Chefinfo Magazin 6-22

Welche nächsten großen Würfe erwarten Sie in der IT? Pomberger: Im Hardwaresegment sicher Quantencomputing, das ist schon relativ weit entwickelt und wird uns nochmals einen Schub geben. Natürlich die bereits vorhandenen Erkenntnisse, Methoden, Techniken und Algorithmen der KI, deren Einsatzmöglichkeiten bei Weitem noch nicht ausgeschöpft sind. Auch diese Entwicklungen werden naturgemäß posi- tive und negative Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Gesellschaft nach sich ziehen. Zum Abschluss würden wir gerne Ihre Position zur neuen Digitaluni­ versität erfahren. Pomberger: Man kann nur begrüßen, wenn mehr Geld für die Forschung zur Verfügung gestellt wird. Die Fra- ge ist aber, ob tatsächlich zusätzliches Geld investiert wird oder ob nur umge- schichtet wird. Diesbezüglich gehen die Einschätzungen und Meinungen aus- einander und Transparenz ist in der österreichischen Politik ein Fremdwort. Betrachtet man die geplanten Studien- gänge und Forschungsschwerpunkte, so kann ich nicht wirklich etwas Innova- tives erkennen. Ein Faktum ist zudem, dass wir in Österreich in den MINT- Fächern, und dazu gehört auch Digi- talisierung, zurzeit kein Angebots-, sondern ein Nachfrageproblem haben. Davon zu träumen, dass man Studen- ten, die in Zürich, Lon- don oder den USA stu- dieren wollen, nach Linz umleiten kann, ist wohl etwas naiv. Die Basis der Infrastruktur für einen substanziellen Ausbau der Forschung ist da. Würde da mehr Geld reinfließen, wäre der Hebel wohl deut- lich größer. Was also bisher am Tisch liegt, reißt mich nicht vom Hocker. Mehr über Pombergers Anfänge in der Informatik, die spannende Zeit in Zürich, die Kehrseite der Medaille und die geplante TU Linz lesen Sie in der Langversion auf www.chefinfo.at . n INNOVATION OÖ FOTOS: GUSTAV POMBERGER, NICOELNINO / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS 64 | CHEFINFO | 6/2022 Das 5G-Netz exklusiv auf Ihrem Firmenstandort Um Generationen einfacher. Um Vieles wirtschaftlicher. Wir setzen die neue 5G-Technologie schnell und wirtschaftlich für Sie um. Mit Kosteneinsparungen durch den Verzicht auf kabelgebundene Datenübertragung und sinkenden Betriebskosten durch höhere Automatisierung machen wir Sie fit für die Zukunft. Wir sind bereit für die digitale Zukunft in Oberösterreich. Sie auch? Tel. 0732/3400-9455, www.linzag-telekom.at Gustav Pomberger erlebte an der ETH Zürich die Geburts- stunde des PCs (Lilith), der Computermaus und des Internets, lange bevor diese am Markt etabliert wurden. INFORMATIK. Professor Gustav Pomberger ist Pionier des ITStandorts Linz. Der gebürtige Gosauer über die größten Innovationen der IT, die künftigen ITTrends und Gefahren sowie über die Digitaluni Linz. INTERVIEW: Jürgen Philipp C HEFINFO: Sie waren 1975 einer der ersten Informatik­ Absolventen an der JKU und in den 1980ern in Zürich an der ETH und an der Universität Zürich. Wie kann man sich diese Pionierzeit vor­ stellen? Gustav Pomberger: Anfang der 1980er- Jahre ging ich an die ETH Zürich zu Professor Niklaus Wirth. Er ist einer der ganz Großen unserer Zunft. Das Umfeld war enorm innovativ. Wir hat- ten durch seine Initiative und seinen Erfindergeist vor allen anderen einen hoch innovativen und leistungsstarken PC mit einem grafikfähigen A4-Monitor und Maussteuerung, lange bevor das auf den Markt kam. Europa war damals in gewissen Bereichen ganz klar technolo- gisch vorne. Es fehlte aber an Unterneh- mergeist und Risikobereitschaft, sonst wären – das vermute ich einmal ganz unwissenschaftlich – Google und Co europäisch. Welche waren aus Ihrer Sicht die wichtigsten ITInnovationen seit Ihrem Studium bis heute? Pomberger: Spontan würde ich sagen im Softwarebereich die objektorientier- te Programmierung, die hat vieles revo- lutioniert. Bei der Hardware natürlich der Schritt vom Großrechner zum PC mit Grafic-Interface, weil damit ein viel breiterer Einsatz möglich wurde. Aber auch die Miniaturisierung auf allen Ebe- nen und die Steigerung der Rechenleis- tung und -geschwindigkeit. Und natür- lich das Internet, damit wurde ein ganz unglaublicher Schub ausgelöst. Sie warnen aber auch immer wieder vor den Kehrseiten der Medaille. Was sind die Schattenseiten der Informa­ tik aus Ihrer Sicht? Pomberger: Ich behaupte, wir sind heu- te von dieser Technologie abhängiger als vom Gas. Die Schattenseiten sind die Abhängigkeiten von einigen wenigen großen Konzernen und die Anfälligkeit der Systeme – Stichwort Cyberkrimi- nalität. Ich denke oft zurück an unsere Anfänge an der ETH und der Univer- sität in Zürich. Nicht im Ansatz haben wir daran gedacht und vorhergesehen, dass viele dieser technologischen Errun- genschaften auch missbraucht und zum Gegenteil genutzt werden können – man denke nur an die vielen manipulierenden Fake News, Cyber-War, Pornografie und vieles mehr. Die Wissenschaft und die Gesellschaft insgesamt sollten und müs- sen sich daher wesentlich intensiver als bisher gerade auf diesem Gebiet recht- zeitig mit Technologiefolgen-Abschät- zungen und möglichen Vorbeugemaß- nahmen befassen. Eine technologische Innovation ist nicht notwendigerweise immer etwas Positives. Man muss dabei immer weiterdenken und sich in jedem Fall die Frage stellen, ob ihre möglichen – vielleicht ungewollten – Auswirkungen verantwortbar sind. „Google und Co könnten europäisch sein“ Prof. Gustav Pomberger IKTPionier Eine technologische Inno- vation ist nicht notwendiger- weise immer etwas Positives.

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