Chefinfo Magazin 6-22

FOTOS: UAR/MARTIN EDER 68 | CHEFINFO | 6/2022 INNOVATION OÖ F orscher brauchen Hypothesen. Wie wäre es mit jener: „Ist Europa Weltmeister darin, sich krank zu jammern?“ Der Kontinent scheint in der Außendarstellung zu einem machtlosen Spielball der großen Wirtschafts- und Innovationsmächte USA und China geworden zu sein, doch ein Blick auf die Fakten reicht, um die- ses Bild zurechtzurücken. Sieben der zehn innovativsten Staaten der Welt kommen aus Europa, fünf davon aus der EU. Zu diesem Ergebnis kommt der World Innovation Index, der sich aus der Zahl der Patente pro Einwohner und der Forschungsquote errechnet. Herausgeber des Rankings ist die WIPO – die World Intellectual Property Orga- nization – eine Art „Weltpatentamt“. Nummer eins in diesem Ranking ist die Schweiz, gefolgt von Schweden, den USA und Großbritannien. Platz fünf geht an Südkorea, gefolgt von den Nie- derlanden, Finnland, Singapur, Däne- mark und Deutschland. Auf Platz elf liegt Frankreich noch vor China, gefolgt von Japan, Hongkong und Israel. Öster- reich ist auf dem beachtlichen 18. Platz von 132 untersuchten Staaten weltweit zu finden. Österreich bei F&E deutlich über EUSchnitt Nehmen wir Österreich heraus, so zeigt sich, dass wir vielleicht nicht Patentwelt- meister sind, dafür bei der Forschungs- quote top. Österreich ist eines von nur fünf EU-Ländern, welche die europäi- sche Zielsetzung einer Forschungsquo- te von 3 Prozent erfüllen (3,26 Prozent). Wir gelten daher als „Strong Innovator“, was auch die WIPO so sieht. Im Jahr 2000 lag dieser Wert noch bei 1,9 Prozent. Mehr als die Hälfte (51 Prozent) wird von der Wirtschaft investiert, der Rest kommt von Universitäten und akademischen Ein- richtungen. Die Statistik Austria prog- nostiziert – bei aller gegebenen Vorsicht – für 2022 ein Wachstum der gesamten F&E-Ausgaben um 9,3 Prozent. Oberösterreich mit neuem „Kometen“ Und wie sieht es in Oberösterreich aus? Das Bundesland ist mit 3,49 Prozent an dritter Stelle im Österreich-Vergleich (Nr. 1: Steiermark, Nr. 2: Wien). Zug- pferd der universitären Forschungsquo- te sind die COMET-Kompetenzzentren: „Sie betreiben anwendungsorientierte Spitzenforschung auf höchstem Niveau. Die Zentren treiben die digitale und öko- logische Transformation von Wirtschaft und Industrie voran – mit Kernthemen wie Bioökonomie, erneuerbare Energie- quellen und ganzheitliche Technologie- ansätze für eine moderne, intelligente Digitalisierung“, erklärt Wirtschafts- und Forschungslandesrat Markus Achleitner. Mit INTEGRATE (Platz 2 im CHEF- INFO-Ranking) gibt es nun ein neues COMET-Kompetenzzentrummit hohem Potenzial. Doch zurück zur Ausgangs- hypothese: „Ist Europa Weltmeister dar- in, sich krank zu jammern?“ Ergebnis: „Ja.“ – quod erat demonstrandum (q.e.d.). Forschungslandesrat Markus Achleitner sieht OÖs F&E-Landschaft mit Kernthemen wie Bioökonomie, erneu- erbare Energiequel- len und ganzheitliche Digitalisierung für die Zukunft gerüstet. Qe . . d. WORLD INNOVATION INDEX. Hätten Sie das gedacht? Sieben der Top10Länder beim Thema Innovation stammen aus Europa. Österreich liegt auf dem beachtlichen Rang 18. Machen wir uns schlechter, als wir sind? TEXT: Jürgen Philipp n 6/2022 | CHEFINFO | 69 D en Klimaschutzbestrebungen stehen aber steigende Anforde- rungen an Sicherheit und Kom- fort gegenüber. Der Leichtbau gilt dabei als Leistungskünstler und Innovations- motor. An Schlüsseltechnologien für die Mobilität arbeiten Forscher*innen am LKR Leichtmetallkompetenzzentrum Ranshofen, ein Tochterunternehmen des AIT Austrian Institute of Technology. Das knapp 60-köpfige LKR-Team forscht in der gesamtheitlichen Betrachtung – vom Material über die Prozesstechno- logie bis hin zum werkstoffbezogenen Strukturdesign. LKR-Wissenschaftlerin und Prokuristin Dr. in Carina Schlögl lei- tet das Forschungsfeld Umformtechnik und koordiniert unter anderem die vom Land OÖ mitfinanzierten Forschungs- projekte „AMALFI“ und „Data-T-Rex“. „Die Leichtmetalle Aluminium und Mag- nesium sind wegen ihrer Leichtigkeit und hohen Stabilität in der Mobilität beson- ders interessant. Neben diesen Eigen- schaften müssen dieWerkstoffe aber auch schweiß-, gieß- oder umformbar sein, um den hohen Ansprüchen vollends gerecht zu werden. Gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft und Industrie – darunter Leitbetriebe aus OÖ – werden neuartige Legierungen entwickelt und neue Wege im Leichtbau eingeschlagen. Unser Ziel ist die perfekte Abstimmung zwischen den einzelnen Prozessschritten entlang der Fertigungsroute und den eingesetzten Materialien – ein wesentlicher Beitrag zur Energieeinsparung und somit zur Reduk- tion klimaschädlicher CO 2 -Emissionen“, erklärt Dr. in Schlögl. Ein Green Deal für die Luftfahrt Die Materialeffizienz ist ebenso ein Hebel für mehr Nachhaltigkeit – speziell im Flugzeugbau. Dr. in Angela Harrison, Expertin im Bereich Druckguss, koordi- niert das EU-Projekt SUSTAINair, das die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft in die Luft- und Raumfahrt einbringen soll. „Bei der Fertigung von Flugzeugen fallen aktuell große Mengen an Abfall an – der Materialnutzungsgrad liegt oftmals nur bei 15 bis 20 Prozent. Man spricht von einem nachteiligen Buy-to-Fly-Verhält- nis. Dies gilt es, auf nahezu eins zu opti- mieren. Bauteile sollen in Größe, Masse und Form möglichst nahe am Endpro- dukt gefertigt werden. Das soll durch die Den Werkstoffen von morgen auf der Spur #DiversityInScience. Um den Energie oder Treibstoffverbrauch von Autos, Flugzeugen oder Schiffen zu senken, ist das Gewicht wesentlich. Leichtbau trägt in der Mobilität deutlich zur Nachhaltigkeit bei. ANZEIGE FOTOS: AIT AUSTRIAN INSTITUTE OF TECHNOLOGY GMBH Dr. in mont. Carina Schlögl, Senior Research Engineer Verwendung von kürzlich entwickelten nanoeutektischen Aluminiumlegierun- gen in Kombination mit fortschrittlichen Prozessoptimierungen im Bereich Druck- guss erreicht werden. Die im Zuge von SUSTAINair adaptierte Technik und ent- wickeltenMaterialien werden die Herstel- lung von Komponenten für die Luft- und Raumfahrt schneller, effizienter und sau- berer machen“, erläutert Dr. in Harrison. Mehr Einblicke in die Forschung im UAR Innovation Network unter www.uar.at/insights Dr. in mont. Angela Harrison, Senior Research Engineer

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