Chefinfo Magazin 8-22

8/2022 | CHEFINFO | 33 SPRINT FOTOS: MIDSUMMER, PHONLAMAIPHOTO / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS Hopfen, Wasser, Gerstenmalz – die Hauptzutaten von Bier, und zumindest von diesen Rohstoffen sollte Europa mehr als gut versorgt sein. Ist es auch, wenn da nicht ein kleines Detail fehlt: Kohlensäure. Eben jene prickelnde und entscheidende Zutat, die aus einer schalen Brühe das Lieblingsgetränk der Österreicher macht. Kohlensäure entsteht als Nebenprodukt bei der Herstellung von Düngemittel, und eben diese Produktion wurde wegen der explodierenden Gaspreise – die Düngemittelherstellung ist extrem energieintensiv – stark zurückgefahren. Bier, aber auch Mineralwasser und Softdrinks werden wohl schon bald empfindlich teurer. Kleinere Brauereien in Deutschland haben ihre Betriebe bereits teilweise stillgelegt. Dieses simple Beispiel zeigt auf, wie schwer es ist, den so populären oder vielleicht sogar populistischen Weg zur De-Globalisierung in Europa zu gehen. Zurück zu alter Stärke? Schlagwörter wie „Glocal“ oder „repatriieren“ gehen seit der Pandemie die Runde. Die Idee: Europa muss wieder zum Produktionsstandort werden. Die hohen Frachtkosten der Hochseeschifffahrt befeuerten die Pläne. Produktion in Europa könnte sich wieder auszahlen. Und es gab einige Leuchtturmprojekte. So investiert Spanien derzeit viel Geld, um die Textilindustrie wieder auf den alten Kontinent zurückzuholen. Die Eröffnung einer der größten Solarpaneelfabriken Europas in Italien oder der Ausbau des Infineon-Chipwerks in Villach ließen neue Autarkie-Hoffnungen aufkeimen. Von der Gas- zur Solarpaneelabhängigkeit? Das schwedische Unternehmen Midsummer produziert seit Sommer 2022 besonders dünne PV-Paneele in Bari. PV-Anlagen sind derzeit so gefragt wie nie, und sie sind gleichzeitig ein perfektes Beispiel, wie europäische Technologieführerschaft verloren ging. Ô Der Hunger nach Mikrochips in Europa ist weit höher als die Produktion am alten Kontinent.

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