Chefinfo Magazin 01-2024

FINANZEN 66 | CHEFINFO | 1/2024 FOTOS: SABINE STARMAYR, GREMLIN / E+ / GETTY IMAGES tatsächlich sehr. Viele Jahre konnte man auf eine hervorragende Auftragslage blicken und Bauunternehmen wuchsen beständig. Vor allem der Einfamilienhaussektor ist zuletzt aber stark eingebrochen. Rückgänge in den Auftragsbüchern von 70 bis 80 Prozent haben Unternehmen zu beklagen, die sich auf den Bau von Einfamilienhäusern konzentrieren, so Norbert Hartl, Landesinnungsmeister Bau Oberösterreich, auf einer Pressekonferenz. „Es wird bei denen Insolvenzen geben, wo die Firmen es nicht geschafft haben, sich in den guten Jahren zu wappnen“, meint er dazu. Er geht von etlichen Insolvenzen quer durch die Branche aus. Derzeit stagniert die Nachfrage aufgrund hoher Zinsen und verschärfter Rahmenbedingungen in der Kreditvergabe. „Endverbrauchern fehlen Finanzierungsmöglichkeiten“, bringt es Wögerbauer auf den Punkt. Die Baubranche fordert deshalb weiterhin vehement eine Abschwächung der sogenannten KIM-Verordnung, die im Regelfall einen Eigenmitteleinsatz von 20 Prozent verlangt. Finanzminister Magnus Brunner kann sich zumindest vorstellen, Kreditzinsen beim ersten Eigenheimkauf steuerlich absetzbar zu machen. Nach der Flut Die Insolvenzen bergen allerdings auch einen Nutzen für heimische Betriebe. Durch Hilfspakete der Regierung wurde das Leid einiger unterkapitalisierter Unternehmen künstlich verlängert. Beispielsweise bei den Steuern: Sie sind für Unternehmen immer ein großer Verbindlichkeitsposten. „Das Finanzamt und andere Abgabengläubiger haben wegen Corona unverzinste Stundungen gewährt“, erzählt Haiböck, „das führte dazu, dass insolvenzreife Unternehmen weiterbestehen konnten.“ Gesunde Unternehmen haben dadurch Konkurrenz von solchen, die es am Markt eigentlich nicht mehr geben sollte. Förderungen nahmen außerdem den Wettbewerbsdruck von den Schultern der Unternehmen. „Jetzt laufen Umsatzersatz, Stundungen und dergleichen aus und Insolvenzen werden nun aufgeholt“, so Haiböck. Außerdem halten diese „kränkelnden“ Unternehmen Arbeitskräfte. „Durch Insolvenzen dieser nicht langfristig lebensfähigen Unternehmen werden Mitarbeiter dann frei für den allgemeinen Arbeitsmarkt“, so Wögerbauer. Der Arbeitskräftemangel, der auch Oberösterreich nun schon so lange plagt, wird durch Firmenpleiten gedämpft. Trotz hoher Insolvenzzahlen kann angenommen werden, dass es sich um eine Normalisierung der Insolvenzen nach der Pandemie handelt. „Der erwartete Aufholeffekt rückständiger Insolvenzen ist geringer ausgefallen als anfangs erwartet“, meint Haiböck, „die Welle ist zumindest weniger schlagartig gekommen.“ Und auch Wögerbauer sieht es ähnlich: „Der Insolvenz-Tsunami, den manche erwartet haben, ist nicht gekommen. Durch staatliche Förderungen wurde dieser abgefedert, aber jetzt gleicht es sich an das Normalniveau an.“ Für die Zukunft würde sich der KSV aber ein gezielteres Fördermodell wünschen, welches nur solche Unternehmen zum Ziel hat, die eine wahre Zukunftsperspektive haben. Dabei verweist man auf eine interne KSV-Mitgliederbefragung, bei der ein Drittel der Befragten meinte, man hätte auch ohne erhaltene Förderungen die Krise bewältigen können. Die berüchtigte Förderungsgießkanne hat letztlich anscheinend keinen Insolvenz-Tsunami verursacht. Die Wellen, die nun marode Unternehmen davonspülen, hätte man aber vielleicht dennoch kleiner halten können. n 9,3 Prozent mehr Insolvenzen gab es 2023 in Oberösterreich im Vergleich zum Jahr davor. Der Insolvenz-Tsunami, den manche erwartet haben, ist nicht gekommen. Petra Wögerbauer Regionalleiterin Nord KSV1870 Vor allem kleinere Betriebe konnten sich mit Fördermitteln gut über Wasser halten. Petra Wögerbauer Regionalleiterin Nord KSV1870 Mit Förderungen hielten sich viele über Wasser. Jetzt steigt der Wettbewerbsdruck wieder. Während René Benkos Immobilienreich wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt, kommen immer mehr pikante Details ans Tageslicht. So sollen vertrauliche Dokumente in Deutschland belegen, dass 680 Millionen Euro Staatshilfe ohne ausreichende Recherche und Absicherung an Galeria flossen. Wie Benko die Politik so hinters Licht führen konnte, dürfte wohl auch Gerichte noch länger beschäftigen. Die Signa ist eine der größten Immobiliengruppen in Europa, innerhalb welcher die insolvente Signa Prime Selection die mit Abstand wertvollste Sparte ist. Ihr geschätzter Vermögenswert beträgt 20 Milliarden Euro. Assets werden versilbert In Österreich wurde mit dem Versilbern von Luxusassets in Wien und Innsbruck begonnen. Zu den Beteiligungen gehören in Wien das Park Hyatt, das Goldene Quartier- und VerfassungsgerichtshofGebäude sowie in Innsbruck das Kaufhaus Tyrol. Wie es nach dem Baustopp des in der Wiener Mariahilfer Straße geplanten Einkaufszentrums „Lamarr“ weitergeht, ist noch unklar. Teil der Signa Prime Selection sind auch das Luxuskaufhaus KaDeWe in Berlin oder in Venedig das Hotel Bauer. Bekannte Aktionäre der Signa Prime sind der Hamburger Milliardär Klaus Michael Kühne, die Familie Peugeot aus Frankreich oder „Mister Strabag“ Hans Peter Haselsteiner, der in einem viel beachteten Zib2Interview die Frage stellte: „Wie konnte mir das passieren?“ Finanziert haben die Signa-Gruppe auch Banken, Versicherungsgesellschaften, Pensionsfonds, Stiftungen und private Kapitalgeber. Die Liste der Banken, die bei Signa investiert haben, ist lang und prominent. Besonders dick in der Kreide steht die Signa etwa bei der Allianz (600 Mio. Euro), der Landesbank Hessen-Thüringen (628 Mio. Euro), der Münchner Rück (700 Mio. Euro) zahlreichen Raiffeisenbanken, dem Versicherer Signal Iduna 912 Mio. Euro) sowie San Simeon Investments mit 884 Mio. Euro. In der Schweiz musste die Privatbank Bär einen 600-Millionen-Kredit abschreiben, der Chef musste seinen Posten räumen. n 1/2024 | CHEFINFO | 67 FOTO: STEFAN BONESS / SZ-PHOTO / PICTUREDESK.COM Der große Ausverkauf MEGAINSOLVENZ. Wie konnte das passieren? Das fragen sich Investoren und Politiker, die sich von René Benko hinters Licht geführt sehen. Der Kollaps von Signa trifft auch zahlreiche Banken. TEXT: Klaus Schobesberger TOP 5: SIGNA-SCHULDEN BEI OÖ. BANKEN Raiffeisenlandesbank Oberösterreich AG: 181.845.251 Oberbank AG: 47.941.785 Sparkasse OÖ: 22.500.000 Hypo Oberösterreich: 12.966.735 Raiffeisenbank Wels eGen: 11.000.000 Beträge in Euro

RkJQdWJsaXNoZXIy NzkxMTU1