Chefinfo Magazin 01-2024

46 | CHEFINFO | 1/2024 FOTO: TROGROUP/M. EDER Was haben Stempel und Verbrenner gemeinsam? „Beide werden immer wieder totgesagt, es wird sie aber definitiv noch länger geben“, ist Bernd Badurek im Gespräch mit CHEFINFO überzeugt. Der 49-jährige Manager muss es wissen: Seit Herbst des Vorjahres führt er die Geschäfte der TroGroup mit rund 2.000 Mitarbeitern weltweit und den Marken Trodat (Stempel) sowie Trotec (Laser). Die Top-Führungskraft kommt eigentlich aus der Automobilindustrie und hat jahrelang als CEO die Sinter-Division bei der Miba AG verantwortet, davor war er bei Neuson und dem Papierhersteller Mondi. Wie passt das zusammen? „Sehr gut“, erklärt Badurek, denn die TroGroup sei mit einer Exportquote von 97 Prozent ein stark international tätiges sowie technologie- und innovationsgetriebenes Unternehmen. Wachstum in neuen Bereichen Dieses Potenzial soll nun auf andere Industrien ausgerollt werden. Der Grund: Im Stempelbereich beherrscht Trodat zwar rund 70 Prozent des Weltmarkts, bewegt sich aber zunehmend auf der Stelle. Der Rückgang im Stempelgeschäft werde dank Marktanteilszugewinnen durch Verdrängung und neues Wachstum in Absatzmärkten wie Indien in diesem Jahrzehnt TroGroup-Chef Bernd Badurek sieht die Transformation in Richtung industrieller Anwendungen als seine Hauptaufgabe. Wandel eines Weltmarktführers NEUE MÄRKTE. Wie die TroGroup bestehendes Knowhow aus dem Stempel- und Laserbereich für neue Geschäftsfelder nutzen will. Diese sollen 2030 bereits bis zu 40 Prozent des Konzernumsatzes ausmachen. TEXT: Klaus Schobesberger Bernd Badurek CEO TroGroup Die Kunst wird sein, profitable Nischen zu finden und herauszufinden, was wir besser können als andere. 97 Prozent Exportquote hat die TroGroup, sie ist in 150 Ländern der Welt aktiv. nicht dramatisch sein. Ähnliches gilt für die Lasermaschinen im Gravierbusiness für kleine, familiengeführte Unternehmen in aller Welt – auch diese Technologie habe ihren Reifegrad erreicht. Bis 2030 will die Gruppe daher zusätzliches Geschäftsvolumen von 30 bis 40 Prozent in neuen Anwendungsfeldern bedienen. „Diesen Mehrumsatz werden wir benötigen, um zu wachsen“, sagt Badurek. Chancen, aber auch Risiko Punkten will das 1912 gegründete Familienunternehmen mit seinem Knowhow als Hersteller hochpräziser Bauteile. „Es gibt Tausende Spritzgießer. Die Kunst wird sein, profitable Nischen zu finden und herauszufinden, was wir besser können als andere“, sagt Badurek. Der neue Chef aktiviert dafür seine Kontakte in die Automobilindustrie. Intern wurde begonnen, Ressourcen aus den Abteilungen Forschung & Entwicklung, Marktbeobachtung und Business Development mit konkreten Produktentwicklungen zu befassen. Themen gäbe es genug, sagt Badurek, etwa in der E-Mobilität, wo es darum geht, metallische Verbundstoffe mit Kunststoffen zu kombinieren. Hier könne die TroGroup auch ihre Stärke im Assemblieren ausspielen. Bei Trotec ist man mit ersten Aufträgen bereits im Geschäft. Laser kommen für die „Traceability“ zum Einsatz. Komponenten wie Karosserie, Motoren- und Getriebeteile werden dabei für die Nachverfolgbarkeit markiert. „Früher wurde gestanzt und geprägt, diese alten Technologien können wir mit unseren Laseranwendungen transformieren und gut skalieren. Dieses Key-Account-Management für Großkunden ist neu. Aber auch das Risiko ist ein anderes – etwa, wenn die Bänder in einem Automobilwerk stillstehen“, erklärt der CEO. n WIRTSCHAFT FOTOS: HERMANN WAKOLBINGER EXPORTWIRTSCHAFT. Die heimischen Unternehmen schlagen sich noch gut auf den internationalen Märkten, doch die Wettbewerbsfähigkeit sinkt. Potenzial bietet der GreenTech-Bereich. INTERVIEW: Klaus Schobesberger Laut Exportstatistik hat Oberösterreich mit 7,6 Milliarden Euro den höchsten Handelsbilanzüberschuss aller Bundesländer in den ersten sechs Monaten des Vorjahres erzielt. Kein anderes Bundesland ist mehr vom Export getrieben. Das ist in robusten Konjunkturphasen ein Wachstumsvorteil, umgekehrt hinterlassen Krisen rascher Spuren, vor allem am Arbeitsmarkt. Einer der besten Kenner der vielschichtigen Branche ist Robert Leitner, Präsident des Export Club Oberösterreich (www.ecl. at) und verantwortlich für den Bereich Außenwirtschaft in der WKO Oberösterreich. CHEFINFO: Laut Statistik wuchsen Oberösterreichs Exportumsätze im ersten Halbjahr 2023 um 9,3 Prozent. Wie ist dieses Wachstum zu erklären? Robert Leitner: Wenn man sich die Zahlen genauer ansieht, dann stellt man fest, dass ein Großteil davon ein inflationsbedingtes nominelles Wachstum ist. Dennoch ist es ein Grund zur Freude, denn höhere Preise muss man auf den internationalen Märkten und gegenüber dem internationalen Mitbewerb erst einmal durchsetzen können. Das zeugt von der Wettbewerbsstärke unserer Exportwirtschaft, die allerdings durch die nach wie vor hohen Energiekosten und die zuletzt enormen Lohnkostensteigerungen in der exportorientierten Industrie mehr als gefährdet ist. Das ist ein gewaltiger Rucksack, den unsere Exporteure zu schultern haben, wie der internationale Vergleich zeigt. Die Lohnstückkosten in der heimischen Industrie steigen deutlich stärker an als bei unseren Handelspartnern. Mit welchen konkreten Herausforderungen kämpfen Exporteure aktuell? Leitner: Die Exportwirtschaft ist am stärksten mit den neuen Regularien zum Lieferkettengesetz in Deutschland und auf EU-Ebene befasst. Schon heute sind Zulieferer mit Fragebögen ihrer deutschen Abnehmer zu arbeits-, sozial- und umweltrechtlichen Themen konfrontiert. Mit der Taxonomie und dem EU-CO2-Grenzausgleich (CBAM) kommen weitere Anforderungen dazu. Hier braucht es konkrete Unterstützung und praktikable Lösungen für die Betriebe. Den EU-Institutionen ist noch viel zu wenig bewusst, welche Folgen für den internationalen Handel damit verbunden sind, wenn hier nicht pragmatisch vorgegangen wird. Ohne die Notwendigkeit von Klima- und Umweltschutz infrage zu stellen, geht es auch um die Verhältnismäßigkeit. Hier droht eine Schieflage, die vor allem den Exportstandort Europa gegenüber den USA, China und anderen Handelsmächten schwächt. Welche Potenziale gibt es im Export noch? Leitner: Ein großer Exportschwerpunkt der Zukunft liegt im Bereich GreenTech. Oberösterreich kann mithilfe dieser Technologien „die Welt grüner machen“ und sich als Vorreiter für nachhaltige Innovationen positionieren. Nahezu alle Produkte, die wir in der Welt verkaufen oder bereits einmal vertrieben haben, erhalten in einer ökologisch-nachhaltigeren Version eine neue zusätzliche Exportchance. Das kann eine Anpassung der Produkte und Verfahren an die Energiewende und den Klimaschutz sein oder die Verwendung von kreislaufbasierten bzw. nachwachsenden Rohstoffen zur Linderung der Ressourcenknappheit wie gänzlich neue Geschäftsmodelle. Alles hängt mit der Innovation zusammen. In den Jahren 2010 bis 2022 lag der Anteil der Umwelttechnologie-Exporte in Oberösterreich durchschnittlich bei 14 Prozent der Gesamtexporte. Das höchste ungenutzte Exportpotenzial liegt aktuell in den USA und in China. n „Gewaltiger Rucksack“ Nahezu alle Produkte, die wir in der Welt verkaufen, erhalten in einer ökologisch-nachhaltigeren Version eine neue zusätzliche Exportchance. Robert Leitner Präsident Export Club Oberösterreich Robert Leitner, Präsident des Export Club Oberösterreich und Chef der Außenwirtschaft in der WKO OÖ. 1/2024 | CHEFINFO | 47

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