Chefinfo Magazin 01-2024

MANAGEMENT MANAGEMENT 1/2024 | CHEFINFO | 71 70 | CHEFINFO | 1/2024 FOTOS: OTTO BULLETPROOF, ARCTIC WARRIOR, PARAMOUNT Ottogerd Karasch betreibt seit 2020 einen eigenen YouTube-Kanal, der sich mit Survival-Touren, Bushcraft und Bundeswehr beschäftigt. ERFOLG. Lektionen vom Überlebenscoach: Ein Gespräch mit Otto „Bulletproof“ Karasch, der vom aktuellen Military-Trend profitiert und dessen Survival-Videos auch in Österreich tausendfach geklickt werden. INTERVIEW: Melanie Aprin Ottogerd Karasch, 41, ist ein Überlebenscoach, Abenteurer und Ex-Fallschirmjäger der deutschen Bundeswehr. Prominent wurde er als Gewinner einer Staffel in dem Survival-Format „7 vs. Wild“. Heute ist „Otto Bulletproof“ ein auch in Österreich beliebter YouTube-Star, dessen Survival-Formate auf dem eigenen Kanal millionenfach geklickt werden. Was weniger bekannt ist: Karasch zählt zu den größten Direktimporteuren von amerikanischen Marken-Lebensmitteln – mit Kunden wie Rewe, Aldi und Metro. CHEFINFO: Sie waren bei der Bundeswehr bereits ein umtriebiger Unternehmer mit einem boomenden Onlineshop für US-Lebensmittel. Warum hat es Ihnen nicht gereicht, mit amerikanischem Bier und BBQ-Saucen Ihr Geld zu verdienen? Ottogerd Karasch: Im Hauptberuf war ich klar Soldat. Auch heute stehe ich noch voller Überzeugung hinter der Bundeswehr. Sonst hätte ich nicht noch den Reserve-Offizier drangehängt. Man kann aber auch Soldat und Unternehmer sein. Ich hatte mich schon als Kind dafür interessiert, wie man Dinge kaufen und weiterverkaufen kann. Der Handel ist einfach mein Ding. Das merkte ich auch bei meinen Auslandseinsätzen. In Afghanistan beispielsweise sah ich mich gerne auf den Märkten um und überlegte mir, was man hier kriegt und in Deutschland gut weiterverkaufen kann. Und was sahen Sie da? Karasch: Lapislazuli zum Beispiel. Die bekanntesten Fundstätten des blauen Gesteins sind in Afghanistan und speziell im Hindukusch. Auf den Feldern und „Ich wollte in die Schlammzone“ den Gewürzbasaren fiel mir dann der Safran ins Auge. Hätte es mich als Soldat in den Iran verschlagen, wäre ich vermutlich in den Handel mit Pistazien eingestiegen. Was sagt die Bundeswehr dazu, wenn sich ihre Soldaten als Händler betätigen? Karasch: Im günstigsten Fall hat sie keine Einwände. Man muss aber zuvor einen Antrag gestellt haben, um sich den Nebenerwerb beziehungsweise den Zuverdienst bewilligen zu lassen. Davon abgesehen sollte sich jeder Soldat auf Zeit, der nicht Berufssoldat werden will, ohnehin fragen, was danach kommt. Offiziere, die bei der Bundeswehr studiert haben, müssen sich hier weniger Sorgen machen. Viele legen nach ihrer Zeit bei den Streitkräften eine steile Karriere in der Privatwirtschaft hin. Warum kam das für Sie nicht infrage? Karasch: Weil schon das Abitur für mich nicht infrage kam und ich was erleben wollte. Ich wollte in die Schlammzone. Natürlich war da auch Abenteuerlust im Spiel. Ich war ein junger Bursche, der Sport liebte und Grenzerfahrungen in der Natur. Ein Fallschirmjäger-Bataillon passte gut. Meine Eltern waren nicht gerade begeistert, obwohl mein Vater selbst bei der Bundeswehr war, allerdings in einer Sportfördergruppe. Das kann man nicht mit einer Einheit vergleichen, in der die Soldaten auch draufgehen können. Dass ich irgendwann als Unternehmer und YouTuber von meinen extremen Erfahrungen bei der Bundeswehr profitieren würde, war nicht absehbar. Hat es Sie überrascht, dass Ihre Videos über die härtesten Lehrgänge der Bundeswehr so gut ankamen? Karasch: Das hat mich in der Tat überrascht. Die Bundeswehr war bis zum Ausbruch des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 eher kein Thema in der Öffentlichkeit. Wenn man über sie in den Medien sprach, dann fast nur im Zusammenhang mit Skandalen. Aber so ist das eben. Wie meinen Sie das? Karasch: In guten Zeiten wird die Notwendigkeit der Armee infrage gestellt. Es heißt nicht umsonst: In guten Zeiten wird Gott vergessen und der Soldat schlecht behandelt. Ohne Waffen lassen sich Demokratien leider nicht schützen. Würden Sie Ihren Bekanntheitsgrad auch dafür nutzen, Testimonial der Rüstungsindustrie zu sein? Karasch: Ein klares Nein. Waffen gehören in die Hände von Spezialisten. Was ich mir aber schon vorstellen könnte, wären Streamingformate auf meinem Kanal, in denen wir hinter die Kulissen der Rüstungsindustrie blicken und zeigen, wie Waffensysteme und Waffenträger produziert werden. Man könnte auch zeigen, welche Berufsfelder sich dabei auftun. Hätten Sie dabei die Unterstützung der Bundeswehr? Karasch: Die Bundeswehr hat mich bisher immer unterstützt – sei es bei Mut allein genügt aber nicht. Es braucht auch Durchhaltevermögen und die Disziplin, die Dinge durchzuziehen. So etwas kann man aber auch erlernen. Ottogerd Karasch Überlebenscoach und YouTube-Star Survivaltraining: Im Team unterwegs in der Wildnis mit „Otto Bulletproof“. Ô

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