Chefinfo Magazin 02-21

WIRTSCHAFT 2/2021 | CHEFINFO | 21 FOTO: HERMANN WAKOLBINGER 20 | CHEFINFO | 2/2021 WIRTSCHAFT ein wichtiger Faktor. Die neue Elite aus dem Silicon Valley imponiert mit ath­ letischem Körperbau, gesunder Ernäh­ rung und Sneakers aus Biowolle. „Gehen Führungskräfte selbstbewusst mit ihrer Gesundheit um, stehen die Chancen gut, dass sich auch die Mitarbeiter an deren positivem Gesundheitsverhalten orientieren. Somit spielt die Führungs­ kraft aufgrund ihrer Vorbildfunktion im betrieblichen Gesundheitsmanage­ ment eine besondere Rolle“, sagt Krenn. Sie streicht besonders das Healthy Lea­ dership hervor: Zum einen geht es um Handlungsfreiräume für Mitarbeiter. Zum anderen um eine Arbeitskultur, in der flexible Arbeitszeiten und Selbst­ bestimmung nicht zu einer ungesunden Haltung der Selbstausbeutung, sondern zu einem neuen, gesundheitsförderli­ chen Freiraum für Mitarbeiter werden. Und sie zitiert dabei das Zukunftsin­ stitut: Flexible Arbeitszeiten führen demnach keineswegs – wie häufig ver­ mutet – zu einer besseren WorkLife­ Balance und damit zu ausgeglicheneren Mitarbeiten. Im Gegenteil: „Sie wirken sich sogar negativ auf die WorkLife­ Balance aus. Im Kontext der heutigen Arbeitskultur schützt ein fester Arbeits­ zeitrahmen also noch mehr vor Überar­ beitung, als flexible Modelle Freiräume schaffen. Auch Bezahlung der Über­ stunden, leistungsabhängige Bezahlun­ gen oder mehr Selbstbestimmung zah­ len nicht auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Mitarbeiter ein. Was sich dagegen positiv auswirkt, ist das Schaffen von Handlungsspielräumen. Sie ermöglichen, erzwingen aber nicht eigenverantwortliche Entscheidungen – und schützen damit vor selbstgefährden­ dem Verhalten“, so das Zukunftsinstitut. Gelebter Arbeitsschutz Firmen nehmen den Bereich Gesundheit vor allem über den Bereich Arbeitneh­ merschutz wahr. Und in diesem Bereich ist auch tatsächlich viel passiert. „Arbeit­ nehmerschutz wird in Oberösterreichs Betrieben gelebt. Wir haben hier mittler­ weile ein unglaublich hohes Niveau, was sich auch darin zeigt, dass die Anzahl der Arbeitsunfälle seit Jahren kontinuierlich sinkt“, sagt Erhard Prugger, Landesstel­ lenvorsitzender der AUVA in Linz. Für Prugger ist diese Entwicklung den Unter­ nehmen zu verdanken, die in die betrieb­ liche Sicherheit massiv investieren, aber auch jenen Institutionen und Stellen, die die Unternehmen dabei unterstützen. „Hier sind insbeson­ dere auch die Arbeits­ mediziner zu nennen, die ja eine spezielle Ausbildung haben und vor allem das jeweilige Unternehmen mit sei­ nem Gefahrenpotenzi­ al genau kennen. Das führt in weiterer Folge zu passgenauen Lösungen und zu einer hohen ‚Treffer­ quote‘ in der Prävention, wovon natür­ lich alle entsprechend profitieren.“ Arbeitsmedizin im Wandel Wie sehr sich die Arbeitsmedizin verän­ dert hat, veranschaulicht der Unfallchi­ rurg und Betriebsarzt Axel Mechtler im Interview (siehe Seite 23). Arbeitsme­ diziner werden laut Prugger in Öster­ reich immer mehr zur Mangelware. GESUNDHEITSPROGRAMM. Hueck Folien hat für seine Mitarbeiter ein eigenes Vital-Programm im Angebot. Für CEO Martin Bergsmann ist Gesundheit ein entscheidender Wettbewerbsfaktor. W elche Rolle spielt Gesundheit in Ihrem Unternehmen? Bergsmann: Sicherheit am Arbeits- platz ist das höchste Gut, wo viel Ener- gie investiert wird. Darüber hinaus haben wir ein Programm namens „Hueck Folien Vital“ entwickelt mit konkreten Angebo- ten für Mitarbeiter. Die Bandbreite reicht von gesunder Ernährung über „Wie orga- nisiere ich meinen Energiehaushalt in der Nachtschicht“ bis hin zu Schlafge- wohnheiten und Nichtraucherprogram- men. Das Programm läuft seit einigen Jahren. Jetzt in der Pandemie etwas weni- ger, weil Seminare in Präsenz nicht statt- finden. Auch unsere Sportangebote, die wir für Mitarbeiter anbieten, sind derzeit auf Eis. Dafür gibt es ein Online-Ange- bot über den Bildschirm, wo Mitarbeiter unter verschiedenen Gymnastikübungen wählen können. Neu ist das Wiederein- gliederungs-Management. Sollte jemand tatsächlich von einer schwereren Krank- heit und einem längeren Ausfall betroffen sein, können Mitarbeiter mit dem neuen Programm langsam wieder in den vollen Arbeitsprozess zurückgeführt werden. Arbeiten Sie mit Partnern im Unter- nehmen zusammen? Bergsmann: Wir haben mehrere Partner wie Gesundheits- und Sportagenturen, Fitnesscenter sowie Arbeitsmediziner. Wir nutzen deren Netzwerk in der Regi- on, wo wir diese Programme durchfüh- ren. Wir entwickeln die Angebote auch immer wieder weiter, um für Abwechs- lung zu sorgen. Es ist für uns ein wesent- liches ema, die körperliche, geistige und psychische Fitness unserer Mitar- beiter zu unterstützen. Ist betriebliche Gesundheitsförde- rung ein „Nice-to-have“ oder mehr? Bergsmann: Es ist definitiv ein Wett- bewerbsvorteil. Das beginnt damit, dass Mitarbeiter weniger im Kranken- stand und mehr verfügbar sind. Wer sich wohlfühlt und mehr Energie hat, ist auch bereit, mehr zu leisten. Der gesundheit- liche Ansatz ist nicht mehr ein bloßes „Nice-to-have“, sondern entscheidend wichtig für ein Unternehmen. Wie ist es Ihnen während der Pande- mie ergangen? Bergsmann: Wir haben die Hygiene- maßnahmen am 16. März 2020 in Kraft gesetzt und unseren Krisenstab, den es immer noch gibt, ins Leben gerufen. Wir haben alle Sicherheits- und Hygie- nemaßnahmen aufgestellt und sind seit- her ganz gut durchgekommen. Maß- nahmen wie die Zwei-Meter-Regelung wurden rigoros eingehalten. Zudem haben wir auch versetzte Schichtbetrie- be in kritischen Bereichen eingeführt, damit immer ein Team sicher ist, falls eine Infektion auftritt. Zudem wurden FFP2-Masken eingeführt, Homeoffice wurde ermöglicht, die Kantine gesperrt – und wir liefern das Essen dafür an den Arbeitsplatz. Auch Sicherheitsmaßnah- men für Firmenreisen wurden formu- liert. Seit Mitte Februar haben wir eine unternehmenseigene Teststraße, wo wir zweimal in der Woche jeweils mehr als 100 Mitarbeiter durchtesten. Durchge- führt von eigenen Mitarbeitern, die frei- willig beim Roten Kreuz sind. Ist Impfen ein Thema? Bergsmann: Wir haben uns angemeldet und haben die Impfstraße vorbereitet. Wir können jederzeit loslegen. Das Ein- zige, was fehlt, ist – wie bei allen ande- ren auch – der Impfstoff. Unsere Impf- straße ist so ausgelegt, dass wir 130 Leute pro Tag impfen können. In zwei bis drei Tagen sind wir durch. Vorsprung durch Fitness Renate Krenn Geschäftsführerin ASZ Linz Immer mehr Unternehmen leisten sich eigene Gesundheitsmanager, um ein Gesundheitsmanagement im Betrieb strategisch zu verankern. Martin Bergsmann, CEO von Hueck Folien, hält seine 290 Mit- arbeiter mit einem abwechslungsreichen Programm bei Laune. Sinkende Kranken- stände sind die Folge. Martin Bergsmann CEO Hueck Folien, Baumgartenberg Es ist für uns ein wesentliches Thema, die körperliche, geistige und psychische Fitness unserer Mitarbeiter zu unterstützen. Healthy Leader- ship: Es geht um Handlungsspielräume für Mitarbeiter und um eine gesunde Arbeitskultur, die Selbstausbeutung nicht fördert. 500 Arbeitsmediziner fehlen in Österreich. Die Zahl wird mit der nächsten Pensionswelle weiter steigen. Ô FOTOS: URBAZON / OLGA KURBATOVA / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS

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