonung. Oder nehmen wir die Kulturpflegetechnik. Jahrzehntelang konnten mit chemischen Pflanzenschutzanwendungen steigende Erträge erzielt werden. Durch vermehrt auftretende Resistenzen von Schadorganismen und der Nutzung des integrierten Pflanzenschutzes findet ein Umdenken statt. Unsere Kulturpflegemaschinen zur mechanischen Beikrautregulierung sorgen für eine nachhaltige, betriebs- und standortspezifische Bewirtschaftung. „Die Klimakrise ist zentral“ Der Hersteller von Wickel- und Ballenpressmaschinen, Göweil, exportiert 80 Prozent seiner Produkte, etwa nach Neuseeland. Gregor Dietachmayr Sprecher der Geschäftsführung Pöttinger Viele unserer Geräte sind dahingehend ausgerichtet, extremer Trockenheit und extremer Feuchtigkeit entgegenzuwirken. Heimische (Nischen)Produzenten gut aufgestellt Die oberösterreichischen Leitbetriebe in der Branche sind jedenfalls gut gerüstet und haben kräftig investiert, wie Göweil aus Kirchschlag. Einer der Technologieführer bei Wickel- und Ballenpressmaschinen geht auf eine für die österreichische Landtechnik nicht ganz untypische Unternehmensgeschichte zurück. 1988 löste Herbert Göweil das Problem eines befreundeten Landwirtes. Auf diesen Freundschaftsdienst folgte die Firmengründung. 80 Prozent der Produkte werden exportiert, selbst in Neuseeland setzt man auf Technologie aus Kirchschlag. Aktuell will man den chinesischen Markt „beackern“. Der steigenden Nachfrage begegnete man mit Investitionen in die Produktion. Ein neues Lackier- und Montagezentrum entstand am Produktionsstandort in Rainbach. In Kirchschlag wird in ein Blechverarbeitungszentrum mit automatischer Laseranbindung und Schweißroboter investiert. Auch der Hersteller von Spezialfahrzeugen für die Landwirtschaft und den kommunalen Einsatz, die Reform Werke in Wels, investieren. Ein neues Technologiezentrum mit 1.500 m2 Fläche wird errichtet. „Wir sind Nischenplayer. In der Nische müssen wir noch besser sein als der Standard“, schildert Geschäftsführer Reinhard Riepl in einem TW1Interview. In diesem Zentrum widmet sich Reform der Digitalisierung und dem Thema von neuen Antrieben. Was muss ein Traktor können? Neue Ansätze bei der Kundengewinnung abseits der Landwirtschaft suchte eine Gruppe von Studierenden des Masterstudiengangs „Agrarmanagement und -innovationen“ vom FH OÖ Campus Steyr. Sie machten sich im Auftrag von STEYR Traktoren auf die Suche nach neuen Zielgruppen und Einsatzmöglichkeiten. Ein Semester lang wurde geforscht. „Ein wesentliches Ergebnis der Studie ist, dass die gewerbliche Nutzungsmöglichkeit, etwa im Transportwesen, Erdbau etc., forciert werden sollte“, so der Lehrveranstaltungsleiter und selbst Landwirt, Andreas Auinger. Doch unterscheiden sich die Anforderungen von Unternehmern deutlich von jenen der Landwirte. Die Branche ist eben eine ganz Besondere, eine, deren Rhythmus von der Natur vorgegeben wird, eine, die sich nicht an Öffnungszeiten hält, in der eine Vier-Tage-Woche kontraproduktiv wäre. Hightechgerätschaften sind dabei essenziell, wenn immer größere Flächen bei immer widriger werdenden Umständen (Hagel, Dürre, Starkregen) zu bearbeiten sind. Auch wenn sie heute keine „Rösslein“ mehr einspannen“ wie im Kinderlied, blieb eine Textzeile aktuell: „Und spart weder Arbeit, noch Mühe, noch Fleiß“. n

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