Chefinfo Magazin 6-22

6/2022 | CHEFINFO | 67 66 | CHEFINFO | 6/2022 FOTO: DOWELL / GETTY IMAGES, HELMUT EHRENMÜLLER FOTOS: SCCH, FH OÖ, ULLI ENGLEDER FOTOSTUDIO, ARTHUR ERNST INNOVATION OÖ E s ist „zwei vor zwölf “, erzählt FH-OÖ-Professorin Irmtraud Ehrenmüller, Leiterin des Living Care Lab. „Wir können bis zum Mars fliegen, also muss es doch möglich sein, realitätsnahe digitale Unterstützung zu schaffen, um den Pflegekräftemangel zu überwinden.“ Doch schon beim „Über- winden“ hapert es bereits. Roboter kön- nen selbst kleinste Schwellen nicht über- winden und sind daher in der Praxis unbrauchbar. „Es werden wenige Tech- nologien zu Ende entwickelt. Es gibt meist nur Teillösungen.“ Die Innovati- on des Living Care Lab liegt daher beim Prozess. Einem Prozess, der die Pflege- kräfte mit Devices wirklich unterstützt. Das Lab unterzieht sie daher einer Art „Reality Check“. „Es geht um Purpose Driven Development von digitalen Gerä- ten. Wir beforschen, welche Unterstüt- zung Pflegekräfte wirklich brauchen, damit sie ihre Kernkompetenz ausspie- len können, den emphatischen Zugang zum Patienten.“ Prozesse neu denken Forscher der FHs in Hagenberg und Linz (Gesundheitsberufe) sowie am KuK simulieren mit Partnern aus der Wirtschaft im Echtbetrieb (Living Lab) diverse Devices, sodass es zu einer ech- ten Entlastung kommt. „Die entschei- dende Belastung ist nicht die Physis, sondern die psychische und zeitliche Komponente, und zwar schon vor der Pandemie. Wir müssen daher Prozes- se neu denken, damit sie für die Pflege- kräfte entlastend wirken.“ Der optimale Einsatz moderner digitaler Helferlein hat für Ehrenmüller einen weiteren Effekt: „Der Pflegeberuf könnte dadurch für die Generation der Digital Natives interes- santer werden.“ Damit könnte die Siche- rung der Pflege doppelt profitieren. Von Prozessen und Prozessoren LIVING CARE LAB. Roboter für die Pflege gibt es en masse. Doch was taugen sie in der Realität? Das LCL beforscht digitale Devices im Realbetrieb und will mit Prozessinnovationen Pflegekräfte entlasten. KOMET AM FORSCHERHIMMEL D as SCCH stellt sich als neues COMET K1-Zentrum in den Bereichen Data & Software Science kom- plett neu auf. INTEGRATE ist das erste anwendungs- orientierte Forschungszentrum, das nicht nur Künstli- che Intelligenz und Software beforscht, sondern sich auch mit Technologien wie Quantencomputing oder Neuromorphic Computing beschäftigt, die als Schlüsseltechnologien der Zukunft gelten. Markus Manz, CEO SCCH, Hagenberg 2 DR. ROBOTA R oboter können gleichförmige Prozesse schnell und exakt erledigen, nur sind sie nicht sehr flexibel. Karin Nachbagauer forscht mit Kollegen der TU Mün- chen nun an flexibleren und energieeffizienteren Robo- tern. Digitale Zwillinge optimieren Bewegungen. Damit sollen Einsätze in der Biomechanik oder der Medizin – etwa bei Muskelsimulationen zur Optimierung von Körperprothesen – möglich sein. Karin Nachbagauer, Center of Excel­ lence Automotive/ Mobility, FH OÖ, Wels 3 DIE REGENMACHER D ie Teststrecke der DigiTrans GmbH in St. Valentin steht kurz vor der Fertigstellung. Damit kann autonomes und vernetzt-kooperatives Fahren mithilfe von C-ITS- und 5G-Technologie für den Lkw-Verkehr unter allen erdenklichen Umweltbedingungen simu- liert werden. Auf der Teststrecke mit Beregnungs- anlage kann gefahrenlos getestet werden. Das (inter)- nationale Interesse ist groß. Eva Tatschl­ Unterberger, Geschäftsführerin DigiTrans GmbH, Linz 4 SPIN AND WIN D er theoretische Physiker Arthur Ernst forscht an Spinwellen in Nanomaterialien – klingt komplex, ist es auch. Spins sind Minimagnete, die auf Ferrite und seltene Erden reagieren. Spinwellen lassen sich dabei von Elektronen ohne Stromzufuhr manipulie- ren. Das könnte eine völlig neue Generation an nach- haltigen, extrem energieeffizienten Transistoren mit sich bringen. Arthur Ernst, Insti­ tut für theoretische Physik, JKU, Linz 5 Irmtraud Ehrenmüller war Prozessmanagerin und Geschäftsfüh­ rerin in Pflegehei­ men und Kranken­ häusern. „Ich habe die Seiten gewech­ selt, das Thema aber mitgenom­ men.“ 1 DIE BESTEN INNOVATIONEN OBERÖSTERREICHS FORSCHUNG Irmtraud Ehrenmüller Leiterin Living Care Lab Wir können bis zum Mars fliegen, also muss es doch möglich sein, realitätsnahe digitale Unterstüt- zung zu schaffen, um den Pflege- kräftemangel zu überwinden.

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