Chefinfo Magazin 2-23

20 | CHEFINFO | 2/2023 FOTOS: WKO FOTOS: BARDOCZPETER/RAFAEL ABDRAKHMANOV/GREBESHKOVMAXIM/ ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, MATT ROURKE / AP / PICTUREDESK.COM COVERSTORY Falco, Österreichs erfolgreichster musikalischer USExport, sang 1985 in seinem Song „Amerika“: „Wenn der Mr. Smith eine Glatze hat, verkaufen wir ihm einen Kamm.“ Etwas übertrieben, aber mit wahrem Kern. Mit keinem anderen Land der Welt erzielt Österreich einen höheren Handelsbilanzüberschuss. 2021 blieb ein positiver Saldo von rund 5,4 Milliarden Euro. Mit anderen Worten: Wir exportieren weit mehr, als wir importieren. Und das obwohl wir NikeSneakers tragen, iPhones besitzen, auf den Weber Grill schwören, mit Gibson oder FenderGitarren jammen oder gar Tesla oder Harley fahren. Mit Ausnahme der letzten beiden wird das meiste andere im Ausland produziert. Und selbst in einem Tesla steckt Knowhow von deutschen, dänischen, österreichischen, japanischen und chinesischen Ingenieuren. Das soll sich nun ändern, denn Joe Biden hat das Motto: „Bring production back to US“ ausgerufen. Der Demokrat führt damit das Credo seines Vorgängers Donald Trump „Make America Great Again“ wirtschaftlich fort. Mit anderen Worten: Der Import in die USA wird erschwert, die Wertschöpfung soll im eigenen Land erzeugt werden. In der EU wird das mit Unbehagen gesehen. Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habek spricht sogar von einem „kalten Wirtschaftskrieg“, denn der amerikanische Staat flutet das Land mit Milliardensubventionen und droht mit hohen Zöllen. USAEU: Best „Frenemys“ Dazu kommt ein USKonkurrenzmodell zum EU Green Deal. Auch hier greift Joe Biden tief in die Tasche. Bis zu 120.000 Windkraftanlagen und 2.000 Batteriefabriken sollen für die Green Transition errichtet werden. Das USEUVerhältnis wird daher gerne als „Frenemy“ bezeichnet. Die EU steht unter Zugzwang, noch dazu wo die USA mit bis zu fünffach niedrigeren Energiepreisen locken. Für den Wirtschaftsdelegierten in New York, Peter Hasslacher, ist das übertrieben: „Ich habe noch nie einen WKO USA. Der Wirtschaftsdelegierte Peter Hasslacher über rotweißrote Exportschlager, warum die USA in der Produktion fast ein Entwicklungsland sind und wie österreichische Firmen punkten können. CHEFINFO: Welche Rolle spielen österreichische Unternehmen in den USA? Peter Hasslacher: Österreich war 2021 und 2022 bezogen auf das Wachstum unter den Top drei Investoren in den USA. Das ist kein kurzfristiger Run, sondern schon ein längerer Entwicklungsweg. Derzeit wird diese Entwicklung durch die aktuellen politischen Weichenstellungen verstärkt. Etwa mit dem Infrastrukturpaket, dem Inflation Reduction Act (IRA), dem Chips and Science Act und vielem mehr. Gleichzeitig wird damit die Produktion vor Ort relevanter. Österreichisches Knowhow ist da gefragt. In der Produktionsbranche sind die USA, etwas übertrieben gesagt, fast so etwas wie ein Entwicklungsland. Die USA haben in allen entwickelten Märkten Defizite. Ein durchschnittliches USProdukt wird regional konsumiert, aber kaum exportiert. Objektiv muss man feststellen, dass die USA in der Produktion keine Weltmeister sind und nur bedingt kompetitiv. Diese Probleme gibt es schon seit Jahrzehnten. Produktion wurde ausgelagert und es wurden keine Arbeiter ausgebildet. Was sind die größten rotweißroten Exportschlager? Hasslacher: Dort, wo wir die klassischen österreichischen Stärken ausspielen, etwa bei Maschinen, im Anlagenbau, bei Lagersystemen, überall da punktet Österreich. Wir sind vor allem im klassischen B2BGeschäft tätig. Wir können mit Knowhow und Technologie punkten. So absurd das klingt, wir glauben immer, die USA wären das Land der Technologie. Doch die Maschinenparks sind veraltet, und obwohl die USA die Heimat von Amazon sind, ist die Lagertechnik bei Weitem nicht so fortgeschritten. Was sind die häufigsten Fehler österreichischer Unternehmen bei einem Markteintritt in den USA? Hasslacher: Österreichische Unternehmen glauben oft, sie gehen in das „land of the free“, doch das ist nicht so, das war vielleicht vor 100 Jahren so. Der Markt ist fragmentiert und reguliert. Es gibt 50 Bundesstaaten mit unterschiedlichen Gesetzgebungen und sogar eigenen Steuergesetzen. Das ist nicht unwesentlich: Steuerlich wird zwar weniger geprüft, aber wenn man ein Steuervergehen begeht, weil man schlecht informiert war, hat das erheblich gravierendere Konsequenzen als in Österreich. Auch eine Firmengründung ist nicht immer einfach. Es braucht auch hier gute Vorbereitung. Dazu ist wichtig, zu wissen, wie man sich auf den Markt zubewegt. Die Dimensionen und die Kosten sind anders. Wir sagen daher immer: Think big or go home. Um nicht zu viel Geld zu verbrennen – Immobilien oder Personal kosten in den USA deutlich mehr –, muss man top vorbereitet sein. Ein drittes Thema ist die Verfügbarkeit von Personal. Qualität kostet mehr, dazu ist die Loyalität überaus gering. Und schließlich wird das Interkulturelle unterschätzt. Amerikaner ticken sehr anders, als wir glauben. Und das Interkulturelle ist selbst innerhalb der USA ein Thema. „Think big or go home“ Peter Hasslacher, Wirtschaftsdelegierter USA, kann auf den größten Handelsbilanzüberschuss verweisen, denn der wird mit US-Exporten erwirtschaftet. NEW YORK Objektiv muss man feststellen, dass die USA in der Produktion keine Weltmeister sind und nur bedingt kompetitiv. Präsident Joe Biden setzt den Weg seines Vorgängers fort. Statt „MAGA“ heißt es jetzt: „Bring production back to US.“ Dazu fließen Hunderte Steuermilliarden. 217,3 Prozent stiegen die Exporte in die USA seit dem Jahr 2000. Um Ô

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