Chefinfo Magazin 02-21

WIRTSCHAFT unser erklärtes Ziel sein, wenn wir unser Sozialsystem auch für die nächs­ te Generation erhalten wollen“, sagt Prugger. In Österreich fristet die Eigen­ verantwortung des Einzelnen traditio­ nell ein Schattendasein, da „der Staat im Ernstfall ohnehin alles richtet“. Prug­ ger nennt ein konkretes Beispiel: Was hilft es, wenn die Geschäftsführung und der Betriebsarzt alles für einen sicheren Arbeitsplatz tun und bereitstellen, der jeweils betroffene Mitarbeiter aber nicht mitmacht und den Helm oder Gehör­ schutz ablegt, sobald der Chef weg ist? Gesundheitsmanagement 4.0 Auf mehr Eigenverantwortung setzen Startups wie Pandocs mit ihren Ideen, die Unternehmen beim betrieblichen Gesundheitsmanagement unterstützen. Die Digitalisierung eröffnet Gesund­ heitsmanagern neue Möglichkeiten. „Wir sind mit unserer App genau zu Beginn der CoronaZeit im B2CBereich gestar­ tet und bekamen extrem gutes Feed­ back. Gerade in Zeiten, wo FitnessStu­ dios geschlossen bleiben und Aktivitäten mit Freunden nicht möglich sind, ist die Motivation, aktiv zu bleiben, umso wich­ tiger“, schildert Geschäftsführer Alex­ ander Altendorfer. Nicht nur Bewe­ gung, sondern seelisches Wohlbefinden und Ernährung werden angeboten. „Wir haben die Zeit genutzt und laufend unser ContentAngebot erweitert. So haben wir gerade über 100 neue Videos in der Pipeline, wo Expertinnen und Experten Übungen für neue Pandocs Challenges zeigen“, erklärt er in der StartupAusga­ be von CHEFINFO. Rechnet sich Gesundheit? Senseble Health aus München ist wei­ teres Startup, das in diesem Bereich erfolgreich unterwegs ist. Betriebli­ ches Gesundheitsmanagement hat an Bedeutung gewonnen und muss nicht langweilig sein, ist der Star­ tupGründer Thomas Kirchner überzeugt, dessen Sense­ ble Health­ App Mitarbeiter von Unternehmen zu einem gesünderen Lebensstil spielerisch anspornt. Für Kirchner sind Investiti­ onen in betriebliches Gesundheitsma­ nagement gut investiertes Geld. Er ver­ weist dabei auf mehrere Studien, deren durchschnittliche Höhe des ROI (Return on Investment) liege demnach bei 2,7. Eingerechnet werden Faktoren wie krankheitsbedingte Fehltage, Kosten für betriebliche Eingliederungsmaßnahmen oder Kosten eines KnowhowVerlusts. Kirchner: „Die Gesundheitsförderung der Mitarbeits kostet, doch ungesun­ de Mitarbeiter kosten mehr“, sagt er in einem Interview mit karriere.at. n 24 | CHEFINFO | 2/2021 men fast nur mehr in diese Richtung. „Da gibt es jetzt bereits sehr spannen­ de arbeitsmedizinische Kombinationen. Ich betreue auch Gemeinden beim öko­ logischen Bau bei Sanierungen. Denn es geht um Arbeitnehmer, die den gan­ zen Tag in einem gesunden Umfeld ver­ weilen“, erklärt die Expertin. Der Wert Gesundheit steigt, ist sie überzeugt. Erfahrungsgemäß ist das Gesundheits­ management eine WinwinSituation für beide, sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber. Die Arbeitsmarktlage ist nicht so, dass sich Betriebe die Fach­ kräfte aussuchen könnten. Diesen einen Anreiz zu schaffen, dabei kann Betriebli­ che Gesundheitsförderung helfen. Die größten Herausforderungen Was sind die größten Herausforderun­ gen in der CoronaPandemie für das Gesundheitsmanagement – und wel­ che Unternehmen meistern das Virus am besten? Für Krenn sind es die lan­ ge Dauer der COVID19Pandemie und die Belastungen durch Homeoffice oder Quarantäne sowie Homeschooling. Hinzu kommen Unsicherheiten, stän­ dige Veränderungen, Spannungen am Arbeitsplatz, Stress durch Überforde­ rung, „aber auch persönliche Krisen ver­ mindern die Lebens und Arbeitsqualität erheblich“, sagt die Expertin. Bei vielen Menschen reichen die eigenen Ressour­ cen nicht mehr aus, um mit Belastun­ gen und Problemen umzugehen und sie suchen daher externe Unterstützung. In vielen Unternehmen hat das ASZ aktuell das Angebot einer anonymen psychologi­ schen Serviceline ins­ talliert oder die Ein­ zelCoachings sowie Sprechstunden der Psychologen stark aufgestockt. „Firmen mit einer Unter­ nehmenskultur, die den Mitarbeitern Vertrauen und Wertschätzung durch gezielte Angebote der Betrieblichen Gesundheitsförderung entgegenbringt, haben nun einen Vorteil. Aber auch den Führungskräften kommt gerade jetzt eine besondere Bedeutung zu, die Befindlichkeiten ihrer Mitarbeiter gut im Blick zu haben und wenn möglich flexi­ ble Anpassungen in der Arbeitsorgani­ sation zu machen“, sagt Krenn. Mehr Eigenverantwortung Brauchen wir weniger Gesetze und mehr Eigenverantwortung? „Das muss 70 Prozent der Nutzer der Pandocs- App sind nach einem halben Jahr noch immer aktiv. Das Impfen gegen das Corona-Virus ist für viele Unterneh- men eine logistische Herausforderung. Andere sind bereit und warten nur noch auf den Impfstoff. Betriebliche Gesund- heitsförderung per App: Die eigene Soft- ware „Pandocs Busi- ness“ ermöglicht es Unternehmen, die App für ihre Mitarbeiter zu personalisieren. „Gerade in Zeiten, wo Fitness-Studios geschlossen bleiben, ist die Motivation, aktiv zu bleiben, umso wich- tiger“, sagt Pandocs- Gründer Alexander Altendorfer. Dr. Karin Grafl Arbeits- und Umweltmedizinerin Erfahrungsgemäß ist Gesund- heitsmanagement eine Win-win- Situation für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. u FOTOS: LJUPCO / NATALYABUROVA / OLGA KURBATOVA / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, CREATIVEDJ / E+ / GETTY IMAGES „Die Gesundheitsför- derung der Mitarbeits kostet, doch ungesun- de Mitarbeiter kos- ten mehr“, sagt der Gesundheitsexperte und Startup-Gründer Thomas Kirchner.

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