Chefinfo Magazin 02-21

WIRTSCHAFT WIRTSCHAFT walten. Beispiele dafür sind vor allem im ITBereich zu finden – zum Bei­ spiel bei der Count IT Group mit Sitz in Hagenberg. Das neue Firmengebäu­ de, das im kommenden Jahr gemeinsam mit dem Startup ventopay bezogen wird, hat eine Rutsche in den Fitness und Aufenthaltsraum integriert. In diesem Activity Room können sich Mitarbei­ ter an Dartscheiben, Wuzeltischen oder Fitnessgeräten bald austoben. Zusätz­ lich werden auch ein paar Betten für den PowernappingBereich angeschafft – der gesunde Mittagsschlaf kann klei­ ne Wunder wirken. Lachen hält gesund Maximilian Wurm (66), der mit seiner Frau 1995 die Firma gegründet hat, spiel­ te 21 Jahre in einer FußballKampfmann­ schaft und weiß, wie wichtig sportliche Betätigung ist. Und dennoch hat er einen anderen Ansatz: „Ich bin kein Philosoph, kein Mediziner und habe mein Wissen und meine Lebensweisheit nicht aus Büchern geholt. Es geht um Hausver­ stand. Ich komme von einem kleinen Bauernhof. Wir waren fünf Kinder und ich bin sehr bescheiden aufgewachsen. Von dort habe ich mitbekommen, dass es wertvoll ist, von Menschen für Men­ schen zu leben.“ Zum Leben gehört für Wurm natürlich auch das Arbeiten. Für ihn hat sich herauskristallisiert, dass es entscheidend für den Erfolg als Unter­ nehmer ist, dass man Menschen auch mag. „Mir geht es um Langfristigkeit in der Zusammenarbeit mit Menschen. Und wenn es um Langfristigkeit geht, steht die Gesundheit ganz oben auf der Prioritä­ tenliste. Und Lachen hält gesund. Wann lacht man? Wenn es einem gut geht.“ Die Menschen begleiten Der Erfolg gibt ihm jedenfalls recht. Wurm kommt ursprünglich aus der LandesverlagsWelt. Mit Count IT ver­ bindet er SoftwareEntwicklung und Betriebswirtschaft in einer Einheit. „Wir sind eine Art Generalunternehmer“, sagt Wurm. Rund 60 Leute sind im Bereich IT beschäftigt. Kunden sind Kleinst­ unternehmer bis zur voestalpine. Zudem sind 34 Mitarbeiter im Bereich Perso­ nalverrechnung beschäftigt mit Kun­ den bis nach Deutschland. „Wir möch­ ten Menschen so begleiten, wie es sich Menschen verdienen. Die Leute sollen bei uns Spaß im Unternehmen haben“, sagt Wurm. Das Thema „Gesundheit“ ist für ihn auch zwischenmenschliche Arbeit. „Früher hat man gesagt, man soll das Berufliche und Private trennen. Das habe ich schon früh angezweifelt, weil es ja derselbe Mensch ist. Man kann nicht nach Arbeitsschluss auf einen Schalter drücken.“ Chefs als Gesundheitsapostel Der Chef als Vorbild in Sachen Gesund­ heit für die eigenen Mitarbeiter ist 2/2021 | CHEFINFO | 19 FOTO: HERMANN WAKOLBINGER FOTOS: IPOPBA / OLGA KURBATOVA / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS 18 | CHEFINFO | 2/2021 Das Thema „Gesundheit“ war in Betrie­ ben noch nie so allgegenwärtig wie heu­ te. Der Grund dafür ist allen bekannt: Die PandemieMaßnahmen halten Vor­ gesetzte und Mitarbeiter seit mehr als einem Jahr auf Trab. Allein beim Inn­ viertler Flugzeugzulieferer FACC wur­ den von vier Ärzteteams bisher 30.000 AntigenTestungen durchgeführt. Getes­ tet wird während der Arbeitszeit und das ermöglicht der Belegschaft eine ein­ fache Abwicklung. Impfstraßen sind in der Umsetzung. Mehr als 750.000 Euro an Sonderkosten wurden investiert. Das reicht von der Verpflegung der gesam­ ten Belegschaft bis hin zu den Kosten für Tests und FFP2Masken. So ähnlich geht es derzeit vielen Unternehmen. Dabei wird übersehen, dass der Gesundheits­ gedanke schon seit Jahren in der Wirt­ schaft an Bedeutung gewinnt. Durch die CoronaPandemie haben Chefs noch einmal mehr erkannt, dass die Gesund­ heit ihrer Mitarbeiter letztlich auch die wirtschaftliche Gesundheit des Unter­ nehmens stark beeinflusst. Im angel­ sächsischen Raum, aber immer mehr auch bei uns hat sich der Begriff „Cor­ porate Health“ etabliert. Eine Organisa­ tion, die im wahrsten Sinn des Wortes gesund ist, leistet auch mehr und ist fit­ ter für den Wettbewerb. Gesundheits-Management „Immer mehr Unternehmen leisten sich eigene Gesundheitsmanager oder kaufen externe Präventionsleistungen zu, um ein erfolgreiches, nachhaltiges Gesund­ heitsmanagement im Betrieb strate­ gisch zu verankern“, sagt Renate Krenn, Geschäftsführerin des Arbeitsmedizini­ schen und Sicherheitstechnischen Zen­ trums (ASZ) in Linz. Das ASZ unterstützt Unternehmen genau in diesen Fragen – und verfolgt dabei einen ganzheitlichen und strategischen Ansatz, Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) in Prozesse und in die Unternehmenskultur zu inte­ grieren, vor allem aber um alle internen und externen Akteure der Prävention zu koordinieren und zu vernetzen. Dass in vielen Unternehmen Präventionsangebo­ te über das gesetzliche Erfordernis der Arbeitsmedizin hinaus angeboten wer­ den, ist längst kein Geheimnis mehr. Der Kreativität sind inzwischen keine Grenzen mehr gesetzt. Die Firma Hueck Folien in Baumgartenberg hat ein eige­ nes VitalProgramm für ihre Mitarbei­ ter entwickelt (siehe Interview Seite 21). Unternehmen wie das Hochtechnologie Unternehmen Trumpf Maschinen in Pasching unterstützen ihr Team im Rah­ men des betrieblichen Gesundheitsma­ nagements beim Laufen oder bei ande­ ren sportlkichen Aktivitäten. Seit 2014 hat das Unternehmen ein hauseigenes FitnessStudio und einen Kursraum, wo Rückentrainings und YogaKurse abge­ halten werden. 350 von den 700 Mit­ arbeitern nutzen das Angebot, wofür sie einen kleinen Mitgliedsbeitrag ent­ richten. Mittels einer eigenen App sol­ len Mitarbeiter zur Bewegung motiviert werden. Vegetarische Kost in der Kanti­ ne ist inzwischen Standard. Rutsche in den Activity Room Viele Organisationen lassen bei ihren Firmenbauten gleich gesunde Kreativität 30.000 Antigen-Tests hat das Innviertler Unter- nehmen FACC bisher inner- betrieblich durchgeführt. Ô Die klassische Arbeitsmedizin selbst wird immer weniger benötigt. Ein Grund: Im Produktionsbetrieb kommen vermehrt Roboter und Maschi- nen zum Einsatz. Maximilian Wurm Gründer Count IT Group, Hagenberg Ich bin kein Philosoph und habe mein Wissen und meine Lebens- weisheit nicht aus Büchern geholt. Es geht um Hausverstand. Maximilian Wurm (66), der mit seiner Frau 1995 die Firma Count IT gegründet hat, spielte selbst 21 Jah- re in einer Fußball- Kampfmannschaft. D

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