Startup Chefinfo Magazin 03-22

CHEFINFO SPEZIAL | 51 STARTUP STARTUP 50 | CHEFINFO SPEZIAL FOTOS: ICON/BIG BJARKE INGELS GROUP Text: Klaus Schobesberger „Project Olympus“: Die Bauteile für die erste Mondstation kommen aus dem 3D-Drucker. WELTRAUM- BUSINESS 2.0 Zahlreiche Startups setzen auf New-Space-Projekte: Die Geschäftsmodelle reichen von Microlaunchern über Nano- Satelliten bis hin zu 3D-Druckern für Habitate auf dem Mond. I n den ersten Tagen der rus- sischen Invasion tauchte mit Starlink unerwartet ein Name auf, der den bedräng- ten Ukrainern Hilfe aus dem All verheißt. Das Satelliten-Internet des amerikanischen Unternehmens SpaceX könnte tatsächlich zu einem kriegs­ entscheidenden Faktor werden. Denn es sichert die Breitband-Internetversor- gung im Land trotz zunehmender Zer- störung der Infrastruktur. Hinter Star- link und SpaceX steht Tesla-Gründer Elon Musk. Mit seinen 2.000 Hightech- Trabanten ist Starlink das größte Satel- litennetzwerk aller Zeiten. Es ist daher ein vielversprechendes Geschäftsmo- dell. Denn nur rund zehn Prozent der Erdoberfläche verfügen über Handy- empfang. Der weltweite Markt wird auf eine Billion US-Dollar geschätzt. KLEINER, STÄRKER, BILLIGER SpaceX ist nicht das einzige Startup mit einem Faible für Geschäfte in der Schwe- relosigkeit. In Österreich liefert das Aerospace-Unternehmen FACC AG ab Oktober 2022 erstmals Teile für die neue Trägerrakete Ariane 6 – eine Art euro- päisches Gegenmodell zu SpaceX. Weil die Triebwerke in der Ukraine gebaut werden und die Abschussrampen in Russland stehen, drohen jedoch wich- tige Projekte der europäischen Raum- fahrtbehörde ESA zu stocken. Profi- tieren könnten davon Startups, die auf Microlauncher-Technologien setzen. In Deutschland sind mit Isar Aerospace, Hyimpulse und Rocket Factory Augs- burg (RFA) gleich drei Technologie- Gründer mit Kleinraketensystemen am Start. Im neuen Werk von Isar Aero- space in der Nähe von München arbei- ten 200 Personen an der 28 Meter langen zweistufigen Rakete „Spectrum“. Deren Jungfernflug ist für Ende des Jahres im norwegischen Andøya geplant. Der erste kommerzielle Flug mit Satelliten an Bord soll bereits 2023 stattfinden. Kleiner, leis- tungsfähiger und billiger ist nicht nur das Erfolgsrezept der Smartphone-Industrie, sondern auch der Raumfahrt. Punkto Miniaturisierung sind die Europäer gut im Rennen. Von sich reden machte das Startup Astrocast mit Sitz in Lausanne. Das börsennotierte Schweizer Unter- nehmen schießt Nano-Satelliten ins All und bringt damit das Internet of Things (IoT) zum Laufen. In zwei Jahren soll ein Netzwerk mit 100 IoT-Satelliten für Unternehmen eine leistbare Alternative zu Wireless-Netzwerken bieten. IN DEN ORBIT ODER ZUMMOND! Wer allerdings ein wahrer Startup-­ Gründer ist, denkt über den Orbit hin- aus. So will Elon Musk mit Starlink seine Marsreisen finanzieren. Die US-Raum- fahrtbehörde NASA plant mit der Super­ rakete „Artemis“ den erstenMondflug seit fast 50 Jahren. Ein Ziel der neuen Mond- mission ist es, eine dauerhafte Station für Astronauten amMond zu etablieren. Die Module für das Mond-Habitat könnten von dem riesigen 3D-Drucker des Start­ ups ICON (iconbuild.com ) kommen. Mit seinem „Project Olympus“ hat ICON eine Auszeichnung an der 3D-Printed Habitat Challenge der NASA für die vollständig versiegelte Struktur des Gebäudes erhal- ten. Mondbewohner sind extremen Tem- peraturen und Strahlungen ausgesetzt. Zum Bau sollen auch Materialien vor Ort wie Mondgestein und Eis aus Kra- tern verwendet werden können. Auch das deutsche Unternehmen Levity denkt weit voraus. Es plant den Bau einer luna- ren Satellitenplattform, mit der Kunden ihre Fracht zum Mond transportieren können. Das Zehnmannteam aus Bre- men sieht sich als „New-Space-Spedi­ tion zum Mond“. Der erste Demoflug ist für 2026 geplant. Die Kleinsatelliten werden mit Microlauncher in die Erd- umlaufbahn gebracht. Luftschlösser im All? Möglich. Andererseits hat das Bera- tungsunternehmen PwC die Marktpo- tenziale am Mond in den kommenden zwei Jahrzehnten auf 55 bis 100 Milliar- den Euro taxiert. Echtes Neuland ist auch derWeltraumtourismus. Auf diesem Feld misst sich Elon Musks SpaceX mit Blue Origin von Amazon-Boss Jeff Bezos und Virgin Galactic, gegründet 2004 von Richard Branson. Ein Ticket kostet zwi- schen 250.000 und 500.000 US-Dollar. n Neuer Weltraumtourismus mit alten Startup-Gründern wie Richard Branson von Virgin Galactic

RkJQdWJsaXNoZXIy NzkxMTUy