Chefinfo Magazin 8-22

8/2022 | CHEFINFO | 25 Sie können mich gerne alles fragen, nur bitte nichts zur Politik“, sagt Francesco Barontini wenige Tage vor der Parlamentswahl in Italien. Dabei sind politische Kontakte sein tägliches Metier. Der Manager ist für das Auslandsgeschäft bei Leonardo Helicopters mitverantwortlich. Mit 4,2 Milliarden Euro Umsatz und 12.000 Mitarbeitern ist sie die wichtigste Sparte des teilstaatlichen Luft- und Raumfahrtunternehmens. Leonardo zählt zur traditionell starken exportorientierten Industrie Norditaliens, die eher trotz als wegen der Regierung Roms weltweit Erfolge feiert. Mehr als 1.500 Kunden zählt das Unternehmen weltweit aus dem staatlichen, militärischen und privaten Bereich. 4.500 Fluggeräte produzierte die Hightech-Schmiede bisher, jeden dritten Tag wird ein Helikopter ausgeliefert. Mit der Republik Österreich pflegt der zweitgrößte Rüstungskonzern Europas gute Beziehungen. 18 Mehrzweckhubschrauber des Typs Leonardo AW-169 wurden für das Bundesheer bestellt. Auftragswert: rund 300 Millionen Euro. Die ersten Maschinen werden Ende des Jahres geliefert. Verzerrtes Italienbild hält sich hartnäckig Trotz seiner Größe ist dieser Hidden Champion in Österreich kaum bekannt. Seine Wurzeln reichen zurück bis ins frühe 20. Jahrhundert, als der Flugpionier Giovanni Agusta die ersten Flugzeuge baute und nach dem Krieg auch Motorräder (MV Agusta) produzierte. 2017 wurden alle Luftfahrt-, Raumfahrt- und Rüstungsaktivitäten unter demDach von Leonardo S.p.A. gebündelt. Auch die Aircraft Division feiert mit ihren Strahltrainern weltweit Erfolge. 83 Prozent der Umsätze kommen aus dem Ausland. Leonardo ist Teil jenes Erfolgsmodells Italiens, das in den Köpfen jenseits des Brenners wenig Platz findet. Die Mär von einem verschwenderischen, reformunfähigen Land, das nur dank des Tourismus ökonomisch noch überleben kann, hält sich hartnäckig. Die Wahrheit ist: Italien ist nach Deutschland der zweitgrößte Industriestandort in der EU – weit vor Frankreich, Spanien oder Polen. Laut OECD-Daten hat die Industrie Italiens in den 1990er- und 2000er-Jahren zwar an Wettbewerbskraft verloren, entwickelt sich in puncto Industrieproduktion seit 2015 besser als die deutsche. Das industrielle Herz mit seinen Maschinenbauern, Autozulieferern, HightechProdukten und Forschungsnetzwerken liegt dabei in der Region Lombardei mit ihrer Hauptstadt Mailand. Druck aus China nimmt zu Ihr stattete eine oberösterreichische Delegation aus Politik und Industrie Mitte September einen Besuch ab. Motto: von den Besten lernen, Kontakte knüpfen und innovative Ansätze mit nach Hause nehmen. „Die Region ist wie Oberösterreich für mehr als ein Viertel aller Exporte seines Landes verantwortlich. Wir haben auch gemeinsame Schwerpunkte bei Kunststoff und AutomoWIRTSCHAFT FOTOS: LAND OÖ / ERNST GRILNBERGER, ALESSIO MARINI / PA / PICTUREDESK.COM 200 österreichische Unternehmen sind in der Lombardei vertreten, rund 20 davon aus Oberösterreich. Delegationsleiter Markus Achleitner und Thomas Bründl bei Leonardo Helicopters Ô

RkJQdWJsaXNoZXIy NzkxMTUy