Chefinfo Magazin 8-22

26 | CHEFINFO | 8/2022 FOTOS: CHEFINFO SCHOBESBERGER tive sowie vergleichbare Forschungseinrichtungen und Technologiecluster“, sagt Markus Achleitner, Landesrat für Wirtschafts- und Standortpolitik. „Es ist ähnlich strukturiert wie in Oberösterreich, nur alles in einem größeren Maßstab“, sagt Thomas Bründl, Vizepräsident der Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ). Der CEO von starlim-sterner, weltgrößter Verarbeiter von Flüssigsilikon, glaubt nicht an ein Ende der Globalisierung: „Wenn Lieferketten und Logistik wieder anlaufen, wird der Druck aus China auf Europa enorm zunehmen“, sagt Bründl gegenüber CHEFINFO. Ziel in Oberösterreich sei es, unter die führenden zehn Industrieregionen zu kommen. Derzeit liegt das Bundesland laut dem Regional Competitiveness Index (RCI) auf Platz 34. „Wir sind auf dem richtigen Weg, dürfen uns aber nicht auf den Lorbeeren ausruhen.“ Was Italien besser macht Potenzial sehen Bründl und Achleitner bei den Themen Design, Vernetzung, Industrie 4.0 – und bei der Wertschöpfung. Bei Leonardo etwa findet Outsourcing praktisch nicht statt. „Wir kontrollieren alles, inklusive der Software“, erklärt Barontini. Einzige Ausnahme: Die Motoren für die Helikopter werden zur Gänze angeliefert. Die Vorteile des Insourcings liegen auf der Hand: Man reduziert das Lieferkettenrisiko, behält die Kompetenz in Key-Technologien und erhöht die Margen. „Wertschöpfung ist der Schlüssel für Wohlstand“, sagt auch Bründl. Zweites Beispiel: Design. Diesen Trumpf spielen die Italiener in gewohnter Brillanz selbst bei schnöden Bremssätteln für Automobile und Motorräder aus. Brembo lackiert sie in gewünschter Farbe und versieht sie mit dem Markennamen des Automobils. Das 1961 gegründete Unternehmen mit Sitz in Bergamo ist ein klassischer Nischenplayer und erzeugt sieben Millionen Bremsteile jährlich. Seine führende Stellung am Weltmarkt baut es durch vernetzte Forschung vor Ort am sogenannten „Kilometro Rosso“ aus. Der Wissenschaftspark ist direkt an den Unternehmenssitz von Brembo angeschlossen und beherbergt andere Betriebe, Forschungszentren, Laboratorien und Hightech-Produktionsaktivitäten. Obwohl Alu geschmolzen und verarbeitet wird, beträgt der Gasanteil bei der Energie nur 8 Prozent. Brembo lebt zudem Konnektivität: Alle 23 Produktionsstandorte sind weltweit miteinander vernetzt, die Produktionsabläufe auf Knopfdruck abrufbar. „Wachstum durch Innovation und nicht durch Quantität“, sagt Achleitner. Energiepreisschock auf Italienisch Aber auch die Probleme sind ähnlich wie in Österreich: „Junge Leute für technische Berufe zu begeistern ist eine Herausforderung“, sagt Roberto Vavassori, Unternehmenssprecher bei Brembo. Für Nervosität in der Wirtschaft sorgt der aktuelle Energiepreisschock. „Ein texanischer Geschäftspartner sagte mir: Wie wollt ihr wettbewerbsfähig sein, wenn ihr unser LNG-Gas kauft, mit viel Energie nach Europa transportiert, dann etwas damit produziert und die Produkte wieder zurück in die USA verschifft?“, so Vavassori. Für Joachim Haindl-Grutsch, Geschäftsführer der IV OÖ, ist die entscheidende Frage, ob es in den nächsten Jahren gelingen wird, die Industrie in Europa zu halten, oder ob sie in andere Wirtschaftsregionen mit niedrigeren Energiekosten abwandert. Eine Frage, die wohl eher in Brüssel als in Rom oder Wien entschieden werden wird. n WIRTSCHAFT Joachim HaindlGrutsch in der Pirelli-­ Zentrale in Mailand: Geforscht wird an der nächsten Generation von lärmarmen Reifen für die E-Mobilität. Die alles entscheidende Frage ist jene, ob es gelingen wird, die Industrie in Europa zu halten. Joachim Haindl-Grutsch Geschäftsführer IV OÖ

RkJQdWJsaXNoZXIy NzkxMTUy