Chefinfo Magazin 7-22

GESUNDHEIT FOTOS: ÄRZTEKAMMER OBERÖSTERREICH, MICHAEL PRETIS – ZAHNARZTPRAXIS DR. ERIC KEPPLINGER – DR. JOHANNA PÖTSCH, LEMBACH, MARTIN BARRAUD / GETTY IMAGES, CECILIE_ARCURS / E+ / GETTY IMAGES 7/2022 | CHEFINFO | 79 78 | CHEFINFO | 7/2022 GESUNDHEIT ÄRZTEMANGEL. In Oberösterreich sind aktuell 53 offene Stellen im Bereich Allgemeinmedizin, Kinder oder Gynäkologie unbesetzt, bei Zahnärzten sind sieben Stellen nicht vergeben. Ärzte nehmen mittels innovativer Methoden die Mangelbekämpfung selbst in die Hand. TEXT: Verena Schwarzinger Österreich hat eines der besten Gesundheitssysteme der Welt und doch: „Wir wissen seit zehn Jahren, dass zwischen 2023 und 2027 bis zu 50 Prozent der Ärzte im Land in Pension gehen werden. Sämtliche Bemühungen und Rahmenbedingungen sind bisher jedoch nicht angekommen“, sagt Ärztekammer-Präsident Peter Niedermoser. Aktuell sind 53 Kassenarztstellen unbesetzt, wie die Quartalszahlen der Ärztekammer vom 1. Juli 2022 besagen. Davon sind 40 Stellen im Bereich Allgemeinmedizin, eine für Dermatologie, fünf für Gynäkologie, eine für Innere Medizin und sechs für Kinder ausgeschrieben. Da zudem nicht nur in Österreich ein Ärztemangel vorherrscht, sondern auch in Deutschland oder der Schweiz, locken unsere Nachbarn mit attraktiven Angeboten. Im Land stehen zudem Teilzeitmodelle hoch im Kurs, sagen die Experten. „Derzeit arbeiten rund zehn Prozent der niedergelassenen Kassenärzte trotz Erreichen des Pensionsalters weiter, weil es keine Nachfolger gibt.“ Neue Wege einschlagen Die Sorgen um Nachfolger sind auch der Landeszahnärztekammer für Oberösterreich bekannt. Konzepte und Strategien, um dem Ärztemangel entgegenzuwirken, gibt es einige: zum Beispiel die „erweiterte Vertretung“ und Primärversorgungszentren – unter anderem bereits in Enns, Marchtrenk, Haslach, Sierning, Ried oder Linz. Mit MentoringIs was, Doc? Peter Niedermoser Präsident Ärztekammer f. Oberösterreich Derzeit arbeiten rund zehn Prozent der niedergelassenen Kassenärzte trotz Pensions- alter weiter, weil es keine Nachfolger gibt. Programmen wie „neuAMstart“ werden Wiedereinsteiger gefördert oder die Variante „Anstellung Arzt bei Arzt“, wo es Ärzte nun selbst in die Hand nehmen. Der Zahn der Zeit nagt Von Hörsching bis Bad Goisern über Ebensee und Linz fehlen sieben praktizierende Zahnärzte. Freie Arztpraxen bleiben unbesetzt, keine Nachfolge in Sicht. Ein Zahnarzt aus Lembach im Mühlviertel sorgt nun selbst für Nachwuchs. Eric Kepplinger praktiziert seit 25 Jahren und integriert in seiner Ordination ein innovatives Job-SharingModell. Dieses befugt ihn, einen in Österreich berechtigten Zahnarzt ohne eigene Ordination für gewisse Zeit in seiner Praxis aufzunehmen. Und so verhilft Kepplinger Johanna Pötsch, einer jungen Zahnärztin aus Kärnten, nach ihrer Facharztausbildung durchzustarten. Seit Oktober 2020 ist sie in seiner Ordination tätig. „Die Benefits dieses Modell sind der volle Fokus auf die Ausbildung, ohne sich damit herumzuschlagen, wie eine eigene Praxis gegründet werden soll und wie die Finanzierung gestemmt werden kann. Zudem kommen auf Zeit junge Menschen aufs Land“, ist Kepplinger überzeugt vom Job-Sharing-Modell und ergänzt: „Es ist ein Geben und Nehmen. Ich profitiere von den neuesten wissenschaftlichsten Erkenntnissen aus der Medizinausbildung und meine Kollegin von meinen Patienten und meiner langjährigen Erfahrung.“ Johanna Pötsch ist nun für einige Jahre fix in der Region. n Eric Kepplinger und Johanna Pötsch stehen für das JobSharing-Modell der Zahnärzte: eine starke Kooperation, optimalen Wissensaustasch und ein starkes Zeichen gegen den Ärztemangel am Land. NACHFOLGE. Am Land ist eine flächendeckende medizinische Versorgung oftmals eine Herausforderung.

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